Nebelhorn (2224 m) Nordwestgrat - der Balkon des Allgäus


Publiziert von Nic , 4. Juli 2018 um 16:11. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 1 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kostenpflichtiger Parkplatz der Gaisalpe oberhalb von Reichenbach
Kartennummer:Topographische Karte 1:50 000 Allgäuer Alpen

Das Nebelhorn bei Oberstdorf zählt zu den beliebtesten Aussichtsbergen der Allgäuer Alpen. Die im Jahre 1930 errichtete Nebelhornbahn befördert jährlich tausende Touristen hinauf zum komplett verbauten höchsten Punkt. Neben einer Wetterstation und einem Panoramarestaurant, glänzt der Gipfel neuerdings durch eine "beeindruckende" Stahl-Konstruktion, die in der Nebelhorn Nordwand befestigt ist. Am sogenannten Nordwandsteig genießt der gemeine Halbschuhtourist nun echtes "Nordwandfeeling". Naja, zwar nur von oben, aber immerhin...Nicht gerade gute Argumente um "richtige Bergsteiger" für eine Besteigung zu motivieren. Wäre da nicht der lohnende und kaum begangene Nordwestgrat, der neben schöner Kletterei vor allem wunderbare Tiefblicke bietet.

Da die Tour von quacamozza *hier bereits bestens beschrieben wurde, fasse ich mich kurz.

Vom Parkplatz der Gaisalpe oberhalb von Reichenbach gelangen wir durch den schönen Gaisalptobel zügig hinauf zur bewirtschafteten Gaisalpe. Weiter auf gutem Steig vorbei an den beiden idylisch gelegenen Gaisalpseen auf einen Absatz etwas oberhalb des Gängele und dem Beginn des Nordwestgrats. Nach einem kurzen schrofigen Aufschwung (I-II) folgt auch gleich die klettertechnische Schlüsselstelle des Anstiegs. Ein spitzer Turm wird entweder durch einen senkrechten Riss (III) oder über eine schrofige Rampe auf der rechten Seite des Turmes (II+) erklettert. Alternativ ließe sich diese Stelle auch leicht luftig rechts im bröseligen Schrofengelände (T 4-5) umgehen.

Nach einer grasigen Gehpassage folgt zunächst leichtes Kraxelgelände (I), bis man vor dem nächsten Steilaufschwung steht. Nik Brückner ist hier ausgewichen und hat die Steilstufe links über ausgesetztes Bruchgelände umgangen. Wir hingegen bleiben am Grat und wählen die direkte Variante (II). Die zugegebenermaßen sehr steile Kletterei erfordert etwas Mut, ist jedoch Nik´s Variante definitiv vorzuziehen. Eine (auch im alten AVF erwähnte) Umgehung macht hier wenig Sinn.

Die folgende Gipfelwand bietet nochmal schöne Kraxelei (II) im nicht immer ganz zuverlässigen Fels. Hält man sich wie Ulf etwas weiter links an der Kante, hat man es stellenweise auch mit einem IIIer zu tun. Diese Direktvariante bietet entgegen der Angaben im AVF (III, sehr brüchig) kompakten, gut zu kletternden Fels. Am Vorgipfel (Steinmann) angekommen macht das Nebelhorn seinem Namen alle Ehre. Der Übergang zum in Nebel gehüllten höchsten Punkt ist unschwierig und schnell erledigt. Im architektonisch durchaus ansprechenden Panoramarestaurant gönnen wir uns ein Stück Kuchen. Auch der "abenteuerliche" Nordwandsteig wird von uns begangen. Echtes Nordwandfeeling kommt allerdings nicht auf. Schade eigentlich.

Der Abstieg erfolgt über den Grat der Gundköpfe hinab zum Geißfußsattel. Der Weg bleibt trotz durchgängiger Pfadspur ausschließlich erfahrenen Berggehern vorbehalten. Gut ausgesetzt geht es im Auf und Ab über den Grat. Meist erfordert die feine Geröllauflage ein umsichtiges Steigen.

Im Anschluss treffen wir auf Höhe vom Gängele wieder auf den Anstiegsweg und wandern gemütlich hinab zum Unteren Gaisalpsee. Hier genehmigen wir uns eine kurze Abkühlung, bevor wir uns auf den bereits bekannten Rückweg machen.

Mit auf Tour: Eva

Schwierigkeiten:

Über die Gaisalpseen zum Gängele T3
Nebelhorn NW-Grat T5 II (eine Stelle II+), Varianten III
Abstieg über Gundkopf zum Geißfußsattel T4 I

Fazit:


Beim Nordwestgrat handelt es sich um einen kaum begangenen und durchaus alpinen Anstieg auf den Oberstdorfer Modeberg. In Kombinaton mit dem Abstieg über den Gundkopf und einem Bad im kühlen Gaisalpsee überaus lohnend. Für reines Wanderpublikum ist der Grat nicht zu empfehlen.


Tourengänger: quacamozza, Nic


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