Grießkopf - Samspitze - Feuerspitze: Vier Tage in den Lechtalern


Publiziert von Nik Brückner , 12. September 2022 um 14:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:23 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 4200 m
Abstieg: 4200 m
Strecke:42,5 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:Leutkircher Hütte, Kaiserjochhaus, Ansbacher Hütte, weitere im Tal

Ein Viertager in den Lechtalern! Na, eigentlich hätte der ganz anders verlaufen sollen, ich wäre nämlich gern den Augsburger Höhenweg gegangen. Aber für den brauchte ich mehrere Anläufe, und dies war einer der erfolglosen. Dieser Viertager wurde aber auch ohne den AHW noch sehr schön. Und mit dem AHW hat es dann ein paar Wochen später auch noch geklappt.



Tag 1: Sankt Anton - Leutkircher Hütte

Naja. Ein Hüttenaufstieg halt. Ich fuhr nach Stanton (1304 m), "Prometheus" von Maxwell's Demon im Player, parkte an dem Inforondell an der Arlbergstraße, und folgte dann der Beschilderung Richtung Leutkircher Hütte. Die führt durch den Ort hinauf zu einer Schotterstraße, die den Schöngrabenbach entlang hinauf zum Munt leitet, einer kleinen Aussichtskanzel auf 1697 Metern Höhe. Hier nahm ich dann den Wanderweg durch den Putzenwald hinauf zur Leutkircher Hütte (2251 m).

Tag 1: 6,3km, 1000 Hm, T2, 2,5h

Die Hütte ist fantastisch gelegen! Der Blick nach Westen, auf Weißschrofenspitze, Fallersteisspitze und Roggspitze ist faszinierend. Und prompt setzte ich die Roggspitze auf meine Tourenliste.



Tag 2: Leutkircher Hütte - Samspitze - Ansbacher Hütte

Mein Plan war, an diesem Tag bis zur Ansbacher Hütte zu gehen, und mich dort nach dem Zustand des Augsburger Höhenwegs zu erkundigen. Unterwegs wollte ich so viele Gipfel und Gipfelchen wie möglich mitnehmen.

Start war früh morgens an der Leutkircher Hütte (2251 m). Mein erstes Ziel: Der Hirschpleiskopf, direkt östlich der Hütte. Den kann man umgehen, südlich auf dem Höhenweg, oder nördlich über's Hirschpleissättele. Oder man ersteigt ihn, vom Weg über's Sättele aus. Ist ganz leicht (T2), in wenigen Minuten steht man auf dem Hirschpleiskopf (2546 m).

Wieder am Weg ging's weiter zum Hirschpleissättele (2509 m) und von dort aus hinunter zum Höhenweg. Auf diesem wanderte ich nun weiter in den Schindlesattel (2430 m). Hier kann man in wenigen Minuten den (unbedeutenden) Schindlekopf ersteigen einen südlichen Ausläufer des Bergleskopfs, was ich mir nicht entgehen ließ. Kurz T3+/I, würde ich sagen, dann steht man auf dem Schindlekopf (2471 m).

Der Weg umrundet nun den Bergleskopf, erreicht auf dessen Ostseite die Höhe und führt über den kleinen Kaiserkopf (2396 m) hinunter zum herrlich gelegenen Kaiserjochhaus (2310 m).

Hier legte ich eine Mittagspause ein, und machte mich dann wieder auf den Weg - allerdings nicht ohne dem Malatschkopf einen Besuch abzustatten. Das mache ich immer, wenn ich am Kaiserjochhaus bin. Erneut kurz T3+,I, dann steht man auf dem Malatschkopf (2388 m) - einer wunderbaren Aussichtskanzel hoch über Pettneu.

Ein schon etwas längerer Abstecher führte mich dann noch auf den einfachen Grießkopf (2581 m), einen ziemlich schotterigen Kegel, wie der Name schon sagt.

Wieder zurück auf dem Höhenweg, querte ich nun die Südflanken von Grießkopf und Kreuzkopf hinüber in die Kridlonscharte (2371 m). Hier wechselt man auf die Nordseite. Und ich wechselte in den Winter hinein: Auf dicken Altschneefeldern ging es hinüber und zuletzt steil hinauf ins Hinterseejoch (2484 m).

Von hier an ist man wieder auf der Südseite - der Vorderseespitze.

Eine wilde Burg, an die ich damals keinen Gedanken verschwendete. 2016 hatte ich dann das Glück, dort oben stehen zu können - und vor allem das, von dort wieder hinunterzukommen, durch eine fantastische Rinne in der Südflanke.

Die Querung der Südflanke der Vorderseespitze verläuft zwar auf einem markierten Wanderweg, allerdings durch nicht ganz einfaches Gelände. Seilversicherungen helfen durch ausgesetzte, brüchige Passagen, trotzdem ist's T4/I, und man sollte diesen Abschnitt nicht unterschätzen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unabdingbar.

Ich querte auf dem gut gesicherten, böseligen und dadurch nicht ganz einfachen Steig hinüber ins Alperschonjoch (2301 m), einen weiten Sattel, in dem man nun die Wahl hat: nördlich um die Samspitze  herum und über's Flatschjoch zur Ansbacher Hütte, oder auf direktem Weg über die Samspitze zur Hütte?

Ich entschied mich für den Gipfel, und nahm den Weg hinauf zur Samspitze. Ein deutlicher Schrofensteig führt den Nordwestgrat hinauf, bald ein bisschen mühsam durch Schotter und zuletzt, am felsigen Gipfelaufbau, seilversichert (T3+/I). Steht man dann endlich auf der Samspitze (2624m), hat man einen fantastischen Blick hinüber zum Hohen Riffler.

Über den Südostgrat geht's dann wieder hinunter. Ein unproblematischer Schrofensteig, an dem es nur kurz nochmal versicherte Stellen hat. Zuletzt über Wiesen wandert man schließlich hinunter zur Ansbacher Hütte (2376m), der höchstgelegenen AV-Hütte in den Lechtaler Alpen.

Tag 2: 15km, 1500Hm, T4/I, 6h

Auf der Ansbacher Hütte war's dann - na, ihrem Ruf entsprechend. Ich musste dem Hüttenwirt die notwendigen Informationen aus der Nase ziehen. Aber irgendwann wusste ich genug, um die Finger vom Augsburger Höhenweg zu lassen. Und ich begann mit der Planung einer Ersatztour. Die Feuerspitze könnte doch was sein! Nicht mehr ganz in den Top Ten der Lechtaler, aber hoch genug, um ein toller Aussichtsberg zu sein. Und der Normalweg ist einfach. Ich beschloss also, am nächsten Tag auf die Feuerspitze zu steigen, und danach bis zum Kaiserjochhaus weiterzugehen.



Tag 3: Ansbacher Hütte - Feuerspitze - Kaiserjochhaus

Ich brach früh morgens an der Ansbacher Hütte (2376 m) auf, wanderte nach Norden hinauf ins Flarschjoch (2464 m) und von dort aus hinunter auf die Knappenböden. Unterwegs bewunderte ich das Farbenspiel am Fallenbacher Turm, und die Dreiergruppe der Promis hinter mir: Rotspitze, Rote Platte und Freispitze.

Sobald ich dann die Nordostflanke der Vorderseespitze querte, bekam ich es wieder mit Schnee und Matsch zu tun. Ich kam aber halbwegs gut voran, und erreichte bald die Abzweigung zur Feuerspitze, noch unterhalb des Stierlahnzugjochs. Hier geht's rechts hinauf. Der Weg war damals nicht markiert, aber überraschend einfach. Ich brauchte trotzdem länger, hinauf und hinunter, weil ich für eventuelle Nachfolger Steinmänner baute.

Von der Feuerspitze (2852 m) aus (die gar nicht so spitz ist) hat man dann eine fantastische Rundsicht:

Direkt gegenüber beherrscht die unmittelbar benachbarte Holzgauer Wetterspitze den Horizont. rechts davon erkennt man den Hochvogel und die gesamte Hornbachkette, davor die scharfe Schneide des Pfeilers. Dann folgen die Berge um Reutte herum: Gehrenspitze, Säuling und Thaneller. Davor die Pfeilspitze und ein paar Kreuzspitzen. Richtung Nordosten dann der Danielgrat mit dem Daniel. Die Zugspitze natürlich, davor die schöne Sonnenspitze und die Mieminger Kette. Im Osten macht die nahegelegene Freispitze macht eine elegante Figur, dahinter sind die Karwendelgipfel zu sehen. Es folgen, ganz hinten am Horizont, der Acherkogel, viel näher die Parseierspitze und der Dawinkopf, dahinter Zuckerhütl und Hohe Geige, Watzespitze, Weißseespitze, Glockturm und Weißkugel. Weiter Richtung Süden schließlich Hoher Angelus, Cevedale, Königspitze und der Ortler.

Wie der Norden von der Holzgauer Wetterspitze beherrscht wird, dominiert im Süden die Vorderseespitze. Direkt dahinter der mächtige Hohe Riffler, mit 3165 Metern der höchste Berg weit und breit. Rechts davon sind Fluchthorn, Bernina, Piz Buin und Piz Linard zu sehen. Im Verwall markant: Küchlspitze, Kuchenspitze und Patteriol. Im Südwesten dann der nahe Stanskogel und die Fallesinspitze, dahinter Valluga und Roggspitze. Darüber erheben sich im Rätikon die Sulzfluh, die Schesaplana und die Zimba. Im Westen ragen Glärnisch, Alvier, Hinterrugg, und der Alpstein mit Säntis und Altmann auf. Als nächstes, im Bregenzerwald, Rote Wand, Zitterklapfen, Hochkünzelspitze und Kanisfluh. Weiter geht's mit den Allgäuern: Da ist der Widderstein mit seinem kleinen Nachbarn, Dahinter der Diedamskopf. Es folgt der Biberkopf, im Nordwesten rücken dann das Hohe Licht und die Mädelegabel ins Blickfeld. Der letzte Gipfel, der noch zu erkennen ist, ist der Krottenkopf, dann verstellt die Holzgauer Wetterspitze den Blick.


Kühl war's. Also hielt ich mich nicht lange auf, und stieg wieder ab zum Wanderweg. Es folgte die schwierigste Passage des Tages: Der Aufstieg zum Stierlahnzugjoch. Hier geht's etwa 30 Höhenmeter mühsam eine teilweise rutschige Rinne hinauf, seilversichert zum Glück, mühsam ist's dennoch. dann stand ich auf dem Stierlahnzugjoch (2596 m).

Ich folgte nun der Beschilderung, und wandte mich zunächst nach rechts, Richtung Kälberlahnzugjoch. Kurz davor zweigt der Talabstieg links ab, und ich wanderte vorbei an dem Seelein auf dem Kälberlahnzug (2392 m) hinunter zur Kaiseralm (1695 m).

Und von dort aus ging's dann wieder hinauf, Richtung Kaiserjochhaus. Hier wollte ich meine letzte Nacht verbringen. Der Aufstieg ist steil, aber schön.

Dennoch sprach ich dann irgendwann Absteigende an, und fragte, wie weit es noch zur Hütte sei. Die konnten sich zuerst nicht entscheiden, ob sie schon eine halbe oder gar eine ganze Stunde unterwegs seien, und prophezeiten mir dann dieselbe Gehzeit - mindestens, ich sei ja im Aufstieg. Ich bedankte mich höflich, und machte mich auf den Weiterweg, kopfschüttelnd, denn laut Karte (hatte man damals noch!) konnte es nicht mehr als eine Viertelstunde bis zur Hütte sein. Stellte sich heraus, dass es sogar nur zehn Minuten waren, und ich machte mir eine mentale Notiz: Nie wieder jemanden nach dem Weg fragen. Habe mich bis heute dran gehalten.

Herrlich war's auf dem Kaiserjochhaus (2310 m)! Eine wunderbare, urige Hütte, freunde Leute und dazu Produkte aus gesunder Ziegenmilch zum Frühstück. Ich war sehr gern dort oben - und bin später sogar mal extra zum Frühstücken hinaufgestiegen, von Pettneu aus. Aber das ist eine andere Geschichte.

Tag 3: 14,5km, 1400Hm,T3+/I, 6h



Tag 4: Kaiserjochhaus - Sankt Anton

Vom Kaiserjochhaus (2310 m) führt der Wanderweg durch das Quellgebiet des Zeinsbachs hinunter. Der Bach wird zweimal überquert, einmal sogar bei einem schönen Wasserfall. Auf etwa 1820 Metern quert dann ein Höhenweg, auf dem ich abrechtste. Dieser Weg verläuft zunächst eben, dann geht's etwa 170 Höhenmeter bergab zur Nessleralm. Noch kurz vor der Alm bog ich rechts ab, und wanderte wieder hinauf zum Schöneck am Vadiesenbach. Dort wird der Weg schmal, überquert den Bach, und führt weiter zur Walcherer Höhe (1928m). Von hier aus ist es nicht mehr weit zur Putzenalpe (1722 m), von der aus ich den Weg entlang dem Putzenalpbach hinunter nach Sankt Jakob (1297 m) nahm. Von dort aus war es dann nur noch eine Dreiviertelstunde zurück zum Parkplatz in Sankt Anton am Arlberg (1304 m)

Tag 4: 10,5 km, 300Hm, T2, 4h


Fazit:

Kein Augsburger Höhenweg, trotzdem eine tolle Tour. Der Lechtaler Höhenweg ist nicht ohne, zudem aussichtsreich und biete einige wunderbare Gipfel und Gipfelchen am Wegesrand. Hier ist die Mannschaft der Star: Die Feuerspitze war zwar der Höhepunkt der Tour, aber nicht wirklich der Höhepunkt der Tour. Stattdessen ist es die gesamte Runde, die die Schönheit dieses Viertagers ausmacht. Und das mit dem AHW hat ja dann ein paar Wochen später doch noch geklappt.

Tourengänger: Nik Brückner


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