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Neue Berg- und Alpinwanderskala (1.6.2023)


T1 - "Wandern"

Weg gut gebahnt. Falls vorhanden, sind exponierte Stellen sehr gut gesichert. Absturzgefahr kann bei normalem Verhalten weitgehend ausgeschlossen werden.
Anforderungen: Keine spezifischen Anforderungen. Orientierung problemlos, in der Regel auch ohne Karte möglich. 
Beispieltouren Mont Raimeux, Grubenberghütte, Vermigelhütte, Capanna Cadagno, Kronberg über St. Jakob, Rifugio Saoseo CAS

T2 - "Bergwandern"

Weg mit durchgehendem Trassee. Gelände teilweise steil. Absturzgefahr nicht ausgeschlossen.
Anforderungen: Elementare Trittsicherheit. Elementares Orientierungsvermögen. 
Beispieltouren Moléson, Turtmannhütte SAC, Bächlitalhütte SAC, Bergseehütte SAC, Capanna Campo Tencia CAS, Fridolinshütte SAC, Silvrettahütte SAC

T3 - "anspruchsvolles Bergwandern"
Weg nicht unbedingt durchgehend sichtbar. Gelände steil. Ausgesetzte Stellen können mit Seilen oder Ketten gesichert sein. Geröllflächen, leichte Schrofen. Eventuell braucht man die Hände fürs Gleichgewicht. Zum Teil exponierte Stellen mit möglicher Absturzgefahr.
Anforderungen: Trittsicherheit. Durchschnittliches Orientierungsvermögen. Elementare alpine Erfahrung.
Beispieltouren Chasseral via Combe Grède, Cabane d‘Orny CAS, Glecksteinhütte SAC, Gross Mythen, Pizzo Centrale, Säntis ab Schwägalp, Zapporthütte SAC

T4 - "Alpinwandern"

Wegspuren, oft weglos. Raues Steilgelände. Einzelne einfache Kletterstellen (I). Blockfelder. Steile Grashalden und Schrofen. Einfache Schneefelder. Gletscherpassagen, meist markiert. Exponierte Stellen mit Absturzgefahr.
Anforderungen: Vertrautheit mit exponierten Passagen. Gute Trittsicherheit. Gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung, elementare Geländebeurteilung. Elementare Kenntnisse im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln. Bei Wettersturz kann ein Rückzug schwierig werden.
Beispieltouren Tour d‘Aï, Mischabelhütte, Schreckhornhütte SAC, Uri Rotstock ab Musenalp, Bocchetta della Campala, Pizol, Capanna Sasc Furä CAS

T5 - "anspruchsvolles Alpinwandern"

Wegspuren, oft weglos. Raues Steilgelände. Einfache Kletterpassagen (I–II). Anspruchsvolle Blockfelder. Sehr steile Grashalden und Schrofen. Steile Schneefelder. Gletscherpassagen, manchmal markiert. Exponiertes Gelände, über längere Strecken Absturzgefahr.
Anforderungen: Vertrautheit mit exponiertem Gelände. Sehr gute Trittsicherheit. Sehr gutes Orientierungsvermögen und Gespür für die Routenfindung. Vertiefte alpine Erfahrung, sichere Geländebeurteilung. Gute Kenntnisse im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln. Bei Wettersturz kann ein Rückzug sehr schwierig werden. 
Beispieltouren: Dent de Brenleire arête NW, Stockhornbiwak SAC, Silberhornhütte SAC, Bristen, Pizzo di Claro Via Lumino, Säntis Chammhalden, Zervreilahorn (von Süden) 

T6 - "schwieriges Alpinwandern"

Meist weglos. Ausgeprägtes Steilgelände. Längere Kletterstellen (II). Heikle Blockfelder. Äusserst steile Grashalden und Schrofen. Heikle Schneefelder. Gletscherpassagen. Sehr exponiertes Gelände, über längere Strecken erhöhte Absturzgefahr. 
Anforderungen: Vertrautheit mit sehr exponiertem Gelände. Ausgezeichnete Trittsicherheit. Sehr gutes Orientierungsvermögen und Gespür für die Routenfindung. Ausgereifte alpine Erfahrung, sehr sichere Geländebeurteilung. Versierter Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln. Bei Wettersturz kann ein Rückzug sehr schwierig werden.
Beispieltouren Dent de Brenleire–Dent de Folliéran, Tour Sallière, Fromberghorn NE-Grat, Schlieren Nordgrat, Cresta dei Corni (Pizzo Campo Tencia), Gams-Chopf Nordgrat, Glärnisch Guppengrat


Abstufungen Mit den Zeichen – und + kann die Bewertung einer Route zusätzlich abgestuft werden (z.B. T3, T3+, T4–, T4)

Vergleich mit offiziellen Wanderwegen Meistens bewegen sich die gelb markierten Wanderwege im Bereich T1/T2, die weiss-rot-weiss markierten Bergwanderwege im Bereich T2/T3 und die weissblau-weiss markierten Alpinwanderwege im Bereich T4/T5. In der Praxis findet man allerdings oft Abweichungen nach unten und nach oben.

Verhältnisse Routen werden unter der Annahme günstiger Verhältnisse bewertet, also bei guter Witterung und Sicht, trockenem Gelände, normalem Wasserstand bei Bächen, schneefreiem Zustand etc.

Beispieltouren Falls keine spezifische Route angegeben wird, ist jeweils die Normalroute (leichteste Route) gemeint.

Schuhwerk Je höher die Schwierigkeit, je schlechter die Wegqualität und je rauer und instabiler das Gelände, desto eher empfehlen sich stabile Bergschuhe mit hohem Schaft und torsionsfester Sohle.

Alpintechnische Hilfsmittel Grundsätzlich bezieht sich diese Skala auf Routen, die üblicherweise ohne Seilsicherung begangen werden und auf denen eine Seilsicherung nicht möglich/praktikabel ist. In den oberen Schwierigkeitsgraden sollte man dennoch die Mitnahme eines Seilstücks inklusive nötigem Zubehör in Erwägung ziehen (Einrichtung eines Seilgeländers oder Sicherung bei Einzelstellen, grösserer Handlungsspielraum bei Versteigern, Rückzug oder Notfall) – sofern man die entsprechenden Sicherungstechniken beherrscht. Je nach Geländeart (steiles Gras, harte Schneefelder) können ein (Leicht-)Pickel oder Steigeisen von grossem Nutzen sein und wesentlich zur Sicherheit beitragen. Im steinschlägigen Gelände empfiehlt sich auch das Tragen eines Helms.

Gletscherpassagen Unter Gletscherpassagen versteht die Skala solche, die im Sommer bei normalen Verhältnissen so weit ausapern, dass sich allfällige Spalten sicher erkennen und ohne Gefahr umgehen lassen (was auf verschiedene hochalpine Hüttenwege zutrifft). Unter diesen Voraussetzungen erübrigt sich eine Hochtourenausrüstung. Bei ungünstigen Verhältnissen können Anseilmaterial, Steigeisen und/oder Pickel hingegen durchaus angezeigt oder gar zwingend sein.

Abgrenzung zu Hochtouren und Felsklettern Ein wesentlicher Unterschied zwischen anspruchsvollen Alpinwanderungen, einfachen Hochtouren und leichten Felsklettereien liegt darin, dass auf einer T5/ T6-Route selten bis nie mit Seil gesichert werden kann, weshalb das Gelände absolut beherrscht werden muss – was hohes technisches Können und mentale Stärke erfordert. Beispiele dafür sind sehr steile Grashänge, wegloses Schrofengelände mit schlechtem Fels oder sehr exponierte Gratpassagen. Deshalb ist Alpinwandern im oberen Schwierigkeitsbereich (T5/T6) in der Regel bedeutend anspruchsvoller als eine einfache Hochtour mit der Bewertung L (= leicht) oder eine gesicherte Klettertour im II. Grad. Aufgrund der unterschiedlichen Merkmale von Alpinwanderungen und Hochtouren lässt sich ein direkter Vergleich der Bewertungsskalen kaum anstellen, doch grundsätzlich kann eine T6-Route vergleichbare Anforderungen stellen wie manche Hochtour im Bereich WS (= wenig schwierig), in vereinzelten Fällen sogar bis ZS– (= ziemlich schwierig

Quelle https://www.sac-cas.ch/fileadmin/Ausbildung_und_Wissen/Tourenplanung/Alpinmerkbl%C3%A4tter/20230601_SAC-Wanderskala_D.pdf

Publiziert von Anna, 25. November 2005 um 18:36.