Fürschießer - Kreuzeck - Kegelköpfe
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Vor einigen Jahren bin ich auf der Tour von der Kemptener Hütte zum Prinz-Luitpold-Haus im Fürschießersattel an einem Schild vorbeigekommen, auf dem stand "Kein Abstieg nach Oberstdorf". Dieses Schild geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Warum steht das da? Das muss doch einen Grund haben?!?
Dann habe ich mit großem Interesse einen Bericht von Quacamozza gelesen, der genau an dieser Stelle nach Oberstdorf abgestiegen ist. Sofort rutschte die Überprüfung dessen, was auf diesem Schild steht, an die erste Stelle meiner Tourenwunschliste! Ich habe Quacamozzas Tour nur umgedreht, weil sie mir so einfacher erschien. Das ist auch tatsächlich so.
Begonnen hat sie mit einem Wiedersehen mit dem Parkplatz Renksteg! Wie schön! Hierher war ich mit Guapos "History of the Visitation" im Ohr gedübelt, man möchte ja in Stimmung kommen. Der Bergsteigerbus ins Trettachtal erleichtert diese Tour dann erheblich. Gegen zehn nach acht lief ich in der Spielmannsau los. Man geht 100, 150 Meter zurück und wendet sich dann nach rechts, hinein ins Traufbachtal. Der Talweg ist einfach, aber nicht unspannend. Stellenweise zieht sich das Tal zu einer regelrechten kleinen Klamm zusammen. Gegen Viertel vor neun erreichte ich dann die Hütten der Traufbergalpe.
An der Stelle, an der der Fahrweg einen letzten steilen Anstieg hinauf zur Hinteren Traufbergalpe (1199m) nimmt, quert man den Bach. Auf der anderen Seite ist schon gut zu sehen, wo es über die Wiese hinaufgeht. Man umgeht auf dem Weg einen steilen, mit Büschen bewachsenen Hang nach links, und wo die Büsche sich lichten, führt der Weg erneut links hinauf zu der Wiese, auf deren Ostseite am Wald die spärlichen Ruinen der Käserstatt (1248m) zu finden sind.
Ob man diese nun entdeckt oder nicht trägt nicht viel zur Orientierung bei. In jedem Fall gilt es, über die Wiese bis zu ihrem höchsten Punkt hinaufzusteigen. Ein Weg ist hier nicht mehr zu sehen. Oben geht es dann in den Wald, wo man bald Trittspuren entdeckt, die sich bald in einen überraschend guten Weg verwandeln. Dieser führt, stellenweise äußerst steil, zunächst nach Westen hinüber zu einem Tobel, in dem ein Bach herunterkommt, dann in Serpentinen hinauf zur Nas. Hier tritt man an einem Hochsitz aus dem Wald heraus.
Im nun folgenden Kraut verliert sich der bis dahin gut erkennbare Weg erneut vollständig. Keine Ahnung, wie man normalerweise zu der nun rechts oben gut sichtbaren Jagdhütte Hiren-Alp (1552m) gelangt, vermutlich muss man deutlich weiter unten im Kar den bereits erwähnten Bach queren, als ich es getan habe. Ich habe zunächst auf einen von zwei abgestorbenen Bäumen zugehalten und bin dann, Trittspuren (von Tieren?) folgend an einer gut geeigneten Stelle über den Bach gestiegen. Zu diesem Zeitpunkt orientierte ich mich zwar noch an der Jagdhütte, dennoch wollte ich schon hier so hoch wie möglich hinaufsteigen. Vermutlich wäre ich hier auf der anderen Bachseite besser ein paar Meter abgestigen und dann auf die Hütte zugegangen. Stattdessen stieg ich also aufwärts. Bald traf ich auf eine felsige Rinne, in der ich hinaufstieg, bis dorthin, wo sie im Gewucher endet. Dort ging ich nach rechts hinüber, immer noch durch wild wucherndes Kraut, hinein in das Erlengestrüpp, das die Westseite des Kars bestimmt. Da ich schon deutlich zu weit oben war, um die Hütte noch zu erreichen, gab ich dieses Vorhaben auf, und kämpfte mich, teils auf Tierspuren, teils in steilen Rinnen, die vom Traufbergrücken herunterziehen, weiter. Irgendwann wusste ich nicht mehr, ob ich die dicht wuchernden Erlensträucher verfluchen sollte, oder ob ich dankbar sein sollte, dass ich mich an ihnen nach oben hangeln konnte. Schließlich stieß ich per Zufall auf Trittspuren eines größeren Tieres (ein Hirsch?), die mich endlich aus dem elenden Erlengestrüpp hinaus und hinauf zum Rücken des Traufbergs brachten.
Ich gelangte etwa 80 Meter südlich eines Hochsitzes auf den Rücken , wo ich gegen Viertel nach zehn abgekämpft und reichlich genervt eine Pause einlegte.
Das Gelände hier ist erfreulicherweise bedeutend einfacher. Keine Spur mehr von Kraut und Gestrüpp, vielmehr geht es nun auf dem gemütlichen Grasrücken weiter bergan, hinauf zu einem kleinen Zacken, den man übersteigt. Hier zieht sich der Rücken spürbar zusammen. Etwa eine halbe Stunde nachdem man den Traufbergrücken betreten hat, steht man dann vor der ersten Schlüsselstelle der Tour: Einem schräg zum Grat stehenden Zacken, der überklettert werden muss.
Von fern sieht das recht bedrohlich aus, aber je näher man kommt, umso machbarer wirkt die Stelle. Auspsychen sollte man allerdings nicht. Zunächst gilt es, über eine steile und ausgesetzte Grasrampe an das kleine, helle Wandl heranzukommen. Dann klettert man im Fels ausgesetzt, aber einfach ein paar Meter hinauf (I-II). Beim Ausstieg hilft holziges Gestrüpp, an dem man sich problemlos in einer Steilgraspassage hinaufhangeln kann. Über grasig-erdige Tritte geht es dann steil noch ein paar Meter hinauf, dann steht man auf dem Zacken. Um elf Uhr stand ich oben. Die Schlüsselstelle hatte nicht mal eine Minute in Anspruch genommen. Dahinter wird es einfacher, wenn auch nicht weniger steil: Etwa eine Viertelstunde, nachdem man an dem Gratzacken angekommen ist, hat man schon den Nordgrat des Krummensteins (2087m) erklommen.
Ich war um Viertel nach elf an dieser Stelle, wo sich das Gelände linker Hand zu einem überraschend ebenen Kar weitet. Hier lässt es sich wunderbar einsam pausen, hoch über dem Trettachtal und mit dem Blick auf die Allgäuer Prominenz Kratzer, Mädelegabel und Trettachspitze.
Gegen 12 Uhr brach ich wieder auf. Man kann hier das flache Kar ostwärts queren und direkt über den Nordwestgrat zum Gipfel des Fürschießers aufsteigen. Das ist kürzer, aber auch ein wenig steiler als der Weg, den ich wählte. Ich blieb auf der Westseite des Kars und stieg zuerst zu dem namenlosen Nebengipfel des Fürschießers (2264m) hinauf. Gegen zwanzig nach zwölf stand ich dann an dem einfach Holzkreuz des unschön benannten Fürschießers (2271m). Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick in die Steilrinnen des Kreuzecks und kann den Weiterweg in Augenschein nehmen: Vom Fürschießersattel über das Märzle und die Grasgrate zum Kreuzeck, und von dort über den Bettlerrücken hinüber zu den Kegelköpfen. Ich hatte noch Einiges vor mir!
Vom Fürschießer zum Fürschießersattel (2208m) sind es zehn Minuten. Dort muss man einfach das Foto mit dem Schild "Kein Abstieg nach Oberstdorf " machen. Dann geht es auf gutem Wanderweg über schotterige Felsen hinunter in das Kar Im Märzle, dessen Schotterhänge man nun zu queren hat. Gegen eins langte ich in dem namenlosen Joch (Pt. 2201) an, wo ich den unbezeichneten Steig in Augenschein nahm, der von der March über die Marchalpe hinüber zur Schöneckeralpe führt. Natürlich wurde er auf die Liste gesetzt!
Nach dem namenlosen Joch kommt man in Grasgelände. Schmale, aber nicht besonders ausgesetzte Grate brachten mich zum Kreuzeck (2376m), wo ich gegen Viertel vor zwei ankam. Auch dieser Berg hat noch nie ein ordentliches Kreuz gesehen, obwohl doch gerade er dafür wie geschaffen ist. Lediglich ein profaner Grenzstein - äh - ziert seinen Gipfel. Man muss sogar aufpassen, den Gipfel nicht zu verpassen, denn der Wanderweg führt ostseitig an ihm vorbei.
Immerhin ist eer aber der höchste Punkt dieser Tour! Eine Rundsicht sollte man an dieser Stelle also unbedingt einbauen. Den Reigen eröffnet im Norden der Grat vom Nebelhorn zum Großen und zum Kleinen Daumen. Davor sind das Laufbacher Eck und der Schneck zu sehen. Dann dominieren die nahen Wilden den Horizont, das Rauheck und der Hochvogel.
Danach öffnet sich der Blick, und der Danielgrat und der Thaneller sind zu sehen. Dahinter zeigt sich die Zugspitze. Gleich daneben rücken die Gipfel der Hornbachkette ins Blickfeld. Immerhin schaut die Schlenkerspitze aus den Lechtalern herüber. Hier dominieren aber vor allem die die nahe gelegenene Marchspitze, der Krottenkopf, die Öfnerspitze und die Krottenspitzen den Horizont.
Genau im Südwesten stehen dann die Promis am Allgäuer Hauptkamm, das Hohe Licht, die Hochfrottspitze, die Mädelegabel und die Trettachspitze, ganz nah beieinander. Von der letzteren zieht sich der Himmelschrofenzug gen Norden, davor sind der Fürschießer und die Kegelköpfe zu sehen - meine heutige Runde.
Der Horizont wird hier von Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Widderstein, Elfer, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Säntis dominiert. Es folgt der Ifen und die lange Nagelfluhkette. Jenseits davon staffeln sich der Schattenberggrat und der Grat, der das Rubihorn mit dem Nebelhorn verbindet. Davor erhebt sich die schlanke Gestalt der Höfats. Und damit schileßt sich der Kreis auch schon wieder.
Ein unmarkierter, aber guter und unproblematischer Steig führt über den Grasgrat des Bettlerrückens hinunter zum Sattel zwischen Kreuzeck und den Kegelköpfen. Der Grat ist nur an wenigen Stellen mal ausgesetzt, meist geht es unschwierig, wenn auch unerbittlich bergab. Nur an einer einzigen Stelle geht man ein paar Meter über felsigen Untergrund, Kletterei ist hier aber nicht gefordert. Großartig ist der unverstellte Blick auf die Höfats, den man die ganze Zeit über hat.
Bevor man in den breiten Sattel gelangt, passiert man ein kleines Metallkreuz, dann gelangt man hinunter in die Baumzone. Von Kreuzeck herunter hat man nun fast 700 Meter Abstieg hinter sich.
Gegen Viertel vor drei passierte ich im Wald die Ruine der Oberen Krautersalpe. Von hieraus geht es, dem Rücken immer in seiner Südwestseite folgend, hinüber zum ostseitigen Anstieg der Kegelköpfe. Hier muss man sich im Wald ein wenig umsehen, nicht immer ist der Weg deutlich zu sehen. An einer Stelle hilft ein kleines Holzschild weiter. Über Wurzeln geht es hinauf und bald hinaus aus dem Wald. Nun steigt man über Gras hinauf zu dem schon gut sichtbaren östlichen Kegelkopf. Der Anstieg ist anfangs noch einfach, wird aber nach oben immer steiler und steiler. Am Ende ist von dem Pfad nichts mehr übrig und es geht nur noch über Grastritte hinauf. Dies ist die zweite Schlüsselstelle. Sausteil und ausgesetzt. Wer hier hinunter will, sollte mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen.
Dankenswerterweise ist der Anstieg kurz. Eine Dreiviertelstunde nach der Oberen Krautersalpe, gegen halb vier, erreichte ich die zerbrochene Bank am östlichsten der vier Kegelköpfe (1959m). Hier ging ich dann gegen Viertel vor vier weiter.
Die Westseite der Kegelköpfe ist deutlich einfacher als die Ostseite. Zunächst passiert man einfach und nahezu waagrecht die vier Gipfelchen, dann steigt man auf Weglein und Steigspuren durch Erlengestrüpp und daran vorbei immer am Grat entlang hinunter zur westlichen Begrenzung des Kars "Im Gündle" (was eigentlich nichts anderes bedeutet als 'im Kar'). Dort stehen drei Hüttchen, an denen man sich orientieren kann.
Am unteren Ende des Kars geht es nun in Serpentinen auf zunehmend gutem Weg zwischen Latschen hindurch bergab. Eine Lawinenrinne quert man immer wieder im Zickzack, bevor es unten im Wald nach links (Westen) hinübergeht. Hier geht man schon an dem Zaun entlang, von dem in vielen Beschreibungen zu lesen ist.
Man folgt nun dem Zaun, immer auf der Außenseite des umzäunten Bereichs bleibend. Der Weg wird hier schlechter und undeutlicher: Es gilt, die Äste von Sträuchern und umgestürzte Bäume zu übersteigen. Wenn der Zaun im rechten Winkel nach rechts (Norden) abbiegt, folgt man seinem Verlauf und steht bald auf der abstellplatzähnlichen Ausbuchtung eines Fahrweges. Diesem Weg folgt man nun nach links zur Rautwiese.
Auf der Rautwiese nach unten und an einer Hütte nach rechts und durch eine kleine Schlucht nach Gerstruben. Hier kam ich um 17.00 an. Das kleine Bähnchen, das hier stand, konnte ich allerdings nicht nutzen, da der Fahrer es vorzog, erst gegen 19 Uhr wieder nach Oberstdorf zu fahren. Ich musste also durch den Hölltobel hinunter ins Trettachtal und mal wieder zu Fuß zurück zum Parkplatz am Renksteg...
Anforderungen:
Diese Tour ist eine der schönsten, einsamsten und eindrucksvollsten, die ich in den Allgäuer Alpen je gemacht habe. Sie ist allerdings in gleich mehrerlei Hinsicht recht anspruchsvoll:
1. Zunächst braucht es einen guten Orientierungssinn. Schon die Stelle, an der der Traufbach überquert wird, will gefunden sein. Dann geht es weglos über die Wiese an der Käserstatt hinauf. Oben im Kar wird es dann besonders schwierig, wenn man sich durch Kraut und Erlengestrüpp schlagen muss.
2. Die Grasgrate des Allgäuer verlangen neben absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit starke Nerven. Insbesondere das Steilgras am Krummenstein und an den Kegelköpfen verlangt dem Geher einiges ab. Niesen sollte man hier nicht.
3. Der Gratzacken unterhalb des Krummensteins erfoldert zudem Kletterfertigkeiten im ersten Grad in sehr ausgesetztem Gelände. Wer hier auspsycht, kehrt besser um.
Alles in allem kann ich die Tour gerne empfehlen, ein wenig zurückhaltend vielleicht, da der Kampf gegen das Gestrüpp unterhalb der Jagdhütte sehr nervig und kraftraubend ist.
Ausrüstung:
Ich bin mit guten Bergschuhen ausgekommen. Stöcke sind allerdings immens hilfreich.
Zwei Rätsel konnte ich lösen:
1. Für die, die von der Rautwiese aus auf die Kegelköpfe wollen (der weitaus leichtere Anstieg): Von der Hütte am unteren Ende der Wiese über die Wiese hoch, oben links auf einen breiten Fahrweg (Hochsitz). Es geht in den Wald hinein und ein paar Meter bergan. Nach einer Kurve ist rechts etwas, das aussieht wie ein ganz kurzer Abzweig oder ein Abstellplatz für ein Auto (hier Steinmann). Diese Stelle ist noch vor dem berühmten Zaun! Man biegt auf diesen Abstellplatz rechts ein und nähert sich, bergan gehend, dem Zaun. Nach einigen dutzend Metern wird der Pfad deutlicher. Wenn sich der Zaun nach links wendet, biegt man mit ab und steigt über Äste und umgestürzte Bäume. Im Wald oberhalb des Zaunes nun auf deutlichem Steig weiter bergan.
Keinesfalls in das umzäunte Gelände einsteigen!
Den bisweilen in Wegbeschreibungen erwähnten markanten/großen Stein mag es tatsächlich geben, für die Wegfindung ist er allerdings irrelevant.
2. Weiter oben scheinen sich die von der Rautwiese heraufkommenden Kegelkopfaspiranten ebenfalls öfters zu versteigen. Das passiert wirklich sehr leicht, aber wenn man weiß, wo man abzweigen muss, lässt sich das ohne weiteres vermeiden: Der Steig zu den Kegelköpfen wendet sich im Kar "Im Gündle" mehrfach nach links weg vom Grat in den Hang des Kars. Wenn der Pfad das erste Mal zum Grat zurückkehrt, geht man nicht rechts auf gutem Weg weg vom Grat aus dem Kar hinaus, sondern wendet sich auf nur undeutlich erkennbaren, erdigen Steigspuren wieder nach links, zurück in den Hang des Kars. Weiter oben orientiert man sich dann einfach am Gratverlauf.
Im Abstieg sind diese beiden Stellen unproblematisch.
Dann habe ich mit großem Interesse einen Bericht von Quacamozza gelesen, der genau an dieser Stelle nach Oberstdorf abgestiegen ist. Sofort rutschte die Überprüfung dessen, was auf diesem Schild steht, an die erste Stelle meiner Tourenwunschliste! Ich habe Quacamozzas Tour nur umgedreht, weil sie mir so einfacher erschien. Das ist auch tatsächlich so.
Begonnen hat sie mit einem Wiedersehen mit dem Parkplatz Renksteg! Wie schön! Hierher war ich mit Guapos "History of the Visitation" im Ohr gedübelt, man möchte ja in Stimmung kommen. Der Bergsteigerbus ins Trettachtal erleichtert diese Tour dann erheblich. Gegen zehn nach acht lief ich in der Spielmannsau los. Man geht 100, 150 Meter zurück und wendet sich dann nach rechts, hinein ins Traufbachtal. Der Talweg ist einfach, aber nicht unspannend. Stellenweise zieht sich das Tal zu einer regelrechten kleinen Klamm zusammen. Gegen Viertel vor neun erreichte ich dann die Hütten der Traufbergalpe.
An der Stelle, an der der Fahrweg einen letzten steilen Anstieg hinauf zur Hinteren Traufbergalpe (1199m) nimmt, quert man den Bach. Auf der anderen Seite ist schon gut zu sehen, wo es über die Wiese hinaufgeht. Man umgeht auf dem Weg einen steilen, mit Büschen bewachsenen Hang nach links, und wo die Büsche sich lichten, führt der Weg erneut links hinauf zu der Wiese, auf deren Ostseite am Wald die spärlichen Ruinen der Käserstatt (1248m) zu finden sind.
Ob man diese nun entdeckt oder nicht trägt nicht viel zur Orientierung bei. In jedem Fall gilt es, über die Wiese bis zu ihrem höchsten Punkt hinaufzusteigen. Ein Weg ist hier nicht mehr zu sehen. Oben geht es dann in den Wald, wo man bald Trittspuren entdeckt, die sich bald in einen überraschend guten Weg verwandeln. Dieser führt, stellenweise äußerst steil, zunächst nach Westen hinüber zu einem Tobel, in dem ein Bach herunterkommt, dann in Serpentinen hinauf zur Nas. Hier tritt man an einem Hochsitz aus dem Wald heraus.
Im nun folgenden Kraut verliert sich der bis dahin gut erkennbare Weg erneut vollständig. Keine Ahnung, wie man normalerweise zu der nun rechts oben gut sichtbaren Jagdhütte Hiren-Alp (1552m) gelangt, vermutlich muss man deutlich weiter unten im Kar den bereits erwähnten Bach queren, als ich es getan habe. Ich habe zunächst auf einen von zwei abgestorbenen Bäumen zugehalten und bin dann, Trittspuren (von Tieren?) folgend an einer gut geeigneten Stelle über den Bach gestiegen. Zu diesem Zeitpunkt orientierte ich mich zwar noch an der Jagdhütte, dennoch wollte ich schon hier so hoch wie möglich hinaufsteigen. Vermutlich wäre ich hier auf der anderen Bachseite besser ein paar Meter abgestigen und dann auf die Hütte zugegangen. Stattdessen stieg ich also aufwärts. Bald traf ich auf eine felsige Rinne, in der ich hinaufstieg, bis dorthin, wo sie im Gewucher endet. Dort ging ich nach rechts hinüber, immer noch durch wild wucherndes Kraut, hinein in das Erlengestrüpp, das die Westseite des Kars bestimmt. Da ich schon deutlich zu weit oben war, um die Hütte noch zu erreichen, gab ich dieses Vorhaben auf, und kämpfte mich, teils auf Tierspuren, teils in steilen Rinnen, die vom Traufbergrücken herunterziehen, weiter. Irgendwann wusste ich nicht mehr, ob ich die dicht wuchernden Erlensträucher verfluchen sollte, oder ob ich dankbar sein sollte, dass ich mich an ihnen nach oben hangeln konnte. Schließlich stieß ich per Zufall auf Trittspuren eines größeren Tieres (ein Hirsch?), die mich endlich aus dem elenden Erlengestrüpp hinaus und hinauf zum Rücken des Traufbergs brachten.
Ich gelangte etwa 80 Meter südlich eines Hochsitzes auf den Rücken , wo ich gegen Viertel nach zehn abgekämpft und reichlich genervt eine Pause einlegte.
Das Gelände hier ist erfreulicherweise bedeutend einfacher. Keine Spur mehr von Kraut und Gestrüpp, vielmehr geht es nun auf dem gemütlichen Grasrücken weiter bergan, hinauf zu einem kleinen Zacken, den man übersteigt. Hier zieht sich der Rücken spürbar zusammen. Etwa eine halbe Stunde nachdem man den Traufbergrücken betreten hat, steht man dann vor der ersten Schlüsselstelle der Tour: Einem schräg zum Grat stehenden Zacken, der überklettert werden muss.
Von fern sieht das recht bedrohlich aus, aber je näher man kommt, umso machbarer wirkt die Stelle. Auspsychen sollte man allerdings nicht. Zunächst gilt es, über eine steile und ausgesetzte Grasrampe an das kleine, helle Wandl heranzukommen. Dann klettert man im Fels ausgesetzt, aber einfach ein paar Meter hinauf (I-II). Beim Ausstieg hilft holziges Gestrüpp, an dem man sich problemlos in einer Steilgraspassage hinaufhangeln kann. Über grasig-erdige Tritte geht es dann steil noch ein paar Meter hinauf, dann steht man auf dem Zacken. Um elf Uhr stand ich oben. Die Schlüsselstelle hatte nicht mal eine Minute in Anspruch genommen. Dahinter wird es einfacher, wenn auch nicht weniger steil: Etwa eine Viertelstunde, nachdem man an dem Gratzacken angekommen ist, hat man schon den Nordgrat des Krummensteins (2087m) erklommen.
Ich war um Viertel nach elf an dieser Stelle, wo sich das Gelände linker Hand zu einem überraschend ebenen Kar weitet. Hier lässt es sich wunderbar einsam pausen, hoch über dem Trettachtal und mit dem Blick auf die Allgäuer Prominenz Kratzer, Mädelegabel und Trettachspitze.
Gegen 12 Uhr brach ich wieder auf. Man kann hier das flache Kar ostwärts queren und direkt über den Nordwestgrat zum Gipfel des Fürschießers aufsteigen. Das ist kürzer, aber auch ein wenig steiler als der Weg, den ich wählte. Ich blieb auf der Westseite des Kars und stieg zuerst zu dem namenlosen Nebengipfel des Fürschießers (2264m) hinauf. Gegen zwanzig nach zwölf stand ich dann an dem einfach Holzkreuz des unschön benannten Fürschießers (2271m). Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick in die Steilrinnen des Kreuzecks und kann den Weiterweg in Augenschein nehmen: Vom Fürschießersattel über das Märzle und die Grasgrate zum Kreuzeck, und von dort über den Bettlerrücken hinüber zu den Kegelköpfen. Ich hatte noch Einiges vor mir!
Vom Fürschießer zum Fürschießersattel (2208m) sind es zehn Minuten. Dort muss man einfach das Foto mit dem Schild "Kein Abstieg nach Oberstdorf " machen. Dann geht es auf gutem Wanderweg über schotterige Felsen hinunter in das Kar Im Märzle, dessen Schotterhänge man nun zu queren hat. Gegen eins langte ich in dem namenlosen Joch (Pt. 2201) an, wo ich den unbezeichneten Steig in Augenschein nahm, der von der March über die Marchalpe hinüber zur Schöneckeralpe führt. Natürlich wurde er auf die Liste gesetzt!
Nach dem namenlosen Joch kommt man in Grasgelände. Schmale, aber nicht besonders ausgesetzte Grate brachten mich zum Kreuzeck (2376m), wo ich gegen Viertel vor zwei ankam. Auch dieser Berg hat noch nie ein ordentliches Kreuz gesehen, obwohl doch gerade er dafür wie geschaffen ist. Lediglich ein profaner Grenzstein - äh - ziert seinen Gipfel. Man muss sogar aufpassen, den Gipfel nicht zu verpassen, denn der Wanderweg führt ostseitig an ihm vorbei.
Immerhin ist eer aber der höchste Punkt dieser Tour! Eine Rundsicht sollte man an dieser Stelle also unbedingt einbauen. Den Reigen eröffnet im Norden der Grat vom Nebelhorn zum Großen und zum Kleinen Daumen. Davor sind das Laufbacher Eck und der Schneck zu sehen. Dann dominieren die nahen Wilden den Horizont, das Rauheck und der Hochvogel.
Danach öffnet sich der Blick, und der Danielgrat und der Thaneller sind zu sehen. Dahinter zeigt sich die Zugspitze. Gleich daneben rücken die Gipfel der Hornbachkette ins Blickfeld. Immerhin schaut die Schlenkerspitze aus den Lechtalern herüber. Hier dominieren aber vor allem die die nahe gelegenene Marchspitze, der Krottenkopf, die Öfnerspitze und die Krottenspitzen den Horizont.
Genau im Südwesten stehen dann die Promis am Allgäuer Hauptkamm, das Hohe Licht, die Hochfrottspitze, die Mädelegabel und die Trettachspitze, ganz nah beieinander. Von der letzteren zieht sich der Himmelschrofenzug gen Norden, davor sind der Fürschießer und die Kegelköpfe zu sehen - meine heutige Runde.
Der Horizont wird hier von Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Widderstein, Elfer, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Säntis dominiert. Es folgt der Ifen und die lange Nagelfluhkette. Jenseits davon staffeln sich der Schattenberggrat und der Grat, der das Rubihorn mit dem Nebelhorn verbindet. Davor erhebt sich die schlanke Gestalt der Höfats. Und damit schileßt sich der Kreis auch schon wieder.
Ein unmarkierter, aber guter und unproblematischer Steig führt über den Grasgrat des Bettlerrückens hinunter zum Sattel zwischen Kreuzeck und den Kegelköpfen. Der Grat ist nur an wenigen Stellen mal ausgesetzt, meist geht es unschwierig, wenn auch unerbittlich bergab. Nur an einer einzigen Stelle geht man ein paar Meter über felsigen Untergrund, Kletterei ist hier aber nicht gefordert. Großartig ist der unverstellte Blick auf die Höfats, den man die ganze Zeit über hat.
Bevor man in den breiten Sattel gelangt, passiert man ein kleines Metallkreuz, dann gelangt man hinunter in die Baumzone. Von Kreuzeck herunter hat man nun fast 700 Meter Abstieg hinter sich.
Gegen Viertel vor drei passierte ich im Wald die Ruine der Oberen Krautersalpe. Von hieraus geht es, dem Rücken immer in seiner Südwestseite folgend, hinüber zum ostseitigen Anstieg der Kegelköpfe. Hier muss man sich im Wald ein wenig umsehen, nicht immer ist der Weg deutlich zu sehen. An einer Stelle hilft ein kleines Holzschild weiter. Über Wurzeln geht es hinauf und bald hinaus aus dem Wald. Nun steigt man über Gras hinauf zu dem schon gut sichtbaren östlichen Kegelkopf. Der Anstieg ist anfangs noch einfach, wird aber nach oben immer steiler und steiler. Am Ende ist von dem Pfad nichts mehr übrig und es geht nur noch über Grastritte hinauf. Dies ist die zweite Schlüsselstelle. Sausteil und ausgesetzt. Wer hier hinunter will, sollte mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen.
Dankenswerterweise ist der Anstieg kurz. Eine Dreiviertelstunde nach der Oberen Krautersalpe, gegen halb vier, erreichte ich die zerbrochene Bank am östlichsten der vier Kegelköpfe (1959m). Hier ging ich dann gegen Viertel vor vier weiter.
Die Westseite der Kegelköpfe ist deutlich einfacher als die Ostseite. Zunächst passiert man einfach und nahezu waagrecht die vier Gipfelchen, dann steigt man auf Weglein und Steigspuren durch Erlengestrüpp und daran vorbei immer am Grat entlang hinunter zur westlichen Begrenzung des Kars "Im Gündle" (was eigentlich nichts anderes bedeutet als 'im Kar'). Dort stehen drei Hüttchen, an denen man sich orientieren kann.
Am unteren Ende des Kars geht es nun in Serpentinen auf zunehmend gutem Weg zwischen Latschen hindurch bergab. Eine Lawinenrinne quert man immer wieder im Zickzack, bevor es unten im Wald nach links (Westen) hinübergeht. Hier geht man schon an dem Zaun entlang, von dem in vielen Beschreibungen zu lesen ist.
Man folgt nun dem Zaun, immer auf der Außenseite des umzäunten Bereichs bleibend. Der Weg wird hier schlechter und undeutlicher: Es gilt, die Äste von Sträuchern und umgestürzte Bäume zu übersteigen. Wenn der Zaun im rechten Winkel nach rechts (Norden) abbiegt, folgt man seinem Verlauf und steht bald auf der abstellplatzähnlichen Ausbuchtung eines Fahrweges. Diesem Weg folgt man nun nach links zur Rautwiese.
Auf der Rautwiese nach unten und an einer Hütte nach rechts und durch eine kleine Schlucht nach Gerstruben. Hier kam ich um 17.00 an. Das kleine Bähnchen, das hier stand, konnte ich allerdings nicht nutzen, da der Fahrer es vorzog, erst gegen 19 Uhr wieder nach Oberstdorf zu fahren. Ich musste also durch den Hölltobel hinunter ins Trettachtal und mal wieder zu Fuß zurück zum Parkplatz am Renksteg...
Anforderungen:
Diese Tour ist eine der schönsten, einsamsten und eindrucksvollsten, die ich in den Allgäuer Alpen je gemacht habe. Sie ist allerdings in gleich mehrerlei Hinsicht recht anspruchsvoll:
1. Zunächst braucht es einen guten Orientierungssinn. Schon die Stelle, an der der Traufbach überquert wird, will gefunden sein. Dann geht es weglos über die Wiese an der Käserstatt hinauf. Oben im Kar wird es dann besonders schwierig, wenn man sich durch Kraut und Erlengestrüpp schlagen muss.
2. Die Grasgrate des Allgäuer verlangen neben absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit starke Nerven. Insbesondere das Steilgras am Krummenstein und an den Kegelköpfen verlangt dem Geher einiges ab. Niesen sollte man hier nicht.
3. Der Gratzacken unterhalb des Krummensteins erfoldert zudem Kletterfertigkeiten im ersten Grad in sehr ausgesetztem Gelände. Wer hier auspsycht, kehrt besser um.
Alles in allem kann ich die Tour gerne empfehlen, ein wenig zurückhaltend vielleicht, da der Kampf gegen das Gestrüpp unterhalb der Jagdhütte sehr nervig und kraftraubend ist.
Ausrüstung:
Ich bin mit guten Bergschuhen ausgekommen. Stöcke sind allerdings immens hilfreich.
Zwei Rätsel konnte ich lösen:
1. Für die, die von der Rautwiese aus auf die Kegelköpfe wollen (der weitaus leichtere Anstieg): Von der Hütte am unteren Ende der Wiese über die Wiese hoch, oben links auf einen breiten Fahrweg (Hochsitz). Es geht in den Wald hinein und ein paar Meter bergan. Nach einer Kurve ist rechts etwas, das aussieht wie ein ganz kurzer Abzweig oder ein Abstellplatz für ein Auto (hier Steinmann). Diese Stelle ist noch vor dem berühmten Zaun! Man biegt auf diesen Abstellplatz rechts ein und nähert sich, bergan gehend, dem Zaun. Nach einigen dutzend Metern wird der Pfad deutlicher. Wenn sich der Zaun nach links wendet, biegt man mit ab und steigt über Äste und umgestürzte Bäume. Im Wald oberhalb des Zaunes nun auf deutlichem Steig weiter bergan.
Keinesfalls in das umzäunte Gelände einsteigen!
Den bisweilen in Wegbeschreibungen erwähnten markanten/großen Stein mag es tatsächlich geben, für die Wegfindung ist er allerdings irrelevant.
2. Weiter oben scheinen sich die von der Rautwiese heraufkommenden Kegelkopfaspiranten ebenfalls öfters zu versteigen. Das passiert wirklich sehr leicht, aber wenn man weiß, wo man abzweigen muss, lässt sich das ohne weiteres vermeiden: Der Steig zu den Kegelköpfen wendet sich im Kar "Im Gündle" mehrfach nach links weg vom Grat in den Hang des Kars. Wenn der Pfad das erste Mal zum Grat zurückkehrt, geht man nicht rechts auf gutem Weg weg vom Grat aus dem Kar hinaus, sondern wendet sich auf nur undeutlich erkennbaren, erdigen Steigspuren wieder nach links, zurück in den Hang des Kars. Weiter oben orientiert man sich dann einfach am Gratverlauf.
Im Abstieg sind diese beiden Stellen unproblematisch.
Tourengänger:
Nik Brückner

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