Hochvogel 2592 m


Publiziert von basodino , 9. Juli 2019 um 14:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:45
Aufstieg: 1660 m
Abstieg: 1660 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto nach Hinterstein, Parkplatz Säge ca. 1 km vor dem Ort für Euro 4 pro Tag (es gibt noch zwei weitere im Ort, die auch über Nacht möglich sind), von dort mit Linienbus (Euro 1,60) nach Hinterstein (Grüner Hut), dort Umsteigen auf den Privatbus zum Giebelhaus Euro 4,60 einfache Fahrt (Achtung: auf dem Hinweg in der Mittagszeit haben die Busse nicht immer aufeinander Anschluss)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:wie oben, nur haben die Nachmittagsbusse immer Anschluss, letzter Bus um 18.10 Uhr ab Giebelhaus
Unterkunftmöglichkeiten:Prinz-Luitpold-Hütte DAV, 268 Schlafplätze, davon 48 Betten, 220 Matratzenlager, nur online reservierbar, kein Telefon

Solange er noch steht, war unser Motto am Hochvogel. Der Bergsturz am Gipfel wird kommen, es ist nur eine Frage wann? Und der Spalt oben ist schon riesig, wie wir dann auch sehen konnten.

Von der deutschen Seite aus, beginnt der Trip in Hinterstein. Wenn man die 10 km Straße bis zum Giebelhaus nicht mit einem Fahrrad zurücklegen kann, dann ist der Bus die nächst beste Möglichkeit, da die Asphaltstrecke ansonsten von überschaubarem Charme ist. Außerdem geht es am Giebelhaus auch zunächst über Asphalt weiter. Der Weg rechts im Tal, der auf den Karten noch verzeichnet ist, wird nicht mehr mit Schildern gewürdigt, so dass wir auch die Straße nahmen. Der folgt man über eine Brücke, eine weite Kehre links führt einen dann zunächst ca. 60 m den Berg hinauf, dann flach bis leicht fallend zu einer nächsten Brücke und dann wieder ansteigend zu einer dritten Brücke. Danach etwas steiler hinauf bis man auf ca. 1230 m einen Wegweiser findet, der einen nach links leicht abwärts zum Bach leitet. T1, 40 min

In der Nähe des Baches ist der Weg teilweise beschädigt. Ein Ausweichen brachte uns in eine wenig vorteilhafte Sumpfwiese. Zum Glück konnten wir die Schuhe direkt unten am Bach wieder abspülen. Dort machten wir auch eine Mittagspause, waren hier die Bremsen doch nicht so zudringlich wie auf der vorherigen halben Stunde. Widerliche Biester!

Nach einer Metallbrücke weicht der Weg zunächst auch weiteren Winterschäden aus, steigt deutlicher an und führt an einen tollen Wasserfall (sowohl unter, wie über einem). Danach in wenigen Minuten hinauf auf die bewirtschaftete Bärgündelealpe (Einkehrmöglichkeit). T3 (aktuelle Schäden), 15 min

Rechts der Beiz führt der Weg in einen Hang hinein. Dort findet sich auch noch ein kurzer Abstecher zu einem weiteren Wasserfall. In dieser Jahreszeit sind die Wasserspiele durchaus beeindruckend.
Weiter geht es hinauf in eine Wiesenlandschaft (obere Bärgündelealpe) und bis unter eine weitere Geländestufe. Die nah erscheinende Hütte rückt nur wenig näher. Jetzt etwas steiler in Kehren hinauf auf eine weitere Geländeterrasse, über einen Bach und in Kehren rechts der Hütte bis zu selbiger hinauf. T2, 1 h 35 min

Das Prinz-Luitpold-Haus ist eine von den großen DAV-Hütten, die ich normalerweise eher meide. Am Hochvogel bleibt einem aber kaum etwas anderes übrig, wenn man nicht eine Monster-Tages-Tour (in meinen Maßstäben) daraus machen möchte.
An einem Freitag zu Beginn der Saison gestaltete sich das aber alles wesentlich schöner als befürchtet. Die Hüttencrew war sehr entspannt, hilfreich und herzlich. Die Anzahl der Leute war bei ca. halber Belegung auch überschaubar. So war die westseitige Terrasse mitunter voll, aber letztlich fand jeder seinen Platz.

Wir schliefen in einem Lager für 29 Personen. 14 Plätze waren belegt. Ich möchte es mir nicht vorstellen, wenn es hier knall voll ist. So war es aber gut.

Nach einem kulinarisch sehr überschaubaren Frühstück ging es um 7.20 Uhr am nächsten Morgen los. 5 Gipfelaspiranten waren vor uns, die aber nach dem ersten größeren Schneefeld vor der Verzweigung auf 2020 m rechts abbogen. Wir nahmen den Zickzack-Weg zur Balkenscharte, wo uns eine einsame Gemse begegnete. Der Weg ist zuletzt stark abgesichert worden und insofern bequem bis zur Scharte zu gehen. T3-, 1 h 00 min

Hinter der Scharte geht es wenige Meter hinab und in eine leicht fallende Querung. Der Weg wird felsiger und interessanter. Über eine Rippe führen Steighilfen und ein Fixseil. Von dort sieht man auch den kalten Winkel das erste Mal. Zu unserer Überraschung lag das steile Schneefeld in der prallen Sonne. Trotzdem legten wir unsere Steigeisen an. Im griffigen Firn ließ es sich herrlich gegen die Scharte über dem kalten Winkel ansteigen, wo wir die 5 anderen auch sahen. T4, L, 55 min

In der Scharte passierten uns nochmals 2 Bergfreunde und eine 7er-Gruppe rückte heran. Wir nahmen den von nun an gut markierten Weg wieder auf, der einen unter einen markanten Felsturm führt, diesem nach rechts ausweicht. Am Eck muss man wenige Meter hoch kraxeln (I) und gelangt so auf die "Schnur". Dies ist der schönste Abschnitt des Weges. Nach einer Rinne steigt man in die Westflanke des Hochvogels. Dort steigt man noch leicht einige niedrige Felsstufen hinauf, ansonsten durch Geröll im Zickzack bis kurz vor den Gipfel, wo nochmals wenige leichte Felsen zu erkraxeln sind (I). Schließlich erreichten wir das Gipfelkreuz nach den 7 und vor den 7. T4, I, 50 min

Am Gipfel ergibt sich eine tolle Aussicht auf fast alle bedeutenden Allgäuer Gipfel. Hindelanger Klettersteig, Heilbronner Weg und der große Krottenkopf sind leicht auszumachen. Auch kann man die gähnende Spalte unmittelbar südlich der Gipfelfelsen nicht übersehen. Ich möchte wirklich nicht hier oben sein, wenn diese ganze Flanke abgeht.

Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns an den Abstieg. Tourinette hat leider immer wieder Probleme mit dem Knie, so dass wir bis in die Kaltwinkelscharte hinab genauso lange brauchten, wie hinauf. T4, I, 50 min

Gegenüber geht es unmittelbar in die Felsen. Ein Fixseil führt 25 m in Kehren durch die Steilstufe hinauf, die aber leicht gangbar gemacht wurde (I). Darüber wird es sehr geröllig, was man berücksichtigen sollte, wenn unter einem anderen Wanderer unterwegs sind. Man erreicht nach 10 Minuten eine Abzweigung nach rechts, wo die Route in eine Querung übergeht, die zunächst abwärts führt. Wir gingen aber noch in 5 Minuten zum Gipfel der Kreuzspitze (T4).
Die Querung selber ist schon etwas ausgesetzt, aber so gut gesichert, dass es keine nennenswerten Schwierigkeiten gibt. Man erreicht eine kleine Scharte, an der weitere Seile über steile Platten in die Tiefe führen. Jetzt geht es diagnoal abwärts durch die Nordwestwand der Kreuzspitze bis zum ersten Schneefeld. In meinem Verständnis kann man hier schon von einem leichten Klettersteig sprechen, auch wenn sich das ganze mit T4, I gut bewerten lässt. Der erste Schnee musste dann noch in relativ steilem Gelände traversiert werden. Je weiter es hinab geht, desto leichter werden diese Traversierungen, was bei weichem Untergrund auch ohne Steigeisen leicht machbar war. Bei harten Bedingungen würde ich so früh in der Saison auch hier eher Steigeisen empfehlen wollen. In einem weiten Bogen erreichten wir schließlich wieder den Weg und bald die Verzweigung von heute morgen. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Hütte. T4, I, 1 h 40 min

An der Hütte belohnten wir uns mit Apfelstrudel und Kaiserschmarrn. Aus milchigem Himmel fielen einige Regentropfen, was irgendwie komisch war, da man nicht ausmachen konnte, woher diese Tropfen denn wirklich stammten. Trotzdem war es keine schlechte Idee bald wieder aufzubrechen. Wir nahmen den Weg vom Vortag als Abstieg, bogen aber an der Bärgündelealpe links ab und nahmen den Fahrweg, um Tourinettes Knie zu entlasten. Das ist kaum 10 Minuten länger und deutlich knieschonender. Allersdings erkauft man sich damit noch etwas mehr Asphalt bis zum Giebelhaus. T2, 2 h 00 min

Am Giebelhaus erreichten wir den vorletzten Bus um 17.10 Uhr. Der Bus war gerade vorgefahren und wir nur halb eingestiegen, als ein Gewitter losbrach, wie ich es in seiner Plötzlichkeit noch selten erlebt habe. In Null-Komma-Nichts regnete es draußen aus Kübeln und der Wind peitschte durch die Bäume. Wir waren so richtig glücklich rechtzeitig im Bus zu sitzen. Dieses Glück hatten einige Wanderer nicht, die wir in der Folge mit dem Bus einsammelten. Nach dem Umsteigen in Hinterstein auf den Linienbus hörte der Regen dann am Parkplatz wieder auf. Somit können wir hier nur von einer rundum gelungenen Tour berichten, die zu den schöneren und abwechslungsreicheren der Allgäuer Alpen gehören dürfte.

Tourengänger: basodino, tourinette


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