Schafberg Ostwandrinne, Moor und Altmann


Publiziert von Nik Brückner , 12. September 2023 um 14:20.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:13 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit der Gamplütbahn.
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal, dazu Rotsteinpasshütte und Zwinglipasshütte

Nach zwei herrlichen Tagen im Rätikon wechselte ich nun in den Alpstein. In den südlichen Alpstein, den kannte ich noch nicht so gut. Ich hatte Bilder der Ostwandrinne am Schafberg gesehen, und wollte mir diese eindrucksvolle Steilkurve mal aus der Nähe anschauen. Eine leichte Kletterei im zweiten Grad.

Und bei der Gelegenheit konnte ich vielleicht auch auf den Moor steigen?



Also legte ich Mirthrandirs einziges Album "For You the Old Women" ein, fuhr hinauf nach Wildhaus und nahm dort die erste Bahn hinauf zum Gamplüt (1354 m). Von dort aus wanderte ich dann auf dem markierten Wanderweg an der Schäferhütte (1552 m) vorbei hinauf zum Schafbergsattel (2197 m).

Gamplüt - Schafbergsattel: markierter Wanderweg, T2, 1:45h


Hier zweigte ich rechts ab, auf den blauweiss markierten Weg, den ich allerdings nach wenigen Minuten bereits verließ. Links oberhalb ist die kurvierte Ostwandrinne nicht zu übersehen.

Über Schutt geht's hinauf zum Einstieg. Dort legte ich ein Rucksackdepot an und begann die Kletterei. Es geht in festem Kalk hinauf, immer der Rinne folgend. Die meiste Zeit kletterte ich auf einer kleinen Rippe in der Rinne, dort hat's die besten Griffe und Tritte (II).

Der Spaß ist groß - aber leider nach einer halben Stunde schon vorbei. Trotzdem ein Highlight!

Man kommt in der Scharte zwischen dem Vor- (links) und dem Hauptgipfel des Wildhuser Schafbergs heraus.

Schafbergsattel - Scharte: markierter Wanderweg und Trittspuren im Schotter (T3), Kletterei (II), 30 Min.


Beide sind in wenigen Minuten zu erreichen. Ich stieg zuerst rechts hinauf, auf den höchsten Punkt des Wildhuser Schafbergs (2373 m), dann ging's zurück in die Scharte und mit Hilfe eines Fixseiles auch auf den Vorgipfel (2363 m). Von hier aus kehrte ich dann auf dem Wanderweg in den Schafbergsattel (2197 m) und zu meinem Rucksackdepot zurück.

Schafberg - Depot: markierter Wanderweg (T3), kurze Kletterei am Vorgipfel (I), 10 Min.


Als nächstes ging es dann auf dem blauweiss markierten Weg weiter, steil hinauf in den Jöchlisattel (2294 m).

Oben angekommen, legte ich in der schönen Karstlandschaft erst einmal eine kleine Pause ein.

Schafbergsattel - Jöchlisattel: markierter Wanderweg, T4, 40 Min.


Dann richtete ich mir nochmal ein Rucksackdepot ein und machte mich an den Abstecher zum Moor. Dabei überschreitet man zunächst den Moor-Nordgipfel (2331 m), eine harmlose Graskuppe, dann geht's hinunter in einen kleinen Sattel.

Hier sollte man unbedingt einen Blick nach links unten werfen. Dort steht der Girenspitz, ein äußerst scharfschneidiger Gipfel, der gleichzeitig einer der schönsten und einer der am schweirigsten zu erreichenden im ganzen Alpstein ist.

Dann hat man zwei, vielleicht drei Möglichkeiten, den Gipfel des Moors zu ersteigen: v. l.n. r.: die erste ist eine höllisch ausgesetzte Querung in der Nordwand, die hier auf Hikr gemeinhin als T5/I eingestuft wird. Die zweite ist die Kante, eine kurze Kletterei im zweiten Grad. Eine dritte könnte diese Schwierigkeiten rechts umgehen, genau angesehen habe ich mir das jedoch nicht.

Die Kante hinauf geht's richtig gut, einem senkrechten Aufschwung kann man rechts ausweichen, Schroffenkletterei, II. Dann geht's über eine weitere Kuppe hinüber zum Steinmann auf dem höchsten Punkt des Moors (2342 m).

Den ich so lohnend dann doch nicht fand. Der Kraxelspaß ist recht kurz und die Aussicht ist auch nicht anders als die von denen anderen Gipfeln auf dieser Tour. Hätte ich mir auch sparen können.

Ich stieg die Kante wieder hinunter und wanderte über den Nordgipfel (2331 m) zurück zum Wanderweg. Am Jöchlisattel (2294 m) erreichte ich diesen wieder

Jöchlisattel - Moor - Jöchlisattel: wegloser Gipfelgrat (T2), kurze Kletterei (II), 20 Min.


Ich folgte dem Wanderweg nun durch die herrliche Karstlandschaft Richtung Altmann. Dabei passiert man einige gähnende Löcher, hin und wieder muss auch die Hand an den Fels, größere Schwierigkeiten warten hier aber nicht. Leider verläuft der Weg auch nicht auf der Grathöhe, weil's dort einige Zacken und Türme hat, sondern meist in der rechten Flanke. Zu den Spitzen, nach denen dieser Grat Nädliger (2321 m) heißt, muss man vom Weg ab hinaufsteigen.

Schließlich erreichte ich die belebte Kreuzung Rotsteinpass - Nädliger - Altmannsattel (2334 m).

Jöchlisattel - Wegkreuzung: markierter Wanderweg, T4, 30 Min.


Und es war erst zwanzig nach zwei! Wie lange würde der Aufstieg zum Moor wohl dauern?

Zwanzig Minuten? Sagt jedenfalls das Schild - na, das kann ich mir noch leisten. Die letzte Seilbahn würde ich ohne hin kaum noch erreichen können. Also legte ich mein drittes Rucksackdepot an.

Der Wanderweg führt in fünf Minuten hinauf in den Altmannsattel (2367 m).

Hier warf ich einen Blick in den nördlichen Teil des Alpsteins, wo ich schon so oft unterwegs gewesen war: Löchlibetter, Fählentürm, Fählensee, Hoher Kasten...

Dann machte ich mich an den Aufstieg zum Gipfel. Der überraschend scharf ist! Zunächst geht es einen rauhen Felsbuckel hinauf zu einer Rinne hinter einem Turm. Dann in dieser Rinne links hinauf und danach im Fels nach rechts weiter. Man steigt auf Bändern hinauf, die eine oder andere Eisenstange hilft bei der leichten Kraxelei (I). Schließlich gelangt man auf einen - erneut überraschend - scharfen Gipfelgrat hinaus, auf dem man schließelich die letzten Meter zum Gipfelkreuz hinüberbalanciert. dann ist der Altmann (2435 m) erreicht.

Siebzehn Minuten! Trotz T4 und leichter Kletterei. Das Schild hatte nicht gelogen. Na gut, sind auch nur 68 Meter Höhenunterschied...

Ich genoss die atemberaubende Rundsicht. Der Blick fällt - natürlich - erst einmal auf den höchsten Berg im Alpstein, den Säntis. Nordwesten schaut man dann nach Deutschland raus, da gibt's keine prominenten Erhebungen. In der Nähe allerdings sind einige Gipfel des Alpsteins zu sehen: der Hüenerberg, das Öhrli, die Hängeten und die Altenalptürm.

Im Nordosten stehen die
Fählentürm, auch Rot Turm und Nadlenspitz sind zu sehen. Dahinter der Hohe Kasten. Weit dahinter geht's dann mit den Allgäuer Alpen los: Aggenstein, LeilachspitzeGroßer DaumenNebelhorn, davor der Diedamskopf und der Hohe Ifen. Es folgen Hochvogel und Rauheck, dahinter die Zugspitze.

Direkt im Osten dann KrottenkopfMädelegabelWidderstein und Hohes Licht. Es folgt mit der Parseierspitze die Königin der Lechtaler Alpen. Dann das Verwall mit dem Hohen Riffler, der Kuchenspitze und dem Patteriol. Ganz hinten am Horizont ragen die Weißkugel und das Fluchthorn empor, davor erheben sich die Drei Schwestern und die Zimba. Drusenfluh und Sulzfluh im Rätikon sind zu sehen, die 
Schesaplana natürlich, der Piz Buin, der Piz Linard. 

Im Südosten Hinter und Vorder Grauspitz, dann am Horizont der Piz Kesch, Piz Palü und die Bernina ins Auge. Viel näher dann der Alvier. Im Süden und Südwesten schließlich dominieren Monte Disgrazia, Pizzo Cengalo, der Ringelspitz, das Trinserhorn, Piz Sardona und Piz Segnas. Eindrucksvoll davor: Die Kette der Churfirsten.


Davor der Girenspitz und meine heutigen Gipfel, Moor und Schafberg. Und die letzte Alpsteinkette, mit Lütispitz und Schofwisspitz, Grauchopf, Grenzchopf, Grüenhorn und Silberplatten. Und dahinter: Fronalpstock und Speer, dahinter wiederum Tödi, Glärnisch, Finsteraarhorn, Titlis, und Pilatus.


Dann ging's wieder hinunter zum Altmannsattel (2367 m) und zur Verzweigung Rotsteinpass - Nädliger - Altmannsattel (2334 m).

Wegkreuzung - Altmann - Wegkreuzung: markierter Wanderweg, T4/I, 35 Min.


Hier nahm ich dann den Wanderweg, der mich zur Zwinglipasshütte (1999 m) und über die Chreialp (1817 m) hinunter zur Alp Tesel (1433 m) brachte - nicht ohne zwischendurch immer wieder zur der beeindruckenden Berggestalt des Girenspitz hinaufzusehen. Eine meiner - na - nachwirkungsträchtigeren Touren.

Die letzte Seilbahn war tatsächlich längst gefahren, und so wanderte ich gar nicht mehr hinauf zum Gamplüt, sondern stieg durch den Flürentobel hinunter zur Talstation der Gamplütbahn (1084 m).

Wegkreuzung - Talstation: markierter Wanderweg, T3, 1,5h


Fazit:


Eine ganz wunderbare Runde, und nach der Anzahl der Tourenberichte hier wohl eine der Highlighrunden im südlichen Alpstein. Dem kann ich mich nur anschließen. Höhepunkte waren für mich die Rundsichten auf Schafberg und Altmann, und dazu natürlich die elegant gekurvte Ostwandrinne am Schafberg. Den Moor hätte ich nicht gebraucht, aber das ist Geschmackssache.


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm


...und mir stand der Geschmack dann wieder nach einem Grat.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (8)


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bj147 hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2023 um 14:49
Geile Bilder, hammer Tour! Glückwunsch!!!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2023 um 18:06
Danke Dir, bj! Freut mich, dass sie dir gefallen. Herzlichen Gruß,

Nik

bj147 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2023 um 07:26
Fotografierst Du nur mit Smartphone, oder auch noch mit einer separaten Kamera? :) Ich habe gesehen, bei manchen Bildern steht das Model (SM-A336B von Samsung) mit dabei (mittels EXIF Daten), bei manchen Bildern nicht. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass die Bilder vorab komprimiert wurden und die EXIF Daten dabei verloren gegangen sind!? :)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2023 um 13:30
Servus bj.

ich fotografiere mit beiden Geräten, einer Kamera und einem Handy. Von EXIF-Daten verstehe ich nichts. Aber manchmal dreht das Hikr-System meine Bilder oder stellt sie auf den Kopf. Für solche Fälle haben mir meine Fotografen-Freunde geraten, die EXIF Daten zu löschen. Das klappt.

Ich verstehe aber derart wenig davon, dass ich nicht einmal weiß, ob ich damit deine Frage beantwortet habe...

Herzlichen Gruß,

Nik

bj147 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2023 um 13:34
Hi Nik,

doch das passt, hatte mich ja einfach nur gefragt, wieso hier auf HIKR bei Deinen Bildern manchmal ein Kamera-Modell angezeigt wird und manchmal nicht - UND wie es sein kann, dass Du mit einem Samsung A33 so derart scharfe Bilder machst - aber nun ist klar, die kommen nicht alle aus dem A33 :)

Und ja, das mit der Bilddrehung kenne ich - ich schätze, dass HIKR das Orientierungsattribut im EXIF (ist einfach wie eine Art Katalog an Metadaten) nicht richtig auf das Bild appliziert, das ist in der Tat teilweise etwas nervig :)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2023 um 14:43
:oD Okay, also den letzten Absatz hab ich schon nicht mehr verstanden - da ist bei mir echt Hopfen und Malz verloren. Ich sag immer: ich knipse halt, und wenn ein Bild schön ist, liegt's nicht an mir, sondern am Motiv.

Herzlichen Gruß,

Nik

Peter23 hat gesagt: Fast auf gleicher Höhe nebenan
Gesendet am 13. September 2023 um 23:37
Lieber Nik
Wir hätten uns am 4. Sept. fast zuwinken können. Ich bin endlich einmal die weglosen Schrattenkalkhänge zwischen Wagenlücke und Lisengrat direkt zum Fuss des Chalber-Säntis hochgekraxelt. Ein Eldorado von Rinnen, Schnee-löchern, Wändchen und Furchen. Nädligergrat und Ostwandrinne haben mich auch schon mehrmals begeistert.
Wünsche noch viele schöne Herbsttouren
Gruss Peter23

Nik Brückner hat gesagt: RE:Fast auf gleicher Höhe nebenan
Gesendet am 14. September 2023 um 09:32
Servus Peter!

Dann winken wir halt jetzt auf Hikr. Aber: Die weglosen Schrattenkalkhänge zwischen Wagenlücke und Lisengrat direkt zum Fuss des Chalber-Säntis hoch? Das klingt interessant! Poste das doch mal, das würde mich interessieren. Oder gibt's dazu schon Berichte?

Herzlichen Gruss,

Nik


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