Grrrr - Grauchopf, Grenzchopf, Grüenhorn - und ein neues Kreuz für die Silberplatten


Publiziert von Nik Brückner , 27. Dezember 2021 um 13:30.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:25 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AR   CH-SG   CH-AI 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 1580 m
Strecke:8 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Luftseilbahn von der Schwägalp hinauf zum Säntis
Unterkunftmöglichkeiten:Auf dem Säntis, Tierwis

Letzter Tag im Alpstein! Und wie am ersten Tag fuhr ich mit der Luftseilbahn zum Säntisgipfel hinauf. Ein paar Tage zuvor (und eigentlich schon 2012) hatte ich von der Chammhaldenroute aus eine Reihe schöner Gipfel mit Gr- entdeckt, die mir sehr gefielen: Grauchopf, Grenzchopf und Grüenhorn. Grrrrr..... Schöne Gipfel, abwechslungsreich, nicht allzu schwierig - das sollte doch eine schöne Genusstour ergeben!


Start war also am höchsten Punkt meiner Tour: auf dem Säntis (2502m).

Hier heroben nahm ich zunächst mal meine Gipfelkette in Augenschein: Grauchopf, Grenzchopf, Grüenhorn und Silberplatten (klick für den Superscherz!). Und dann ließ ich den Blick in die Runde schweifen: Im Südwesten sind Tödi, Glärnisch, Finsteraarhorn, Titlis, und Pilatus die hervorstechenden Gipfel, davor markant der Fronalpstock und der Speer. Im Westen und Norden schaut man dann nach Deutschland raus, da gibt's keine prominenten Erhebungen. Allenfalls Belchen und Feldberg im Schwarzwald sind am Horizont zu erahnen. Im Nordosten dann einige prominente Gipfel des Alpsteins: das Öhrli, die Hängeten und die Altenalptürm. Im Osten geht's dann mir den Allgäuer Alpen los: Aggenstein, LeilachspitzeGroßer DaumenNebelhorn, davor der Diedamskopf und der Hohe Ifen. Es folgen Hochvogel und Rauheck, dahinter die Zugspitze. Direkt im Osten dann KrottenkopfMädelegabelWidderstein und Hohes Licht. Es folgt mit der Parseierspitze die Königin der Lechtaler Alpen. Davor, ganz in der Nähe, Hundstein, Freiheittürm und Fählentürm. Dann das Verwall mit dem Hohen Riffler, der Kuchenspitze und dem Patteriol. Ganz hinten am Horizont ragen die Weißkugel und das Fluchthorn empor, davor erheben sich die Drei Schwestern, die Zimba und der Altmann. Drusenfluh und Sulzfluh im Rätikon sind zu sehen, die Schesaplana natürlich, der Piz Buin, der Piz Linard. Im Südosten Hinter und Vorder Grauspitz, dann am Horizont der Piz Kesch, Piz Palü und die Bernina ins Auge. Viel näher dann der Alvier. Im Süden schließlich dominieren Monte Disgrazia, Pizzo Cengalo, der Ringelspitz, das Trinserhorn, Piz Sardona und Piz Segnas. Eindrucksvoll davor: Die Kette der Churfirsten.

Jetzt aber los! Und die Tour wartet gleich mit einer Überraschung auf: Einem Fußgängertunnel. Durch diesen verlässt man nämlich die Gipfelaufbauten.

Ich muss vor vielen Jahren schon einmal durch diesen Tunnel gegangen sein - aus meiner Erinnerung ist er allerdings restfrei verschwunden...

Hat man den Tunnel dann verlassen, steht man unvermittelt im Freien und hat einen tollen Blick nach Norden, zur langen Kette Girenspitz - Hüenerberg - Öhrli - Hängeten - Schäfler - Ebenalp. Dann geht's die berüchtigte Himmelsleiter hinunter: Ein steiler Abstieg durch teils künstlich bearbeitete Risse im Fels, gesichert von zwei Metallgeländern. Daran konnte ich mich allerdings erinnern - ist immer noch nicht mein Herzensgelände. Bloß schnell runter, bevor mir noch jemand entgegenkommt. Na, um diese Zeit besteht da keine große Gefahr. Unten angekommen, passierte ich die Blauschnee-Lücke (2395m) und den Girensattel (2397m).

Dort entschloss ich mich, den Girenspitz noch zu besteigen. Weil er da ist. Und schließlich war ich ja auch schon auf dem anderen Girenspitz des Alpsteins gewesen. Girenspitzen sammeln.

Dieser Girenspitz ist im Gegensatz zu seinem Namensvetter nicht schwer zu besteigen. Auf einem unmarkierten Weg (T1) ist man in wenigen Minuten zum Girenspitz (2448 m) hinaufgewandert.

Säntis - Girenspitz: Markierter und gesicherter Weg, T3/KS A, 20 Minuten


Wieder zurück am Girensattel (2397m), machte ich mich an den Abstieg Richtung Seilbahnstütze/Grauchopf. Hier kamen die ersten Wanderer vom Berggasthaus Tierwis herauf.

Einen alten Steinbock, der sich hier zum Frühstück seine spärlichen Kräutlein zwischen den Kalkfelsen zusammensuchte, rührte das allerdings wenig. Auch durch das Klicken meines Fotoapparates ließ er sich nicht stören.

An der Stütze 2 der Säntisbahn (2256m) angelangt, verließ ich den Wanderweg, und begab mich auf meine Gratwanderung. Es geht in der Folge durch Schrattenkalk, oder, wie Karsten gerne sagt, durch Karst. Schubigelände. Das bedeutet: fester Fels, aber scharfkantig, und man muss aufpassen, nicht in tiefe, dunkle Löcher und Spalten zu stürzen.

Vor dem Grauchopf verläuft sich der Grat, man muss rechts in eine kleine Senke hinunter, und drüben entweder direkt am Grat auf der Kante, oder links daneben in der nicht allzu steil geneigten Wand klettern.

Da man hier überall klettern kann, wie man mag, ist die Schwierigkeit der Route kaum vernünftig zu bewerten. T4/II war's auf meiner Route, das geht aber vermutlich auch leichter - oder schwerer.

Schließlich ist der Grauchopf (2215m) erreicht, erkennbar an einem kleinen Steinmann, der auf der Gratkante sitzt.

Girenspitz - Grauchopf: Abstieg auf markiertem Wanderweg, dann weglose Kletterei im Schrattenkalk, T4/II, 1h


Der Abstieg am Grat Richtung Berggasthaus Tierwis ist einfacher. Ich blieb im oberen Teil auf der Kante, wandte mich dann aber vor einer schotterigen Passage nach links vom Grat ab, und stieg in einer kleinen flachen Grasrinne zum Wanderweg hinunter. Dort waren's dann nur wenige Minuten zum Berggasthaus Tierwis (2085m).

Grauchopf - Tierwis: weglos, dann kukrz markierter Wanderweg, T3, 20 Minuten


Das kleine Gasthaus sitzt direkt auf dem Grat auf, deshalb führt der Wanderweg durch das Gebäude hindurch. Noch war nicht viel los, aber das würde sich später sicher noch ändern. Ich beschloss, hier später eine Pause einzulegen, falls irgendwo ein Plätzchen für mich frei sein sollte. Jetzt aber machte ich mich an den Aufstieg auf den Grenzchopf.

Der Aufstieg zum Grenzchopf verläuft über einen klassischen Grasgrat. Dieser ist nicht allzu steil, und nicht allzu schwierig. Eine steile Stufe ist schnell überwunden, Trittspuren hat's eh. Weiter oben neigt sich der Grat dann zurück, und so kann man gemütlich zum Gipfel hinüberschlendern. Dieser wird durch einem kleinen Höcker gebildet, der auf dem langen Grat aufsitzt. Ein Steinmann markiert den höchsten Punkt des Grenzchopfs (2193m)

Tierwis - Grenzchopf: wegloser Aufstieg im mäßig steilen Gras, T3, 15 Minuten


Der Abstieg vom Grenzchopf erfolgt über einen weiten Grashang. Weiter unten stößt man dann auf eine längst nicht mehr begangene Wegruine. Auf dieser wanderte ich weiter hinunter, bis der Grat sich plötzlich wieder zusammenschnürt, und eine scharfe Grasschneide bildet. Dann steht man unvermittelt an einem senkrechten Einschnitt.

Brüchiger Fels, wie zahllose Brocken belegen, die von hier auf den Weg herabgestürzt sind. Hier abzuklettern, ist ebenso unsinnig wie unnötig.

Ein paar Schritte nach links hinunter nur, dann steht man auf dem Weg, und kann die Scharte passieren. Drüben stieg ich über die Felsbrocken hinauf ins grüne Gras, und machte mich an den Aufstieg zum Grüenhorn.

Dieser ist überraschend schwierig: Im felsdurchsetzten Gras geht es steil hinauf, zumindest auf meiner Route war's T4, leichte Kletterstellen eingeschlossen. Am schmalen Grat selbst ist es dann auch ein wenig luftig - es gibt allerdings noch wesentlich exponiertere Stellen im Alpstein. Bald lehnt sich der Grat zurück, und man wanderte auf der grünen Schneide zum höchsten Punkt des Grüenhorns (2140m).

Grenzchopf - Grüenhorn: wegloser Übergang, im Abstieg T1, im Aufstieg T4/I, 30 Minuten


Auch hier ist der Abstieg wieder einfacher (T2): Auf dem hier etwas breiteren Grasrücken geht's hinunter in den Silberplatten-Sattel (2072m), wo man wieder auf ein Weglein trifft, das vom Wanderweg hinauf zu den Silberplatten führt.

Der Weg quert auf einem Band unterhalb der markanten Schrattenplatten, und nutzt dann Risse rechts davon, um zum Gipfel hinaufzugelangen. Dieser ist im Grunde eine lange Schneide, deren höchster Punkt dann der eigentliche Gipfel der Silberplatten (2158m) ist.

Grüenhorn - Silberplatten: wegloser Abstieg im Gras, T2, Aufstieg auf gutem Weg, T3,  30 Minuten


Hier heroben war viel los, das hatte ich von den vorigen Gipfeln aus schon gesehen. Nun erkannte ich den Grund dafür: Der Berg erhielt ein neues Gipfelkreuz! Das sorgte natürlich für ordentlichen Trubel. Ich setzte mich ein wenig abseits, und machte eine ausgedehnte Pause. Dabei beobachtete ich Kletterer an den Silberplattenchöpfen, faszinierenden Felsnadeln, die wohl den Profis vorbehalten bleiben müssen.

Im Abstieg wählte ich die Route über den Grat und durch die Platten. Dabei wandert man zunächst auf der Kante nach Osten, muss dann eine Felsstufe abklettern, und sucht sich dann mit Hilfe der zahlreichen Risse eine geeignete Route durch die schrägen Platten, die dem Berg seinen Namen gegeben haben. Eine spaßige Variante, auf der man sogar schneller wieder im Silberplatten-Sattel (2072m) ist, als wenn man den Weg nimmt.

Knapp drei Stunden vom Säntisgipfel - mir genügte das für heute. Ich kehrte auf dem schönen Wanderweg zum Berggasthaus Tierwis (2085m) zurück.

Silberplatten - Tierwis: wegloses T4 am Gipfel, dann T2 auf dem markierten Wanderweg, 40 Minuten


Hier war tatsächlich noch ein Plätzchen frei, ich setzte mich zu einer Gruppe gutgelaunter Asiaten, und die Bedienung und ich hatten ebenso große Mühe wie Spaß dabei, ihnen auf englisch zu erklären, was Fleischkäse ist. Kleiner Anhaltspunkt: Es ist weder "meat-chesse" noch "liver-cheese". Furchtlos, wie sie waren, haben's sie's am Ende aber doch probiert - wohl eher trotz als wegen unserer Erklärungen...

Schließlich machte ich mich an den Abstieg. Von der Tierwis schlängelt sich ein markierter Weg hinunter zur Schwägalp, ähnlich raffiniert in den steilen Hang gezirkelt wie die Chammhaldenroute oder die Nasenlöcherroute. Im oberen Teil noch gemächlich, führt der Weg bald in steiles Gelände hinein, und nutzt dabei geschickt flachere Rippen und Bänder, die Namen wie "Gross Band" und "In den Schnüeren" tragen. Insbesondere das Gross Band ist faszinierend: Am oberen Rand eines breiten Grassimses verläuft der Weg direkt unter einer Felswand entlang, bevor er auf einer steilen Rippe gut gesichert (die "Musfallen") in flacheres Gelände hinunterführt. Dort, am Abzweig Nettenfeld (1464m), nahm ich den rechten Weg, und gelangte so in wenigen Minuten zurück zum Parkplatz Schwägalp (1352m).

Tierwis - Schwägalp: markierter Wanderweg, T3, 1h


Fazit:

Wunderbare, abwechslungsreiche Genusstour über vier schöne, teils recht verschiedene Gipfel. Zum Abschluss einer schönen Tourenwoche genau das Richtige.


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 27. Dezember 2021 um 18:56
Den Begriff Schubigelände find ich ja mal gut :o)
Dann werd ich mir den Alpstein wohl doch mal näher anschauen müssen ...

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Dezember 2021 um 09:31
Ab in den Karst mit Dir!


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