Große Runde ums hintere Hornbachtal mit ÜS von Kanzberg, Karle-, Jochspitze und Rauheck + Muttekopf
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Auf manchen Karten ist zu sehen, dass im hinteren Hornbachtal von der Hochweide "Auf der March" über die Marchalpe zur Schöneckerhütte ein alter Pfad führt. Von Weitem glaubt man sogar, ihn zu erkennen. Diesen Pfad wollte ich seit Jahren schon suchen. Nun hat's geklappt. Und dabei ergab es sich, dass ich so manchen Mythos aufklären konnte...
Längere Anfahrt. Stimpy Lockjaws "Stimpy Lockjaw" gehört. Geparkt habe ich auf dem kleinen Parkplatz an der Jochbachbrücke in Hinterhornbach. Von dort aus ging es gegen Viertel nach sieben zunächst mal ins Jochbachtal, denn ich wollte zusätzlich noch den Kanzberg , die Karlespitze , die Jochspitze und das Rauheck ü berschreiten , sowie dem Muttekopf einen Besuch abstatten.
Ob das möglich war, wusste ich nicht, denn die Überschreitungen von Karlespitze und Jochspitze habe ich nirgends beschrieben gefunden, und zum ostseitigen Aufstieg auf das Rauheck heißt es, er warte mit zwei senkrechten IIerstellen auf, die man unbedingt umgehen solle. Zudem hatte es in der Nacht zuvor bis auf 1900 Meter heruntergeschneit. Na, ich würde es ja sehen.
Auf einfachen Wanderwegen geht es hinauf auf den Kanzberg, einen gemütlichen Wiesenbuckel, den ich nach zwei Stunden erreichte. Der Kanzberg ermöglicht schöne Ausblicke auf die Bergwelt ringsum - deren Gipfel sämtlich höher sind. Die Route ist einfach, über T2, T3 geht es nicht hinaus.
Hinterhornbach - Kanzberg: 2 Stunden, Wanderwege, T2, T3.
Nach einem Hüttl wandert man ein paar Meter bergab, bis sich der Grat vor der Karlespitze zusammenzieht und der Weg in die linke Flanke ausweicht. Weiter vorn erreicht er hinter der Karlespitze wieder die Höhe und führt von dort aus zur Jochspitze. Ich bin an dieser Stelle über Gras direkt zu den Felsen hinauf. Die Überschreitung der Karlespitze ist kurz und für den geübten Geher gut machbar. T5, T6, je nach Routenwahl mit Kletterei im I. oder II. Grad.
Hinter der Karlespitze kommt dann gleich der Wanderweg herauf, dem ich nun bis zum nahen Gipfel der Jochspitze gefolgt bin. Um zehn war ich oben (reine Gehzeit von HHornbach hierher: zweieinhalb Stunden)
Kanzberg - Jochspitze, mit Überschreitung der Karlespitze: 30 Minuten, zunächst Wanderweg (T2), an der Karlespitze weglos mit Kletterstellen (T6/II). Danach Wanderweg bis zum Gipfel der Jochspitze (T3)
Frühstück! Erst um halb elf bin ich von der Jochspitze weiter. Der Blick zu Muttekopf und Rauheck verhieß allerdings nichts Gutes: Der Schnee der letzten Nacht war lange noch nicht abgetaut, der Grasgrat zwischen beiden Gipfeln würde ziemlich nass sein.
Zunächst aber Konze auf den Abstieg. Ich wählte eine Route über den kurzen, zerrissenen Westgrat hinüber zum nur wenig niedrigeren Grünen Kopf, um Grattürme herum und über sie rüber. Diese Route ist defi T6, ausgesetzt, und Klettern muss man auch ein bissl (nie mehr alls II): Vom Gipfel südwestlich hinunter, über eine Felsschneide, dann links steil abwärts und einen Turm südseitig umgehen. Bald gelangt man auf den schönen Grasgrat zum Grünen Kopf (2212m), das ist T4 und leichter.
Nun geht es in schöner Wanderung über die buckeligen Weiden des Salbkars (T2).
Alles war schön verschneit und in mir kam weihnachtliche Stimmung auf. Schließlich war's August und es würde nicht mehr lange dauern, bis ich im MPreis die ersten Lebkuchen kaufen konnte...
Man steuert am besten auf den Sattel zwischen Muttekopf (links) und Rauheck (rechts) zu. Von dort beäugte mich äußerst mißtrauisch ein Gämserich, der bald verschwand, als er bemerkte, dass ich genau dorthin unterwex war, von wo er mich im Auge behalten wollte. Vom Sattel dann auf dem Rücken nach Osten.
Bald wird es so rrrichtig schmal. Der Grasgrat ist schön ausgesetzt, bei Nässe heikel, geht über T5 aber nicht hinaus. Kletterstellen gibt es trotz eines Steilaufschwungs (den man rechts umgeht) nicht. Eine Stunde nach Verlassen der Jochspitze (gegen halb zwölf) kam ich am Muttekopf an. Das geht bei trockenen Verhältnissen vermutlich schneller.
Jochspitze - Muttekopf: 1 Stunde, weglos. Zunächst zerrissener Grat, T6/II, nach dem Grünen Kopf Wanderung über Weideflächen, T2, am Grat T5
Nun wieder zurück in den Sattel und hinüber sowie über schöne Aufschwünge hinauf zum Felsgipfel des Rauhecks, das von dieser Seite aus ausnahmsweise mal aussieht wie ein richtiger Berg.
Hier hat man nun die Wahl: Allseits empfohlen wird die Querung eines Geröllfelds in der Nordflanke hinüber zu einem Punkt etwa 70 Höhenmeter unter dem Gipfel, von dem aus man dann über den Wanderweg, der vom Älpelesattel heraufkommt, den höchsten Punkt erreicht. Vom direkten Aufstieg auf das Rauheck über die Ostkante heißt es, er warte mit zwei senkrechten IIerstellen auf, weshalb man ihn unbedingt umgehen solle.
Nun, zwei Stufen gibt es hier tatsächlich, allerdings sind sie weit davon entfernt, senkrecht zu sein. Das ist ein Mythos. Die kleine erste Stufe wird einfach von rechts unten nach links oben erklettert (I). Dann geht es ein paar Schritte über Gras hinauf zum nächsten Felsriegel. Dieser wird links umgangen, evtl. auf allen Vieren, weil sich ein überhängender Fels recht aufdringlich benimmt. Dahinter geht es im Steilgras auf guten Tritten (T5) hinauf zum Gipfel. Die bisweilen erwähnte Rinne links daneben braucht man nicht.
Übergang Muttekopf - Rauheck: 30 Minuten, weglos. Grate, Steilgras und zwei Kletterstellen, T6/I
Auch auf dem Rauheck habe ich dann ein Weilchen Pause gemacht. Immerhin war es zwölf Uhr: Mittag! Hier habe ich die ersten Wanderer getroffen. Und gemeinsam haben wir die Rundsicht genossen: Den Reigen eröffnet im Norden der Grat vom Nebelhorn zum Großen und zum Kleinen Daumen. Davor sind das Laufbacher Eck und der Schneck zu sehen. Dann dominieren die nahen Wilden mit dem Wildengrat den Horizont, der Grat, der sich bis zum Hochvogel hinüberzieht.
Danach öffnet sich der Blick, und ein paar Ammergauer sind zu sehen, mit den Geierköpfen, der Kreuzspitze und dem Danielgrat. Davor erhebt sich der Thaneller.
Dahinter zeigt sich natürlich die unvermeidliche Zugspitze, gleich daneben rücken die Gipfel der Hornbachkette ins Blickfeld. Immerhin schauen die Steinkarspitze, die Leiterspitze und die Freispitze herüber, ziemlich genau im Süden auch noch die Holzgauer Wetterspitze.
Hier dominieren aber vor allem die die nahe gelegenene Marchspitze, der Krottenkopf, die Öfnerspitze und die Krottenspitzen den Horizont. Davor erhebt sich das Kreuzeck.
Genau im Südwesten stehen dann die Promis am Allgäuer Hauptkamm, das Hohe Licht, die Hochfrottspitze, die Mädelegabel und die Trettachspitze, ganz nah beieinander. Von der letzteren zieht sich der Himmelschrofenzug gen Norden, davor sind der Fürschießer und die Kegelköpfe zu sehen.
Der Horizont wird hier von Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Widderstein, Elfer, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Säntis dominiert. Es folgt der Ifen und die lange Nagelfluhkette. Davor erhebt sich die schlanke Gestalt der Höfats. Jenseits davon staffeln sich der Schattenberggrat und der Grat, der das Rubihorn mit dem Nebelhorn verbindet. Damit schileßt sich der Kreis.
Von hier aus ging es dann weiter übers Kreuzeck zu dem namenlosen Joch zwischen Kreuzeck und Öfnerspitze, wo mein eigentliches Abenteuer beginnen sollte. Allerdings waren am Kreuzeck mal wieder die Allgäuer Steinböcke, und wollten bewundert werden...
Und so kam ich erst gegen eins am Joch (Punkt 2201) an.
Übergang Rauheck - Kreuzeck - Pt. 2201 ca. 40 Minuten, mit Steinböcken deutlich länger, T3
Zunächst steigt man auf dem Düsseldorfer Weg Richtung Hermann-von-Barth-Hütte auf die March ab. Schon das ist nicht ohne, denn der Weg existiert eigentlich nicht mehr wirklich. Hier im grasigen Gelände ist er jedenfalls kaum noch zu sehen, und man geht einfach irgendwie den Hang hinunter. Wanderer Richtung Hermann-von-Barth-Hütte müssen versuchen, die Markierungen im Auge zu behalten, mir war das gleichgültig, denn ich wollte ohnehin von dem Plateau aus eine andere Richtung einschlagen:
Wer die Hornbachkette von Norden mal aufmerksam betrachtet hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass sie zwischen ihrem steilen, wechselweise bewaldeten oder felsigen Sockel und der kargen Gipfelzone ein grünes Grasgesims besitzt. Für eine Querung der Hornbachkette auf halber Höhe bietet dieses schmale Gesims mit seinen steilen Rampen die einzig logische Möglichkeit, denn sowohl darunter als auch darüber ist das Gelände einfach zu steil. Und tatsächlich verlief hier einst ein Weg aus dem Hornbachtal hinauf auf die March. "Verlief" muss man sagen, denn der Weg ist eine Ruine. Aber dazu gleich mehr.
Auf der March, einer sattgrünen ehemaligen Hochweide, ist natürlich kein Weg mehr zu erkennen. Hier ist viel Gras drüber gewachsen. In felsigerem Gelände, das es hier stellenweise gibt, meint man dann aber bisweilen, Reste eines Wegs zu erkennen, ebenso wie manches niedergedrückte Gras Trittspuren sein könnten. Aber solche Tritte könnte natürlich auch ein Tier gemacht haben.
Dennoch ist die Route nicht zu verfehlen, es geht einfach auf dem beschriebenen Gesims nach Osten, ohne große An- oder Abstiege. Bald gelangt man auf die Marchalpe, ein landschaftliches Kleinod in einem ebenen, reichlich begrünten Kessel, durch den ganz malerisch ein Bächlein mäandert. Alles ist grün, seltene Blumen blühen - schöner kann eine Gebirgslandschaft kaum sein. Man kommt an den Ruinen einer Almhütte vorbei. Vor sich erkennt man nun einen Rücken, über den wieder eine Spur schräg hinaufzuziehen scheint. Dieser Spur folgt man hinauf auf den Rücken. Es ist die Stelle, von der aus man laut Karte noch zur Marchscharte aufsteigen könnte. Oben angelangt, blickt man in einen steilen Trichter, dessen Geröllhänge es nun zu überqueren gilt. Auf einer grünen Rippe sind aber auch, und nun ganz unzweifelhaft, die Serpentinen eines Weges deutlich zu erkennen.
Diese Serpentinen behält man nun immer im Blick, während man darauf zusteuert. Es geht über Gras und Geröll hinunter. Auf den Serpentinen angelangt, sollte man diesen Abschnitt wirklich genießen, es ist der einzige, auf dem der Weg wirklich noch ein Weg ist.
Auf den Serpentinen bergab und an geeigneter Stelle nach rechts in das Geröll. Vorsicht! Das ist keines jener von tausenden Füßen festgetretenen Geröllfelder, wie man sie auf Wanderwegen ständig quert, sondern ein echtes, naturbelassenes. Der Hang gerät nahezu bei jedem Schritt in unkontrollierbare Bewegung.
Vorsicht ist hier oberstes Gebot. Wer sich hier unsicher fühlt, kehrt besser schnellstens um, sowohl die Hermann-von-Barth-Hütte als auch die Kemptener Hütte sind hier noch in Reichweite. Einen Abstieg ins Tal sollte man (auf der gesamten Strecke) keinesfalls versuchen, es gibt zwar Durchschlupfe über die steilen Nordflanken der Hornbachkette, die sind aber dünn gesät und ohne Ortskenntnisse nicht zu finden.
Aus dem Geröll heraus quert man nun deutlich steilere Grashänge und immer wieder Steilrinnen, die von den Ilfenspitzen herunterziehen. Hier ist man nun endgültig in Knochenbrechergelände. Die nächste schwierige Stelle dürfte ein steiler Abstieg sein, an dem man mit zwei Möglichkeiten konfrontiert ist, einen Riegel aus Erlenbüschen zu umgehen. Ich bin rechts herum gegangen, vermutlich kommt man auch links um die Erlen herum. Man darf sich nur nicht zu weit nach links abdrängen lassen. Am Besten ist es, immer schön mittig auf dem steilen, grünen Gesims zu bleiben.
Man passiert zwei Stufen eines Wasserfalls, bevor man in die letzte mehrerer Rinnen gelangt. Auf dem Gesims dahinter ist schon von weitem das bleiche Skelett eines abgestorbenen Baums zu erkennen. An diesem orientiert man sich, wenn man aus der Rinne in teils sehr steilem Gras hinaufsteigt. Tierspuren helfen beim Gehen, man muss sich aber immer darüber im klaren sein, dass es sich um Tierspuren handelt. Der Weg existiert hier nicht mehr.
Nach dem Baumskelett erreicht man einen letzten Rücken. Um diesen Rücken nun möglichst weit oben herum. Nun steht man vor dem Schönecker Kar, genauer gesagt befindet sich östilich unterhalb ein deutliches Kar, in dem die Schönecker Alphütte steht, und über einer deutlichen Felsstufe rechts darüber ein weiteres, das man von diesem Standort aus nicht einsehen kann. Dieses obere wird Schönecker Kar genannt. Der beste Weg ist nun hinüber zu der besagten Felssstufe und unter ihr entlang in einem weiten Bogen hinunter zu der deutlich sichtbaren Hütte.
Da man diese Route aber von dieser Stelle aus nicht einsehen kann, habe ich einen direkten Abstieg versucht, und bin an allen Stellen, die ich angetestet habe, im Erlengestrüpp gelandet. Schließlich habe ich mich für eine schmale Rinne entschieden, in der ich quasi unter den Erlen hindurchschlupfend absteigen konnte. Empfehlen kann ich das nicht, auch wenn Rinnen immer schön direkt bergab führen, das ist nochmal richtiges Knochenbrechergelände.
Drei Stunden nach Verlassen des namenlosen Sattels (Pt. 2201), und damit deutlich später als geschätzt, war ich endlich an der Schönecker Hütte. Die Hütte ist eine aufgegebene Almhütte, die aber nette Menschen notdürftig hergerichtet haben. Man findet dort alte Matrazen, Kerzen, ein Hüttenbuch und sogar laminierte Karten. Herzlichen Dank an die edlen Spender!
Übergang Pt. 2201 - Schönecker Alphütte ca. 3 Stunden, weglos, teils Knochenbrechergelände, Weideflächen, Steilgras und Geröll. Bis T5, keine Kletterstellen.
Hoch über der Schönecker Hütte verläuft der Wanderweg von Hermann-von-Barth-Hütte über die Schönecker Scharte ins Hornbachtal. Diesen gilt es nun zu erreichen. Ein letztes Mal werden höhere Anforderungen an die Ori gestellt. Es geht im Aufstiegssinn rechts der Hütte auf spärlichen Trittspuren hinauf. Wenn sich die Spuren am Ende einer Latschengasse verlieren, (ein paar Meter zurück und dann) im Aufstiegssinn nach links und über latschenbewachsene Grashänge hinauf zum Wanderweg queren. (Wer andersherum geht, hat praktisch keine Chance, die Schönecker Hütte zu finden, der Abzweig vom Wanderweg ist nicht beschildert und Trittspuren sind hier oben am Wanderweg auch keine zu sehen.)
Der Abstieg ins Tal ist dann einfach, für mich aber nur scheinbar einfach, denn der Wanderweg war wegen des vielen Regens im Sommer 2014 völlig durchgeweicht. Dadurch war der Abstieg auf dem glitschigen, gewagt durch das Steilgelände einer schmalen, bewaldeten Rippe geführten Weg gefährlicher als manche Passage der weglosen Querung weiter oben. Nach eineinviertel Stunden war ich dann aber endlich im Tal angekommen - total verschmiert, denn ich konnte ein Ausrutschen nicht jedes Mal verhindern...
Abstieg Schönecker Alphütte - Hornbachtal 1:15, Trittspuren und Wanderweg, T4
Im Tal dann auf breiten Wegen in einer halben Stunde zum Parkplatz (T1).
Fazit:
Diese Umrundung des hinteren Hornbachtals ist eine lange, schwere Tour für Individualisten. Sie stellt hohe Ansprüche an Orientierungssinn und Routenfindung und fordert mit ihren T6-Passagen und IIer-Stellen den ganzen, trittsicheren Bergsteiger. Erfahrung in weglosem Gelände ist absolute Voraussetzung. Zum Vergleich: die verwandte Tour rund ums Traufbachtal, die mit dieser eine Passage zwischen Rauheck und Pt. 2201 teilt, ist deutlich einfacher.
Ausrüstung:
Schuhe mit sehr festen Sohlen (im Gras muss sicher gekantet werden), Stöcke. Einen Pickel braucht es nicht, die Graspassagen sind nicht so steil.
Kartenmaterial:
Am Besten gleich mehrere verschiedene Karten. Ich hatte dabei: Oberstdorf/Kleinwalsertal (Kompass), die AV-Karte 2/2 Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost und einen Ausdruck der Topokarte von der Seite Outdooractive.com.
Längere Anfahrt. Stimpy Lockjaws "Stimpy Lockjaw" gehört. Geparkt habe ich auf dem kleinen Parkplatz an der Jochbachbrücke in Hinterhornbach. Von dort aus ging es gegen Viertel nach sieben zunächst mal ins Jochbachtal, denn ich wollte zusätzlich noch den Kanzberg , die Karlespitze , die Jochspitze und das Rauheck ü berschreiten , sowie dem Muttekopf einen Besuch abstatten.
Ob das möglich war, wusste ich nicht, denn die Überschreitungen von Karlespitze und Jochspitze habe ich nirgends beschrieben gefunden, und zum ostseitigen Aufstieg auf das Rauheck heißt es, er warte mit zwei senkrechten IIerstellen auf, die man unbedingt umgehen solle. Zudem hatte es in der Nacht zuvor bis auf 1900 Meter heruntergeschneit. Na, ich würde es ja sehen.
Auf einfachen Wanderwegen geht es hinauf auf den Kanzberg, einen gemütlichen Wiesenbuckel, den ich nach zwei Stunden erreichte. Der Kanzberg ermöglicht schöne Ausblicke auf die Bergwelt ringsum - deren Gipfel sämtlich höher sind. Die Route ist einfach, über T2, T3 geht es nicht hinaus.
Hinterhornbach - Kanzberg: 2 Stunden, Wanderwege, T2, T3.
Nach einem Hüttl wandert man ein paar Meter bergab, bis sich der Grat vor der Karlespitze zusammenzieht und der Weg in die linke Flanke ausweicht. Weiter vorn erreicht er hinter der Karlespitze wieder die Höhe und führt von dort aus zur Jochspitze. Ich bin an dieser Stelle über Gras direkt zu den Felsen hinauf. Die Überschreitung der Karlespitze ist kurz und für den geübten Geher gut machbar. T5, T6, je nach Routenwahl mit Kletterei im I. oder II. Grad.
Hinter der Karlespitze kommt dann gleich der Wanderweg herauf, dem ich nun bis zum nahen Gipfel der Jochspitze gefolgt bin. Um zehn war ich oben (reine Gehzeit von HHornbach hierher: zweieinhalb Stunden)
Kanzberg - Jochspitze, mit Überschreitung der Karlespitze: 30 Minuten, zunächst Wanderweg (T2), an der Karlespitze weglos mit Kletterstellen (T6/II). Danach Wanderweg bis zum Gipfel der Jochspitze (T3)
Frühstück! Erst um halb elf bin ich von der Jochspitze weiter. Der Blick zu Muttekopf und Rauheck verhieß allerdings nichts Gutes: Der Schnee der letzten Nacht war lange noch nicht abgetaut, der Grasgrat zwischen beiden Gipfeln würde ziemlich nass sein.
Zunächst aber Konze auf den Abstieg. Ich wählte eine Route über den kurzen, zerrissenen Westgrat hinüber zum nur wenig niedrigeren Grünen Kopf, um Grattürme herum und über sie rüber. Diese Route ist defi T6, ausgesetzt, und Klettern muss man auch ein bissl (nie mehr alls II): Vom Gipfel südwestlich hinunter, über eine Felsschneide, dann links steil abwärts und einen Turm südseitig umgehen. Bald gelangt man auf den schönen Grasgrat zum Grünen Kopf (2212m), das ist T4 und leichter.
Nun geht es in schöner Wanderung über die buckeligen Weiden des Salbkars (T2).
Alles war schön verschneit und in mir kam weihnachtliche Stimmung auf. Schließlich war's August und es würde nicht mehr lange dauern, bis ich im MPreis die ersten Lebkuchen kaufen konnte...
Man steuert am besten auf den Sattel zwischen Muttekopf (links) und Rauheck (rechts) zu. Von dort beäugte mich äußerst mißtrauisch ein Gämserich, der bald verschwand, als er bemerkte, dass ich genau dorthin unterwex war, von wo er mich im Auge behalten wollte. Vom Sattel dann auf dem Rücken nach Osten.
Bald wird es so rrrichtig schmal. Der Grasgrat ist schön ausgesetzt, bei Nässe heikel, geht über T5 aber nicht hinaus. Kletterstellen gibt es trotz eines Steilaufschwungs (den man rechts umgeht) nicht. Eine Stunde nach Verlassen der Jochspitze (gegen halb zwölf) kam ich am Muttekopf an. Das geht bei trockenen Verhältnissen vermutlich schneller.
Jochspitze - Muttekopf: 1 Stunde, weglos. Zunächst zerrissener Grat, T6/II, nach dem Grünen Kopf Wanderung über Weideflächen, T2, am Grat T5
Nun wieder zurück in den Sattel und hinüber sowie über schöne Aufschwünge hinauf zum Felsgipfel des Rauhecks, das von dieser Seite aus ausnahmsweise mal aussieht wie ein richtiger Berg.
Hier hat man nun die Wahl: Allseits empfohlen wird die Querung eines Geröllfelds in der Nordflanke hinüber zu einem Punkt etwa 70 Höhenmeter unter dem Gipfel, von dem aus man dann über den Wanderweg, der vom Älpelesattel heraufkommt, den höchsten Punkt erreicht. Vom direkten Aufstieg auf das Rauheck über die Ostkante heißt es, er warte mit zwei senkrechten IIerstellen auf, weshalb man ihn unbedingt umgehen solle.
Nun, zwei Stufen gibt es hier tatsächlich, allerdings sind sie weit davon entfernt, senkrecht zu sein. Das ist ein Mythos. Die kleine erste Stufe wird einfach von rechts unten nach links oben erklettert (I). Dann geht es ein paar Schritte über Gras hinauf zum nächsten Felsriegel. Dieser wird links umgangen, evtl. auf allen Vieren, weil sich ein überhängender Fels recht aufdringlich benimmt. Dahinter geht es im Steilgras auf guten Tritten (T5) hinauf zum Gipfel. Die bisweilen erwähnte Rinne links daneben braucht man nicht.
Übergang Muttekopf - Rauheck: 30 Minuten, weglos. Grate, Steilgras und zwei Kletterstellen, T6/I
Auch auf dem Rauheck habe ich dann ein Weilchen Pause gemacht. Immerhin war es zwölf Uhr: Mittag! Hier habe ich die ersten Wanderer getroffen. Und gemeinsam haben wir die Rundsicht genossen: Den Reigen eröffnet im Norden der Grat vom Nebelhorn zum Großen und zum Kleinen Daumen. Davor sind das Laufbacher Eck und der Schneck zu sehen. Dann dominieren die nahen Wilden mit dem Wildengrat den Horizont, der Grat, der sich bis zum Hochvogel hinüberzieht.
Danach öffnet sich der Blick, und ein paar Ammergauer sind zu sehen, mit den Geierköpfen, der Kreuzspitze und dem Danielgrat. Davor erhebt sich der Thaneller.
Dahinter zeigt sich natürlich die unvermeidliche Zugspitze, gleich daneben rücken die Gipfel der Hornbachkette ins Blickfeld. Immerhin schauen die Steinkarspitze, die Leiterspitze und die Freispitze herüber, ziemlich genau im Süden auch noch die Holzgauer Wetterspitze.
Hier dominieren aber vor allem die die nahe gelegenene Marchspitze, der Krottenkopf, die Öfnerspitze und die Krottenspitzen den Horizont. Davor erhebt sich das Kreuzeck.
Genau im Südwesten stehen dann die Promis am Allgäuer Hauptkamm, das Hohe Licht, die Hochfrottspitze, die Mädelegabel und die Trettachspitze, ganz nah beieinander. Von der letzteren zieht sich der Himmelschrofenzug gen Norden, davor sind der Fürschießer und die Kegelköpfe zu sehen.
Der Horizont wird hier von Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Widderstein, Elfer, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Säntis dominiert. Es folgt der Ifen und die lange Nagelfluhkette. Davor erhebt sich die schlanke Gestalt der Höfats. Jenseits davon staffeln sich der Schattenberggrat und der Grat, der das Rubihorn mit dem Nebelhorn verbindet. Damit schileßt sich der Kreis.
Von hier aus ging es dann weiter übers Kreuzeck zu dem namenlosen Joch zwischen Kreuzeck und Öfnerspitze, wo mein eigentliches Abenteuer beginnen sollte. Allerdings waren am Kreuzeck mal wieder die Allgäuer Steinböcke, und wollten bewundert werden...
Und so kam ich erst gegen eins am Joch (Punkt 2201) an.
Übergang Rauheck - Kreuzeck - Pt. 2201 ca. 40 Minuten, mit Steinböcken deutlich länger, T3
Zunächst steigt man auf dem Düsseldorfer Weg Richtung Hermann-von-Barth-Hütte auf die March ab. Schon das ist nicht ohne, denn der Weg existiert eigentlich nicht mehr wirklich. Hier im grasigen Gelände ist er jedenfalls kaum noch zu sehen, und man geht einfach irgendwie den Hang hinunter. Wanderer Richtung Hermann-von-Barth-Hütte müssen versuchen, die Markierungen im Auge zu behalten, mir war das gleichgültig, denn ich wollte ohnehin von dem Plateau aus eine andere Richtung einschlagen:
Wer die Hornbachkette von Norden mal aufmerksam betrachtet hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass sie zwischen ihrem steilen, wechselweise bewaldeten oder felsigen Sockel und der kargen Gipfelzone ein grünes Grasgesims besitzt. Für eine Querung der Hornbachkette auf halber Höhe bietet dieses schmale Gesims mit seinen steilen Rampen die einzig logische Möglichkeit, denn sowohl darunter als auch darüber ist das Gelände einfach zu steil. Und tatsächlich verlief hier einst ein Weg aus dem Hornbachtal hinauf auf die March. "Verlief" muss man sagen, denn der Weg ist eine Ruine. Aber dazu gleich mehr.
Auf der March, einer sattgrünen ehemaligen Hochweide, ist natürlich kein Weg mehr zu erkennen. Hier ist viel Gras drüber gewachsen. In felsigerem Gelände, das es hier stellenweise gibt, meint man dann aber bisweilen, Reste eines Wegs zu erkennen, ebenso wie manches niedergedrückte Gras Trittspuren sein könnten. Aber solche Tritte könnte natürlich auch ein Tier gemacht haben.
Dennoch ist die Route nicht zu verfehlen, es geht einfach auf dem beschriebenen Gesims nach Osten, ohne große An- oder Abstiege. Bald gelangt man auf die Marchalpe, ein landschaftliches Kleinod in einem ebenen, reichlich begrünten Kessel, durch den ganz malerisch ein Bächlein mäandert. Alles ist grün, seltene Blumen blühen - schöner kann eine Gebirgslandschaft kaum sein. Man kommt an den Ruinen einer Almhütte vorbei. Vor sich erkennt man nun einen Rücken, über den wieder eine Spur schräg hinaufzuziehen scheint. Dieser Spur folgt man hinauf auf den Rücken. Es ist die Stelle, von der aus man laut Karte noch zur Marchscharte aufsteigen könnte. Oben angelangt, blickt man in einen steilen Trichter, dessen Geröllhänge es nun zu überqueren gilt. Auf einer grünen Rippe sind aber auch, und nun ganz unzweifelhaft, die Serpentinen eines Weges deutlich zu erkennen.
Diese Serpentinen behält man nun immer im Blick, während man darauf zusteuert. Es geht über Gras und Geröll hinunter. Auf den Serpentinen angelangt, sollte man diesen Abschnitt wirklich genießen, es ist der einzige, auf dem der Weg wirklich noch ein Weg ist.
Auf den Serpentinen bergab und an geeigneter Stelle nach rechts in das Geröll. Vorsicht! Das ist keines jener von tausenden Füßen festgetretenen Geröllfelder, wie man sie auf Wanderwegen ständig quert, sondern ein echtes, naturbelassenes. Der Hang gerät nahezu bei jedem Schritt in unkontrollierbare Bewegung.
Vorsicht ist hier oberstes Gebot. Wer sich hier unsicher fühlt, kehrt besser schnellstens um, sowohl die Hermann-von-Barth-Hütte als auch die Kemptener Hütte sind hier noch in Reichweite. Einen Abstieg ins Tal sollte man (auf der gesamten Strecke) keinesfalls versuchen, es gibt zwar Durchschlupfe über die steilen Nordflanken der Hornbachkette, die sind aber dünn gesät und ohne Ortskenntnisse nicht zu finden.
Aus dem Geröll heraus quert man nun deutlich steilere Grashänge und immer wieder Steilrinnen, die von den Ilfenspitzen herunterziehen. Hier ist man nun endgültig in Knochenbrechergelände. Die nächste schwierige Stelle dürfte ein steiler Abstieg sein, an dem man mit zwei Möglichkeiten konfrontiert ist, einen Riegel aus Erlenbüschen zu umgehen. Ich bin rechts herum gegangen, vermutlich kommt man auch links um die Erlen herum. Man darf sich nur nicht zu weit nach links abdrängen lassen. Am Besten ist es, immer schön mittig auf dem steilen, grünen Gesims zu bleiben.
Man passiert zwei Stufen eines Wasserfalls, bevor man in die letzte mehrerer Rinnen gelangt. Auf dem Gesims dahinter ist schon von weitem das bleiche Skelett eines abgestorbenen Baums zu erkennen. An diesem orientiert man sich, wenn man aus der Rinne in teils sehr steilem Gras hinaufsteigt. Tierspuren helfen beim Gehen, man muss sich aber immer darüber im klaren sein, dass es sich um Tierspuren handelt. Der Weg existiert hier nicht mehr.
Nach dem Baumskelett erreicht man einen letzten Rücken. Um diesen Rücken nun möglichst weit oben herum. Nun steht man vor dem Schönecker Kar, genauer gesagt befindet sich östilich unterhalb ein deutliches Kar, in dem die Schönecker Alphütte steht, und über einer deutlichen Felsstufe rechts darüber ein weiteres, das man von diesem Standort aus nicht einsehen kann. Dieses obere wird Schönecker Kar genannt. Der beste Weg ist nun hinüber zu der besagten Felssstufe und unter ihr entlang in einem weiten Bogen hinunter zu der deutlich sichtbaren Hütte.
Da man diese Route aber von dieser Stelle aus nicht einsehen kann, habe ich einen direkten Abstieg versucht, und bin an allen Stellen, die ich angetestet habe, im Erlengestrüpp gelandet. Schließlich habe ich mich für eine schmale Rinne entschieden, in der ich quasi unter den Erlen hindurchschlupfend absteigen konnte. Empfehlen kann ich das nicht, auch wenn Rinnen immer schön direkt bergab führen, das ist nochmal richtiges Knochenbrechergelände.
Drei Stunden nach Verlassen des namenlosen Sattels (Pt. 2201), und damit deutlich später als geschätzt, war ich endlich an der Schönecker Hütte. Die Hütte ist eine aufgegebene Almhütte, die aber nette Menschen notdürftig hergerichtet haben. Man findet dort alte Matrazen, Kerzen, ein Hüttenbuch und sogar laminierte Karten. Herzlichen Dank an die edlen Spender!
Übergang Pt. 2201 - Schönecker Alphütte ca. 3 Stunden, weglos, teils Knochenbrechergelände, Weideflächen, Steilgras und Geröll. Bis T5, keine Kletterstellen.
Hoch über der Schönecker Hütte verläuft der Wanderweg von Hermann-von-Barth-Hütte über die Schönecker Scharte ins Hornbachtal. Diesen gilt es nun zu erreichen. Ein letztes Mal werden höhere Anforderungen an die Ori gestellt. Es geht im Aufstiegssinn rechts der Hütte auf spärlichen Trittspuren hinauf. Wenn sich die Spuren am Ende einer Latschengasse verlieren, (ein paar Meter zurück und dann) im Aufstiegssinn nach links und über latschenbewachsene Grashänge hinauf zum Wanderweg queren. (Wer andersherum geht, hat praktisch keine Chance, die Schönecker Hütte zu finden, der Abzweig vom Wanderweg ist nicht beschildert und Trittspuren sind hier oben am Wanderweg auch keine zu sehen.)
Der Abstieg ins Tal ist dann einfach, für mich aber nur scheinbar einfach, denn der Wanderweg war wegen des vielen Regens im Sommer 2014 völlig durchgeweicht. Dadurch war der Abstieg auf dem glitschigen, gewagt durch das Steilgelände einer schmalen, bewaldeten Rippe geführten Weg gefährlicher als manche Passage der weglosen Querung weiter oben. Nach eineinviertel Stunden war ich dann aber endlich im Tal angekommen - total verschmiert, denn ich konnte ein Ausrutschen nicht jedes Mal verhindern...
Abstieg Schönecker Alphütte - Hornbachtal 1:15, Trittspuren und Wanderweg, T4
Im Tal dann auf breiten Wegen in einer halben Stunde zum Parkplatz (T1).
Fazit:
Diese Umrundung des hinteren Hornbachtals ist eine lange, schwere Tour für Individualisten. Sie stellt hohe Ansprüche an Orientierungssinn und Routenfindung und fordert mit ihren T6-Passagen und IIer-Stellen den ganzen, trittsicheren Bergsteiger. Erfahrung in weglosem Gelände ist absolute Voraussetzung. Zum Vergleich: die verwandte Tour rund ums Traufbachtal, die mit dieser eine Passage zwischen Rauheck und Pt. 2201 teilt, ist deutlich einfacher.
Ausrüstung:
Schuhe mit sehr festen Sohlen (im Gras muss sicher gekantet werden), Stöcke. Einen Pickel braucht es nicht, die Graspassagen sind nicht so steil.
Kartenmaterial:
Am Besten gleich mehrere verschiedene Karten. Ich hatte dabei: Oberstdorf/Kleinwalsertal (Kompass), die AV-Karte 2/2 Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost und einen Ausdruck der Topokarte von der Seite Outdooractive.com.
Tourengänger:
Nik Brückner

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