Überschreitung der Hochgrabe über Nord/Nordost- und Nordwestgrat


Publiziert von Nik Brückner , 2. Oktober 2018 um 11:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Villgratner Berge
Tour Datum:15 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:12km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zur Volkzeiner Hütte kann man fahren, aber die Straße ist auf einer Strecke von sieben Kilometern nicht geteert und in unterschiedlich gutem Zustand.
Unterkunftmöglichkeiten:Volkzeiner Hütte

Im Sommer 2018 war in die Villgratener Berge gezogen, weil's da, wie der Name schon sagt - ähem - viele Grate gibt. Zwei davon, die mich nun besonders reizten, waren der Nord/Nordost- und der Nordwestgrat der Hochgrabe.

Nachdem ich zuvor einige schöne Touren im Virgental gemacht hatte, kam ich in die Villgratener, weil die mir drei Jahre zuvor besonders gut gefallen hatten. Damals waren Judith7 und ich von Wien nach Monaco unterwegs, und wollten dabei die Hochgrabe besteigen, einen der höchsten Gipfel der Villgratener Berge. Doch wir hatten auch ausschlafen wollen, und waren viel zu spät von der Volkzeiner Hütte aufgebrochen, so dass wir oben hüfttief in hüfthohem Schnee versanken, und, um überhaupt weiterzukommen, auf den Nordgrat der Kugelwand ausweichen mussten. Keine Frage also, dass dieser Gipfel der erste sein musste, den ich nun besteigen wollte.



Tangekanics "Hotel Cantaffordit" im Player startete ich meine Tour am Parkplatz bei der Volkzeiner Hütte (1860m). Hier, direkt am Schrentebach, ist die Hochgrabe bereits angeschrieben, und ich folgte dem schmalen Weg, der sich noch vor Erreichen des Talschlusses den linken Hang hinaufzieht. Auf der Höhe der Heinkaralm, bei etwa 2100 Metern, erreicht man ein Plateau, hier macht der Schrentebachfall Eindruck, der von weiter oben über eine Steilstufe stürzt. Diese Stufe steigt man nun hinauf auf den Schrentebachboden (2375m).

Parkplatz bei der Volkzeiner Hütte - Schrentebachboden: Markierter Wanderweg, T2, 1,5h


Der markierte Normalweg auf die Hochgrabe führt nun in das weite Kar der Wilden Platte und weiter hinauf zum Gipfel. Die Wilde Platte ist das Einzige, was noch von dem Gletscher zeugt, der im 19 Jahrhundert hier lag. Heute ist davon nichts mehr übrig.

Mich interessierte aber die Gratüberschreitung, und so verließ ich nun den Wanderweg und hielt mich links, einen hufeisenförmigen Steilabbruch umgehend, Richtung Nord-/Nordostgrat. Dabei wandert man über schöne grasige Böden, auf denen im Sommer Schafe unterwegs sind. Ich traf auf dieser Seite jedoch nur auf ein paar Gämsen, die sofort davonsprangen.

Ich folgte den Gämsen und langte bald auf dem Grat an, der hier allerdings eher ein breiter, sehr gemütlicher Schrofenrücken ist. Auf diesem stieg ich nun hinauf. Erstes Etappenziel: Pt. 2727, an dem sich der Grat ein wenig absenkt.

Von hier an wird es felsiger, aber nicht schwieriger. Weglos geht es über Felsen den weiterhin breiten Rücken hinauf zu Pt. 2830m. Erst unter dem Gipfel gerät man in Blockwerk, dort trifft man aber auch bald auf die Markierungen des Normalwegs, denen man nun auf den letzten Höhenmetern zum Gipfel folgen kann. Dann steht man auf der Hochgrabe (2951m)

Schrentebachboden - Hochgrabe: wegloser Gratrücken, T2-T3, 2:15


Die Hochgrabe ist ein famoser Aussichtsberg! Der Blick reicht einmal ganz im Kreis herum - von Steingrubenkogel und Lasörling im Norden über den Großvenediger, die Sajatkrone, den Eicham, Säulkopf und Säulspitze, im Nordsten der Großglockner. Davor der lange Grat von der Hofspitze über den Donnerstein bis zum Roten Kögele. Dann die Schobergruppe, in den Dolos die Sextener Sonnenuhr mit Zehner, Elfer, Zwölfer und Einser, Antelao und Sorapiss, zumindest die Große Zinne (auf der ich als Bua mal war), Monte Cristallo, die Tofanen, die Fanesgruppe, Piz Boe, in 150 Kilometern Entfernung Königspitze, Zebru und Ortler, der Hohe Angelus und die Tschenglser Hochwand. Im Westen der Hochgall, und ganz nah die Kugelwand. Überhaupt die Villgratener Berge!  Kugelspitze und Regenstein, Rappler, alle ganz nah. Großartig!

Das Abenteuer beginnt, wenn man den Weg verlässt - die Schwierigkeiten allerdings fangen jetzt erst an: Am Nordwestgrat. Zunächst wandert man noch ein Stück auf dem Wanderweg bergab, der von Westen heraufkommt. Dort, wo dieser den Grat nach links verlässt, hielt ich mich geradeaus. Zunächst geht es einen Schotterhang hinunter, dann folgen die ersten Felspassagen.

Es lohnt sich, gleich vom Gipfel weg den letzten sichtbaren Zacken am Nordwestgrat ins Auge zu fassen: Es ist tatsächlich auch der letzte Zacken, der zu überklettern ist, danach wird's leicht, und so bietet er einen guten Orientierungspunkt.

Die Felsen am Grat sind entgegen der Abstiegsrichtung geschichtet, so dass man, wenn man den Nordwestgrat im Abstieg begeht, die schwierigeren Kletterstellen im Aufstieg bewältigt. Viele kleine Zacken sind zu überwinden, Gehpassagen dazwischen gibt es vor allem im oberen Teil, weiter unten werden sie weniger, oder doch zumindest kürzer. Größeren Schwierigkeiten kann man ausweichen, über die Kante ist es aber auch nie allzu schwierig. Über einen leichten IIer geht es nicht hinaus. Bisweilen ist der Grat allerdings ziemlich zerbrochen, an solchen Stellen heißt es vorsichtig sein.

Ein Notausstieg ist an einigen Stellen möglich, nach rechts, hinunter zur Wilde Platte, sind es meist nur wenige dutzend Höhenmeter.

Ist man auf dem letzten Zacken angelangt, wandert man nun einen einfachen Grashang hinunter in die Einatlenke (2700m). Hierhin sind Judith und ich drei Jahre zuvor von der Kugelwand abgestiegen. Ein unschöner Abstieg, von dem ich nur abraten kann - ganz im Gegensatz zu dem über den Nordwestgrat der Hochgrabe - das ist eine schöne, anregende Kraxelei. Nur zu kurz ist sie.

Hochgrabe - Einatlenke: unmarkierte Gratkletterei, T5/II, 50 Minuten


'Rechts geht's nach Wien, links geht's nach Monaco', dachte ich... Dann wanderte ich aus der Einatlenke weglos am westlichen Rand der Wilden Platte nordwärts, bis ich auf den Wanderweg stieß, der von der Arntaler Lenke herunterkommt.

Einatlenke - Wanderweg: weglos, T2, 25 Minuten


Diesem folgte ich dann talwärts, wieder über den wunderschönen Schrentebachboden (2375m), am Wasserfall vorbei, bis hinunter zum Parkplatz bei der Volkzeiner Hütte (1860m).

Auf dem Wanderweg zum Parkplatz: Markierter Wanderweg, T2, 1h


Fazit:

Ein schönes, sehr einsames Töürl an einem beliebten Wanderberg. Wasserfall und Schrentebachboden sind die landschaftlichen Highlights. Der Nord/Nordostgrat der Hochgrabe ist nicht besonders spannend, aber aussichtsreich und einsam. Dafür zündet der Nordwestgrat ordentlich auf.


Ausrüstung:

Helm, wichtig, und Stecken habe ich benutzt.


Und...

...im Abstieg hatte ich den Nordwestgrat des Rapplers gesehen. Eine wundervolle Linie! Das sollte meine nächste Tour werden!

Tourengänger: Nik Brückner


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