Hochvogelüber- und Umschreitung (Bäumenheimer Weg)


Publiziert von Nik Brückner , 6. August 2013 um 10:51.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:27 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:13km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Hinterhornbach aus dem Lechtal
Unterkunftmöglichkeiten:In Hinterhornbach

Der Hochvogel!

Nicht der höchste in den Allgäuern, aber sicher einer der schönsten. Hey - ist er das nicht? Auf diesem Cover? Hohes Licht, Krottenkopf mögen höher sein, an Schönheit kommen ihm aber allenfalls Trettachspitze, Ifen oder Höfats gleich. Also rauf!

Lang ist's her. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich diese Tour gemacht habe. 2008 muss das gewesen sein. Der Bäumenheimer Weg war damals auf jeden Fall noch offen. Meine Idee: Besteigung aus dem Tal, Überschreitung des Gipfels, danach Umgehung des Gipfels und Talabstieg. Diese Tour hatte ich damals irgendwo, ich glaube, es war in einem AV-Führer, mit 10 Stunden angegeben gesehen.


Warnung: Die hier beschriebene Route über den Bäumenheimer Weg ist seit einigen Jahren gesperrt, weil der Gipfel des Hochvogels demnächst auseinanderbricht. Also Finger weg von dieser Route!


Ich bin in aller Früh los, "Organik" von Niacin im Auto. Um sechs startete ich in Hinterhornbach - für 16 Uhr waren Gewitter angesagt.

Man parkt im engen Tal an einem Gasthaus. Von dort geht es über eine Wiese hoch zum Wald, von wo aus man teils einem Forstweg, teils einem Serpentinen abkürzenden Pfad den Hang hinauf folgt. Ein bisschen langwierig ist es hier, vor allem auf den Forstwegpassagen, aber nach einer Stunde ist man an den Schwabegghütten (1699m) angelangt. Hier öffnet sich dann auch endlich das Gelände und man sieht bald den den Hochvogel - von Hinterhornbach aus ist er nämlich unsichtbar.

Um die Hütten herum hat sich der Wald schon zurückgezogen. Hier geht es durch Latschengassen und grasige Hänge. Nach den Hütten steigt man auf einem Rücken bergan, der zum Hochvogel hinaufzieht und bald flacher wird.

Der Hochvogel präsentiert im morgendlichen Sonnenlicht seine riesige, orange leuchtende Südostflanke. Darunter das Rosskar, durch dessen Geröllfelder sich gut sichtbar der weitere Weg abzeichnet. Schnell hat man das Geröll gequert und steht nach ein paar Serpentinen am Südgrat, durch den sich der Bäumenheimer Weg zieht. Diesen Grat hat man schon die ganze Zeit vor sich gehabt, und er macht aufgrund seiner Länge nicht den Eindruck, mit größeren Schwierigkeiten aufzuwarten.

Anstieg zum Einstieg: Wanderweg, T2-T3


Tatsächlich beginnt der Klettersteig auch erst einmal mit einfachem Gehgelände. Durch das sogenannte "Tor", eine wenig steile Rinne, geht es über viel Geröll hinauf. Der Bäumenheimer Weg ist für einen Allgäuer Klettersteig, der Höhenunterschied überwindet, außergewöhnlich lang (die anderen langen sind ja eher Grattouren), und das bedeutet: viel Gehgelände. Und auch die Kletterstellen sind einfach, der erste Grad wird nie übertroffen.

Aus der Einstiegsrinne geht es links über eine Felsstufe hinauf zum Grat, wo ein kleines Gedenkkreuz steht. Dann quert man über ein versichertes Band in eine große Rinne hinein. Zunächst bleibt man in dieser Rinne, dann geht es rechts über guten Fels aus ihr heraus. Über ein weiteres Band gelang man in eine Schlucht, in der man weiter hinaufsteigt. Einige Kamine erfordern dann wieder leichte Kletterei, bis man, ein wenig überraschend, auf einem Vorsprung unter dem Gipfel herauskommt. Die kleine Schlucht, die einen noch vom Gipfelkreuz trennt, umgeht man, dann hat man den Anstieg, immerhin 1500Hm, geschafft.

Bäumenheimer Weg: Klettersteig, WS/I/bis T4


Ich war viel früher am Gipfel (2592m) als gedacht, so gegen acht, halb neun. Um die Zeit ist hier noch nicht viel los, aber man sieht schon die Kolonnen, die von Prinz-Luitpold-Haus heraufziehen. Also bin ich bald aufgebrochen, um dem Massenandrang auszuweichen. Trotzdem war genug Zeit, die fantastische Aussicht auf die Tannheimer, die Zugspitze, die Lechtaler und die Allgäuer Alpen zu genießen: Aggenstein, Gimpel, Kellenspitze, Gehrenspitze, Säuling, Danielgrat, Zugspitze, Leilach, Thaneller, Hohe Munde, Krottenkopf, Schneck, Widderstein, Ifen, Nebelhorn, Lachenspitze, Großer Daumen, Rote Spitze, Rauhhorn, Geißhorn - ein großartiger Rundblick!

Vom Gipfel geht es ein Stück nördlich über Fels hinunter, dann wendet man sich nach links und steigt über Serpentinen das Gipfeldach hinab bis zu einer engen Scharte, die einen auf die "Schnur" führt, ein spektakuläres, aber unproblematisches und nur wenig ausgesetztes Band, das um eine der Schultern des Hochvogels herumleitet. Dahinter geht es über Felsstufen hinunter in den Kalten Winkel, eine Scharte, in der sich bis in den Spätsommer hinein der Schnee hält (2281m). Beim Abstieg sind vom Gipfel bis in den Kalten Winkel drei steile, kurze Felsstufen zu überwinden, die ein bisschen Kletterfähigkeit erfordern. Aber auch hier geht es über den ersten Grad nicht hinaus.

Im Kalten Winkel ist Vorsicht geboten. Man hangelt sich an einem Seil (manchmal sind es zwei) nördlich über den Schnee steil hinunter (Grödel empfehlenswert), bis das Gelände besser begehbar ist. Leider gibt es immer ein paar Idioten, die in der Scharte nicht aufpassen und einem Steine hinterhertreten. Ein Helm ist hier also mindestens ebenso notwendig wie am Bäumenheimer Weg, weil man sich auf die Umsicht der anderen leider nicht verlassen kann.

Wer schnell ist, ist schneller aus der Gefahrenzone, und bald wendet sich der Weg nach rechts, um die riesigen Schutthalden des Hochvogels hinüber zum Fuchsensattel zu queren. Der Weg führt problemlos zum Sattel (2039m) hinauf. Dort erreicht man wieder grasiges Gelände und der Blick ins Tal und weit nach Osten lädt zu einer Rast ein, umso mehr, als hier kaum jemand unterwegs ist.

Abstieg vom Gipfel: Bis T4, Stellen I


Über Wiesen quert man nun hinüber und hinunter zu dem Rücken, unter dem die Schwabegghütten stehen. Von dort aus geht es in einer Dreiviertelstunde ins Tal.

Ich war um 12 Uhr unten, ein wenig überrascht, und habe mich gefragt, was ich mit dem geschenkten halben Tag jetzt noch anfangen sollte. Na, erst einmal habe ich mich der Krönung der österreichischen Küche gewidmet, einem Germknödel, dann bin ich ins Tannheimer Tal zurückgefahren, wo ich untergebracht war, und noch ein bissl zum Vilsalpsee geinlinert. Man will ja nicht einrosten! ;-)

Abstieg Nach Hinterhornbach: Wanderweg, T2-T3

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5-
1 Aug 13
Hochvogel "klassisch" · margitH
T4 WS+ I
20 Jun 23
Hochvogel · cf
T4 I
T4+ I
T4 L I
6 Jul 19
Hochvogel 2592 m · basodino

Kommentar hinzufügen»