Kuchelberggrat, Kreuzspitze - und ein wilder Weg


Publiziert von Nik Brückner , 6. Juni 2020 um 15:44.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:31 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:21km
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche unten im Tal.

Erstmal:

Heit kimmt der Hans zu mir,
g'freit si die Lies.
Ober aber über Oberammergau
oder aber über Unterammergau
oder aber überhaupts net kimmt,
dees is net g'wiess.
   

Aaaaaaaaaaaaaaah! Das ist er, der Killerohrwurm. Vier geschlagene - nein, nicht Stunden - Tage lang hatte ich den im Ohr! Aaaaaaaaaaaaaah!

Ich kam übrigens über Oberammergau...


Schnell den Ohrwurm killen. Vielleicht mit "The Four Riders Of The Apocalypse" von Dice?


Am Vortag war ich mit Yuki am Zahn herumgekraxelt. Nun sollte es wieder ein Grat sein, bissl höher, und bissl länger, wenn möglich. Mein Ziel: Der Kuchelberggrat. Der ist zwar "nur" T3, aber, hey, beggars can't be choosers, und schön soll er ja schon sein!

Los ging's am Parkplatz Elmaugries an der Ammerwaldstraße (910 m). Ich wanderte auf dem breiten Fürstenweg den Elmaubach entlang in das Tal hinter, das auf der einen Seite vom Kuchelberggrat, auf der anderen zunächst vom Kieneckspitz, dann vom Frieder umrahmt wird. Mit Rahm.

Nach gut drei Kilometern zweigt am Ende einer Lichtung rechts ein deutlicher, unbezeichneter Weg in den Wald hinauf.

Parkplatz Elmaugries - Abzweig: beschilderter Wanderweg, T1, 30 Minuten


Der Weg führt in zahllosen Serpentinen hinauf zur Kuchelberg Diensthütte. Lediglich ein paar gelegentliche rote Punkte dienen der Markierung. Unterwegs prägte ich mir zwei Abzweige nach links deutlich ein, die mit ein wenig Gespür und Erfahrung gut zu erkennen sind. Ich hatte sie zuvor auf einer Karte entdeckt (nicht auf den für dieses Gebiet leider mäßigen AV-Karten), und sie hatten mich neugirig gemacht. Auf einem dieser Wege wollte ich später zurückkommen.

Abzweig - Kuchelberg Diensthütte: unbeschilderter Wanderweg, T1, 1:30h


An der Kuchelberg Diensthütte (1597 m) wendet sich der Weg nach links, quert im Latschengelände den Hang, und steigt zuletzt zur Grathöhe hinauf.

Kuchelberg Diensthütte - Grathöhe: unbeschilderter Wanderweg, T2, 30 Minuten


Hier hat man einen ersten schönen Blick nach Norden, zu den Klammspitzen mit Sefelwand und Brunnenkopf davor, hinunter ins Graswangtal, nach Schloss Linderhof, und zurück Richtung Ettal.

Und hier beginnt die Wanderung über den Kuchelberggrat! Der Grat wird auf dem durchgängig vorhandenen, gelegentlich durch rote Punkte markierten Weglein überschritten, weist keinerlei Schwierigkeiten auf, und übersteigt an keiner Stelle die T3. Dem extremen Geher mag das zu wenig sein, doch ist dieser Gratspaziergang einer der schönsten in der Gegend. Schöner jedenfalls als die Wühlerei im Bruch am Grat zwischen Friederspitz und Kreuzspitzl, den man hier fast den ganzen Tag über direkt vor Augen hat. Es gibt immer wieder Möglichkeiten, in die linke Flanke auszuweichen, wer aber konsequent auf der Grathöhe bleibt, hat die Gelegenheit, Kuchelbergspitz (2020 m) und Kuchelbergkopf (2026 m) zu überschreiten. Hier oben verlaufen sich die Wegspuren manchmal, gerade im Fels, aber gelegentlich auch im Gras, doch die Routenführung ist eindeutig, und es besteht bis hinunter in den Kreuzspitzsattel (1946 m), kurz vor dem Gipfelaufbau der Kreuzspitze, keine Gefahr, fehlzugehen.

Auf dem Grat zum Kreuzspitzsattel: unbeschilderter Wanderweg, T3, 1:15h


Die Kreuzspitze ist dann für manche sicherlich der Höhepunkt der Tour, ist sie doch immerhin der siebthöchste Gipfel in den Ammergauer Alpen (und nicht der höchste, wie gelegentlich behauptet wird - das ist der Daniel). Ich empfand den Aufstieg durch die brüchige Nordflanke aber als ziemlich nervig. 

Es geht vom Sattel weg auf oder rechts neben dem Grat auf einem guten, markierten Weg hinauf, dann führen rote Punkte nach links in brüchiges Felsgelände. Man gelangt auf eine Schulter, von der aus man nun schräg rechts hinauf zum Westgrat quert, wo der Normalweg heraufkommt. Dabei war, als ich kam, ein kleines, steiles Schneefeld zu queren, auf dem einem besser kein Ausrutscher passiert. Dann geht es hinauf zum Westgrat. Um diesen herum, und auf dem Normalweg in wenigen Minuten hinauf zum Gipfel der Kreuzspitze (2185m).

Kreuzspitzsattel - Kreuzspitze: markierter Wanderweg, T4/I, 30 Minuten


Hier war ordentlich was los, so dass ich mich nur kurz dort oben aufhielt (hier sind die Corona-Regelungen des DAV). Ich genoss kurz die Aussicht, auf den langen Grat zwischen Friederspitz und Kreuzspitzl, dahinter Birkkarspitze und Bettelwurf, den Waxensteinkamm, die Alpspitze und den Jubi, die Zugspitze natürlich, die Ehrwalder Sonnenspitze, den Hochwannig, dahinter, weit weg, der Glockturm, im Südwesten dann der Daniel mit dem Danielgrat, und weit dahinter Parseierspitze, Hoher Riffler, Freispitze und Vorderseespitze. Näher dann der Thaneller, dahinter Krottenkopf, Mädelegabel und Hochvogel, Leilach, Hoher Ifen, das Nebelhorn und der Große Daumen. Auch das Geißhorn ist zu sehen. Es folgt die scharfe Gehrenspitze, auf deren Ostgrat man schaut, der Hochgrat, der Hohe Straußberg, Krähe und Gabelschrofen und die Hochplatte. Im Norden stehen die Klammspitzen mit der Sefelwand davor, daneben der Brunnenkopf mit seinem interessanten Westgrat, und natürlich der Zahn, oberhalb von Graswang.

Dann kehrte ich auf meinem Aufstiegsweg in den Kreuzspitzsattel (1946 m) zurück.

Kreuzspitze - Kreuzspitzsattel: markierter Wanderweg, T4/I, 20 Minuten


Hier wählte ich nun den Weg, der rechts hinunter ins Tal führt. Zunächst quert man noch eine ganze Weile die Hänge, bis sich der Weg unterhalb des Kuchelbergkopfs endlich talwärts wendet. Doch ich wollte ja noch einen der alten Jägerpfade erkunden, die ich von der anderen Seite aus erspäht hatte! Also hielt ich Ausschau nach Wegspuren, die links vom Weg wegführten. Doch nichts, Kurve um Kurve nichts. Und ich stieg immer weiter ab. Unten geriet ich in ein Gelände, in dem viele Bäume umgestürzt waren - hier würde ich erst recht keine Abzweige sehen können. Ich hatte meinen Plan schon aufgegeben, da entdeckte ich fast am Ende des verwüsteten Gebiets, an einer Bachquerung, eine Wegspur, die den Hang hinaufführt, während der offizielle Wanderweg leicht bergab weiterführte: Das musste einer der Wege sein!

Kreuzspitzsattel - Abzweig: markierter Wanderweg, T2, 1:45h


Ich überlegte nicht lange, und folgte der Spur. Der Weg ist anfangs recht gut. Er führt, wenig überraschend, zu einem Unterstand für Jäger, passiert diesen, und führt weiter in mäßig steilem Gelände durch den lichten Bergwald. Dabei steigt die Wegspur stets leicht an, was mich ein wenig wunderte, ist die Route in den Karten doch weitgehend eben eingetragen. Ich gelangte an eine kleine Serpentine im Gras, und dann an drei aufwändig in den Waldboden hineingegrabene Stufen - und plötzlich, vollkommen abrupt, endete die Spur. Stufen ins Nichts? Das konnte ich nicht glauben. Ich ging also weiter, und folgte nun jeder noch so vagen Spur, die ich am Boden zu entdecken meinte, stets leicht ansteigend, weil das der Charakter der Wegspur gewesen war, die hinter mir lag. Eine Zeit lang ging das gut, dann geriet ich in unangenehm eng stehende Fichten. Na, das konnte ja was werden.... Ich kämpfte mich durch, ignorierte Kratzer, und entdeckte bald blaue Punkte an Bäumen.

Blaue Punkte? Kurz überlegt, welches Tier blaue Punkte an Bäumen hinterlässt... mir fiel kein Tier ein, gut, das musste also ein Mensch sein. Und welchen Zweck diese Punkte auch immer haben mögen, jemand hat sie dort hin gesprayt, also brauchte ich ihnen nur zu folgen. Und siehe da: Sobald ich aus dem Fichtengestrüpp heraus war, entdeckte ich meine Wegspur wieder. Ich hatte also Glück gehabt! Nun brauchte ich nur noch dieser Spur zu folgen....

Leider verliert sie sich auch hier noch des öfteren, es ist aber deutlich einfacher, sie wiederzufinden. Und bald sah ich zwischen den Bäumen hindurch... - einen Wanderer! Das musste mein Aufstiegsweg sein! Oder der Typ hatte sich verlaufen...

Auf dem Jägerpfad: unmarkierte Wegspur, teils ganz weglos, eigentlich T2, aber passagenweise sehr rustikal, 40 Minuten


Hatte er nicht! Ich hatte tatsächlich den Weg erreicht, auf dem ich morgens zum Grat hinaufgestiegen war. Sehr geil! Hab' mich sehr gefreut. Ich schloss mich dem Mann an, der sich als zu zweit herausstellte, und wir wanderten gemeinsam hinunter zum  Fürstenweg hinunter - und auf diesem zurück zum Parkplatz Elmaugries an der Ammerwaldstraße (910 m).

Rückweg zum Parkplatz: (teils unbeschilderter) Wanderweg, T1, 45 Minuten


Fazit:

Schöne, leichte Grattour mit optionalem, aussichtsreichem Gipfel. Die Erkundung des Jägerpfads war ein schönes Bonusserl, das man machen kann, wenn man die entsprechende Erfahrung und einen guten Orientierungssinn mitbringt. Ansonsten bitte auf den markierten Wegen bleiben!

Der Tobi und der Olli haben fast dieselbe Tour im Frühwinter gemacht. Wer sich das mal anschauen mag: Hier ist das das Video von Olli und hier das Video von Tobi.



.... und am nächsten Tag sollte es dann was Langes, Anspruchsvolleres sein. Ab zum Gabelschrofen!

Tourengänger: Nik Brückner


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