W. Schafberg, Moor, Altmann, Säntis


Publiziert von dani_ , 8. Juni 2023 um 23:21.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 7 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 16:15
Aufstieg: 2480 m
Abstieg: 2480 m

Gerne wollte ich in einer Tour die vier höchsten Gipfel des Alpsteins (Nebengipfel des Säntis ausgeschlossen) begehen. Die drei höchsten Gipfel bin ich 2009 begangen (Tour vom 1. Juni 2009). 2014 wollte ich sie bei guter Sicht wiederholen und den Moor mitnehmen (Tour vom 23. Juni 2014). Da bin ich auf dem Lisengrat von einem Gewitter überrascht worden und daher nicht wie geplant über Tierwis abgestiegen, sondern völlig durchnässt mit der Seilbahn hinunter gefahren. Diesmal wollte ich gerne die Tour von 2014 mit Rückkehr nach Wildhaus per pedes machen und gerne wieder die Grasbahn finden, auf der ich 2009 vom Schafberg abgestiegen war.

Startete eine halbe Stunde früher in Wildhaus als 2014, um sicher genug Zeit zu haben. Der Aufstieg über Gamplüt zum Schafberg verlief ohne Schwierigkeiten, bis auf dass ich die mangelnde Gewöhnung meiner Beine an Bergtouren spürte.

Auf dem Schafberg suchte ich gründlich nach der Grasbahn, auf der ich 2009 abgestiegen war. 2014 hatte ich sie nicht gefunden und sie musste doch da irgendwo sein. Richtung Norden, wie es in meinem Bericht von 2009 steht, konnte sie nicht sein. Dort ist definitiv Kletter- und kein Wandergelände. Zwischen Haupt- und Vorgipfel lag in einem Couloir Schnee. Das könnte sie doch sein. Ich stieg neben dem Schnee auf Gras ab. Das Gras wurde immer felsdurchsetzter und im unteren Teil, in dem fast nur noch Fels war, wurde es steil und es war definitv Handeinsatz angezeigt. Das beginnende Schneefeld, das sich bis zum Wanderweg Schafbergsattel-Jöchli hinunterzog, war nun nur noch 20m entfernt (Dass es zwei Schneefelder sind, die durch ein Loch voneinander getrennt sind, sieht man von oben nicht). In zeitraubender Suche nach dem besten Abstieg in verschiedenen Bereichen des Couloirs gewann ich Meter um Meter nach unten und arbeitete mich schliesslich bis an den Anfang des Schneefeldes vor (siehe Foto). Ich stieg nach rechts ins Schneefeld ein und hielt mich auch rechts, da ja nach ein paar Metern die Schmelzzunge von links kam, die nur ganz rechts den Abstieg auf Schnee ermöglichte. Leider verlor ich den Halt auf dem Schneefeld, das steiler ist, als es auf dem Foto erscheint (nach unten fotografiert). Auf dem Foto ist es nicht zu erkennen, aber am Ausgang des Couloirs fehlt ein grosses Stück des Schneefeldes (Genauer gesagt: Das Schneefeld ist zu Ende, wie man hier sieht). Ich hatte insofern Glück, als dass vorher bereits ein kleines Stück des Schneefeldes auf der rechten Seite fehlt (sieht man auf dem Foto als schwarzen Strich, der von rechts kommt). Dieses Loch brachte mein Rutschen abrupt zum Ende. Noch grösseres Glück hatte ich, dass ich im Loch nicht unter das Schneefeld rutschte, sondern am Rand hängen blieb. Nach dem Schreck wollte ich eigentlich nicht wieder zurück auf das Schneefeld, hatte aber keine andere Wahl. So stieg ich extrem gründlich mit den Schuhen Stufen schlagend über das Schneefeld schräg nach oben zum dichtesten Fels (von oben gesehen nach links). Nachdem ich mich beruhigt hatte, kletterte ich ein paar Meter im Fels ab bis zur Lücke, die das obere kleine und das riesige untere Schneefeld voneinander trennen. Auf dieses grosse Schneefeld musste ich. Weiter unten hatte es noch eine grosse Schmelzzunge (Loch). Ich achtete darauf, dass ich beim vorsichtigen Abklettern aus der Falllinie zu diesem grossen Loch kam. Als ich neben dem Loch war, wollte ich wie 2009 zum Wanderweg abrutschen. Setzte mich hin und rutschte los. Leider konnte ich beim Wanderweg nicht bremsen und schoss darüber hinaus. Also drehte ich mich auf den Bauch (gell Joachim, das ist eine wichtige Technik :-) und bremste mit den Händen und Fussspitzen. Das brachte mich auch zum Stillstand. Leider waren danach meine Hände rot vor Kälte und sendeten starke Schmerzsignale.

Versuchte, mir nicht gross etwas anmerken zu lassen, weil mich andere vom Schafbergsattel aus beobachteten. Beim Weitergehen Richtung p.2068 hielt ich jedoch ein paar Mal, um irgendwie dem Schmerz Herr zu werden. Ich stieg, immer noch auf Schnee, hoch Richtung Jöchli. Im oberen Teil wechselte ich nach rechts in die Grasflanke des Moor Nordgipfels und umging so ein grösseres Schneefeld.

Vom Moor Nord- über die T5 I Kletterstelle auf den Hauptgipfel. Die Kletterstelle war mir 2014 einfacher vorgekommen. Suchte lange nach der flachsten Möglichkeit. Das war direkt auf dem Grat und daher sehr ausgesetzt.

Vom Jöchlisattel folgte ich Fussspuren im Schnee auf den Nädliger. Grosse Teile des Wanderwegs waren unter Schnee. Ich querte mehrere Schneefelder auf Fussspuren. Leider wurden diese Felder immer steiler. Das letzte vor p.2321 war mir zu steil. Ich ging dennoch auf den Fusspuren darüber und konzentrierte mich dabei stets auf den nächsten Schritt und Jesus, um mich davon abzulenken, was bei einem Ausrutscher passieren würde. Bei p.2321 führt der Wanderweg aufwärts und dieser war aper. Die Fusspuren führten jedoch weiter geradeaus über ein sehr steiles Schneefeld. Dieses musste man in jedem Fall überqueren. Jedoch war es im oberen Teil viel flacher. Daher stieg ich wbw-markiert nach oben und überquerte es entspannt auf Höhe des Grates. Danach führt der Weg auf oder direkt neben dem Grat. Es lag nur noch wenig Schnee und wenn, waren die Schneepassagen flach.

Ab p.2334 Fliswand (Verzw. Rotsteinpass - Nädliger - Altmannsattel) weiter Richtung Altmann, auf Fussspuren wieder mehrere Schneefelder querend.

Von p.2368 Altmannsattel über Schnee an den Altmann. Der felsige Aufstieg zum Gipfel war komplett aper. Dies vereinfachte ihn deutlich im Vergleich zu den Schneepassagen auf dem Nädliger.

Über Altmannsattel zurück zu p.2334 Fliswand. Der Wanderung durch die Fliswand zum Rotsteinpass ist ausgiebig mit Fixseilen und Trittstufen gesichert und befestigt. Im unteren Teil galt es jedoch, Schneefelder zu queren, wobei die Sicherungen unter dem Schnee lagen. Es war nicht so unangenehm wie am Nädliger, aber für mich doch unbehaglich trotz der Tatsache, dass der Hüttenwart des Gasthauses Rotsteinpass gerade daran war, Schnee aus den Schneefelder zu schaufeln, sodass die Übergänge flach wurden.

Im Berggasthaus Rotsteinpass machte ich die erste richtige Pause. Ich nahm einen ausgiebigen verspäteten Zmittag mit viel Flüssigkeit.

Dann machte ich mich auf zum Säntis. Vom Gasthaus sah der Weg über des Lisengrat wegen des Schnees gfürchig aus. Die steilen Stellen waren jedoch bis auf eine aper. In der einen lag Schnee auf dem gesicherten Weg. Ich zwängte mich zwischen Rand des Schneefeldes und Fels nach oben. Dort hatte jemand glücklicherweise ein Fixseil verlegt. Sofern es über Schnee ging, waren die Querungen flach und damit nicht so ausgesetzt. Bis auf eine, bei der man auf einer Strecke von zwei Meter doch in ein erheblich steiles Schneefeld queren musste.

Ich erreichte p.2378, an dem sie nun das Schild "Chalbersäntis" entfernt haben, mit dem Abzweig nach Schafboden. Der Weg nach Schafboden sah aper aus, was meine Hoffnung war, denn das letzte Stück zum Säntis hatte vom Rotsteinpass schlimm ausgesehen. Der letzte bissige Auf- und Abstieg beim Chalbersäntis Nordgipfel war jedoch vollständig aper und die anschliessende Querung über Schnee zum Gipfelaufbau des Säntis harmlos. Vom Rotsteinpass hatte sie mir gfürchig dünkt. Leider zog ich mir am Gipfelaufbau dennoch eine Platzwunde zu, da ich beim Übergang vom Schnee zum gesicherten Weg etwas ausrutschte und mein Schienbein gegen die Halterung eines Fixseils stiess. Wieder schaute ich, dass ich mir nichts anmerken liess, um etwaige Beobachter vom Säntis nicht zu verunsichern.

Auf dem Säntis hielt ich nur kurz für Fotos und einen WC-Besuch inne (nach zwölf Stunden Wanderung musste ich mal).

Dann eilte ich weiter. Himmelsleiter und die steilen Stellen bis zum Girensattel waren aper und kein Problem. In der Blauschnee-Lücke hatte ich noch kurz an einen Direktabstieg nach Westen gedacht, weil weiter unten im Schneefeld Fussspuren zu sehen waren. Etwa 30 Hm unterhalb des Girensattels waren viele Fussspuren im folgenden sehr grossen, zusammenhängenden Schneefeld. Hier wechselte ich wie meine Vorgänger in den Schnee (Wanderweg war ebenfalls schneebedeckt). Ich querte nach Süden und stiess auf die Fussspur von der Blauschnee-Lücke.

Der folgende Abstieg auf dem Schnee gestaltete sich schnell, bequem und gelenkschonend. Ich peilte nicht Tierwis, sondern direkt den Wanderweg von Tierwis nach Wildhaus an. Ich sah aber keine Fusspuren im Schnee, die von Tierwis in meine Richtung hinabkamen. Von den Fusspuren, auf denen ich unterwegs war, zogen die meisten nach Tierwis hoch. Ich orientierte mich, kam darauf, dass ich dicht beim markanten p.2119 Spitzbergli war. Auf der Karte sah ich, dass der Wanderweg hier vorbeiführen musste. Ging westseits am Spitzbergli vorbei und versuchte nun den Punkt zu finden, an dem der Wanderweg hinter dem Langtal durch den Fels führt. Glücklicherweise fand ich eine Wanderwegmarkierung just an der Kante des Langtales. Der folgende Abstieg auf dem Wanderweg und Schneefeldern über Schöbett und die Bergstation der Materialseilbahn zur Alphütte Chlingen p.1662 war einfach und bequem. Bei der Hütte schoss Wasser aus einer Leitung und ich nahm einen grossen Schluck. Weiter zur Umkleidekabine für Nacktwanderer und ich erreichte die Alpstrasse bei p.1462 Chlus.

Jetzt kam der lange Abstieg zu p. 1266 Gersellen, meist auf der Alpstrasse, für kurze Abschnitte von Wanderwegabkürzungen unterbrochen. Es folgte der langgezogene Aufstieg nach Dreihütten.

Nun wollte ich trotz der fortgeschrittenen Zeit gerne noch etwas Neues entdecken. Daher nahm ich die Strasse Richtung Rossegg bis p.1343. Ich musste die Taschenlampe meines Natels verwenden, um den Wanderweg nach Rossegg p.1347 zu finden. Von dort auf der Gamplütstrasse abwärts zur Lisigweid. Beim grossen Kuhstall benötigte ich wieder die Taschenlampe um den Weg in den Chochler-Wald zu finden. Der endet, wie auf der Landeskarte eingezeichnet, im Wald auf 1330m. Ich suchte einen weglosen Abstieg nach Brem. Fand diesen auch westlich der in der Landeskarte verzeichneten Gebäude. Ich ging unter der Gamplüt-Seilbahn hindurch und stieg längs eines Weidezauns ab, bis ich auf den Wanderweg Gamplüt-Wildhaus traf. Diesem folgte ich und erreichte das Milchsammelhaus beim Parkplatz, in dem um kurz vor Mitternacht noch ordentlich Betrieb war.

Zeiten
07:30  Wildhaus
07:58  Gamplüt p.1350
10:19  W. Schafberg
13:45  Moor
15:03  Fliswand p.2334
15:16  Altmannsattel p.2368
15:38  Altmann
16:12  Altmannsattel p.2368
16:19  Fliswand p.2334
17:00  Rotsteinpass an
18:00  Rotsteinpass ab
19:00  Chalbersäntis p.2378
19:30  Säntis an
19:45  Säntis ab
21:40  Chlus p.1462
22:05  Gersellen p.1266
22:28  Dreihütten p.1310
22:39  Dreihütten p.1319
22:52  Rossegg p.1347
23:45  Wildhaus

Tourengänger: dani_


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Kommentare (4)


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maenzgi hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2023 um 00:39
Deine Runde hört sich abenteuerlich an. Zum Glück ist alles gut gegangen. Damit dürfte der Alpstein mit ein wenig Equipment bald wieder ein großteils der Touren hergeben.

Dir weiterhin schöne Touren

Gruss Manu

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juni 2023 um 16:44
Hallo Manu

Danke für deinen Kommentar.

Schafbergabstieg und Nädliger waren etwas zu abenteuerlich für mich. Mit dem Schnee würde ich die Tour nicht nochmal machen. Ich denke, den Moor werde ich auch nicht wieder besteigen. Gegen den Schlussaufstieg Moor fand ich den Altmann Normalweg harmlos.

Der Abstieg vom Säntis bis zur Strasse bei Chlus war aber mit dem Schnee genial :-)

Liebe Grüsse

Daniel

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Juni 2023 um 12:03
Die Schafberg Ostwandrinne habe ich einmal im Abstieg mit Schnee bewältigt. Fand ich auch nicht wirklich prickelnd. Vor allem da es kein Auslauf hat.
Moor und Nädliger habe ich in guter Erinnerung.

Liebe Grüsse

Manu

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2023 um 07:46
2009 fand ich die Ostwandrinne ganz easy. Und Nädliger finde ich ohne Schnee auch voll ok :-)

Liebe Grüsse

Daniel


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