Tag 103: Von La Turbie nach Monaco


Publiziert von Nik Brückner , 20. August 2018 um 14:18. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Cote d'Azur
Tour Datum:20 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   MC 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 120 m
Abstieg: 520 m
Strecke:8km

Oh Mann Judith, das war vielleicht was. Vor genau drei Jahren! 103 Tage nach unserem Start in Wien. Weißte noch? Von Sospel nach Monaco, so war die letzte Etappe eigentlich geplant. Viel zu lang! Viel zu heiß. Dann wurde ich, na, sammer kränklich, mehr war's ja am Ende nicht, und Du hattest zu Recht keinen Bock, 32 Kilometer am Stück durch die Hitze zu laufen. Und: Wir hatten ja Zeit! Zwar waren wir beide mal ein paar Tage krank gewesen, ich in Piamprato, Du in Susa, aber wir hatten unser Polster dennoch nicht aufgebraucht - wir hatten Zeit.

Und so teilten wir unsere letzte Etappe durch drei - vielleicht auch, um die Tour noch ein kleines bisschen in die Länge zu ziehen. Vielleicht ahnten wir, dass uns später, an manchen Tagen, die 1832 Kilometer von Wien hierher leichter vorkommen würden als das, was uns an diesen Tagen fertigzumachen versuchen würde.


Deutsche Grammatik ist so geil.

Aber zurück zum Thema. Also, statt Sospel - Monaco hieß es nun Sospel - St.-Agnès, St.-Agnès - La Turbie, und La Turbie - Monaco.

Was für eine gute Entscheidung! Wir hatten eine prima Unterkunft in Sospel, und eine schlechte, überteuerte Pizza. Dafür nette Engländer am Nebentisch. Dann ging's hinauf auf den Mont Ours, wo wir - natürlich - Gummibärchen gegessen haben - natürlich Bärchenpärchen. Dann runter nach St-Agnès. Da wollzte keinen Abendspaziergang mehr machen, und musstest doch mit, und von Martina gab's dann ein "Hach" angesichts der romantischen Fotos aus dem höchstgelegenen Fischerdorf Frankreichs. 670 Meter immerhin. Und wie Du einen Esel erschreckt hast - und er Dich!

Haben wir da schon getrunken? Aber sicher! Auch wenn's mit den Aperol Spizzes in Frankreich damals noch schwierig war. Herrje, der Abend in dem wunderlichen Refuge des Merveilles.

A propos Refuges, a propos Martina - wie großartig die ganzen Leute, die uns unterstützt haben, unsere Familien, Freunde, und die vielen lieben Menschen, die wir unterwegs getroffen haben. Sie haben uns ihre Waschen zur Verfügung gestellt, ihre Duschen, ihre Betten, ihre Laptops, haben Schuhe geschickt und Stecken in Empfang genommen, für und mit uns telefoniert - und uns schlechten Fertigcaipi verkauft. In La Turbie, weißte noch? Der war echt scheiße.... Hat aber seine Wirkung getan.


Und ein besonderes Dankeschön - das besonderste von allen - geht - natürlich! - an Stéphanie. Die hat uns die letzten Tage versüßt, immer und immer wieder! "One Love to give"! Judith, Dein verzücktes Lächeln, wenn zum hundersten Mal "Irresistible" aus dem Handy erklang und Stéphanie Marie Elisabeth Grimaldi, Prinzessin von Monaco einem überdimensionalen Apfel entstieg  (warum?!?)! "He's a maker of fashion/He's a faker of passion" ist vielleicht der großartigste Reim, der je verfasst wurde.

Stimmte ein auf dieses schräge Land, das unser Ziel war: Monaco.

Schräg? Aber hallo!

Mit 18.944 Einwohnern pro Quadratkilometer - pro Quadratkilometer! - hat Monaco die höchste Bevölkerungsdichte aller Staaten. 78,5 % davon sind Ausländer - und das funktioniert, wie man sehen kann, ganz wunderbar. Vielleicht liegt's ja daran, dass Monaco die weltweit höchste Pro-Kopf-Polizeipräsenz hat? Hier kommt ein Polizist auf 71 Einwohner. Ein echter Polizeistaat - bei 517 Polizisten. In Monaco herrscht die weltweit niedrigste Kriminalitätsrate.

Was noch? Monaco ist der Staat mit der weltweit höchsten Lebenserwartung. Im Schnitt werden die Monegassen 89,5 Jahre alt. Irgendwas müssen die richtig machen. Gut, die haben auch nicht so viele Arbeiter. Im primären Wirtschaftssektor arbeiten genau 6 Personen.

Ist halt nicht billig, dort zu wohnen. Als wir ankamen, lag das teuerste Penthouse-Apartment der Welt mit einem Preis von etwas über 90.000 Euro pro Quadratmeter locker im landesweiten Durchschnitt. Mit seinen 3300 Quadratmetern, verteilt auf fünf Etagen, lag es bei etwas über 300 Millionen Euro.

Irresistible!



Also! Lockere Ziegen!

Aus dem Stadtkern von La Turbie (478m) wanderten wir über die gleichnamige Straße zum Tête de Chien, dem mit 550 Metern letzten, nun ja, Berg unserer Tour. Hier steht eine Festung auf einem Felsen, und die Touristen, mit denen wir ins Gespräch kamen, waren ausgerechnet aus - Wien! Was für ein herrlicher Zufall! Ja, man kann die Strecke auch laufen. 

Dann begaben wir uns auf dem schmalen Weglein in die felsige Südflanke des Bergs und stiegen hinunter zu der berühmten Kurve, in der die schönste Frau des 20. Jahrhunderts den Tod fand. Dort wandten wir uns nach links und wanderten hinein in das fünfte und letzte Land unserer TourMonaco!

Am Boulevard du Jardin Exotique überschritten wir die Landesgrenze - um das entsprechende Foto zu schießen, sind wir sogar extra nochmal zurückgelaufen. Und dann ging's hinein in die Stadt. Nach dem herrlichen Abstieg über die letzten Felsen erwartete uns nun ein Schaulaufen in James-Bond-Kulisse.

Unser Hotel ließen wir zunächst rechts liegen. Wir wollten ans Meer! Und wir wollten unsere Tour standesgemäß am Palast beenden. Vom Heldenplatz zum Fürstenpalast! Und wir wollten uns dort standesgemäß fotografieren lassen. Man muss nämlich wissen, dass, so schräg das Land selbst auch sein mag, am schrägsten die Touristen sind. Jeder kennt natürlich den Ruf Monacos, und so wird das Sightseeing hier im Cocktailkleidchen und auf Stöckelschuhen absolviert. Wir suchten uns - okay, ich suchte uns - die Maus mit dem größten Abstand zu uns verwilderten Outdoorlern aus, prompt eine Deutsche, natürlich, und baten sie um ein Foto. Sie tat uns den Gefallen, recht schnell.

Und dann? Wanderten wir in unser Hotel, warfen die Rucksäcke zum vorletzten Mal ab, und machten uns auf in die Stadt. Ich lernte, dass das, was ich für Kreuzfahrtschiffe gehalten hatte, Privatjachten waren, wir lernten, dass IRN BRU das beste Getränk der Welt ist, und dass die Frauen, die im Minutentakt von dem 350 Meter langen schwimmenden Pier, der zudem ein Parkhaus ist, abgeholt werden, im Minutentakt von dem 350 Meter langen schwimmenden Pier, der zudem ein Parkhaus ist, abgeholt werden.

Und dann süffelten wir für 250 Euro Champagner.

Wien - Monaco! Wir hatten es geschafft. 1832 Kilometer und mehr als 102.000 Höhenmeter in 103 Tagen. So schön! 

Aber ich habe immer noch kein Gefühl für die Strecke als Ganzes. Dafür ist sie zu abwechslungsreich, zu voll mit Ereignissen, Erlebnissen, Erfahrungen. Zu lang. Für mich waren es einfach 90 Bergtouren, Schritt für Schritt, Etappe für Etappe. Judith beschreibt das etwas anders. Trotzdem: Die Dimension dieser Tour als Ganzes zu begreifen, fällt uns bis heute schwer. Einstweilen bleibt Wien - Monaco für uns das, was es vorher war: Eine wunderbare Wanderung - der ultimative Hike.

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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