Wildhuser Schafberg - Moor - Altmann - Säntis


Publiziert von dani_ , 24. Juni 2014 um 23:25.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:23 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2230 m
Abstieg: 820 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post oder PW
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Schwägalp oder PW

Vorweg: Die Tour war hauptsächlich T3, einzelne Stellen waren T4, Schlussaufstiege zum Moor und Altmann T5 I.

Seit dieser Tour wollte ich gern den Nädliger Grat bei guter Sicht begehen und die vier höchsten Gipfel des Alpsteins auf einer Tour verbinden.


Zum Warmwerden begann die Tour mit dem Familienwanderweg Wildhaus-Gamplüt. Der anschliessende Wanderweg über Schäferhütte und Mietplätz zum Schafberg war schon bissiger. Nicht schwierig, aber recht steil.

Danach hinunter in die Senke zwischen Schafberg und Moor und auf der Gegenseite hinauf. Von Jöchli ist der Weg zum Moor nicht markiert. Weglos einfach auf den Nordgipfel und weiter über eine kleine Felsstufe (T5 I) auf den Hauptgipfel.

Wieder zurück zum Jöchli und nun begann der Weg über den Nädliger Grat. Zuerst war ich enttäuscht, da der Weg weit weg vom Grat auf der Ostseite (mässig steiles Gelände zum Zwinglipass) verlief. Später dann, bei p.2321, führte er aber auf den Grat und verlief nun entweder direkt auf dem oder sehr nahe am Grat. Gab es beim ersten Teil noch keine besonders erwähnenswerten Ausblicke (Seite Richtung Zwinglipass nicht so spektakulär), änderte sich das beim zweiten Teil. Hier gab es schöne Tief- und Weitblicke zu Rotsteinpass und Säntis und auch auf der Zwinglipassseite war das Gelände nun steiler.

Vom Altmannsattel p.2334 zum Altmannsattel p.2366. Von hier aus weglos (T5 I) auf den Altmann. Es waren nun nach drei Himmelsrichtungen Wolken aufgezogen, nur Richtung Säntis und Stoss konnte man noch sehen. Ich machte mir aber keine Sorgen, hatte ich doch den Wetterbericht vor der Wanderung gründlich studiert und es war erst ab 18:30 Regen über dem Alpstein angesagt.

Hinunter zum Rotsteinpass, den ich kurz vor halb vier passierte. Auf dem Lisengrat begann es leicht zu tröpfeln. Ich überlegte, ob ich eine Jacke anziehen sollte, da es ja erst viel später richtig regnen würde. Ich hielt dann doch kurz, um meine leichte Jacke anzuziehen, und erwog danach, ob das nicht ein Fehler gewesen war, da es schön warm war und das Anziehen mein schnelles Vorwärtskommen verzögert hatte.

Ein paar Minuten später fing es an zu regnen. Ich dachte mir nichts gross dabei, sondern nur, dass das ja gleich wieder aufhören müsste. Es regnete immer stärker und dann kam das Gewitter. Starkregen vermischt mit kleine Hagelkörnen. Dazu heftiger Wind von der Seite (Südwesten). Solange Richtung Südwesten Fels war, kam das Wasser kübelweise von oben. Sobald kein schützender Fels vorhanden war, war es, als ob mich jemand mit einem Hochdruckreiniger von der Seite gründlich abspritzte. Meine Kleidung durchnässte sich zunehmend. Dazu blitzte und donnerte es. Ich setzte meinen Weg fort. Nachdem Blitz und Donner näher gekommen waren, hielt ich unter einem Felsvorsprung, der meinen Oberkörper bedeckte, inne und versuchte, das Fixseil nicht zu berühren.

Nach frierenden etwa 15min meinte ich vom Abstand zwischen Blitz und Donner her, dass das Gewitter durchgezogen wäre, und bin weiter. In den Fels gehauene Stufen hatten sich in einen veritablen Wasserfall verwandelt. Nach kurzer Zeit blitzte und donnerte es aber wieder so nah bei mir, dass ich nochmals dicht am Fels stehen blieb immer versuchend, nicht der höchste Punkt der unmittelbaren Umgebung zu sein. Nach ca 10min dachte ich, das Gewitter sei nun durchgezogen. Nach wenigen zurückgelegten Metern blitzte es allerdings so nahe bei mir (ich hatte vorher noch nie das Hochspannungzischknistergeräusch eines Blitztes gehört), dass ich schnell wieder zurück in Deckung ging. Ich hatte nie zuvor ein Gewitter so hoch oben erlebt. Normalerweise bin ich bei Gewitter nicht so ängstlich, aber das Blitzgeräusch war so krass und die Blitze gefühlt so nahe, dass ich mich nicht weiter getraute, obwohl ich nun, durchnässt und inaktiv, stark fror.

Nach einer Weile ging ich weiter und war bald beim Chalbersäntis. Ich erwog, links hinunter nach Wildhaus abzubiegen. Aus der Richtung, in die ich hätte abbiegen müssen, bliess allerdings ein sehr heftiger Wind. Ausserdem war es dort weiss vom waagerechten Regen. So setzte ich meinen Weg auf dem Grat fort.

Beim Schlussaufstieg zum Säntis konnte ich den Gipfel nicht sehen, die Sichtweite betrug etwa 20m. Ich nahm nicht wie gewohnt den plattigen Direktaufstieg zur Aussichtsplattform, sondern ging rechts am Gipfelaufbau entlang zum Alten Säntis. Beim Eingang zum Tunnel empfingen mich zwei Mitarbeiter des Restaurants mit "oh" und konsternierten Gesichtern.

Vom Ausgang des Tunnels lief ich hinüber in das Gebäude mit dem Bahnhof der Seilbahn. Hier brauchte es ein paar Minuten, bis meine klammen Finger wieder beweglich wurden und der Schmerz (durchnässt im starken Wind) nachliess. Für den Oberkörper hatte ich noch Wechselsachen und ich zog mich weiter oben im Gebäude um. Der Raum war beleuchtet und aus Fernsehern wurden Schweizer Witze erzählt und urchige Musik gespielt. Ja, und plötzlich tat es einen Chlapf und alles war aus. War irgendwie angenehm, dass das Gedudel aufhörte, allerdings hatte ich Bedenken, ob ich durch eine Schiebetür wieder zurück nach unten kommen würde. Diese liess sich dann aber glücklicherweise von Hand öffnen. Nach kurzer Zeit ging das Licht wieder an und die Fernseher liefen wieder. Ist wahrscheinlich nicht das erste Mal, dass der Blitz auf dem Säntis einschlägt. Allerdings funktionierte die Schiebetür auch danach nicht mehr automatisch.

Ich überlegte nun wie weiter, da ich vom Ehrgeiz her gerne nach Wildhaus abgestiegen wäre. Obwohl es nur noch wenig regnete, kaufte ich von Unterhose bis Schuhe durchnässt und immer noch frierend für 32 CHF eine Fahrkarte für die Talfahrt zur Schwägalp. Der Billetautomat war wohl auch vom Blitz gestört, so verkaufte mir eine Bedienstete den Fahrschein direkt. Danach leerte ich noch zwei ordentliche Gutsch Wasser aus meinen ganz neuen Bergschuhen.

Als ich wieder zu Hause war, wollte ich gerne nachvollziehen, wie ich auf die Idee kommen konnte, bei diesen Wetterverhältnissen im Alpstein eine grössere Tour zu machen. In meinem Browser waren die Webseiten mit den Wetterinformationen von 6:20 Uhr noch offen.

Da mir Meteoschweiz zu ungenau ist (nur ganzer Tag, keine Aufteilung), greife ich auf meteo.search und srf meteo zurück. Habe mir die Niederschlagsprognose von meteo.search nochmals genau angesehen. Gemäss dieser hätte es 18:30-19:10 über dem Alpstein regnen sollen (ausserdem minimer Niederschlag um 16 Uhr). Srf meteo sagte für Wildhaus folgenden Niederschlag voraus: 14 Uhr 0mm, 17 Uhr 0.2mm, 20 Uhr 0.9mm. Das sah alles für mich auch im Nachhinein betrachtet nicht nach Gewitter mit Hagel und Starkregen (>10mm) um 16 Uhr aus.

Vielleicht kennt ja jemand von euch einen genaueren Wetterbericht.


08:03     Wildhaus
08:34     Gamplüt
11:06     W. Schafberg
12:54     Moor
14:34     Altmann
15:26     Rotsteinpass
16:59     Säntis

Tourengänger: dani_


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Kommentare (8)


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Kaj hat gesagt: Hoy dani_
Gesendet am 25. Juni 2014 um 02:23
du bist sicher froh, daß du das Gewitter auf dem Lisengrat heil überstehen konntest. Deine Beschreibung gibt ja einen plastischen Eindruck.
Tja, das Thema der Prognosen - da ist grosses Glück & grosse Verzweiflung nah beisammen...
Hier meine Favoriten für die Schweiz:
http://www.meteocentrale.ch & schwägalp/wildhaus/stein/wasserauen eingeben, 7ZeitZonen (ZZ)
http://www.srf.ch/meteo - kennst du ja schon, 8ZZ
http://www.meteo24.ch - auch oK, 5ZZ
http://meteo.search.ch - auch bekannt, grafisch 0-24h
http://www.wetter.net - geht auch, 4/8ZZ
Bis jetzt habe ich mit meteocentrale.ch die besten Erfahrungen gemacht
Erhole dich vom Schock - alles Gute, ciao Kaj

dani_ hat gesagt: RE:Hoy dani_
Gesendet am 25. Juni 2014 um 09:31
Hoi Kaj

Danke für die Links. Ja, ich bin tatsächlich immer noch etwas erschüttert und meine Schuhe sind noch nass von vorgestern.

Liebe Grüsse

Daniel

xaendi hat gesagt:
Gesendet am 25. Juni 2014 um 09:14
Schön für dich, dass es nochmals gut ausgegangen ist. Sorry dass ich hier gleich den Oberlehrer spiele, aber aus meiner Sicht war da eine Portion Leichtsinn mit dabei. Wenn es von allen Seiten zuzieht und solch dunkle Wolken aufziehen wie auf den Fotos, sollte man zum Rückzug blasen. Sich einfach stur auf eine Niederschlagsprognose zu verlassen, ist schon sehr gutgläubig. Wer in den Bergen unterwegs ist, sollte die Wetterentwicklung am Himmel beobachten, Schlüsse daraus ziehen und entsprechend Entscheidungen treffen. Man weiss ja, dass Gewitter schneller aufziehen können als erwartet, und dass sich Verhältnisse in den Bergen schnell ändern können. Immerhin, ich hoffe, du kannst aus dem Erlebnis auch ein paar Erkenntnisse mitnehmen für zukünftige Touren.
Alex

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juni 2014 um 09:48
Hoi Alex

Ja, aus Erfahrung wird man klug und meistens sind die Erkenntnisse dann auch sehr nachhaltig.

Ich habe aber noch einen anderen Punkt: Ich möchte mich ja gerne optimal auf eine Tour vorbereiten. Macht es da überhaupt Sinn, dass ich jeweils bis zu 30min ins Studium der Wettervorhersagen investiere, die Infos daraus auswendig lerne und dann vorurteilsbehaftet das Wettergeschehen beobachte. Oder ist das sinnlos bis gefährlich und ich sollte stattdessen voll auf unvoreingenommene Beobachtung des Wetters umstellen. Diese Frage beschäftigt mich schon länger. Das vorgestern war nun das Extremste, was ich in dieser Hinsicht erlebt habe. Aber schon einige Male bin ich auf einer Tour gewesen, auf der trocken bis minimer Niederschlag vorhergesagt war und es dann trotzdem gehörig regnete.

Liebe Grüsse

Daniel

xaendi hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juni 2014 um 10:04
Sicherlich keine einfache Frage. Ich tendiere dazu: Mit MeteoSchweiz (Lokalprognose, Textprognose) entscheide ich grundsätzlich, ob ich gehe oder nicht (im Zweifelsfall eher nicht, da ich nicht gerne im Regen wandere). Sobald ich unterwegs bin, beobachte ich das Wetter und entscheide dann nur noch auf Basis der Beobachtungen und des Bauchgefühls. Das kann mitunter zu Fehlentscheidungen führen, z.B. wie *hier, aber damit bin ich auf der sicheren Seite.
Was es gibt - aber das benutze ich auf Wanderungen praktisch nie - ist die Niederschlagsprognose auf der MeteoSwiss-App (iOS, für Android gibt's sie wahrscheinlich auch). Dort siehst du den Niederschlagsradar für die vergangenen Stunden mit einer Prognose für die nächsten 3-4 Stunden. Ist wahrscheinlich die genaueste/aktuellste Prognose, die du haben kannst (vorausgesetzt, zu hast Empfang und einen vollen Akku).
Hier ein Screenshot davon:



Grüsse, Alex

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2014 um 12:29
Danke für die Infos

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 25. Juni 2014 um 22:19
So ungern auch ich normalerweise mit dem erhobenen Zeigefinger herumfuchtele, möchte ich doch eine konstruktive Anregung zur Optimierung deines Risikomanagements geben.

Wettervorhersagen sind über die letzten Jahre sicher besser geworden, aber diese vermeintlich exakten Vorhersagen, die auf manchen Internetportalen angeboten werden, sehe ich äußerst kritisch, zumal für bergige Regionen und auch wenn bei instabilen Wetterlagen keine Prognosegüte quantifiziert wird.

Du musst dir diese angegebenen Niederschlagswerte als Erwartungswerte vorstellen, die halt durch ein Computermodell ausgespuckt werden. Je nach Wetterlage ist die Entscheidungsrelevanz für Berggeher aber eher gemischt.

Ein erwarteter Niederschlag von 0,9mm könnte sich z.B. im vereinfachten Extremfall -bei instabilem Wetter gar nicht so unplausibel- aus zwei Szenarien zusammensetzen: 90% Warscheinlichkeit für 0mm und 10% für 9mm. Typischerweise wird das irgendeine Normalverteilung sein, die aber auch ziemlich schief sein kann, d.h. der Erwartungswert ist eher gering, aber mit einer zwar niedrigen aber immernoch wesentlichen Warscheinlichkeit für eine "Katastrophe". Und wenn es dann halt über einem donnert, sollte ziemlich klar sein, dass dieses "10%-Szenario" eingetreten ist.

Bei einer "einfachen" Wetterlage, wenn also nur irgendeine normale Front durchzieht, wird diese Verteilung (also die Simulation möglicher Wetterausprägungen) natürlich enger sein, sodass z.B. nur mit 0,01% W'kt mit mehr als 5mm Niederschlag gerechnet wird und ein Gewitter praktisch ausgeschlossen werden kann. Und da kann man mittlerweile tatatsächlich ziemlich genau sagen, zu welcher Uhrzeit so eine normale Front eintrifft.

Gute Wetterberichte zeichnen sich dadurch aus, dass sie wenigstens verbal aussagen, wie sicher sie sich sind (Prognosegüte). Das ist z.B bei der Mittelfristprognose des Österr. Alpenvereines schon ganz gut gelöst. Ansonsten gilt schlichtweg: Je mehr sich die verschiedenen Berichte widersprechen, desto geringer die Prognosegüte aller Berichte.

Im allgemeinen ist das Bergwetter halt schwerer vorherzusagen als das normale Wetter in der Ebene, in solchen instabilen Grosswetterlagen manchmal sogar noch am Vortag. Normale Wetterberichte sind dann eh nutzlos, und es sollte nur auf Bergwetterberichte zurückgegriffen werden, wo dann z.B auch auf solche Dinge wie Hangbewölkung/Wolkengrenzen/Gipfeleinnebelungen eingegangen wird. Für Österreich ist man da mit ZAMG, ORF und auch dem Alpenvereinsbericht (der übrigens auch für die Westalpen gilt!) gut aufgestellt, in der Schweiz scheint es da wohl noch eine Versorgungslücke zu geben. Für die Ostschweiz könnte event. noch auf die o.g. Berichte für Vorarlberg zurückgegriffen werden.

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2014 um 12:38
Danke für die Infos


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