Hoher Riffler (3231m) und Hoher Riffler (3168m) - an einem Tag
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Wer auf den Hohen Riffler steigen will und sich im Internet informiert, der findet schnell heraus, dass es zwei Berge dieses Namens gibt: Einen im Verwall und einen in den Zillertalern. Beide sind ordentliche, wenn auch leichte Dreitausender, von denen der Riffler im Verwall sicherlich die beeindruckendere Berggestalt ist.
Die Idee
In meinem Hirn hat sich nun seit etwa einem Jahr eine ziemlich spinnerte Idee zusammengesponnen... Den Riffler im Verwall kannte ich schon, ich wusste auch, dass man den eigentlich als Zweitagestour ausgeschriebenen Berg gut in einem Tag gehen kann. Es schien mir aber möglich, an so einem Tag noch eine weitere Tour dranzuhängen. Zwei Berge mit dem gleichen Namen? Da könnte doch was gehen...
Nach meiner Einschätzung mussten die knapp 1500 Meter vom Schlegeisspeicher zum Riffler in den Zillertalern und zurück in 5 Stunden machbar sein - auch wenn sich die für die Teilstrecken angegebenen Gehzeiten zu etwa 9 Stunden zusammenrechnen. Nach einer Autofahrt von zwei, zweieinhalb Stunden nach Pettneu sollte es dann möglich sein, in 4 Stunden die knapp 2000 Meter zum Gipfel des Riffler im Verwall zu gehen.
Plan gefasst, Logistik ausgearbeitet (war nicht ohne, mein System mit einer Kombi aus Hüfttasche und Rucksack und ein bissl hin und her packen! Ich brauchte einen Zettel...) und los ging's am Samstag in die Zillertaler. Die Dominikushütte war ausgebucht, und so telefonierte ich mich nach und nach talabwärts bis halb nach Ginzling durch, bis ich eine Herberge gefunden hatte. Aufstand am Sonntag war dann um drei Uhr in der Früh. Die Ampel hoch zum Stausee kann man in der Zeit, in der die Mautstelle unbesetzt ist, per Knopfdruck bedienen, und so kam ich problemlos um vier Uhr oben an. Raus aus dem Auto, Stirnlampe an, und los ging's!
Der Hohe Riffler im Zillertal
Vom Weg hab ich bis zur Friesenbergalp (2036m) nicht viel gesehen - aber gespürt habe ich ihn! Ich habe selten einen derart aufwändig gebauten Weg in den Alpen erlebt. Buchstäblich tausende von Steinen wurden mit ihrer glatten Fläche nach oben so platziert, dass man meint, man könnte mit dem Kinderwagen zum Friesenberghaus hoch. Großartig, vor allem, wenn man's, wie ich, eilig hat.
Ganz nach Plan war ich nach eineinhalb Stunden am Friesenberghaus (2498m). Mittlerweile war die Sonne heraus und ich konnte sehen, dass das Friesenberghaus eine nette Hütte sein muss. Aber ich wollte ja weiter, keine Zeit für die Schönheiten am Weg. Nach dem Friesenberghaus führt der gebahnte Weg noch ein Stückl weiter, bis zum Sattel zwischen Riffler und Petersköpfl. Dort wendet er sich nach links und führt über letzte Serpentinen im Gras schnell in unangenehmes Blockwerk. Hier hat sich niemand mehr die Mühe gemacht, einen Weg zu bauen, und mir wurde schnell klar, dass ich mich ziemlich ranhalten musste, wenn ich, wie geplant, um sieben am Gipfel sein wollte.
Zum Glück gab es noch einige ausgedehnte Altschneefelder: Wo ich nur konnte, bin ich von den Markierungen nach rechts in den Schnee ausgewichen und dort hochgestapft. Die Nacht war sehr warm gewesen und der Schnee war gut zu gehen.
Den Grat zum Gipfel musste ich dann wieder im Blockwerk überkraxeln (hier und im Schnee T4 ansonsten ist die Tour leichter), und so war ich dann auch nicht ganz "pünktlich": Um Viertel nach sieben war ich oben.
- Und prompt nicht der erste! Gemäß der alten Regel, die besagt, dass du so früh losgehen kannst, wie du willst, es ist immer einer vor Dir, war ich oben nicht allein. Noch so einer wie ich hatte sich den Riffler als Morgenspaziergang ausgesucht. Und aus gutem Grund: Die Aussicht ist fantastisch. Ganz nah natürlich der Olperer, gleich dahinter der Ortler, die Tschenglser Hochwand, ein paar Tribulaune, die Wildspitze, Watzespitze, Feuerspitze und Freispitze in den Lechtalern, Serles und Saile, Loreakopf, Roter Stein, Hohe Munde, Zugspitze mit dem Jubiläumsgrat zur Alpspitze, und Karwendel mit Birkkarspitze und Bettelwurf. Im Nordosten kann man sogar bis zum 250 Kilometer entfernten Großen Arber schauen! Was gibt's noch zu sehen? Watzmann natürlich, Wiesbachhorn, Großvenediger und Großglockner, Großer Löffler, Hochgall, und in den Dolos die Sextener Sonnenuhr mit Rotwand, Elfer und Zwölfer, dann die Fanesgruppe, und hinterm Hochfeiler Rosengarten und Latemar, dazu zentrale und nördliche Brenta. Wahnsinn!
Nach ein paar Minuten Rast und einem netten Schwatz machte ich mich dann an den Abstieg. Zum Glück konnte ich gut über den Schnee abfahren, das hat mir ziemlich Zeit gespart. Die ersten Geher am Berliner Highway müssen mich dann für einen Verrückten gehalten haben (und ja auch nicht zu Unrecht), als ich um acht Uhr in der Früh vom Gipfel kommend an ihnen vorbei ins Tal gespiket bin.
Daten: Auf- und Abstieg: 1450 Meter, Strecke: 15,5km
Die Autofahrt
Um zwanzig nach neun war ich am Auto. Schuhe gewechselt und los ging's. Fast wäre ich noch zwei Einheimischen ins Auto gefahren, so eilig hatte ich's am Parkplatz. Die Packlogistik habe ich auf die Wartezeit an der Ampel verschoben - und sogar eine persönliche Entschuldigung für den Schreck am frühen Morgen konnte ich an die beiden Damen noch loswerden. Dann ab nach Mayrhofen. Das ging super, ich hab mich einfach an einen Einheimischen gehängt, der die kürzeste Strecke (und alle Tricks - nicht fragen...) kannte.
Dann legte ich Hakens "The Mountain" ein - was sonst - und dann...
...ging das Generve los.
Ich hab' ja einen Riesenrespekt vor den Österreichern. Diese Geduld! Ich meine, wenn im Zillertal auch nur ein Deutscher meint, nur weil er im Urlaub ist, müssten alle andern hinter ihm auch so fahren, als wären sie im Urlaub, dann fährt das gesamte Zillertal 60... Und das gleiche gilt für sämtliche Täler, in denen es nur eine einzige Talstraße gibt. So ein Gegurke...
Und dann noch Baustelle an der Anschlussstelle... Grmbl.... Naja.
inzwischen lief, passenderweise, Scale the Summits Album "The Migration". Nach Pettneu am Arlberg hab ich dann die österreichischen Verkehrsregeln, sagen wir, flexibel ausgelegt. Immerhin war ich um 11 verabredet! Mit dem Jochen, der zwei Wochen zuvor schon mit mir an den sieben Churfirsten gewesen war. Nun wartete der arme Kerl mit scharrenden Hufen eine Stunde lang auf mich in Pettneu! Um 11 wollte ich dort sein, um 12 kam ich an. Viertel nach ging's dann endlich los, auf dem neuen Parkplatz oben am Wald, wo wir gerade noch hinkamen - im Ort startete nämlich gerade um diese Zeit ein Radrennen.
Der Hohe Riffler im Verwall
Den Riffler im Verwall kenne ich gut, deshalb habe ich den an die zweite Stelle gestellt. War auch deshalb gut so, weil er im Gipfelbereich leichter ist als der Riffler in den Zillertalern.
Ich bin schon mehrfach zur Edmund-Graf-Hütte gelaufen (einmal sogar von Landeck aus) und habe von Pettneu aus nie länger als zwei Stunden gebraucht. Dieser Gedanke ließ mich, bei aller Verspätung, ruhig bleibe. Na, diesmal waren es zweieinviertel. Für mich okay, aber zu langsam für Jochen! Der ist ein Ausdauerviech und war außerdem deutlich frischer als ich. An dem großen Felsblock am Ende der Forststraße fehlte mittlerweile die Bank, trotzdem haben wir dort eine erste Pause eingelegt. Im Malfontal war es nämlich ziemlich heiß. Zur Hütte hinauf ging's dann besser, es zog sich etwas zu und wurde schattig.
In der Edmund-Graf-Hütte (2408m) haben wir dann die Rucksäcke abgestellt, ich habe mir die Hüfttasche umgeschnallt und los ging's zum Gipfel. Immerhin war es schon halb drei und ich rechnete etwa drei Stunden zum Gipfel und zurück.
Nun kamen die Schwierigkeiten. Das Gelände hinter der Hütte, über die gemütlichen Kuppen ging noch, aber hoch zum Rücken, der vom Blankahorn nach Westen hinunterzieht, kam ich schon ziemlich ins Keuchen. Ich war froh, dass Jochen dort seine Freundin anrief, so fiel es nicht weiter auf, dass ich die Verschnaufpause gut gebrauchen konnte...
Die Querung der ein, zwei Felsriegel ging dann wieder gut. Aber in der steilen Rinne bekam ich wieder Probleme. Ich zweifelte daran, ob ich es schaffen würde, zum Gipfel zu gehen. Da ging mir viel durch den Kopf: Die Tatsache, dass dies Jochens erster Dreitausender war, an allererster Stelle. Er würde ohne mich nicht weitergehen, das wusste ich. Also hing sein Gipfelerfolg an mir. Natürlich sagte er mir, dass er mich keinesfalls überreden würde, weiterzugehen, und das hätte er auch niemals getan, trotzdem wollte ich auch für ihn auf den Gipfel. Dann die Tatsache, dass ich schon so weit gekommen war, bis 250, 300 Meter unter den Gipfel und jetzt doch nicht umkehren konnte - ein ziemlich dämliches Argument, das einen in anderen Situationen in ernsthafte Gefahr bringen könnte. Und dann hatte ich diesen Stein in der Hosentasche, den ich vom Gipfel des Rifflers in den Zillertalern mitgenommen hatte, und den ich unbedingt auf den Gipfel des Rifflers im Verwall bringen wollte... Der wichtigste Gedanke allerdings war, dass Aufgeben keine Schande war. Was also tun?
Erst mal Pause. Und da hat Jochen, der sich als Ausdauertier und Radfahrer mit Doping auskennt, sich als der beste Partner erwiesen, den ich nur dabeihaben konnte: Abgesehen von seiner großartigen Haltung, mir keinen Druck zu machen, hielt er mir nämlich das beste Dopingmittel unter die Nase, das man kriegen kann - das aus der Hexenküche von Hans Riegel in Bonn. Und so ging ich, nur mit Hilfe von Gummibärchen, bis hinauf in den Sattel zwischen Kleinem Riffler, Hohem Riffler und Blankahorn. Von dort aus brauchte es nur noch den Gedanken, dass ich es, wenn ich es bis hierher geschafft hatte, auch zum Gipfel schaffen würde (und noch drei, vier Verschnaufpausen) und ich war oben!
Um 16 Uhr waren wir also am Gipfel des zweiten Hohen Rifflers (3168m). Jochen hopste hoch wie ein junger Steinbock, ich keuchte hinterher. Endlich geschafft! Und total geschafft...
Was für eine Hammertour - und was für eine wunderbare Spinnerei! Aber es lohnte sich: Die Aussicht war - mal wieder, absolut umwerfend: Es geht im Norden los, mit den Lechtalern. Dort sind zu sehen: Valluga und Roggspitze, Stanskogel, Vorderseespitze, Samspitze, Freispitze, Dawinkopf und Parseierspitze. Dahinter Bregenzerwald und Allgäuer Alpen mit Damülser Mittagspitze, Zitterklapfen, Hochkünzelspitze, Diedamskopf, Kleinem und Großem Widderstein, Hoher Ifen, Elfer, Hochhäderich, Hochrappenkopf, Hohes Licht und Mädelegabel, Fürschießer, Krottenkopf, Nebelhorn und Großer Daumen, Hochvogel, Geißhorn und Leilach. Die Gipfel um Reutte herum sind zu sehen: Gehrenspitze, Säuling und Thaneller, der Danielgrat mit dem Daniel, die Zugspitze natürlich, weiter im Nordosten die Karwendelgipfel, im Osten Schrankogel, die Watzespitze die Wildspitze, der Glockturm, die Weißkugel, im Süden Cevedale, Königspitze und Ortler, Piz Palü, Kuchenspitze, und ein paar Schweizer 4000er: Dom, Weisshorn, Finsteraarhorn. Dann Tödi, Sulzfluh, Schesaplana und Zimba, Alvier, Hinterrugg, Speer, Kuegrat, und der Alpstein mit dem berühmten Säntis und den gruseligen Girenspitz natürlich. Schöner noch als die Aussicht vom Riffler in den Zillertalern - ein Kinderspiel, ist der Riffler im Verwall doch im Gegensatz zu seinem Namensvetter der höchste Berg weit und breit. Jochen stand am Gipfel seines ersten Dreitausenders und genoss den Blick, wir besahen uns den Übergang zum Gipfelkreuz (lehnten dankend ab) und ich nahm mir die Zeit, meinen Stein zu beschriften und über die totale Sinnlosigkeit solcher Touren und die totale Freiheit, die darin liegt, nachzuphilosophieren. Der Windchill brachte mich aber bald zur Räson und nach einer halben Stunde ging's dann wieder hinunter.
Langsam.
Sehr langsam.
Naja, streckenweise jedenfalls... Ich war immer noch voll auf Gummibärchen und gönnte mir zum Abfahren noch ein Altschneefeld. Jochen, der seine Liebe zu steilen Schotterrinnen entdeckte, war mir dicht auf den Fersen. Den Rest hinunter zur Hütte, wo wir gegen 18 Uhr ankamen, sind wir dann aber wirklich spaziert. Jochen ganz locker, ich, naja, ein bissl steif. Immerhin hatten meine Oberschenkel die Rinne hinauf mal zugemacht, da wollte ich nichts riskieren.
Talabstieg? Nicht wenn ich die Möglichkeit habe, in meiner Lieblingshütte einzukehren! Wir übernachteten also in der Edmund-Graf-Hütte und lernten beim Abendessen zwei Madln aus Rosenheim (eigentlich Bad Aibling) kennen, natürlich hab ich beim Koatnspuin verloren.
Daten: Aufstieg: 2000 Meter, Abstieg: 900 Meter, Strecke: 12km
Der näxte Tag
Den Abstieg haben wir dann am nächsten Tag nachgeholt, gerade noch im Trockenen. Es hat sogar noch für eine Einkehr in der Malfonalpe gereicht. Unten in Pettneu ist Jochen dann nach einer dicken Umarmung nach Raiähoä gefahren, und ich zurück nach Monnem - nicht ohne einen Gedanken an die beiden Mädels, die an diesem Tag pitschnass geworden sein müssen.
Was für eine Tour... Und was für eine wunderbare Spinnerei! Die Eroberung des Nutzlosen...
Ausrüstung:
Bergschuhe
Stöcke
Hüfttasche einschließlich Trinkflasche für den Riffler in den Zillertalern
Ordentlich Verpflegung im Auto
Hüfttasche und Rucksack bis Edmund-Graf-Hütte
Hüfttasche einschließlich Trinkflasche für den Riffler im Verwall
schwarzer Edding
und eine große Portion Irrsinn! ;-)
Die Idee
In meinem Hirn hat sich nun seit etwa einem Jahr eine ziemlich spinnerte Idee zusammengesponnen... Den Riffler im Verwall kannte ich schon, ich wusste auch, dass man den eigentlich als Zweitagestour ausgeschriebenen Berg gut in einem Tag gehen kann. Es schien mir aber möglich, an so einem Tag noch eine weitere Tour dranzuhängen. Zwei Berge mit dem gleichen Namen? Da könnte doch was gehen...
Nach meiner Einschätzung mussten die knapp 1500 Meter vom Schlegeisspeicher zum Riffler in den Zillertalern und zurück in 5 Stunden machbar sein - auch wenn sich die für die Teilstrecken angegebenen Gehzeiten zu etwa 9 Stunden zusammenrechnen. Nach einer Autofahrt von zwei, zweieinhalb Stunden nach Pettneu sollte es dann möglich sein, in 4 Stunden die knapp 2000 Meter zum Gipfel des Riffler im Verwall zu gehen.
Plan gefasst, Logistik ausgearbeitet (war nicht ohne, mein System mit einer Kombi aus Hüfttasche und Rucksack und ein bissl hin und her packen! Ich brauchte einen Zettel...) und los ging's am Samstag in die Zillertaler. Die Dominikushütte war ausgebucht, und so telefonierte ich mich nach und nach talabwärts bis halb nach Ginzling durch, bis ich eine Herberge gefunden hatte. Aufstand am Sonntag war dann um drei Uhr in der Früh. Die Ampel hoch zum Stausee kann man in der Zeit, in der die Mautstelle unbesetzt ist, per Knopfdruck bedienen, und so kam ich problemlos um vier Uhr oben an. Raus aus dem Auto, Stirnlampe an, und los ging's!
Der Hohe Riffler im Zillertal
Vom Weg hab ich bis zur Friesenbergalp (2036m) nicht viel gesehen - aber gespürt habe ich ihn! Ich habe selten einen derart aufwändig gebauten Weg in den Alpen erlebt. Buchstäblich tausende von Steinen wurden mit ihrer glatten Fläche nach oben so platziert, dass man meint, man könnte mit dem Kinderwagen zum Friesenberghaus hoch. Großartig, vor allem, wenn man's, wie ich, eilig hat.
Ganz nach Plan war ich nach eineinhalb Stunden am Friesenberghaus (2498m). Mittlerweile war die Sonne heraus und ich konnte sehen, dass das Friesenberghaus eine nette Hütte sein muss. Aber ich wollte ja weiter, keine Zeit für die Schönheiten am Weg. Nach dem Friesenberghaus führt der gebahnte Weg noch ein Stückl weiter, bis zum Sattel zwischen Riffler und Petersköpfl. Dort wendet er sich nach links und führt über letzte Serpentinen im Gras schnell in unangenehmes Blockwerk. Hier hat sich niemand mehr die Mühe gemacht, einen Weg zu bauen, und mir wurde schnell klar, dass ich mich ziemlich ranhalten musste, wenn ich, wie geplant, um sieben am Gipfel sein wollte.
Zum Glück gab es noch einige ausgedehnte Altschneefelder: Wo ich nur konnte, bin ich von den Markierungen nach rechts in den Schnee ausgewichen und dort hochgestapft. Die Nacht war sehr warm gewesen und der Schnee war gut zu gehen.
Den Grat zum Gipfel musste ich dann wieder im Blockwerk überkraxeln (hier und im Schnee T4 ansonsten ist die Tour leichter), und so war ich dann auch nicht ganz "pünktlich": Um Viertel nach sieben war ich oben.
- Und prompt nicht der erste! Gemäß der alten Regel, die besagt, dass du so früh losgehen kannst, wie du willst, es ist immer einer vor Dir, war ich oben nicht allein. Noch so einer wie ich hatte sich den Riffler als Morgenspaziergang ausgesucht. Und aus gutem Grund: Die Aussicht ist fantastisch. Ganz nah natürlich der Olperer, gleich dahinter der Ortler, die Tschenglser Hochwand, ein paar Tribulaune, die Wildspitze, Watzespitze, Feuerspitze und Freispitze in den Lechtalern, Serles und Saile, Loreakopf, Roter Stein, Hohe Munde, Zugspitze mit dem Jubiläumsgrat zur Alpspitze, und Karwendel mit Birkkarspitze und Bettelwurf. Im Nordosten kann man sogar bis zum 250 Kilometer entfernten Großen Arber schauen! Was gibt's noch zu sehen? Watzmann natürlich, Wiesbachhorn, Großvenediger und Großglockner, Großer Löffler, Hochgall, und in den Dolos die Sextener Sonnenuhr mit Rotwand, Elfer und Zwölfer, dann die Fanesgruppe, und hinterm Hochfeiler Rosengarten und Latemar, dazu zentrale und nördliche Brenta. Wahnsinn!
Nach ein paar Minuten Rast und einem netten Schwatz machte ich mich dann an den Abstieg. Zum Glück konnte ich gut über den Schnee abfahren, das hat mir ziemlich Zeit gespart. Die ersten Geher am Berliner Highway müssen mich dann für einen Verrückten gehalten haben (und ja auch nicht zu Unrecht), als ich um acht Uhr in der Früh vom Gipfel kommend an ihnen vorbei ins Tal gespiket bin.
Daten: Auf- und Abstieg: 1450 Meter, Strecke: 15,5km
Die Autofahrt
Um zwanzig nach neun war ich am Auto. Schuhe gewechselt und los ging's. Fast wäre ich noch zwei Einheimischen ins Auto gefahren, so eilig hatte ich's am Parkplatz. Die Packlogistik habe ich auf die Wartezeit an der Ampel verschoben - und sogar eine persönliche Entschuldigung für den Schreck am frühen Morgen konnte ich an die beiden Damen noch loswerden. Dann ab nach Mayrhofen. Das ging super, ich hab mich einfach an einen Einheimischen gehängt, der die kürzeste Strecke (und alle Tricks - nicht fragen...) kannte.
Dann legte ich Hakens "The Mountain" ein - was sonst - und dann...
...ging das Generve los.
Ich hab' ja einen Riesenrespekt vor den Österreichern. Diese Geduld! Ich meine, wenn im Zillertal auch nur ein Deutscher meint, nur weil er im Urlaub ist, müssten alle andern hinter ihm auch so fahren, als wären sie im Urlaub, dann fährt das gesamte Zillertal 60... Und das gleiche gilt für sämtliche Täler, in denen es nur eine einzige Talstraße gibt. So ein Gegurke...
Und dann noch Baustelle an der Anschlussstelle... Grmbl.... Naja.
inzwischen lief, passenderweise, Scale the Summits Album "The Migration". Nach Pettneu am Arlberg hab ich dann die österreichischen Verkehrsregeln, sagen wir, flexibel ausgelegt. Immerhin war ich um 11 verabredet! Mit dem Jochen, der zwei Wochen zuvor schon mit mir an den sieben Churfirsten gewesen war. Nun wartete der arme Kerl mit scharrenden Hufen eine Stunde lang auf mich in Pettneu! Um 11 wollte ich dort sein, um 12 kam ich an. Viertel nach ging's dann endlich los, auf dem neuen Parkplatz oben am Wald, wo wir gerade noch hinkamen - im Ort startete nämlich gerade um diese Zeit ein Radrennen.
Der Hohe Riffler im Verwall
Den Riffler im Verwall kenne ich gut, deshalb habe ich den an die zweite Stelle gestellt. War auch deshalb gut so, weil er im Gipfelbereich leichter ist als der Riffler in den Zillertalern.
Ich bin schon mehrfach zur Edmund-Graf-Hütte gelaufen (einmal sogar von Landeck aus) und habe von Pettneu aus nie länger als zwei Stunden gebraucht. Dieser Gedanke ließ mich, bei aller Verspätung, ruhig bleibe. Na, diesmal waren es zweieinviertel. Für mich okay, aber zu langsam für Jochen! Der ist ein Ausdauerviech und war außerdem deutlich frischer als ich. An dem großen Felsblock am Ende der Forststraße fehlte mittlerweile die Bank, trotzdem haben wir dort eine erste Pause eingelegt. Im Malfontal war es nämlich ziemlich heiß. Zur Hütte hinauf ging's dann besser, es zog sich etwas zu und wurde schattig.
In der Edmund-Graf-Hütte (2408m) haben wir dann die Rucksäcke abgestellt, ich habe mir die Hüfttasche umgeschnallt und los ging's zum Gipfel. Immerhin war es schon halb drei und ich rechnete etwa drei Stunden zum Gipfel und zurück.
Nun kamen die Schwierigkeiten. Das Gelände hinter der Hütte, über die gemütlichen Kuppen ging noch, aber hoch zum Rücken, der vom Blankahorn nach Westen hinunterzieht, kam ich schon ziemlich ins Keuchen. Ich war froh, dass Jochen dort seine Freundin anrief, so fiel es nicht weiter auf, dass ich die Verschnaufpause gut gebrauchen konnte...
Die Querung der ein, zwei Felsriegel ging dann wieder gut. Aber in der steilen Rinne bekam ich wieder Probleme. Ich zweifelte daran, ob ich es schaffen würde, zum Gipfel zu gehen. Da ging mir viel durch den Kopf: Die Tatsache, dass dies Jochens erster Dreitausender war, an allererster Stelle. Er würde ohne mich nicht weitergehen, das wusste ich. Also hing sein Gipfelerfolg an mir. Natürlich sagte er mir, dass er mich keinesfalls überreden würde, weiterzugehen, und das hätte er auch niemals getan, trotzdem wollte ich auch für ihn auf den Gipfel. Dann die Tatsache, dass ich schon so weit gekommen war, bis 250, 300 Meter unter den Gipfel und jetzt doch nicht umkehren konnte - ein ziemlich dämliches Argument, das einen in anderen Situationen in ernsthafte Gefahr bringen könnte. Und dann hatte ich diesen Stein in der Hosentasche, den ich vom Gipfel des Rifflers in den Zillertalern mitgenommen hatte, und den ich unbedingt auf den Gipfel des Rifflers im Verwall bringen wollte... Der wichtigste Gedanke allerdings war, dass Aufgeben keine Schande war. Was also tun?
Erst mal Pause. Und da hat Jochen, der sich als Ausdauertier und Radfahrer mit Doping auskennt, sich als der beste Partner erwiesen, den ich nur dabeihaben konnte: Abgesehen von seiner großartigen Haltung, mir keinen Druck zu machen, hielt er mir nämlich das beste Dopingmittel unter die Nase, das man kriegen kann - das aus der Hexenküche von Hans Riegel in Bonn. Und so ging ich, nur mit Hilfe von Gummibärchen, bis hinauf in den Sattel zwischen Kleinem Riffler, Hohem Riffler und Blankahorn. Von dort aus brauchte es nur noch den Gedanken, dass ich es, wenn ich es bis hierher geschafft hatte, auch zum Gipfel schaffen würde (und noch drei, vier Verschnaufpausen) und ich war oben!
Um 16 Uhr waren wir also am Gipfel des zweiten Hohen Rifflers (3168m). Jochen hopste hoch wie ein junger Steinbock, ich keuchte hinterher. Endlich geschafft! Und total geschafft...
Was für eine Hammertour - und was für eine wunderbare Spinnerei! Aber es lohnte sich: Die Aussicht war - mal wieder, absolut umwerfend: Es geht im Norden los, mit den Lechtalern. Dort sind zu sehen: Valluga und Roggspitze, Stanskogel, Vorderseespitze, Samspitze, Freispitze, Dawinkopf und Parseierspitze. Dahinter Bregenzerwald und Allgäuer Alpen mit Damülser Mittagspitze, Zitterklapfen, Hochkünzelspitze, Diedamskopf, Kleinem und Großem Widderstein, Hoher Ifen, Elfer, Hochhäderich, Hochrappenkopf, Hohes Licht und Mädelegabel, Fürschießer, Krottenkopf, Nebelhorn und Großer Daumen, Hochvogel, Geißhorn und Leilach. Die Gipfel um Reutte herum sind zu sehen: Gehrenspitze, Säuling und Thaneller, der Danielgrat mit dem Daniel, die Zugspitze natürlich, weiter im Nordosten die Karwendelgipfel, im Osten Schrankogel, die Watzespitze die Wildspitze, der Glockturm, die Weißkugel, im Süden Cevedale, Königspitze und Ortler, Piz Palü, Kuchenspitze, und ein paar Schweizer 4000er: Dom, Weisshorn, Finsteraarhorn. Dann Tödi, Sulzfluh, Schesaplana und Zimba, Alvier, Hinterrugg, Speer, Kuegrat, und der Alpstein mit dem berühmten Säntis und den gruseligen Girenspitz natürlich. Schöner noch als die Aussicht vom Riffler in den Zillertalern - ein Kinderspiel, ist der Riffler im Verwall doch im Gegensatz zu seinem Namensvetter der höchste Berg weit und breit. Jochen stand am Gipfel seines ersten Dreitausenders und genoss den Blick, wir besahen uns den Übergang zum Gipfelkreuz (lehnten dankend ab) und ich nahm mir die Zeit, meinen Stein zu beschriften und über die totale Sinnlosigkeit solcher Touren und die totale Freiheit, die darin liegt, nachzuphilosophieren. Der Windchill brachte mich aber bald zur Räson und nach einer halben Stunde ging's dann wieder hinunter.
Langsam.
Sehr langsam.
Naja, streckenweise jedenfalls... Ich war immer noch voll auf Gummibärchen und gönnte mir zum Abfahren noch ein Altschneefeld. Jochen, der seine Liebe zu steilen Schotterrinnen entdeckte, war mir dicht auf den Fersen. Den Rest hinunter zur Hütte, wo wir gegen 18 Uhr ankamen, sind wir dann aber wirklich spaziert. Jochen ganz locker, ich, naja, ein bissl steif. Immerhin hatten meine Oberschenkel die Rinne hinauf mal zugemacht, da wollte ich nichts riskieren.
Talabstieg? Nicht wenn ich die Möglichkeit habe, in meiner Lieblingshütte einzukehren! Wir übernachteten also in der Edmund-Graf-Hütte und lernten beim Abendessen zwei Madln aus Rosenheim (eigentlich Bad Aibling) kennen, natürlich hab ich beim Koatnspuin verloren.
Daten: Aufstieg: 2000 Meter, Abstieg: 900 Meter, Strecke: 12km
Der näxte Tag
Den Abstieg haben wir dann am nächsten Tag nachgeholt, gerade noch im Trockenen. Es hat sogar noch für eine Einkehr in der Malfonalpe gereicht. Unten in Pettneu ist Jochen dann nach einer dicken Umarmung nach Raiähoä gefahren, und ich zurück nach Monnem - nicht ohne einen Gedanken an die beiden Mädels, die an diesem Tag pitschnass geworden sein müssen.
Was für eine Tour... Und was für eine wunderbare Spinnerei! Die Eroberung des Nutzlosen...
Ausrüstung:
Bergschuhe
Stöcke
Hüfttasche einschließlich Trinkflasche für den Riffler in den Zillertalern
Ordentlich Verpflegung im Auto
Hüfttasche und Rucksack bis Edmund-Graf-Hütte
Hüfttasche einschließlich Trinkflasche für den Riffler im Verwall
schwarzer Edding
und eine große Portion Irrsinn! ;-)
Tourengänger:
Nik Brückner

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (27)