Traumgrate auf der Rätikon-Südseite: die Sassauna-Runde


Publiziert von Nik Brückner , 10. September 2023 um 18:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 3 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:16 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt: von Fanas mit der Seilbahn hinauf zur Bergstation
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal

Also, nach dem heißen Ritt auf dem steilen Zahn vom Vortag brauchte ich an diesem Tag defi etwas zur Erholung. War schon nicht ohne gewesen, die Schwarzhorn-Überschreitung! Ich weiß gar nicht mehr, woher ich von der Sassauna-Runde wusste, aber ich wusste, dass sie eine der schönsten Grattouren der Gegend und nicht allzu schwierig sein soll. Und schön und nicht schwierig war genau das, was ich jetzt brauchte.

Ich reservierte also einen Platz in der ersten Seilbahn, fuhr mit Greenslade im Player nach Fanas und gondelte hinauf zur Bergstation, wo ich gegen Viertel vor acht zu meiner Tour startete.



Ein Stück oberhalb der Bergstation (1709 m) führt der markierte Wanderweg links hinüber zur Gruoba (1778 m), dem Sattel zwischen dem Höreli (links) und dem Sassauna (rechts). Hier bog ich rechts ab und wanderte den Rücken hinauf zu Pt. 1921, wo sich der Weg erneut gabelt. Links geht's weiter, den (Süd-)Westhang des Sassauna querend über's Grappalazär hinüber zum Luderer Egg, dem Sassauna-Westgrat - wo die Grattour dann eigentlich schon beginnt. An Pt. 2017 gelangt man erneut an eine Kreuzung, hier stieg ich nun endgültig rechts hinauf zum Gipfel des Sassauna (2308 m).

Bergstation - Sassauna: markierte Wanderwege, T2, 1h


Hier legte ich eine erste Pause ein. Über die nächsten drei Stunden, bis zum Girenspitz (noch einer!), würde ich über diese Höhe nicht mehr hinausgelangen. Zwanzig Minuten später startete ich dann zu meiner langen Grattour.

Man ist in der Folge für über fünf Kilometer und etwa drei Stunden weglos auf der Grathöhe unterwegs. Die ist mal schmal, meist breit, das ist maximal T4/I. Die schwierigsten Stellen sind die Pfäwichöpf, gleich zwischen Sassauna und Pfäwi, und der finale Steilgrasanstieg zum Girenspitz. Dazwischen gibt es noch eine Handvoll kurze Kraxelstellen, die aber problemlos zu schaffen sind, wenn man die Pfäwichöpf gemeistert hat.
 
Vom Sassauna-Gipfel geht's nordostwärts einen mäßig steilen Grashang hinunter. Wegspuren gibt es hier keine, Probleme aber auch nicht. Weiter unten findet man dann die ersten Begehungsspuren, sie führen zu einer schmalen Schrofenstufe, die es nun zu erkraxeln gilt (I).

Kurios: eine Felsplatte am Grat, auf die Begeher ihre Namen geritzt haben. Sowas hab ich in den Bergen auch noch nicht gesehen.

Nun also die schmale Kante hinauf. Wie gesagt: Wer hier keine Schwierigkeiten hat, braucht sich über den Rest der Tour keine Gedanken mehr zu machen. Oben geht's über einen schmalen Grasgrat weiter, dann ist schnell der höchste Punkt der Pfäwichöpf (2256 m) erreicht.

Auch im Abstieg ist noch die eine oder andere felsige Stufe zu erklettern - eine kleine gleich zu Anfang, eine größere bald danach, bis es nach einem erneut schmalen Grasgrat schließlich einen gemächlichen Wiesenhang zum Pfäwi (2306 m) hinaufgeht.

Sassauna - Pfäwi: weglose Gratüberschreitung, T4/I, 35 Minuten

 
Hier hörte ich einen lauten Knall! Dass die Jagdsaison eröffnet war, hatte ich schon mitbekommen. Was ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht wusste: Ich würde den Jäger und seine Beute noch zu Gesicht bekommen.

Der Grat knickt hier leicht nach rechts, es geht stracks hinüber zu Pt. 2271. Dabei wird ein auf dem Grat aufliegender Klotz rechts (und ein wenig ausgesetzt) umgangen, und eine schieferige Felspassage muss überwunden werden, was aber kein Problem ist. Pt. 2271m (2271 m) ist schnell erreicht.

Pfäwi - Pt. 2271m: weglose Gratüberschreitung, T3 und leichter, 15 Minuten


Hier knickt der Grat wieder leicht nach links, in einem weiten Bogen geht es nun weiter zu Pt. 2248 und zum Lägend Sagettis/Tüf Sagettis. Bis kurz vor Pt. 2248 ist es nun wieder eine einfache Gratwanderung, lediglich kurz davor muss eine kleine felsige Doppelstufe erklommen werden. Drüben einfach hinunter, dann zieht sich der Grat erneut zusammen.

Hier blickte ich nach links, hinunter ins Chalbertäli. Und dort sah ich den Verursacher des Knalls, den ich zuvor gehört hatte: Ein Jäger zerrte seine Beute, eine Gams, ins Tal hinunter.

Der schmale Grat schwingt sich nun über mehrere Felsstufen hinauf zum nächsten Gipfel, dem Lägend Sagettis bzw. Tüf Sagettis (2278 m).

Pt. 2271m -  Lägend/Tüf Sagettis: weglose Gratüberschreitung, T4/I, 25 Minuten

 
Der Grat dreht hier noch weiter nach rechts und führt nun fast genau ostwärts weiter. Der Abstieg ins nächste Joch Pt. 2184 ist unschwierig, es wird aber kurz schmal, und an einer mit ein paar Bäumchen besetzten Felskante muss man kurz aufpassen. Dann ist auch diese Schwierigkeit überwunden, und wie auf einem Laufsteg geht es nun hinauf auf den Hoch Sagettis (2285 m).

Lägend/Tüf Sagettis - Hoch Sagettis: weglose Gratüberschreitung, kurz T4, sonst leichter, 25 Minuten
 

Und weiter geht's, steil hinunter ins Fadurer Fürggli (2188 m), wo man einen beschilderten Wanderweg quert.

Wer mag, kann die Grattour hier schon beenden, und auf dem Wanderweg zur Seilbahn zurückkehren.

Ich setzte meinen Weg jedoch fort, und stieg drüben wieder den Grat hinauf. An einem Weidezaun geht's steil hinauf zu ein paar Felsen an Pt. 2271m, von wo ab die Kante ein Weilchen fast waagrecht verläuft. Im weiteren Verlauf zieht sich der Grat noch einmal zusammen, richtig schmal wird es aber nicht mehr.
 
Der Schlussanstieg zum Girenspitz langt dann noch einmal richtig hin. Hier befindet sich die einzige Stelle, bei der man von veritablem Steilgras sprechen muss. Immerhin auf guten Trittspuren geht es hinein in einen um die 50, 55 Grad geneigten Grashang. Ausstieg rechts. Man gelangt ein paar Meter südlich des Gipfels auf den Süd(ost)grat. Von hier in wenigen Schritten auf den höchsten Punkt der Tour, den Girenspitz (2394 m).

Hoch Sagettis - Girenspitz: weglose Gratüberschreitung, T4, 45 Minuten


Gipfelrast! Und ein Rundblick. Die Chefin im Ring ist die Schesaplana, fast ein Dreitausender und der höchste Berg im Rätikon. Der nächste Promi: Die markante Zimba. Davor fällt der Blick auf den Rossberg - auch ein schöner Grat. Es folgen die Kirchlispitzen, Drusenfluh und Sulzfluh.

Im Südosten weitet sich der Blick: Muttler, Fluchthorn, Piz Buin und Piz Linard sind zu sehen. Es folgen Piz Kesch, Piz Palü und Piz Ela.

Jenseits des Rheintals dominieren Haldensteiner Calanda, Ringelspitz, im Westen der Glärnisch. Dann folgen wieder näher gelegen Gipfel: Glegghorn, Schwarzhorn, Falknis und die Grauspitzen.


Nach meiner Gipfelrast machte ich mich dann an den Abstieg zum Wanderweg. Ich folgte einer guten, aber unmarkierten Spur nach Süden. Man muss nochmal etwa 250 Höhenmeter absteigen, bis man bei Pt. 2143m an einer Verzweigung endlich auf den Wanderweg gelangt, auf dem es nun zurückgeht. 

Girenspitz - Verzweigung: Pfadspur, T2, 15 Minuten


Der schöne, aber offensichtlich wenig begangene Weg führt nun die weiten Hänge des soeben überschrittenen Grats querend zunächst zurück ins Fadurer Fürggli, biegt kurz davor jedoch nach links und bleibt so im Hang. Die nächsten Stationen sind die Alphütten Obersäss und Mittelsäss (1836 m).

Hier biegt der Weg um einen von Pt. 2271 herabziehenden Bergrücken nach rechts, und es geht über die Mässhalda noch einmal hinauf zur Alp Carlitsch und weiter nach Stelli (1976 m), wo man endlich den Sassauna-Südkamm erreicht hat. Von hier aus führt der markierte Weg schließlich über die Gruoba (1778 m) wieder zurück zur Bergstation der Seilbahn Fanas (1709 m).

Verzweigung - Bergstation: markierter Wanderweg, T2, 2:10h



Fazit:


Traumhaft schöne Tour! Nicht allzu schwierig, wunderschön, man hat viel Zeit zum Schauen und Genießen.


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken


Und damit war ich für dieses Mal  durch mit dem Rätikon. Als nächstes wechselte ich auf die andere Talseite, in den Alpstein.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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Nyn hat gesagt: Gratz
Gesendet am 11. September 2023 um 17:05
super scheene Gratl.
Wars da neulich denn ned eigentlich zu warm dafür?

Nik Brückner hat gesagt: RE:Gratz
Gesendet am 11. September 2023 um 17:26
Nee, da is gangen, dank der Seilbahn. Die heißen Touren poste ich noch.

Peter23 hat gesagt: wieder was dazugelernt
Gesendet am 13. September 2023 um 23:19
Lieber Nik
Was für eine tolle und aussichtsreiche Tour auf grünen Hängen und stolzen Gräten. Leider offenbart die Tour auch eine Peinlichkeit meinerseits. Ich habe doch geglaubt, das Prättigau gut zu kennen. Jetzt kommst Du und machst mir klar, dass es auch auf der Nordseite bei Grüsch/Fanas eine Seilbahn gibt!
Gruss Peter23

Nik Brückner hat gesagt: RE:wieder was dazugelernt
Gesendet am 14. September 2023 um 09:29
Servus Peter!

Du, das ist wirklich eiine schöne Tour, die musst du mal machen. Und die Seilbahn - die ist so klein, die kann man schon mal übersehen! ;o}

Herzlichen Gruss,

Nik


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