Tag 45: Vom Lago Piz Tri zum Bivacco Davide


Publiziert von Nik Brückner , 31. Oktober 2015 um 19:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:23 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1195 m
Strecke:11km

Im Sommer 2015 kamen Judith7 und ich auf einer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco auch durch die Bergamasker Alpen (Alpi Orobie). Die zwölf Tage, die wir dort verbrachten, gehörten zu den faszinierendsten unserer Tour. Eine derart wilde, rauhe Schönheit hatte von den Landschaften, die wir in den 103 Tagen durchquerten, keine andere zu bieten. Deshalb wollen wir diese Tage hier ausführlich dokumentieren, weil die Gegend es wert ist, ein wenig bekannter zu sein.

Am Tag zuvor waren wir von Edolo zum Lago Piz Tri (1944m) aufgestiegen. Am Nachmittag hatte sich das Wetter verschlechtert, und in der Nacht hatte es dann geregnet. Auch an diesem Vormittag blieb es noch nass, so dass wir noch eine Weile im Zelt bleiben. Wir wussten, dass wir bis zu unserer Unterkunft, dem Bivacco Davide, etwa sechs Stunden brauchen würden, und mussten daher nicht in aller Frühe los.

Gute Entscheidung! Ab zehn wurde es besser und als wir gegen halb elf losgingen, hatte es sich ausgeregnet. Der Anstieg zum Piz Tri ging schnell und war leicht. Nur die allerletzten Meter auf die kleine Felskappe des Gipfels (2308m) ist kein reines Gehgelände.

Auf alten Militärwegen ging es dann weiter nach Süden. Man hatte diese Berge einst zu Grenzfestungen ausgebaut. Die alten Militärwege werden heute als Wanderwege genutzt.

Weiter geht es am Grat, leider nicht wie erwartet auf ihm, sondern immer etwas links davon in der Flanke. Die bietet Feuerschutz... Steile Hänge werden gequert, manchmal etwas ausgesetzt. Leider mussten wir den Monte Crap auslassen, einen Berg mit so einem Namen darf man normalerweise nicht links liegenlassen!

Am Passo di Salina und am Passo di Cadino stellte sich wieder einmal heraus, dass Kompasskarten westlich von Südtirol offenbar eine Fanatsywelt kartieren, nicht aber unsere Realität. Anstatt ohne großen Höhenverlust diese Jöcher zu queren, geht es immer wieder tief in Kare hinunter und drüben wieder hinauf. Das Kompass-Highlight dieses Tages war der Passo di Salina, ein Joch, dessen Höhe höher angegeben ist als die der beiden Gipfel links und rechts davon...

Schafe warteten hinter dem Passo di Cadino auf uns. Dort machten Pause - allerdings nicht allzu lang, denn es war eiskalt. Die Wettervorhersage hatte Recht: Im Norden schön, im Süden nicht, und da wir genau auf der Kante gingen, war es ziemlich windig und fröstelig. Aber die meiste Zeit schien die Sonne, da stört einen das nicht so sehr.

Im Gegensatz zu dem, was in der Karte steht, führt der Weg leider nicht über die Gipfel. Wir überlegten deshalb, mal einen mitzunehmen, Kandidaten gibt's am Weg genug. Dann zog es sich am markanten Palone del Torsolazzo aber plötzlich zu: Donner, Graupel. Wir zogen schnell unsere körperbetonten Ponchos über, und gingen erst einmal im Regen weiter.

Am Palone del Torsolazzo erwartete uns aber nicht nur schlechtes Wetter, sondern auch zig Ziegen. Alle reichlich aufgeregt, so dass wir schnell weitergingen, um nicht gefahr zu laufen, Steine auf den Kopf zu kriegen. Über eine ziemlich augesetzte Stelle mit schmalen Tritten ging es dann in ein schmales, scharf eingeschnittenes Schartl, über das man den Grat in seine Nordseite überquert. Wild! Aber mit Ketten gesichert.

Kurz danach sammelten wir dann unter einem Altschneefeld Tauwasser. Wir wussten nicht, wie es in der Biwakschachtel um die Wasserversorgung bestellt sein würde, und wollten lieber auf Nummer sicher gehen. Und so trug ich eine Stunde lang 22 Kilo auf dem Rücken...

Einen Gipfel wollten wir uns dann aber doch nicht nehmen lassen. Wir entschieden uns für die Besteigung des Monte Torsoleto, mit 2708 Metern der höchste Gipfel auf dieser Etappe. Die Rucksäcke haben wir unten am Weg gelassen...

Das Bivacco Davide (2645m) ist dann nicht mehr weit weg. 20 Minuten vom Gipfel vielleicht. Wie schon die gesamte Tagesetappe hatten wir auch die (übrigens fantastisch ausgestattete!) Biwackschachtel ganz allein für uns. Es war herrlich! Der Blick auf die Bernina, nachts dann der Blick hinunter auf die Lichter von Bergamo und in die Poebene.

Es war eine kalte Nacht, unter Null. Am nächsten Morgen ging es dann vom Bivacco Davide über den Passo del Sellerino zum Rifugio Tagliaferri.

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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