Tag 23: Big Double G Royal TS! Mit Schneeschuhen als Tagestour


Publiziert von Nik Brückner , 31. August 2015 um 20:34. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum: 1 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:17km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto oder dem Taxi von Kals zum Lucknerhaus
Unterkunftmöglichkeiten:Lucknerhaus, Adlersruhe

Im schönen Sommer 2015 kamen Judith7 und ich im Rahmen einer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco auch am Big Double G, dem Großglockner vorbei. Was läge näher, als dem Berg einen Besuch abzustatten? Nicht weil er der höchste von etwas ist, das ist er nur durch historischen Zufall. Sondern weil er der schönste weit und breit ist. Die schlanke Pyramide ist von allen Seiten faszinierend.

Anfang Juni ist eine prima Zeit, den GG zu besteigen. Es liegt noch ordentlich Schnee, so dass man über die Gletscherspalten einfach per Schneeschuh herüberläuft. Und auf dem Gipfel ist wenig los: An unserem Tag waren außer uns sieben Leute oben. Wer die Schreckensbilder aus der Stoßzeit kennt, darf jetzt ruhig neidisch werden.

Da wir von weit her angelaufen kamen, meinte die Ingrid aus dem Bergführerbüro, wir seien fit genug für die Besteigung als Tagestour: 2000 Meter in 12 Stunden. Als unser Begführer sich auf ihre Seite stellte, waren wir überredet, und so ging es am Sonntag, dem letzten Mai, hinauf nach Kals. Noch an diesem Tag riss sich die liebe Ingrid ein Bein für Nik aus, der trägt nämlich im Gebirge schlappe 48, und so musste sie ganz Kals nach passenden Steigeisen durchsuchen. Aber es fanden sich welche, und so sind wir am Nachmittag ganz gemütlich zum Lucknerhaus gedübelt, das wir praktisch ganz allein für uns hatten.

Sauna.....


Morgens früh um vier standen dann alle Tourengänger pünktlich auf dem Parkplatz: Judith, Nik und Lukas, der Bergführer. Der checkte uns die erste Stunde gleich mal aus und stellte fest, dass er uns durchaus ein schnelles Tempo zumuten konnte. Schnell waren wir oben an der Lucknerhütte, und bald danach schnallten wir in die Schneeschuhe ein. Und es begann ein Marsch in einen wundervollen Morgen!

Nach und nach stiegen wir hinauf, und mit uns die Sonne über Glockner- und Schobergruppe. Unterhalb der Adlersruhe wurde es dann steil, aber die einseitige Belastung haben wir weggesteckt. Ohnehin konnten wir, am Grat angekommen, die Schneeschuhe weglegen. Wir tauschten sie gegen die Eisen ein, und rauf ging's zur höchsten Hütte der Ostalpen: Zur Erzherzog-Johann-Hütte auf 3454 Metern. Schon hier ist man höher als fast ganz Österreich. Aber es ist noch einiges zu leisten. Denn die Schwierigkeiten kommen erst: Das steile Glocknerleitl, der schmale Grat des Kleinglockners, und schließlich die gefürchtete Glocknerscharte zwischen Klein- und Großglockner.

Die Hütte war noch gut eingepackt, und wir hielten uns nicht lange auf, Ausgepackt haben wir nur uns, denn Anfang Juni 2015 war morgens um 7 auf knapp Dreifünf T-Shirt-Wetter. Wer immer noch glaubt, der Klimawandel sei eine Erfindung der - Achtung Zitat - bösen "Windkraftlobby", der sollte an so einem Tag mal auf den Double-G steigen!

Das Glocknerleitl hinauf war kein Problem. Es heißt ja auch "Eisleitl", aber von Eis war keine Spur. Der Schnee war bestens, und wir kamen gut voran. Das gelbe Schild oben am Ausstieg steckte noch tief im Schnee.

Am Grat wurz dann schmal. Sehr schmal. Denn der für diese Jahreszeit viele Schnee war zu einer richtigen Schneide zusammengeweht, und so war die Überschreitung des Kleinglockners ein Balanceakt.

Wenn auch kein Vergleich zur Glocknerscharte...

Hier war der Schneegrat so schmal, dass Judith7, die im Gebirge nicht 48 trägt, beim Querstehen sowohl Spitze wie auch Absatz in der Luft hatte. Niiiicht auspsychen..... Na, es hat sie ordentlich gegruselt! Doch die ermunternden Worte von Lukas, man habe jetzt 99% des Anstiegs geschafft, nahmen ihr den Mulm und wie ein junges Gamserl hopste sie die letzten Meter hinauf zum Gipfel.

Wo wir überrascht waren, dass wir wirklich keinerlei körperliche Schwierigkeiten gehabt hatten. Der lange Anmarsch hatte sich offenbar gelohnt - und die Profis hatten Recht behalten!

Da am höchsten Gipfel Österreichs noch weniger los war als im Lungau, haben wir uns Zeit gelassen, und uns ausgiebig abgebildet. Und die Aussicht genossen. Naja - fast. Es hatte kurz unterhalb des Gipfels begonnen, sich zuzuziehen. Was man von hier oben aus sehen kann? Na, alles - bis auf den Großglockner. Ist der höchste Gipfel weit und - äh - hoch. Darunter jede Menge Prominenz:


Im Nordwesten Wilder Kaiser mit Scheffauer, Ellmauer Halt und Ackerlspitze, weit weg der Große Arber (!) dann Hochkalter, Watzmann, Großes Wiesbachhorn, Ankogel. Dann die Schobergruppe, ganz hinten der 116 Kilometer entfernte Triglav, näher die Dolos mit der Sextener Sonnenuhr mit Zehner, Elfer, Zwölfer und Einser, Antelao und Sorapiss, Paternkofel, den drei Zinnen, Monte Cristallo, den Tofanen, der Fanesgruppe mit dem Heiligkreuzkofel, Piz Boe, Rosengarten und Latemar. Noch näher die Villgratener Berge im Süden, mit Regenstein, Hochgrabe, Kugelwand, noch näher der Lasörling und die Gipfel des wunderbaren langen Kamms östlich des Lasörlings. Weiter weg die Brenta, und natürlich Königspitze, Zebru und Ortler. Im Westen prominent: Wildspitze, Säulkopf, der Großvenediger, (der geht übrigens auch als Tagestour), Olperer und Hoher Riffler, und weniger promenent der Hochvogel, der Thaneller und natürlich die Zugspitze.

Dann ging's wieder hinunter...

"Lukas, wie tief geht's da eigentlich runter?"

"Lukas, sag uns das bitte erst, wenn wir hier raus sind, okay?"

"Okay, dann sag ich Euch erst nachher, dass es da 600 Meter runter geht!"


Das Leitl war im Abstieg weit weniger harmlos als im Aufstieg. Also umdrehen und rückwärts runter. Langsam aber sicher. Gut, dass wir einen Führer hatten, denn im aufgezogenen Nebel hätten wir uns allein nicht zurechtgefunden.

Dann das Gleiche wieder retour: EJH, Schneeschuhe, Gletscher. Unten haben wir uns dann links gehalten, um den Abstieg abzukürzen. Ein paar steilere Hänge sind wir vergnügt abgerutscht.

"Lukas, das ist echt ne Scheiß Route hier!"

"Lukas, seeeehr seeeehr geile Route!"



Fazit:

Was für ein Tag! Zehn Stunden Gehzeit. Und der erste wörtliche Höhepunkt unseres langen Unternehmens im Sommer 2015. Auch von dieser Stelle aus nochmal ganz herzlichen Dank an Ingrid, die das Ganze in den Tagen vorher gemanagt hat, und an Lukas, der uns so gut wie selten einer meiner Führer hinauf und wieder hinuntergebracht hat. Bassd!

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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