Großglockner (3798 m) - Schneeschuhtour zum Dach Österreichs
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Der Großglockner - was für ein Berg! Einsam steht er da, kein Mitstreiter wagt einen Vergleich mit ihm. Völlig konkurrenzlos erhebt sich der höchste Berg Österreichs und zugleich zweitprominenteste Berg der Alpen schier endlos in den Himmel. Bis zur 175 Kilometer entfernten Königsspitze wird seine Dominanz nicht durchbrochen - schlichtweg ein Berg der Superlative! Viele Tote gibt es am Großglockner schon zu beklagen, tragische Schicksale! Alpingeschichte wurde an ihm geschrieben, die Erstbesteigung erfolgte bereits im Jahr 1800.
Heute ist viel los auf dem Dach Österreichs. Das macht den Berg noch gefährlicher als er ohnehin schon ist, denn wenn Stau auf dem schmalen, ausgesetzten Gipfelgrat herrscht, dann geht es ziemlich eng zur Sache, was bereits tödliche Unglücke verursacht hat. Aber der Großglockner wirkt wie ein Magnet - wie könnte es auch anders sein bei seiner einmaligen Gestalt und einer theoretisch nur durch die Krümmung der Erde begrenzten Aussicht?!? Und jetzt die verrückte Idee: Könnte man nicht mit Schneeschuhen hinauf steigen? An einem einzigen Tag und danach gleich wieder runter ins Tal? Geht das? Ja, es geht, lass uns verrückt sein!
Die unvergleichliche Tour beginnt am großen Parkplatz beim Lucknerhaus am Ende der Kalser Glocknerstraße, das Ziel ist bereits am Ende des Tals zu sehen. Man folgt flach dem Fahrweg weiter ins Tal hinein, vorbei an den Materialseilbahnstationen von Stüdl- und Erzherzog-Johann-Hütte, danach wird eine Steilstufe erreicht, die rechts im Hang umgangen wird - auf ein paar Metern lauert ein tief eingeschnittener Graben auf der linken Seite auf unachtsame Bergsteiger. Bald darauf ist die Lucknerhütte erreicht.
Mal etwas flacher, dann mal wieder steiler geht's im Tal aufwärts. Schließlich visiert man die linke Begrenzung des Hochtals an und steigt wieder deutlich steiler hinauf zur Fanatscharte, wo die Stüdlhütte steht. Sie ist bekannt wegen ihres futuristischen Erscheinungsbilds - dass sie auf den ersten Blick nicht in die Landschaft zu passen scheint könnte ich nicht behaupten, denn es ist noch dunkel.
Nun geht es durch gutmütiges Moränengelände hinauf zum Ködnitzkees - im unteren Bereich ist es nicht sonderlich steil. Die Richtung ist klar: immer auf den Großglockner zu, dann rechts am Gipfel vorbei und nun deutlich steiler am Gletscher aufwärts. Mit Schneeschuhen bietet es sich an, nicht bis ganz oben am Gletscher anzusteigen, denn es wird recht steil. Wesentlich kraftsparender und kurzweiliger ist es, wenn man an geeigneter Stelle nach rechts hinüber zum Grat der Blauen Köpfe quert. Dort leitet ein unschwieriger, versicherter Steig hinauf zur bereits lange sichtbaren Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe, die sich mit dem Attribut der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs rühmen darf. Alleine sie wäre schon einen Besuch wert, steht sie doch ungemein aussichtsreich auf vorgeschobener Position und bietet sowohl scheinbar unendliche Weitblicke, wie auch einen einmaligen Blick zum Großglockner.
Vor nicht allzu langer Zeit war der Weiterweg übers Glocknerleitl zum Kleinglockner noch vollständig vergletschert. Heute folgt man dem schuttigen Rücken, auf dem auch die Erzherzog-Johann-Hütte steht, an den Gipfelaufbau heran. Weiter auf dem vergletscherten Glocknerleitl nach oben und über eine nach oben hin recht steile Rinne auf den Grat. Steil geht es hinauf in Richtung Kleinglockner und bald wird der Grat recht schmal - Sicherungsstangen ermöglichen hier eine zeitsparende Absicherung. Bald wird der unbedeutende Kleinglockner erreicht (bis hier eine Stelle I), dann geht es steil und schmal (Gehgelände, Drahtseil) in die Obere Glocknerscharte, die nach beiden Seiten hin mächtig in die Tiefe stürzt.
Nun folgt das Finale Furioso, der letzte Anstieg zum höchsten Berg Österreichs! Jenseits der Scharte geht's über bombenfesten Fels ein paar Meter nach oben (eine Stelle II-), danach am deutlich breiteren Grat dem Kaiserkreuz entgegen - der Gipfel ist erreicht! Freier Ausblick in alle Richtungen, unbeschreiblich... das muss man eigentlich selbst erlebt haben! Wenn man bei guten Bedingungen hier oben sitzt, dann weilt man sicherlich an einem der schönsten Orte der Welt - falls das Wetter umschlagt, wird dieser aber auch schnell zum schlimmsten Ort der Welt!
Der Abstieg verläuft auf der Anstiegsroute. Auch wenn es in Anbetracht des grenzenlosen Gipfelpanoramas schwer fällt: man sollte nicht zu spät dran sein, damit die steilen Hänge im unteren Bereich nicht allzu lawinengefährdet sind.
Schwierigkeiten:
Anstieg über die Luckner- zur Stüdlhütte: WT2 (im unteren Bereich einige wenige potentiell absturzgefährdete Stellen; Anstieg liegt teilweise im Einzugsbereich steiler Hänge).
Über Ködnitzkees und Blaue Köpfe zur Erzherzog-Johann-Hütte: L [Hochtour], WT2, L [Klettersteig] (Ködnitzkees spaltenarm, aber beileibe nicht -frei!).
Via Kleinglockner zum Großglockner: WT4 (im oberen Bereich beim Zustieg zum Grat), WS+ [Hochtour], II- (die technischen Schwierigkeiten halten sich sehr in Grenzen, allerdings ist die Route am Grat teilweise sehr ausgesetzt).
Fazit:
Eine 5*-Traumtour auf einen einmaligen Berg, wie er in den Alpen seinesgleichen sucht! Der Großglockner steht ungemein mächtig da und überragt alles in einem Umkreis von 175 Kilometern! Zwei Hütten bieten auf der beschriebenen Route Unterkunft und Verpflegung, in der Skitourensaison allerdings nur die Stüdlhütte. Die Tour ist sehr beliebt - bei gutem Wetter gibt's regelmäßig Stau am Dach Österreichs, was nicht ganz ungefährlich ist. Auch wenn die technischen Anforderungen nicht sonderlich hoch sind, ist die Tour eine sehr ernsthafte, alpine Unternehmung! Am Grat hat nur derjenige ungesichert etwas zu suchen, der 100% trittsicher und schwindelfrei ist! Bei Stau muss man teilweise bis zu einer Stunde auf einem halben Meter breiten Grat stehen können ohne runterzufallen. Im Winter wird auf den beiden Gletschern üblicherweise nicht gesichert, am Grat hingegen schon - wir waren die einzigen Begeher, die aufs Sichern verzichtet haben.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Alle Zeiten auf den Fotos in UTC ("Winterzeit").
Kategorien: Glocknergruppe, Gruppenhöchste, Hochtour, Sonnenaufgangstour, Klettersteig, Schneeschtour, 5*-Tour, 3700er, WT4.
Heute ist viel los auf dem Dach Österreichs. Das macht den Berg noch gefährlicher als er ohnehin schon ist, denn wenn Stau auf dem schmalen, ausgesetzten Gipfelgrat herrscht, dann geht es ziemlich eng zur Sache, was bereits tödliche Unglücke verursacht hat. Aber der Großglockner wirkt wie ein Magnet - wie könnte es auch anders sein bei seiner einmaligen Gestalt und einer theoretisch nur durch die Krümmung der Erde begrenzten Aussicht?!? Und jetzt die verrückte Idee: Könnte man nicht mit Schneeschuhen hinauf steigen? An einem einzigen Tag und danach gleich wieder runter ins Tal? Geht das? Ja, es geht, lass uns verrückt sein!
Die unvergleichliche Tour beginnt am großen Parkplatz beim Lucknerhaus am Ende der Kalser Glocknerstraße, das Ziel ist bereits am Ende des Tals zu sehen. Man folgt flach dem Fahrweg weiter ins Tal hinein, vorbei an den Materialseilbahnstationen von Stüdl- und Erzherzog-Johann-Hütte, danach wird eine Steilstufe erreicht, die rechts im Hang umgangen wird - auf ein paar Metern lauert ein tief eingeschnittener Graben auf der linken Seite auf unachtsame Bergsteiger. Bald darauf ist die Lucknerhütte erreicht.
Mal etwas flacher, dann mal wieder steiler geht's im Tal aufwärts. Schließlich visiert man die linke Begrenzung des Hochtals an und steigt wieder deutlich steiler hinauf zur Fanatscharte, wo die Stüdlhütte steht. Sie ist bekannt wegen ihres futuristischen Erscheinungsbilds - dass sie auf den ersten Blick nicht in die Landschaft zu passen scheint könnte ich nicht behaupten, denn es ist noch dunkel.
Nun geht es durch gutmütiges Moränengelände hinauf zum Ködnitzkees - im unteren Bereich ist es nicht sonderlich steil. Die Richtung ist klar: immer auf den Großglockner zu, dann rechts am Gipfel vorbei und nun deutlich steiler am Gletscher aufwärts. Mit Schneeschuhen bietet es sich an, nicht bis ganz oben am Gletscher anzusteigen, denn es wird recht steil. Wesentlich kraftsparender und kurzweiliger ist es, wenn man an geeigneter Stelle nach rechts hinüber zum Grat der Blauen Köpfe quert. Dort leitet ein unschwieriger, versicherter Steig hinauf zur bereits lange sichtbaren Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe, die sich mit dem Attribut der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs rühmen darf. Alleine sie wäre schon einen Besuch wert, steht sie doch ungemein aussichtsreich auf vorgeschobener Position und bietet sowohl scheinbar unendliche Weitblicke, wie auch einen einmaligen Blick zum Großglockner.
Vor nicht allzu langer Zeit war der Weiterweg übers Glocknerleitl zum Kleinglockner noch vollständig vergletschert. Heute folgt man dem schuttigen Rücken, auf dem auch die Erzherzog-Johann-Hütte steht, an den Gipfelaufbau heran. Weiter auf dem vergletscherten Glocknerleitl nach oben und über eine nach oben hin recht steile Rinne auf den Grat. Steil geht es hinauf in Richtung Kleinglockner und bald wird der Grat recht schmal - Sicherungsstangen ermöglichen hier eine zeitsparende Absicherung. Bald wird der unbedeutende Kleinglockner erreicht (bis hier eine Stelle I), dann geht es steil und schmal (Gehgelände, Drahtseil) in die Obere Glocknerscharte, die nach beiden Seiten hin mächtig in die Tiefe stürzt.
Nun folgt das Finale Furioso, der letzte Anstieg zum höchsten Berg Österreichs! Jenseits der Scharte geht's über bombenfesten Fels ein paar Meter nach oben (eine Stelle II-), danach am deutlich breiteren Grat dem Kaiserkreuz entgegen - der Gipfel ist erreicht! Freier Ausblick in alle Richtungen, unbeschreiblich... das muss man eigentlich selbst erlebt haben! Wenn man bei guten Bedingungen hier oben sitzt, dann weilt man sicherlich an einem der schönsten Orte der Welt - falls das Wetter umschlagt, wird dieser aber auch schnell zum schlimmsten Ort der Welt!
Der Abstieg verläuft auf der Anstiegsroute. Auch wenn es in Anbetracht des grenzenlosen Gipfelpanoramas schwer fällt: man sollte nicht zu spät dran sein, damit die steilen Hänge im unteren Bereich nicht allzu lawinengefährdet sind.
Schwierigkeiten:
Anstieg über die Luckner- zur Stüdlhütte: WT2 (im unteren Bereich einige wenige potentiell absturzgefährdete Stellen; Anstieg liegt teilweise im Einzugsbereich steiler Hänge).
Über Ködnitzkees und Blaue Köpfe zur Erzherzog-Johann-Hütte: L [Hochtour], WT2, L [Klettersteig] (Ködnitzkees spaltenarm, aber beileibe nicht -frei!).
Via Kleinglockner zum Großglockner: WT4 (im oberen Bereich beim Zustieg zum Grat), WS+ [Hochtour], II- (die technischen Schwierigkeiten halten sich sehr in Grenzen, allerdings ist die Route am Grat teilweise sehr ausgesetzt).
Fazit:
Eine 5*-Traumtour auf einen einmaligen Berg, wie er in den Alpen seinesgleichen sucht! Der Großglockner steht ungemein mächtig da und überragt alles in einem Umkreis von 175 Kilometern! Zwei Hütten bieten auf der beschriebenen Route Unterkunft und Verpflegung, in der Skitourensaison allerdings nur die Stüdlhütte. Die Tour ist sehr beliebt - bei gutem Wetter gibt's regelmäßig Stau am Dach Österreichs, was nicht ganz ungefährlich ist. Auch wenn die technischen Anforderungen nicht sonderlich hoch sind, ist die Tour eine sehr ernsthafte, alpine Unternehmung! Am Grat hat nur derjenige ungesichert etwas zu suchen, der 100% trittsicher und schwindelfrei ist! Bei Stau muss man teilweise bis zu einer Stunde auf einem halben Meter breiten Grat stehen können ohne runterzufallen. Im Winter wird auf den beiden Gletschern üblicherweise nicht gesichert, am Grat hingegen schon - wir waren die einzigen Begeher, die aufs Sichern verzichtet haben.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Alle Zeiten auf den Fotos in UTC ("Winterzeit").
Kategorien: Glocknergruppe, Gruppenhöchste, Hochtour, Sonnenaufgangstour, Klettersteig, Schneeschtour, 5*-Tour, 3700er, WT4.
Tourengänger:
83_Stefan

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