Tag 46: Vom Bivacco Davide über den Passo del Sellerino zum Rifugio Tagliaferri


Publiziert von Nik Brückner , 27. November 2015 um 20:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:24 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 920 m
Strecke:12,5km

Im Sommer 2015 kamen Judith7 und ich auf einer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco auch durch die Bergamasker Alpen (Alpi Orobie). Die zwölf Tage, die wir dort verbrachten, gehörten zu den faszinierendsten unserer Tour. Eine derart wilde, rauhe Schönheit hatte von den Landschaften, die wir in den 103 Tagen durchquerten, keine andere zu bieten. Deshalb wollen wir diese Tage hier ausführlich dokumentieren, weil die Gegend es wert ist, ein wenig bekannter zu sein.

Die Bergamasker Alpen sind ein Traum - aber das hier war nochmal eine Extra-Hammeretappe! Wunderschön.

Losgings in den perfekt ausgestatteten Bivacco Davide (2645m), früh um 8 Uhr bei unter Null Grad. Wir hatten kalte Finger und Füße! Dazu hat's ganz schön geblasen, denn das Wetter im Süden war schlecht, und das im Norden toll - und wir bewegten uns auf der Kante...

Erneut ist der Weg wieder ganz anders als auf der Kompass-Karte, die auf uns einen zunehmend unwirklichen Eindruck macht...

Zunächst geht es vom Bivacco westwärts bergab, in den Passo del Torsoleto (2578m). Dann folgt ein Gegenanstieg, immer an der Kante entlang bzw. etwas links davon. Auf etwa 2650 Metern wendet sich die Route nach Süden, zum Monte Culvegla (2618m), unserem ersten Gipfel heute. Von dort geht es steil hinunter in den Passo del Sellero (2421m), wo wir an einem Schild (andere Hinweise, wie zum Beispiel ein Weg, sind recht dürftig vorhanden), nach links (Süden) abgestiegen sind. Der Abstieg aus der Scharte erfolgte auf spärlichen Trittspuren, weiter unten ist die Route erst fast, dann ganz  weglos. Man sollte diesen Abstieg also nur bei guter Sicht unternehmen.

Die erste von zwei Malghen ist die Malga Sellero auf 1981m. Dort haben wir erstmal eine gemütliche Pause eingelegt. Die dienstbeflissenen Hunde haben wir, so gut es ging, ignoriert. Viele dienstbeflissene Hunde in dieser Gegend...

Dann ging es einen breiten, guten Weg hinunter zur Malga Sellerino (1925m), wo uns bereits hunderte Schafe erwarteten. Und dienstbeflissene Hunde... Den direkten Weg von der Malga Sellero zum Passo del Sellerino, der in einigen Karten eingezeichnet ist, konnten wir nicht ausfindig machen.

Aber auch der Aufstieg von der Malga Sellerino in die Scharte erfolgt weglos: Die Wegtrasse ist nicht zu finden und schlecht markiert. Geht man, wie wir, mit einer Kompasskarte, ist die Verwirrung komplett: Wir waren ständig viel zu weit rechts (nördlich), erst ganz oben kam dann eine Wegspur von links herauf. Egal: Judith hatte den richtigen Riecher für eine goute Route rechts des Bachs hinauf in den Passo del Sellerino (2415m).

Nach der Scharte geht es erst einmal bergab, hinunter zu zwei kleinen Seen. Hier kommt ein Weg von links, dem wir nun rechtswärts folgten. Bald gelangten wir an den Lago del Venerocolo (2293m). Wasser! Endlich! Judith wusch sich die Haare, der Nik den ganzen Nik. Ich war ganz drin! - aber nur für eine Sekunde.... In dem See schwamm eine Eisscholle....

Am See fragten wir dann auch Wanderer nach dem Übergang zum Rifugio Tagliaferri. In der Kompasskarte ist immerhin ein Klettersteig eingezeichnet. (Ihr ahnt es schon...) Als sie merkten, dass unser Italienisch zu wünschen übrigließ, wurden sie noch hilfsbereiter: Wir bekamen eine sehr brauchbare Auskunft: Die Passage sei defi kein Klettersteig, und man könne problemlos an die Stelle, wo es ein bisschen schwieriger wird, gelangen. Von dort aus könne man dann die gesamte Passage einsehen. Perfekt!

Und tatsächlich: Kein Klettersteig! Einige Passagen sind mit Ketten gesichert, aber eigentlich wär's nicht unbedingt notwendig. Die Route wartet mit einer fantastischen Wegführung am und unter dem Grat auf, zwischen Türmchen hindurch und oben rüber, bis hin zum wundervoll gelegenen Rifugio Tagliaferri (2328m).

Im Rifugio war, wie überall zu dieser Zeit, nicht viel los. Ein paar Leute, die meisten gehörten zum Hüttenteam, nette Gäste, ein netter Wirt. Der Gestore braut Grappa - an die 90 verschiedene Sorten! Was soll ich sagen - wir tranken und sangen uns bis halb elf durch sämtliche Grappe und sämtliche Weisen, die das gesamteuropäische Liederbuch hergab. Ein wahrhaft denkwürdiger Abend! Hoffentlich würden wir am nächsten Morgen nicht mit einem Kater aufwachen, schließlich wollten wir weiter zum Rifugio Coca!

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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