Allgäuer Dreitager III: der Hochvogel


Publiziert von Nik Brückner , 5. September 2022 um 16:19.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:22 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:13 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:Prinz-Luitpold-Haus

Zum Abschluss unseres Dreitagers in den Allgäuer Alpen wollten mein Vater, meine damalige Partnerin und ich den Hochvogel besteigen. Nach der Besteigung des Krottenkopfs und dem herrlichen Übergang über die Allgäuer Grasgrate zum Prinz-Luitpold-Haus ein sicherlich würdiger Abschluss unseres Dreitagers.


Wir hatten unsere Vortagestour im Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) beendet, dabei einen Hubschraubereinsatz beobachtet, und gleich darauf für die Bergwacht gespendet. Am nächsten Morgen ging's dann früh los - für den Nachmittag war schlechtes Wetter angesagt. Ob wir die geplante Abschlussetappe auf dem Jubiläumsweg ins Tannheimer Tal noch würden machen können?

Na, Fokus auf das Nächstliegende: den Hochvogel. Oder erstmal: die Balkenscharte. An dem kleinen See unterhalb der Hütte ging's vorbei, dann im Zickzack über schotterige und felsige Hänge Richtung Wasserfall und hinauf zu einem kleinen Boden ca. 120 Höhenmeter oberhalb der Hütte. Hier führt der Weg hinüber zu einem grünen Hang, und dort im Zickzack hinauf zu einer Felsnadel, dem Balken, die der Balkenscharte (2175 m) ihren Namen gab. Bis hierher ist's nicht schwierig, T2 auf gut markiertem Steig, eine Dreiviertelstunde haben wir gebraucht.

Von der Balkenscharte aus umgingen wir die Balkenspitzen und die Kreuzspitze ostseitig. Es geht, eine kleine kraxelige Felsrippe unterhalb der Balkenspitzen übersteigend (I) hinüber in den Kalten Winkel, der so heißt, weil sich hier der Schnee recht lange hält.

Gern ist's auch mal vereist, dann sind Steigeisen kein Luxus, vor allem dann, wenn das Seil, das hier hängt, unter dem Schnee verborgen ist. Wir hatten Glück: Kein Schnee, kein Eis.

Es geht steil hinauf, im oberen Teil hilft ein Seil die letzten Meter rauf in die Kaltwinkelscharte (2281 m).

Von hier aus führt die gut markierte Route hinauf bis unter einen markanten Felsturm, dem man nach rechts ausweicht. An einem Eck angekommen, kraxelt man man einige Meter hinauf (I) und gelangt so auf die berühmte "Schnur", ein markantes, gut versichertes Felsband, auf dem man nun die Südseite des Turms quert. Das geht erstaunlich gut, und bald ist man um den Turm herum. Der schönste Abschnitt des Wegs!

Bald ist die Scharte zwischen dem Felsturm und dem Hochvogel erreicht. Nach einer Rinne steigt man nun das westliche Dach des Hochvogels hinauf. Der geröllige Steig ist in Serpentinen angelegt, so dass die Steilheit des Geländes gut ausgeglichen ist. Trotzdem muss man noch einige niedrige Felsstufen hinaufklettern. Auch kurz unter dem Gipfel ist noch einmal leichte Kletterei gefragt. Die Kletterstellen sind nicht versichert, schwieriger als T4/I wird es aber nicht.

Schließlich erreichten wir das Gipfelkreuz des Hochvogels (2592 m).

Wir nahmen uns genügend Zeit, die fantastische Aussicht zu genießen. Den Reigen eröffnen die Tannheimer im Norden, mit Gaishorn, Rauhhorn und Kugelhorn, dahinter Einstein und Aggenstein, davor die markante Rote Spitze. Richtung Nordosten folgen Gimpel, Kellenspitze, Gehrenspitze, daneben der Säuling, Geierköpfe, Kreuzspitz, Friederspitz, Danielgrat und Thaneller in den Ammergauern.

Im Osten dominieren natürlich die
Zugspitze, die Hohe Munde und die Griesspitzen, davor die Bleispitze. Etwas weiter rechts sind Großglockner und Großvenediger eher zu erahnen als zu erkennen. Viel näher sind die riesigen Graswände der Elmer Kreuzspitze und der Pfeilspitze, noch näher die lange Hornbachkette, die man komplett sehen kann: von der Klimmspitze im Südosten bis zur Öfnerspitze im Südwesten. Darüber ragen im Südosten der Acherkogel, der Schrankogel, die Schlenkerspitze, die Hohe Geige, die Rofelewand, Verpeil- und Watzespitze, Wildspitze, Weißseespitze, Weißkugel und Glockturm auf.

Im Süden dann die
Parseierspitze, rechts daneben, mit etwas Glück, ist der Ortler zu erkennen (sind nicht mal 100 Kilometer!), dann die Freispitze, der Hohe Riffler und die Vorderseespitze. Weiter Richtung Südwesten folgen der Patteriol im Verwall und der deutlich nähere Krottenkopf. Genau im Südwesten dann die Promis am Allgäuer Hauptkamm: Hohes Licht, Hochfrottspitze, Mädelegabel und Trettachspitze, ganz nah beieinander.

Richtung Westen wird der Horizont von
Schesaplana, Tödi, Chlariden und Säntis dominiert. Davor versammeln sich die Gipfel des Lechquellengebirges, der Rätikons, des Bregenzerwaldes und der Allgäuer Alpen: Rote Wand, Braunarlspitze, Vorder Grauspitz, Liechelkopf, Widderstein, Elfer, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen, und ganz im Vordergrund die Wilden mit dem Wildengrat. Darüber erhebt sich die markante Höfats, weiter hinten der Ifen, im Westen der Schneck, das Laufbacher Eck, der Grat vom Nebelhorn zum Großen und zum Kleinen Daumen, davor der Giebelgrat, was soll man sagen -  ein grandioser Rundblick!

Angesichts der Wettervorhersage entschieden wir uns nun zu einem schnellen Rückzug. Die Highlights unseres Dreitagers hatten wir geschafft, der Rückweg ins Tannheimer Tal auf dem Jubiläumsweg wäre ohnehin eher als landschaftlicher Bonus eingeplant gewesen.


Und so stiegen wir wieder hinunter in die Kaltwinkelscharte (2281 m), wo inzwischen die üblichen Verdächtigen für den üblichen vermeidbaren Steinschlag sorgten, wichen diesem so gut wie möglich aus und durchwanderten den Kalten Winkel bis hinüber zur Balkenscharte (2175 m). Dann ging's hinunter zum Prinz-Luitpold-Haus (1846 m).

Nach einer kurzen Pause dort wanderten wir nun hinunter ins Bärgündeletal, stets den faszinierenden Giebelgrat im Blick, der die gegenüberliegende Seite des Tals begrenzt. Damals hätte ich noch nicht gedacht, dass ich ein paar Jahre später über die scharfe Kante dort oben turnen würde.

Nach einer Dreiviertelstunde langten wir an der Unteren Bärgündelealpe (1322 m) an, von der aus wir den direkten Weg hinunter zur Schotterstraße nahmen. Auf dieser liefen wir dann die letzten drei Kilometer hinaus zum Giebelhaus (1068 m), wo uns schließlich der Bus ab- und nach Hinterstein holte. EInige Busfahrten weiter langten wir wieder am Parkplatz Renksteg an, wo unsere Tour einige Tage zuvor begonnen hatte.


Fazit:

Ich schreibe jetzt nicht "was soll man zum Hohvogel noch sagen", weil das alle schreiben. Man kann einiges sagen. Dass das schon ein fantastischer Berg ist, zum Beispiel.

Tourengänger: Nik Brückner, H. Brückner


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