Großglockner (3798m)


Publiziert von Sebi4190 , 2. November 2015 um 01:18.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:31 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:20 km

Auf den Großglockner will wahrscheinlich jeder mal, deshalb stehen an seinem Gipfel manchmal auch mehrere hundert Leute pro Tag. Mit so vielen Leuten gleichzeitig dort zu sein will wiederum eigentlich niemand. Die relativ einfache Lösung für dieses Problem ist: In der Nebensaison auf den Gipfel gehen. Entweder als Eintagestour von ganz unten, oder wie wir es gemacht haben, als Zweitagestour mit Übernachtung im Winterraum der Stüdlhütte.
Zunächst stellt sich für uns aber die Frage: Wie kommen wir überhaupt da hin? Wir sind 3 Leute, keiner von uns hat ein Auto und mit öffentichen Verkehrsmitteln wäre man genau so schnell in Holland wie in Kals. Außerdem hätte man dann noch 8km extra Fußweg bis zum Lucknerhaus. Nach anfänglicher Euphorie dachten wir dann schon, dass es doch nichts wird. Dann aber hatten wir die grandiose Idee einen Leihwagen zu nehmen, und so kam es, dass wir am Freitag morgen von München aus richtung Großglockner aufbrechen.
Um halb 2 sind wir am Parkplatz und teilen das Material auf. Ich nehme das Seil, die anderen beiden teilen sich Essen und das ganze Eisenzeugs. Auf dem Weg zur Hütte treffen wir zunächst eine Dreiergruppe, die am Westgrat gescheitert ist und später eine Zweiergruppe, die am Normalweg erfolgreich war. Da wir den Normalweg ansteuern sind unsere anfänglichen Zweifel, dass vielleicht zu viel Schnee im Gipfelbereich liegen könnte schnell beseitigt. Die Dreiergruppe berichtet uns außerdem, dass sie gestern die Einzigen im Winterraum waren, heute jedoch einiges los wäre. Nach guten zwei Stunden sind wir an der Hütte und treffen auf sechs Tschechen. Außer uns wird keiner mehr kommen und so sind wir also zu neunt. Bei offiziell 16 Plätzen also kein Problem.
Nachdem wir uns einen Schlafplatz im gemütlichen Lager im Dachstuhl ausgesucht haben, wollen wir noch auf den Fanatkogel gehen um den Sonnenuntergang zu betrachten. Wir belassen es bei einer Anhöhe etwa 30 Meter unterhalb des Gipfels, da der weitere Aufstieg mit Schnee und ohne Steigeisen bzw. Pickel nicht ganz ungefährlich aussieht. Außerdem ist die Sonne schon recht weit unten und der Ausblick wahrscheinlich nicht minder schön. Wir haben das Glück, dass das Tal unter einer Nebeldecke liegt, was die ohnehin schon wunderbare Stimmung noch mal eine Stufe anhebt. Wir bleiben bis die Letzten Sonnenstrahlen am Großglockner verschwunden sind, dann gehen wir in die Hütte und richten den Schlafplatz ein.
Danach setzen wir uns zu den Tschechen in den Aufenthaltsraum, schmelzen Schnee, trinken, essen Suppe und spielen Karten. Zwischendurch gehen wir mal raus, um den Nachthimmel zu betrachten. Ein sternenklarer Himmel, ein Mond der die Nacht zum Tag macht und 0,0 Wind, was will man mehr. Gegen 10 Uhr gehen wir schlafen und erfreulicherweise gibt es keinen einzigen Schnarcher in dieser Nacht.
Nach dementsprechend viel und gutem Schlaf stehen wir um halb 6 auf und gehen frühstücken. Wir lassen ein paar Sachen in der Hütte zurück und brechen gegen halb 7 auf. Es bläst immer noch kein bisschen Wind und dazu ist es ungewöhnlich warm. Nach und nach geht die Sonne auf und erzeugt die typische, wunderschöne Morgenstimmung. Am Ködnitzkees legen wir Steigeisen und Seil an. Im Nachhinein kann man sagen, dass es das Seil gar nicht gebraucht hätte, aber sicher ist sicher. Problemlos überschreiten wir die Steilstufe des Gletschers und erreichen den Mürztaler Steig. Kurze Zeit später sind wir an der Adlersruhe und rasten ein paar Minuten. Hier oben ist es auf ein mal recht zugig und wenn man sich nicht bewegt wird es schnell kalt. Wir deponieren noch eine Flasche Wasser sowie Brot und Wurst auf der Terasse bevor wir weitergehen. 
Am Glocknerleitl bläst ein richtiger Sturm und wir sind froh als wir die Rinne erreichen, die zum Gipfel Gipfelbereich führt. In der Rinne selber sind gute Trittstufen zu finden, sodass es auch hier problemlos raufgeht. Nach der Rinne geht es weiter über schneedurchsetzte Platten (I) hinauf bis zum Kleinglockner. Etwa alle 15-20m gibt es Stangen zum sichern, welche wir aber nicht nutzen. Vom Kleinglockner steigt man an einem Stahlseil ab in die Glocknerscharte, welche zur Schlüsselstelle führt, eine kurze Steilstufe (II). Nach knappen vier Stunden erreichen wir den Gipfel. Wir treffen eine Seilschaft die gerade von der Mayerlrampe kommt, wo perfekte Verhältnisse herrschen sollen, am Stüdlgrat sind ebenfalls Spuren. Nach zehn Minuten verabschieden wir uns wieder und machen uns an den Abstieg. 
Die Schlüsselstelle ist gut abzuklettern und auf den Kleinglockner geht es ebenfalls unschwierig wieder hinauf. Hier kriegen wir dann eine Kostprobe was hier wohl im Sommer los sein muss. Ein Bergführer sprintet von Stange zu Stange, während seine zwei Kunden ohne !!! Steigeisen nachkommen. Es herrschen zwar top Bedingungen hier oben, jedoch könnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie man ohne Steigeisen wieder runterkommen soll. Der Schnee ist so hart, dass man kaum Halt finden wird. Naja, sie haben ja einen Bergführer. Ein paar Meter weiter dann die nächste Zirkusnummer. Eine Dreierseilschaft, bei der zwei Leute gleichzeitig vorsteigen zur nächsten Stange. Währenddessen sichert der telefonierende Dritte mit einer Hand mitten auf dem Weg ohne Fixpunkt. Er steht auch noch so dämlich da, dass man nicht mal an ihm vorbei kommt und als man ihn darauf aufmerksam macht, geht er murrend weiter. In der Rinne ist der Schnee mittlerweile recht pulvrig und wir sind froh, dass wir uns im Gegensatz zu manch anderen die jetzt noch aufsteigen (unter anderem die sechs Tschechen), nicht mehr hier raufwühlen müssen. Am Glocknerleitl tobt jetzt fast schon ein Orkan. Man muss sich richtig in den Wind lehnen, um nicht umgeweht zu werden.
Wieder an der Adlersruhe würden wir dann gerne etwas essen, jedoch ist das Brot und die Wurst weg. Entweder hat uns irgendjemand beklaut, oder (wir hatten bereits vorher schon Bedenken) die Dohlen haben es geholt, bzw. ein Rabe der es sich gerade auf der Materialseilbahn bequem macht. Wir müssen uns also mit Schokolade begnügen. Das Ködnitzkees ist immer noch schön hart, sodass wir diesmal das Seil im Rucksack lassen. Da hier kein Wind mehr weht ist es richtig heiß.
Wieder bei der Stüdlhütte kochen wir uns noch mal eine Suppe und packen unsere Sachen zusammen. Der weitere Abstieg führt zunächst über Schneefelder, welche bereits richtig hart sind. Heute muss es also deutlich wärmer gewesen sein als gestern, was dazu geführt hat, dass die Schneefelder, welche gestern noch problemlos zu queren waren, heute oberflächlich angetaut sind und dafür jetzt umso härter sind. Dennoch kann man noch ohne Steigeisen drüber gehen und danach geht es zurück zum Parkplatz.
Während des Abstiegs zählen wir mit, wer uns noch alles entgegenkommt und zum Winterraum aufsteigt. Zwei waren bereits dort als wir noch Suppe gemacht haben, die Tschechen wollten noch mal da bleiben und wir zählen 13 Leute die aufsteigen, insgesamt also 21. Könnte eng werden. Unsere Vermutung, dass es schlauer wäre von Freitag auf Samstag zu gehen hat sich also bewahrheitet, was aber nicht heißen soll, dass es einsam war. Es waren wohl knapp 40 Leute am Gipfel heute, morgen sind es wahrscheinlich noch einige mehr. Kein Wunder bei solchen Top Verhältnissen, es könnte eigentlich nicht besser sein.
Abschließend kann man also sagen, dass wir alles richtig gemacht haben, sowohl die Leihwagen-Entscheidung als auch die Freitag/Samstag-Entscheidung haben sich als goldrichtig erwiesen. 

Tourengänger: Sebi4190


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