Rare Route auf's Nebelhorn - über den Nordwestgrat


Publiziert von Nik Brückner , 4. November 2016 um 11:45.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:28 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:13,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Reichenbach aus ist der Parkplatz ausgeschildert.
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal, ganz viele.

In den Alpen isch's nomml schön! Schnell Hakens "Affinity" eingelegt und runterg'fahr'n! Ich hatte gerade eine langwöchige Auszeit hinter mir, weil ich mir beim Südanstieg auf die Silberspitze, einem Steilgras-Schmankerl in den Lechtalern, eine saftige Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Seither war nur eine leichte Tour zu den Sanddünen im Rheintal und ein paar Wanderungen im Pfälzer Wald dringewesen. Ich hatte sowas von Nachholbedarf!

Also schnell runterg'fahr'n!  Aber was machen? Ab zweizwei sollte Schnee liegen. Was würde gehen? Ich beschloss, einen Beschluss erst beim Reinfahren ins Illertal zu fassen. Von dort aus würde ich mehr sehen können.

Die spontane Idee dann: Nebelhorn Nordwestgrat. Ich wusste, dass das geht, denn quacamozza hatte das mal gemacht und hier beschrieben. Also raufgeparkt zum Parkplatz Gaisalpe (859m) in Reichenbach und losgebergsteigt!



Gegen 10:30 Uhr ging's also los - los war nicht viel im Gaisalptobel, und ich stieg auf den ansonsten ja recht beliebten Wanderwegen, vorbei an sämtlichen unteren und oberen Richteralpen, Gaisalpen, Gaisalpfällen und Gaisalpseen hinauf. Na, am unteren See (1508m) machte ich erstmal 20 Minuten Pause.

Eine gute halbe Stunde später stand ich an am Oberen Gaisalpsee (1770m), zwanz'g Minuten darauf dann endlich oben am Grat: am Gängele auf 1847m.

Parkplatz Gaisalpe - Gängele: Wanderwege, T1 bis T3, 2h


Hier am Grat verlässt man den Weg. In der Folge wechseln sich Gras und Fels, Geh- und Kletterpassagen ab. Zuerst geht es über Gras auf einen Zacken zu. Man überklettert eine Felsmauer, dann geht es über Gras und Schrofen hinauf. Den Zacken selbst umgeht man schließlich rechts in steilem Gras, dann geht es wieder hinauf auf den Grat.

Nun auf einer mäßig schmalen Graskante hinauf und heran an die nächsten Felsen. An den großen, groben Zacken lässt es sich ohne Schweirigkeiten hinaufkraxeln. Es bleibt weiter felsig, das Gras weicht dabei nun zurück. An einem markanten, zerklüfteten Zacken hat man dann die Wahl: Rechts umgehen - oder links. Beides scheint machbar, ich habe mich für die Variante links entschlossen. Dabei quert man ausgesetzt eine ziemlich steile Rinne - diese Passage ist die Schlüsselstelle der Tour und mit T6 zu bewerten.

Nach dem Ausstieg geht's nun an die Gipfelwand des Vorgipfels heran. Bissl rechts vom Gipfel ist eine Rinne zu sehen, die die vermutlich leichteste Anstiegsvariante darstellt. Sie lässt sich prima klettern, und wenn man oben nach rechts aussteigt, ist man nie über einen IIer hinausgekommen. Dann steht man auf dem Vorgipfel (2150m).

Nebelhorn NW-Grat vom Gängele zum Vorgipfel: T4 - T6, I, II und Gehgelände, 1h


Vom Vorgipfel zum Hauptgipfel führen Wegspuren an dem (nebenbei bemerkt: wunderschönen) Grat entlang. Ab und zu muss man etwas kraxeln, schwierig wird es aber nicht mehr. Am Hauptgipfel des Nebelhorns (2224m) angekommen, habe ich erstmal gemütlich ausgepaust und den Arbeitern beim Arbeiten zugesehen. Na, sie wirkten sehr gechillt: Die Wintersaison kann offenbar kommen!

Vorgipfel - Hauptgipfel: Bis T4/I, viel Gehgelände, 20 Minuten


Rundsicht! Wenn so wenig los ist, wie an diesem Tag, muss man sich dafür einfach Zeit nehmen. Mein Blick fiel zunächst hinüber zum Großen Daumen, der über einen langen, klettersteigbewehrten Grat mit dem Nebelhorn verbunden ist. Dahinter zeigen sich Geißhorn, Rauhhorn und Kugelhorn, dahinter wiederum Kellenspitze und Gehrenspitze.

In den Ammergauern sind die Geierköpfe, Kreuzspitze und Kreuzspitzl und der Danielkamm zu erkennen. Davor geht's weiter mit ein paar Allgäuer Gipfeln: Rote Spitze,
Lachenspitze, Leilachspitze. Dahinter zeigt sich der Thaneller, der die Kette der Lechtaler Alpen eröffnet, sowie das Wettersteingebirge mit der Zugspitze und  ein paar Mieminger Gipfel.

Viel näher sind Schänzlespitz und Schänzlekopf, Sattelkopf und Glasfelderkopf. Dann dominiert der Hochvogel den Horizont im Südosten. Davor erstrecken sich der Wildengrat und der Giebelgrat.

Der Giebelgrat endet am
Laufbacher Eck, von dem sich die Kante über die Rotköpfe weiter zum Schneck hinaufschwingt. Dahinter sieht man den Großen und den Kleinen Wilden, dahinter wiederum die Hornbachkette, Parseierspitze und Freispitze. Den Süden markieren Krottenkopf, Öfnerspitze und Krottenspitzen.

Deutlich näher liegen der schöne Grat, der vom Laufbacher Eck zum Zeiger hinüberzieht, und der Schattenberggrat. Dahinter ist dann Allgäuer Prominenz versammelt: Jochspitze, Rauheck, Kreuzeck, naja, aber dann folgen der die Kleine und die große Höfats mit dem Rauhenhalsgrat, Mädelegabel, Trettachspitze und das Hohe Licht. Irgendwo dazwischen klemmen sich der Fürschießer, der, die Kegelköpfe und der Himmelschrofenzug hinein.

Dahinter ein Gewimmel zahlloser Gipfel: Rotgundspitze und Linkerskopf, Hochrappenkopf und Biberkopf, Spullerschafberg, Griesgundkopf, die Hammerspitzen, dahinter Liechelkopf und Elfer, Braunarlspitze und Widderstein. Irgendwo im Südwesten ist die Schesaplana zu sehen.

Näher sind da schon der Bärenkopf, der Heiterberg, die Güntlespitze, das Walmendinger Horn und der Heuberg, dahinter ragen die Hochkünzelspitze, die Niedere Künzel und der Zitterklapfen auf. Weiter geht's mit dem Grünhorn und dem Ifen. Am Horizont zeigt sich der Alpstein mit Moor, Altmann und Säntis. Im Nordwesten schließlich beenden die Hörner und die Nagelfluhkette den Rundblick. Na, fast. Auf der herüberen Seite sind der Grünten mit dem hübschen Burgberger Hörnle, die Rotspitze und der Sorgschrofen
noch beschauenswert.


Über den noch in Bau befindlichen Aussichtsgang in der senkrechten Nordflanke konnte ich nur den Kopf schütteln. Als ich fertiggeschüttelt hatte, schlenderte ich zurück zum Vorgipfel, und linkste dort Richtung Gundkopf (2062m) ab, das ist irgendein Zacken im Südwestgrat, den ich nie erkenne. Ich kraxelte über alles rüber, sollte ja schließlich eine Grattour werden! Angesichts eines Steigleins, das immer ein paar Meter neben mir verlief, eine nicht ganz sinnvolle Aktion, die prompt von einer Gams mit zweifelndem Blick beäugt wurde. Dann nahm ich den ausgesetzten Zackengrat (T4+) direkt am Geißfußsattel (1948m) unter meine Geißfüße und stand wieder am Weg.

Nebelhorn - Geißfußsattel: Bis T4/I, viel Gehgelände, 45 Minuten


Hier traf ich einen der ersten Wanderer an diesem Tag. Na, es gab andere, aber die chillten am unteren See herum. Auch schön!

Wo war ich? Ah ja, am Geißfußsattel. Naja, von hier aus ging's dann eben alles wieder runter: Vorbei an sämtlichen oberen und unteren Gaisalpseen, Gaisalpfällen, Gaisalpen und Richteralpen. Eineinhalb Stunden nachdem ich den Geißfußsattel verlassen hatte, langte ich wieder am Parkplatz (859m) an. Dann wurz kalt! Nix wie rein in meine Pension und erstmal ne Stunde heiß duschen!

Geißfußsattel - Parkplatz Gaisalpe: Wanderwege, T1 bis T3, 1,5h



Ausrüstung:

  
Schuhe, Hose, T-Shirt, dazu unbedingt ein Helm, und Stecken, wer mag.  


Fazit:

Supper Töürl, das man an einem An- oder Abreisetag noch prima machen kann.

Tja, und am nächsten Tag gelang mir im Team mit dem Löwensteiner eine alpinistsche Großtat - am legendären Derraköpfle...

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (13)


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DiAmanditi hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2016 um 12:14
Interessante Tour am Nebelhorn, ich selbst habe bisher nur durch den Bericht von quacamozza davon gehört. Ist jedoch nichts für mich, auch wenn ich immer die ganzen T6-Berichte lese, bleibe ich lieber bei leichteren Kraxeleien. So habe ich am 30. Oktober zufällig eine Tour im gleichen Gebiet gemacht, nämlich die schöne Überschreitung vom Rubihorn zum Geißfuß rüber (Der Bericht ist allerdings noch nicht fertig). Vom Geißfußsattel nach Reichenbach hinunter war unser Weg also identisch, auch wenn ich ihn zwei Tage später gegangen bin ;-)

Viele Grüße, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2016 um 12:21
Hi DiAmanditi! Tja, wer weiß, vielleicht sind wir uns die tage ja wirklich mal über den Weg gelaufen. Ich war von Frei- bis Mittwoch unten und jeden Tag unterwex.

Der Nordwestgrat ist echt ne schöne Tour, versuchen kannste die ja mal!

Grüßle,

Nik

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2016 um 13:08
Hi Nik!

Wer weiß, vielleicht hat man sich ja wirklich irgendwo gesehen...

Ich hatte leider trotz des verlängerten Wochenende nicht das Vergnügen, lange im Allgäu zu bleiben. Außer der oben genannten Tour war nur noch eine kleine Runde im Kleinwalser- und im Trettachtal möglich, da ich leider aus diversen Gründen am Montagabend wieder zurück in Würzburg sein musste :-(

Zum Glück ist das Allgäu nicht allzu weit entfernt, sodass sich für mich bestimmt bald wieder die Möglichkeit bietet, ins "Land der Grasberge" zu fahren!

Was den Nebelhorn-Nordwestgrat angeht, hast du wohl recht, versuchen kann man ihn ja immer und es ist bestimmt eine tolle Tour. Allerdings bin ich wegen der Schwierigkeit etwas skeptisch, schließlich ist T6 nochmal etwas anderes als T4...

Lieber Gruß, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2016 um 20:02
Hiho! Namd! Tja, gell, wen erkennt man schon! Neulich bin ich mit Bene69 eine halbe Stunde lang die Freispitze runtergelaufen, bevor wir einander erkannt haben! Was hasch g'macht im Kleinwalser- und im Trettachtal?

Ah Würz ist super! Hab da mal ein paar Jahre gewohnt.

Was die schwierigen Touren angeht, schrauib Dich einfach hoch. Als Einstieg super ist der Weg auf der Kante zum Laufbacher Eck, da kann man nämlich immer wieder zum Weg runter. Oder die Überschreitung der Winterelfers auf Ost- und Südgrat (Tourenbeschrieb folgt). Der Schattenberggrat böte sich auch an.

Grußerl,

Nik

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. November 2016 um 11:05
Hi! Solche Sachen gibt's, dass man jemanden ewig nicht erkennt - und dann wundert man sich auf einmal "Wo kommt der denn auf einmal her???" Jedenfalls bin ich im Kleinwalsertal hoch zum Unteren Gottesacker durchs Mahdtal, Du warst da ja auch letztens bei Deiner Tour auf den Torkopf mit quacamozza und Yuki. Mit Trettachtal hingegen meine ich auch TrettachTAL: Da war ich im Süden Oberstdorfs am Eingang von Oy-, Dietersbach-, Trettach- und Stillachtal - oft schön am Fluss entlang und mit tollem Blick auf die umliegenden Berge, aber etwas kurz, es war auch nicht viel Zeit.

Würz ist echt super! Interessant, dass Du dort auch ein paar Jahre gewohnt hast.

Zu den schwierigen Touren: Danke für die tollen Vorschläge! Schattenberggrat und Laufbacher Eck sind bestimmt gut, zumal es Teile in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und genug eventuelle Notabstiege gibt (Ich habe schon Deine Berichte dazu gelesen). Der Winterelfer ist mir hingegen nicht bekannt, aber bestimmt auch lohnend (Ich bin gespannt auf den Bericht)

Gruß, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. November 2016 um 16:08
Also, wennde mich mal irgendwo siehst, dann mach' Dich bemerkbar! Vielleicht geht ja was z'samm'. Ich bin ja oft unten! und wenn Du Dich in schwierigeres Gelände hochschraubst, sehmer uns eh mal...

Yep, der Winterelfer geht bald online, das ist mein übernächster Tourenbericht. Erst kommt noch was rrrrrrrrichtig krasses... Hr hr hr... ;o}

Dir viel Spaß in Würz! Ich hab da vor Jahren studiert.

Grüßle,

Nik

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. November 2016 um 17:42
...wenn man sich erkennt! Ich halte die Augen offen, hoffentlich geht's bald wieder mal runter. Mal schaun, auf welchen Graten wir uns begegnen könnten...

Auf den Winterelfer bin ich echt gespannt, aber das "rrrrrrrrichtig krasse", darauf besonders. Krasser als die Tour auf die Elmer Rotwand & Konsorten? Spontan fällt mir da nur die Höfats ein!?

RE:Dir viel Spaß in Würz!
Vielen Dank! Jaja, hier kann man schließlich auch wandern, wenn auch nicht ganz so schön wie in den Alpen. Wie wär's mal hier was zusammen zu machen? Der Odenwald zum Beispiel ist ja nicht allzu weit von Mannheim und Würzburg entfernt!

Lieben Gruß Dir, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 10:34
So! Das Krasse ist jetzt online - die Überschreitung des Derraköpfles! Ha! Da hammer rrrrrrrrichtig was geleistet! ;o} Winterelfer folgt.

Ja klar! Wir können gern mal was im Odenwald machen! Schreib mir einfach mal ne private Nachricht.

Grüßle,

Nik

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 15:04
So! Jetzt habe ich auch beide Berichte gelesen. Schaun beide nicht schlecht aus, vor allem der Winterelfer!

Und falls wir mal im Odenwald gemeinsam was machen wollen, schreib ich Dir eine Nachricht wenn's passt.

Viele Liebe Grüße, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 16:07
Super, vielen Dank!

Ja klar! Melde Dich jederzeit, geht sicher mal was.

Grüßle,

Nik

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 16:11
Mach ich bestimmt, irgendwas geht ja immer. Bis dann!

Ganz Lieber Gruß, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 16:51
So mammer des! Bis dann!

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 17:13
Bis dann!


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