Allgäuer Hikr-Treffen, oder: zu WoPos Geburtstag gibt's Rippchen mit Kraut!


Publiziert von Löwensteiner , 30. Oktober 2019 um 16:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:14 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:13km

Ein richtiges kleines Hikrtreffen haben wir da zusammenbekommen, im schönen Obermaiselstein im Allgäu: WoPo, Nik, webeBe, yuki, und der Löwensteiner. Wir saßen und aßen, und dann legten wir über, was wir am nächsten Tag zusammen unternehmen könnten. Erster und bester Vorschlag: die Überschreitung von Zwölfer, Elfer und Liechelkopf, ein Steilgrasklassiker im Kleinwalsertal.

Stellt sich zu alldem noch heraus: WoPo hat Geburtstag! Und was wäre da schöner als...

...Rippchen mit Kraut. So könnte man den Aufstieg auf dem Zwölfer auf einer steilen, teils verkrauteten Grasrippe beschreiben. Und wer mag es nicht, Rippchen mit Kraut!

Öhrm: Nik zum Beispiel, die alte Sushe....


Los ging's - nach ein paar orientilen Irritationen - am Parkplatz Gemsteltal (1170m) im Kleinwalsertal. Vom Parkplatz aus folgt man den Schildern ins Gemsteltal, auf einem Fahrweg geht es links vom Bach hinein ins Tal und hinauf zur Tonisgemstelalpe (1238m).

Kurz vor der Unteren Schönesbodenalpe (1309m), von der man erst nur die Fahne sieht, überquert der Fahrweg einen Bach. Hier vom Fahrweg ab und weglos auf der im Anstiegssinn rechten Begrenzungsrippe des Bachlaufs hinauf zum höchsten Punkt am Waldrand. Hier stößt man auf den guten Weg, der aufwärts zur Schönesbodenalpe (1680m) führt.

Parkplatz Gemsteltal - Schönesbodenalpe: T3 und leichter, 1:15


Hier haben wir erstmal gepaust, über den Kleinen Widderstein und die Fliegen am Bärenkopf geplaudert, dann machten wir uns an den abenteuerlichen Teil der Tour.

An der Schönesbodenalpe wanderten wir (halb)links hinüber zu einem Jägerstand, den man leider von der Hütte aus nicht sieht, weil er kurz unterhalb einer Geländerippe steht. Hier beginnt eine Pfadspur, die die Hänge der Elfers quert, und sich erst kurz vor der von einzelnen Bäumen bestandenen Westrippe des Elfers im Gras verliert.

Der Weg ist derzeit alles andere als leicht zu erkennen: Vor einigen Jahren mal freigeschnitten, ist er mittlerweile stellenweise wieder zugewachsen, und weil diese Tour kaum jemand geht, ist die Spur auch im Gras kaum noch auszumachen. Es gehört einiges an Erfahrung in der Routenfindung dazu, diese Spur zu finden - und sie dann nicht gleich wieder zu verlieren.

Diesen dürftigen Wegspuren folgt man nun durch Gras, Latschen und Erlen über vier Bachläufe, bevor man beim vierten bei einigen plattigen Felsen endgültig ins Grasgelände hinaustritt.

Die mit einzelnen Bäumen bestandene Rippe direkt voraus ist die Westrippe des Elfers. Auf die gilt es nun zuzusteuern. Man ist allerdings nicht verpflichtet, genau auf dieser Rippe aufzusteigen. Wir sammelten uns auf einer halbwegs ebenen Fläche zwischen dem vierten Bachlauf und der Westrippe des Elfers, und entschieden, gleich hier hinaufzusteigen.

Eine gute Entscheidung, denn diese etwas schwächer ausgeprägte Rippe ist lediglich im unteren Bereich kurz steil (es geht gegen die 50°), gleich danach neigt sie sich ein wenig zurück, und man steigt nun durchwegs im 40°-Gelände auf. Dabei hat man rechts von sich den vierten Bachlauf, und links die markante Westrippe des Elfers.

Weiter oben laufen diese beiden Rippen aufeinander zu. Wir haben hier mehrere Varianten ausprobiert. Die beste ist es, bis zu dem markanten Felsköpfl aufzusteigen, an dem die beiden Rippen zusammenlaufen. Von diesem aus kann man dann unproblematisch in den Sattel zwischen Zwölfer und Elfer hinunterqueren.

Nach anstrengenden 550 Höhenmetern im steilen Gras ist man dann endlich am Grat angelangt. Zum Zwölfer (2224m) sind es dann nur ein paar Meter hinauf. Hier fielen wir alle erstmal ins Gras.

Schönesbodenalpe - Zwölfer: unten T5, dann lange T4, 1:45


Der Zwölfer schiebt eine schöne Aussichtskanzel nach Norden hinaus, von der aus man wunderbar ins Tal blicken kann - der Halbzwölfer?!? Jedenfalls wollten WoPo und ich uns die Aussicht nicht entgehen lassen. Wieder zurück am Zwölfer haben wir dann ordentlich Kuchen eingeworfen, und sind dann weitergezogen. Ab hier beginnt die eigentliche Gratüberschreitung.

Vom Zwölfer aus wanderten wir zurück in den Sattel und stiegen von dort aus dem Grat folgend hinauf Richtung Elfergipfel. Das ist nicht schwierig, unterschiedlich steiles Gehgelände. Wenn man denkt, dass man eigentlich gleich oben sein müsste, stellt sich einem noch ein Wandl entgegen, das aber kurz rechts der Gratkante in einer sanften Felsrinne leicht zu ersteigen ist (I). Oben geht es dann über eine Wiese einfach zum Gipfel des Elferkopfs (2387m).

Zwölfer - Elfer: T3/I, 45 Minuten


Von hier (und eigentlich der ganzen Tour) aus hat man fantastische Blicke in die Umgegend, insbesondere auf den Widderstein und seinen Kleinen Begleiter. Aber auch Gungern und Klipperen sind zu sehen, an denen sich Yuki und Nik zwei Tage zuvor verlustiert hatten, die Kanisfluh, an der Nik und ich am Vortag etwas ausprobiert hatten, dann der Diedamskopf, der Ifen, und davor die Berge rund um Baad, die ich vor einigen Jahren zusammen mit Nik erwandert hatte. Und natürlich sahen wir hinüber zum hübschen Winterelfer, der sich schon für seine Hochsaison bereitzumachen schien. Diesen Blick haben wir ausgiebig genossen, bevor es dann weiterging.

Über einen sanften Grashang wanderten wir nun hinunter in die Einsattelung zwischen Elfer und den Runden Köpfen. Vom Sattel aus zieht sich der Grat dann ziemlich zusammen: Je weiter es hinaufgeht, umso schmaler wird es. An ein paar alten Eisenstangen vorbei, mit denen einst wohl ein Sicherungsseil verankert worden war (Vorsicht! Nicht alle sind gut zu erkennen!), geht es über den scharfen Grat der Runden Köpfe. Dann steht man plötzlich vor einem Einschnitt zwischen zweien der Köpfe. Hier kann man entweder gerade zwischen die Köpfe hinunter und unten links hinaus, wie yuki, WebeBe, WoPo und ich das gemacht haben (T6, II), oder man steigt vor dem Einschnitt vorsichtig ein paar Meter über Gras nach links hinunter und klettert dann eine steile Felsrinne ab, das hat Nik gemacht (ebenfalls T6, II). Auf dem darunterliegenden Absatz kommen beide Möglichkeiten zusammen. Von hier aus eine letzte Steilstufe hinunter (wieder II), dann hat man die schwierigste Stelle der Tour hinter sich. 

Nun geht es über einige schmale Zacken hinunter in die Scharte zwischen den Runden Köpfen und dem Liechelkopf. Das nächste angenehme Hindernis ist dann ein großer Felsklotz, den man aber leicht von rechts nach links erklettern kann (kurze Stelle in festem Fels II). Danach ist das Gelände etwas unübersichtlich, man bleibt aber einfach auf dem Grat bzw. geht etwas rechts davon im Gras an den Liechelkopf heran. Dabei ist eine Stelle unangenehm: Ein brüchig-bröseliges Felsköpfl, an dem man mehrere Möglichkeiten hat - die aber alle gleich schlecht sind. Am Gipfelaufbau angekommen, wechselt man in den Fels und sucht sich einfach eine gute Möglichkeit, über die erste Rippe, oder die ersten beiden zu kommen. Auf einer dieser Rippe, in einer Rinne dazwischen, oder über schotteriges Gehgelände dahinter geht es dann nochmal steil und anstrengend über Fels und Geröll zum höchsten Punkt des Liechelkopfs (2384m).

Elfer - Liechelkopf: T6/II, 1:00


Auch hier genossen wir nochmal den Rundblick - und Kuchen. Vom Liechelkopf aus kann man weiter in die Alpen hineinschauen: Die Parseierspitze ist zu sehen, der einzige Dreitausender der nördlichen Kalkalpen, der Hohe Riffler, und berühmte Schweizer Gipfel wie der Tödi, oder der Säntis.

Dann wanderten wir auf dem schotterigen Normalweg, einer unmarkierten, aber deutlich sichtbaren, guten Wegspur, hinunter in die Liechelkopfscharte (2180m).

Liechelkopf - Liechelkopfscharte: unmarkierte Wegspur, T2, 20 Minuten


Aus der Liechelkopfscharte führt eine - gut erhaltene und ohne Weiteres begehbare - Wegruine hinunter zur Schönesbodenalpe. Der Einstieg ist schnell gefunden, allerdings muss man darauf achten, dann gleich nach rechts zu queren, wo auf einer Rippe deutliche Serpentinen zu erkennen sind. Auf diesen geht es weiter hinunter, dann quert man links in ein großes Geröllfeld hinaus. Im Geröll ist die Spur dann meist gut erkennbar. Man steigt ab, bis unten rechts wieder Gras zu sehen ist. Dort kann man die Wegspur eine ganze Weile lang noch gut verfolgen, dann verliert sie sich kurzzeitig. Weiter unten, zwischen den Latschen, ist sie dann aber wieder deutlicher zu sehen (im Zweifelsfall vor den Latschen links halten, dann findet man sie leicht wieder). Auf diesem Weg gelangt man schließlich zurück zur Schönesbodenalpe (1670m).

Liechelkopfscharte - Schönesbodenalpe: T4, 50 Minuten


Hinunter ins Tal ging es dann auf dem schon vom Aufstieg bekannten Weg, vorbei an der Tonisgemstelalpe (1238m) und über den Gemstelboden (1156m). Eine Dreiviertelstunde nach der Schönesbodenalpe waren wir wieder am Parkplatz Gemsteltal (1170m).

Schönesbodenalpe - Parkplatz Gemsteltal: T3 und leichter, 45 Minuten


Ausrüstung:

Einen Pickel braucht es nicht, wir sind mit Stecken zurechtgekommen. Schuhe mit beinharter Sohle sind eine Selbstverständlichkeit. Ein aufschlussreiches Foto gibt's hier.



Mein Fazit:

Das schön gelegene Gemsteltal, der lange Steigrasaufstieg, der Tiefblick ins Kleinwalsertal, der Weitblick bis zu den Zentralapen,
der Nahblick zum kleinen/großen Widerstein und die Einsamkeit abseits der Wanderautobahnen machen diese Bergfahrt zu einer grandiosen
***** Tour mit hohem Wiederholfaktor

Die sehr attraktive Tour fordert auf jeden Fall Kenntnis im Steilgras, Erfahrung beim Überschreiten
typischer Allgäuer Grate und leichte, kurze Kletterei sollte man auch mögen.
Nicht zu vergessen, der feinste Allgäuer Schotterpulver im Abstieg vom Liechelkopf zur Schönesbodenalpe.

Die Tour perfekt machte die kleine nette hikr Truppe, ein bunt gemischter Haufen, mit dem ich viel Spaß hatte.
Vielen Dank für die tolle Zeit, hätte mir keine bessere Zusammensetzung wünschen können.



Syokos Fazit:

Sonne, Steilgras und lässige Felskraxelei, Tuorta da nusch, gute Laune und beste Unterhaltungen mit neuen wie altbekannten Hikr-Tourenpartnern, was will man mehr? Dem Spaß konnten auch partienweise steil nach  unten gekämmtes Trockengras, bösartige Haken im Grat und Drecks-Schutt im Abstieg keinen Abbruch tun - ein wunderbarer Tag! Und: zu gerne wieder eine Tour mit euch!


WebeBes Fazit:

Zuerst zum Wohlfühlfaktor: In meiner Eigenschaft als Hütehund konnte ich es absolut genießen, in so einem wunderbaren Rudel unterwegs zu sein, in dem jeder ein Auge auf den Anderen hatte und man sich problemlos langwierige Passagen hoch- und runterquasseln ( lassen ) konnte. In meiner Eigenschaft als Schaf fand ich das ganze Gras phantastisch, vor allem, weil ich mich überhaupt nicht bücken brauchte, um es direkt vor der Nase zu haben. In meiner Eigenschaft als alte Frau mit arthrotischen Knien warne ich höchstens vor dem Schutt im Abstieg - oder rate ähnlich veranlagten Personen dringend zu guten Gelenkbandagen! Dann allerdings ist der Wohlfühlfaktor absolut gegeben, vor allem wenn man mit einer lustigen Tourenpartnerin über die Schotterscheiße ( sorry WoPo, hab dein Lieblingswort geklaut ) so herrlich hinweglachen kann, danke Syoko! Zur Tour: Unbedingt empfehlenswert, wenn man nicht immer breitgetretene Wege mag - besonders dann, wenn man den Luxus genießt, mit fröhlichen Ortskundigen unterwegs zu sein!


WoPos Fazit:

Oh ha... ich soll faziten… hm, oder heißt es fazitzen?? Oder etwa fazen?? Aber ich schweife ab, merk ich gerade. Hab ja ne Aufgabe bekommen...also:
Jo, war ganz nett. Sonne schien. War`n auf ein paar Gipfel. Passt.
……………
:-))
NEIN!! ES WAR GROSSARTIG, PHANTASTISCH!! TOLL!
Der perfekte Tag für einen kleinen persönlichen Feiertag. Und die Sonne schaute sich die ganze Zeit bei mir etwas ab.... sie strahlte auch. Und so strahlten wir Beide um die Wette. Und weil wir Beide soo strahlten, hatten meine Begleiter vermutlich dann auch gute Laune und strahlten mit uns um die Wette.
Zum tollen Wetter gab es darüber hinaus auch noch Kuchen.... und ein paar Gipfel. Lecker! Und (für mich) neue Hikr-Menschen durfte ich auch kennen lernen! Ein getiptopter Tag... wie man in Flachlandhausen nicht zu sagen pflegt :-)
Wer solch einen abwechslungsreichen Geburtstag erleben darf, braucht sich um die kommenden 365 Tage keine Sorgen machen!! 



Niks Fazit:

Am schönsten ist eine Tour, wenn man sie mit lieben Freunden gehen kann - je mehr, umso besser! Mein Dank gilt der wilden Yuki, der standhaften WebeBe, dem löwenherzigen Löwensteiner, und dem bergverrückten WoPo, für's Wunderbarsein! Wie schön es ist, wenn man den Abenteuersinn mit hinaufnehmen, und den Schwachsinn unten im Tal lassen kann - und wie schön, wenn andere das verstehen, und es genauso halten.

Obwohl....

Hr hr hr... Also, zumindest den Sinn für Blödsinn, den hatten alle mit dabei! ;o}


Wos? Ach so, die Tour! Eine wunderbare, recht abenteuerliche Tour in einem einsamen Teil der Kleinwalsertaler Berge. Gefordert sind Erfahrung im Steilgras, Balance auf schmalen Graten, Kletterfertigkeit im Fels, dazu Orientierungssinn und Fähigkeiten in der Routenfindung. Und dann BASSD DES!

Aber jetzt das Allerwichtigste: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, WoPo!


....und am nächsten Tag ging's dann in klerikalem Gelände weiter.



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