Experiment Diedamskopf Nordostgrat, Teil I


Publiziert von Nik Brückner , 9. November 2016 um 02:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:17km

Diedamskopf Nordostgrat! Yep, der hat einen. Wusste ich auch nicht. Infos gibt es keine, auch an Bildern mangelt es, denn der Grat ist wirklich abgelegen. Ich hatte die Idee zu dieser Tour durch ein Foto in einem Tourenbericht von quacamozza, dort war der Grat zu sehen.


Einen Tag nach unserer Überschreitung des Winterelfers auf zwei traumhaften Graten sammelte ich bei ebensolcher Kälte Hikrin Yuki in Bolsterlang ein, rückte ihr das Rückenpolster zurecht ("Äy! Kannst Du ma kurz an die Bolster lang?") und wir dübelten über den Riedbergpass, Hittisau und Bizaubezau wiezau an das schönste Ende, das die Welt hat: Den Schönenbachvorsäß. Im Player: "The Similitude of a Dream" von der Neal Morse Band.

Schönenbachvorsäß liegt eigentlich gleich hinterm Ifen, aber weil die sich hier stur weigern, einen Autobahntunnel von Oberwäldele rüberzubauen, muss man ewig um alles rumgurken. Sowas! Dabei baut man nur wenige Kilometer weiter demnächst Skilifte in ein Naturschutzgebiet.

Parkung ist ein pahundert Meter vor dem Säß. Es geht durch den Schönenbachvorsäß (1020m) durch, hinten wieder raus und rechts hinein ins Tal der Subersach.

Suber Sach.

Hier bleibt man am Besten auf dem Weg, denn abseits sind Jagdgründe. Wird man erschossen. In die ewigen ebensolchen.

Suber Sach.

Auf dem breiten Fahrweg geht es weiter ins Tal hinein, an der Miesbodenalpe (1212m) vorbei, bis der Weg sich in das Becken zwischen Hählekopf, Kreuzmandl, Steinmandl und Falzer Kopf hinaufschraubt. In der Nähe eines Wasserfalz (suber Sach, so ein Wasserfall), führt der Weg hinauf Richtung Oberfellealpe. Na, erstmal geht's hinunter, ins Bachbett der - ich schreib's so gern - Subersach. Drüben geht's dann aber tat- (und suber-)sächlich hinauf zur Oberfellealpe (1497m). Hier endet der Weg erstmal.

Parkplatz - Oberfellealpe: T1 und T2, 2,5h


Erstmal. Denn weiter nördlich entdeckt man ihn wieder, er löst sich weiter oben am Hang aus den zahllosen Trittspuren des Weideviehs und führt hinein in die Hänge des Nordostgrats.

Suber Sach!


Auf diesem geht es weiter bis zu einer markanten Grasrippe, die der Nordostgrat des Diedamskopfs ins Subersachtal hinunter entsendet. Hier haben wir erstmal abgepaust. Und dabei bemerkt, dass von der anderen Seite kein Heraufkommen wäre - selbst wenn man dürfte: Zu steil, zu bröselig das Gelände.

Was wir dagegen von hier aus konnten, war Hirsche sehen!! Hirsche in freier Wildbahn - das ist schon was besonderes. Ich meine, Gämsen, Steinböcke und Murmelis sieht man ja andauernd... Aber Hirschelis! Sehr besonders! Suber Sach!

Und gegenüber? An dem Grat, der sich vom Ifen aus Richtung Nordwesten zieht? Etwa 20, 30 Meter unterhalb der Kante durchzieht ein schmales, steiles Grassims die Felswand - ob man das wohl begehen könnt?


Zurück zum Thema. Wir pausten also auf jener Grasrippe, auf der's dann hinaufwärts ging, immer in Richtung einer Felsenburg am Grat. Die Rippe schwingt sich nach und nach hoch, kein Problem, zum Grat aufzusteigen. Suber Sach.

Dann standen wir vor der Felsenburg. Die Erfahrung ließ uns vermuten, dass man frontal hinaufkommt, und genauso war's dann auch: Erst geht's zwischen zwei Felszacken hindurch, denn folgt ein steiler, felsdurchsetzter Grashang, nach oben hin steil, nach rechts ausgesetzt, und bald man steht auf der Ostschulter der Felsenburg. Ganz hinaufzusteigen ist eigentlich uninteressant, also quert man von der Schulter aus über steiles Gras zurück zum Grat.

Dort haben wir kurz gepaust, dann ging es auf der Kante weiter. Die wurde in der Folge ziemlich schneidig, und das Klettern gegen die Sonne war ziemlich unangenehm. Trotzdem kamen wir gut voran. Das Gelände schwingt sich nach und nach hinauf. Dann erwartete uns ein an sich unscheinbarer, aber reichlich brüchiger Aufschwung. Erst vor Kurzem war dort ein großes Stück herausgebrochen, das konnten wir an der hellen Farbe des Felsens erkennen. Wir standen eine Weile unschlüssig herum, dann habe ich versucht, hinaufzuklettern. Ich kam fast ganz oben rauf, bin dann aber lieber umgedreht. Schließlich haben wir die Stufe links umgangen.

Oben steht ein Tortenstück direkt am Grat. Denkt man. Tatsächlich aber ist das der Grat selbst. Über große Stufen gelangt man hinauf, dann geht es links am Tortenstück vorbei und weiter hinauf. Der Grat wird in der Folge immer unübersichtlicher und brüchiger. Da wir nicht wussten, wie es oben rausgehen würde, uns das frisch ausgebrochene Stück weiter unten im Kopf herumging und wir ständig gegen die Sonne klettern mussten, haben wir schließlich abgebrochen, sind zum Tortenstück zurückgekehrt und über die darunter befindlichen Stufen abgeklettert.

Der Rest war Steilgras auf einer Rippe und ihrer Schwester links davon. Im Abstieg gilt es nämlich, einen Durchschlupf durch ein senkrechtes Wandl zu finden, das die gesamte Ostflanke durchzieht. Wir haben drei mögliche Durchstiege entdeckt, vermutlich gibt es mehr, unsere waren sämtlich kurz und im Ier-, IIer-Bereich. Suber Sach.

Diedamskopf Nordostgrat, mit Auf- und Abstieg: T6 mit Ier- und IIer-Stellen in brüchigem Fels, 4,5h


Schließlich landeten wir wieder auf dem Weg, der den Hang in halber Höhe durchzieht. Auf diesem sind wir wieder zurück zur Oberfellealpe (1497m) gewandert, von dort aus zurück auf den Wanderweg, und das Subersachtal wieder raus. Kurz: Alles zurück, was wir morgens raufgestiegen waren. Waren wir unbefriedigt? Ein bisschen vielleicht. Aber wir waren sicher, an der richtigen Stelle umgedreht zu sein. Suber Sach.

Oberfellealpe - Schönenbachvorsäß: T1-T2, 1,5h


Fazit:


Nicht ganz geschafft, aber ein wunderbarer Tag gewesen, Hirsche gesehen, und an einem Grat herumgekraxelt. Suber Sach. Meinen Dank an Yuki, die einen Sinn für solche Experimente hat. Tja, manchmal klappt sowas, manchmal nicht!

Ein halbes Jahr später hat es dann geklappt. Spontan, und daher leider ohne Yuki, beging ich den restlichen Grat. Brüchig, ja, aber gut machbar. Tourenbericht hier.



Ausrüstung:

C-Schuhe, Suber Sach, Stecken, auch Suber Sach, Helm, Suber Sach. Pickel hatten wir dabei, aber nicht gebraucht.

Bissl Zeit hatte ich noch! Und so bin ich am nächsten Tag den beliebtesten Wanderweg Österreichs gelaufen! Anders halt...

Tourengänger: Nik Brückner, yuki


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