Die Ot Rut im Westkoasa: Überschreitung der Hackenköpfe


Publiziert von Nik Brückner , 5. September 2017 um 17:29. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:25 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:15km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto von Scheffau aus zum Parkplatz am Alpengasthof Jagerwirt
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche im Tal
Kartennummer:AV– Karte Nr. 8, Kaisergebirge

Die Hackenköpfe-Überschreitung im Westkaiser! Noch so eine Gratüberschreitung, die schon jahrelang auf meinem Wunschzettel stand. Nun kam ich aus den Hohen Tauern, der Kaiser stand im Weg herum, und so entschied ich, die Tour endlich mal zu machen. Wurde auch Zeit!

Ursprünglich wollte yuki mitkommen, der wiederum stand dann der Stress im Weg, und wir trafen uns erst einen Tag später, um Ackerl- und Maukspitze zu besteigen. Auch schön! Aber die Hackenköpfe sind mit yuki defi schöner als ohne.



Ich hopste ins Auto, SCHIERMANNs "Schiermann" im Player, pork am Alpengasthof Jagerwirt (890m) und wanderte auf dem gut beschilderten Wanderweg hinauf zur Kaiseralm (1146m) und von dort aus weiter zur Kaiser-Hochalm (1417m). Von hier aus quert man erst ein Stück gen Westen, dann steilt die Route ordentlich auf, und es geht über zahlreiche Felsstufen (teils seilversichert) hinauf in die Scharte zwischen Scheffauer und den Hackenköpfen.

Im Aufstieg hatte ich die Gelegenheit, drei einheimische Damen nach einem Gipfel fragen zu können, den ich am Vortag bei einer Fahrt über den Pass Thurn entdeckt hatte. Ein schöner Grasgrat, der mich sofort anmachte. Ich bekam die Auskunft: Kleiner Rettenstein. Und damit stand dann auch die übernächste Tour schon fest: Die Überschreitung ebendieses Grasgrats.

Von der Scharte aus lässt sich der Scheffauer in 15 Minuten besteigen. Am Gipfel des Scheffauers (2111m) angekommen, genoss ich erst einmal die Aussicht und brotete ein, bevor ich mich dann auf den Rückweg in die Scharte machte.

Alpengasthof Jagerwirt - Scheffauer: markierte Wanderwege bis T4, Stellen I, teils seilversichert, 2:45


Der Einstieg ist schnell gefunden: Aus der Scharte geht man etwa zehn Meter nach Norden hinunter. Gleich in der ersten Rechtskurve zweigt etwas oberhalb des Wanderwegs ein dünnes Steiglein nach rechts ab. Das ist der Einstieg zur Überschreitung der Hackenköpfe. Die Route ist ab hier mit roten Punkten und zahlreichen Steinmännern markiert.

Auf dem Steiglein geht es nun nach Osten bis in eine Scharte.

Der Ausstieg aus dieser gilt als Schlüsselstelle der Tour, es kommt aber später noch eine Passage, die länger schwierig und zudem ausgesetzter ist, wenn auch klettertechnisch nicht schwieriger. Die kann man durchaus auch mit Fug als Schlüsselstelle betrachten.

Es gibt allerdings am Grat andererseits auch keine Stelle, die technisch schwieriger ist, als der Ausstieg aus dieser Scharte. Wer sie meistert, sollte auch beim Rest der Tour keinerlei Probleme haben:


Auf plattigem Fels etwa zwei Meter schräg links hinauf, dann hinter dem Türml rechts in ein kleines Schartl, und von dort aus leicht auf Schrofen links hinauf auf den Grat. Auf diesem nun einfach zum Westlichen Hackenkopf (2092m).

Von hier aus geht es eigentlich immer auf dem Grat weiter. Man folgt den Trittspuren auf oder links neben der Kante und gelangt bald durch eine Geröllrinne in eine breite Grasmulde vor dem nächsten Aufschwung. Drüben geht es zwischen und über Felsen hinauf, und nun auf der hier recht schmalen Gratkante weiter. Bald gelangt man in eine kleinere Gratscharte, nach der sich der nächste Aufschwung der Hackenköpfe mit bauchigen Felsen in den Weg stellt. Hier käme man wohl noch hinauf, darüber aber sieht es wild aus. Diesen Grataufschwung umgeht man daher in der Südflanke (rechts). Dabei hält man auf einen markanten, pyramidenförmigen Zacken in einem Seitengrat zu. Zunächst werden ein paar Rippen überklettert (Steinmänner und rote Punkte, bis II), dann führt ein Steiglein hinüber zu dem Zacken. Kurz davor schwenkt die Route nach links hinauf und man folgt einer senkrechten Felswand hinauf in einen kaisertypisch steilen Kessel. Aus diesem geht es durch eine Rinne hinaus, bis man an der nächsten senkrechten Wand steht. Hier hat man nun die Wahl, es geht links oder rechts herum zurück auf den Grat.

Diese Passage ist, wie gesagt, länger schwierig und zudem ausgesetzter als die kurze Stelle am Anfang, die gemeinhin als Schlüsselstelle gilt.

Der Grat ist hier wieder recht schmal, aber weiterhin gut begehbar. Wirklich schwierig wird es nicht mehr. Die schmale Kante winkelt sich nun weiter nach Osten, bis man nach wenigen Minuten auf dem Mittleren Hackenkopf (2119m) anlangt.

Auch danach schlägt der Grat noch einige Haken. Zunächst wieder breiter zieht er sich nochmal eng zusammen, und es geht kurz in der Nordflanke in eine Scharte hinunter, aus der es in der Südflanke wieder hinausgeht. Wieder oben angekommen, steht man dann ein Stück östlich des Östlichen Hackenkopfs (2030m). Also ein paar Meter zurück, den wollen wir doch nicht auslassen!

Dann geht es in der Folge einfach über alles rüber, bis man vor dem Wiesberg nochmal ein ganzes Stück absteigen muss. Dabei zwängt man sich durch einen engen Spalt, quert danach wieder nach links zum Rücken, und landet schließlich auf den Wiesen, nun ja, des Wiesbergs.

Hackenköpfe: weglose Gratüberschreitung, T5 und leichter, einige Stellen II, viele Stellen I, 1:45


Auf dem Rücken des Wiesbergs (irgendein Punkt wird mit 1998m angegeben) geht es weiter nach Osten, bis noch vor dem Kopfkraxen ein markierter Wanderweg von Süden heraufkommt. Das ist der Normalweg zum Sonneck und weiter Richtung Hinterbärenbad. Auf diesem Weg geht es nun in wenigen Minuten hinauf auf den unscheinbaren Gipfel des Kopfkraxens (2178m).

Kurz hinter dem Gipfel geht es an einem Drahtseil (einfach, aber ausgesetzt, ohne Seil wär's T5/II) in die Scharte zwischen Kopfkraxen und Sonneck hinunter und aus dieser in wenigen Minuten durch eine Steinwüste auf den Gipfel des Sonnecks (2260m).

Wiesberg - Sonneck: leichtes, zunächst wegloses Gehgelände, dann Wanderweg, kurze seilversicherte Passage im Abstieg vom Kopfkraxen, dort T4, sonst leichter, 1 Stunde


Hier pauste ich ein Weilchen, und blickte in die Runde: Im Norden der Große Arber, im Osten, in unmittelbarer Nähe Totenkirchl, Predigtstuhl und die Ellmauer Halt, diverse tote Hunde, im Südosten der Ankogel, und die Promis am Alpenhauptkamm: Wiesbachhorn, Großglockner, Großvenediger, im Südwesten Olperer und Hoher Riffler, im Westen Nockspitze, Bettelwurf und Birkkarspitze, dahinter die Zugspitze, Geißhorn und Krottenkopf, und nicht zu vergessen der Wendelstein und das Kranzhorn, die im Nordwesten zu sehen sind.

Vom Sonneck stieg ich dann auf dem Aufstiegsweg wieder ab, überschritt nochmal den Kopfkraxen (2178m), und linkste dann auf dem Wanderweg Richtung Kaiser-Hochalm und Kaiseralm ab. Dabei nahm ich die Gelegenheit wahr, den Latschengupf Sonnenstein (1714m) noch mitzunehmen, wanderte dann durch seine Südflanke hinunter zur Kaiser-Hochalm (1417m), von wo aus ich am Vormittag auf den Scheffauer gestiegen war. Nun ging es wieder hinunter zur Kaiseralm (1146m), und von dort aus zum Parkplatz am Alpengasthof Jagerwirt (890m), wo das Kloine Auto schon auf mich wartete.

Sonneck - Alpengasthof Jagerwirt: Markierte Wanderwege, kurze seilversicherte Passage im Aufstieg zum Kopfkraxen, dort T4, sonst T3 und leichter, 1:45


Fazit:

Lange und anspruchsvolle, aber auch wunderschöne Bergtour. Das Kernstück ist eine fast vier Kilometer lange, weglose Gratüberschreitung mit kurzen Kletterstellen im II. Grad. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sowie ein Gespür für den richtigen Weg ist für diese Tour unbedingte Voraussetzung: Die Route ist zwar mit roten Punkten und mit Steinmännern markiert, einige davon haben aber Menschen aufgestellt, die nicht wissen, dass Steinmänner der Wegmarkierung dienen - viele sollen offenbar den Grat dekorieren, und können so den Wanderer vom rechten Weg geradezu abbringen. Vorsicht!

Stabile Wetterverhältnisse sind unbedingt notwendig - bei Gewitterneigung Finger vom Grat lassen!



Ausrüstung:

Stecken, Helm.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (8)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2017 um 18:12
Klasse Tour, die ich vor einigen Jahren mal unternommen habe. Leider wohl nicht mehr ganz so unbekannt und einsam wie früher.

VG Nico

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2017 um 18:21
Hi Nico!

Stimmt, beim Durchblättern der Gipfelbücher fallen einem die vielen Überschreitungen ins Auge. Ist sicher auch ein Effekt von Seiten wie Hikr.

Gruß,

Nik

klemi74 hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2017 um 21:17
Hast bei den "Tourengängern" die waldelfe vergessen - zumindest hat sie ja die ganzen Bilder gemacht!? :-)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2017 um 07:36
Hi Klemi!

Elfen helfen!

Gruß,

Nik

Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2017 um 21:31
Gut beschrieben. Bin die Tour vor ungefähr einem Jahr gegangen und habe sie ähnlich empfunden. Die Schlüsselstelle am Anfang ist zwar technisch die schwierigste Stelle, aber nur wenig ausgesetzt. Im Gegenzug dazu gibt es einige andere Stellen die zwar leicht sind aber deutlich ausgesetzter.

Alles in allem eher eine psychisch anstrengende, als eine techisch anstrengende Tour, da man sich 1,5-2 Stunden im Absturzgelände bewegt, wo an vielen Stellen Fehler verboten sind.

Aber auf jedem Fall ein Erlebnis.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2017 um 07:35
Hi Andi!

Ja, ist wirklich eine sehr schöne Tour, die hat viel Spaß gemacht! Ein wenig zahmer als der Rest des WIlden Kaisers, aber dafür ist man lang am Grat unterwegs. Wie Du sagst: auf jedem Fall ein Erlebnis.

Gruß,

Nik

F3ttmull hat gesagt: Steinmandl
Gesendet am 9. August 2022 um 10:29
"Die Route ist zwar mit roten Punkten und mit Steinmännern markiert, einige davon haben aber Menschen aufgestellt, die nicht wissen, dass Steinmänner der Wegmarkierung dienen"
Kann ich so bestätigen, glaube, am Mittleren Hackenkopf in O-W-Richtung sind auf gleicher Höhe zwei Steinmandl errichtet worden, wobei der richtige nach links abzweigt. Der rechte führt in eine steile Rinne und wird schnell ungemütlich. Daher ist die Orientierung, wenn man von Osten nach Westen geht deutlich schwieriger, da keine roten Punkte und wie gesagt irreführende Steinmänner. Dennoch tolle Tour, leider gestern im Nebel :(

Nik Brückner hat gesagt: RE:Steinmandl
Gesendet am 10. August 2022 um 13:22
Ja, ist ne schöne Tour! Musst Du unbedingt bei schönem Wetter mal machen, die Aussicht ist fantastisch.

Herzlichen Gruß,

Nik


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