Der Brunstgrat von ganz unten, oder: Welches Schweinderl hätten S' denn gern?


Publiziert von Nik Brückner , 12. April 2017 um 14:11. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 8 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:9km

Der Brunstgrat - mit Inbrunst! Vor Jahren war ich schonmal hier, musste bei aufziehendem Nebel und feuchten Verhältnissen jedoch aufgeben. Nun war ich mit Yuki verabredet, um dieses Kapitel endlich zu schließen. Wir wollten ihn ganz gehen, von unten immer auf der Kante.

Meine Auftakttour dieses Jahr! Hätt ich auch nicht gedacht, Anfang April mal eine Tour im spürbaren T-Bereich zu gehen. Nachdem wir blockig abgefertigt worden waren, und Kansas' "Leftoverture Live & Beyond" durchgelaufen war, starteten wir mit zweieinhalbstündiger Verspätung am Parkplatz des Säulinghauses (884m). Zunächst ging es einfach den ausgeschilderten Wanderweg Richtung Säulinghaus hinauf.

Vom Wanderweg aus hat man mehrere Optionen, auf den Brunstgrat, den Südwestgrats des Säulings, zu gelangen: eine vielbegangene führt von Süden (Scharrhütte) eine steile Grasschrofenrinne hinauf (in der bin ich damals wohl abgestiegen). Die schönste Möglichkeit ist  ein  Klettersteig namens Gamssteig, der von der Hütte auf den Grat führt (hier beschrieben vom Lechmichl). Dabei kommt man ein gutes Stüc k unterhalb des Kleinen Säuglings - hoppla, Säulings heraus. Wir wollten eine dritte Möglichkeit ausprobieren, nämlich die Begehung des gesamtem Gratrückens von unten.

Dazu wanderten wir, wiexakt, zunächst auf dem Wanderweg hinauf. Dort wo dieser in der Nähe des Opelhauses endgültig den Südwestrücken nach links verlässt, stiegen wir weglos den Waldhang zu einem Felsriegel auf. Damals habe ich den ziemlich auf der Kante über eine Rampe erstiegen, diesmal umgingen wir die Stelle, weil es auf der Südostseite leichter ist. Durch felsig-wurzeligen Steilwald geht es hinauf, und auf einer Abdachung wieder nach links auf die Kante. Auf diesem Rücken, der sich weiter oben zum Brunstgrat zusammenzieht, stiegen wir weiter an, hinauf zu einem Jägerstand. Dabei ist, je nach Routenführung, leichte Kletterei (I) gefragt, und ein Spürsinn für die beste Route. Wenn man den Jägerstand sieht, hält man einfach darauf zu.

Hinter dem Jägerstand quert nochmal ein Fahrweg, es ist der zwischen Schihütte und Scharrhütte. Wer sich also den Waldanstieg sparen möchte, der wandert einfach auf diesem Weg hierher.

Wir kamen also auf dem Rücken, vom Jägerstand, überquerten den Fahrweg und stiegen gegenüber im Wald weiter hinauf, immer auf der Kante bleibend. Ab hier sind auch immer wieder deutliche Trittspuren zu sehen, für die Insider/Locals ist das wohl der Normalweg.

Bald gelangt man an die ersten Felsen - und von hier aus kann man eigentlich immer direkt auf der Kante gehen. Jedenfalls solange einem die Latschen und kleinen Bäumchen das erlauben. Wer sich nicht durchs Geäst (an Graten auch oft gefährlich abdrängend) schlagen will, kann diese Stellen immer rechts umgehen, dort finden sich immer wieder die Trittspuren. Macht im Fels aber mehr Spaß!

Wir stiegen nur an den notwendigsten Stellen ab und hielten uns ansonsten weitgehend auf der Kante (I, II, je nach Route). Das macht schon hier unten viel Spaß - die Route ist nicht erst ab dem Kreuz des Kleinen Säulings interessant!

Wenn das Gelände freier wird, hat man einen guten Blick auf den Brunstgrat, bis hinauf zu den Säulinggipfeln: Es geht zunächst auf dem Grat weiter, dann hinunter in ein Schartl. Nach dem Schartl geht es rechts des Grats in steilem Gras und Schrofen hinauf zum Kreuz des Kleinen Säulings. Kurz bevor es in das Schartl geht, muss man die schwierigste Stelle im unteren Teil überwinden: Entweder direkt oben rüber über einen flachen, brüchigen Gratkopf (Yukis Route), oder rechts dran vorbei in unangenehm plattigem, abschüssigem Fels (meine). Der Abstieg ist dann eine steile, aber leichte I.

Aus dem Schartl geht es dann rechts der Kante in Schrofengelände weiter. Man steigt in freier Routenwahl einen mäßig steilen, weiten Schrofenhang hinauf zum Kreuz des Kleinen Säulings (1895m). Hier haben wir erst einmal ausgiebig gepaust.

Parkplatz des Säulinghauses (884m) - Kleiner Säuling (1895m): unten Wanderwege, dann weglos, Steilwald, Felsgrat und Schrofen, T5/I-II, 3 Stunden


Der Gipfel des Kleinen Säulings befindet sich eigentlich oberhalb des Kreuzes. Zu ihm steigt man nun an geeigneter Stelle (es gibt mehrere) hinauf. Wir nahmen eine Rinne rechts davon.

Das nächste Ziel ist eine markante Scharte bei einem Felsturm in der rechten Nachbarrippe. Um dort hinüber zu kommen, ist aber noch ein ziemlich schmaler Gratabschnitt zu bewältigen. Er ist das Filetstück der Tour.

Zunächst geht es einfach über Gras, dann muss eine erste Kante abgeklettert werden. Das ist nicht schwer, aber auf einer Seite geht es senkrecht runter in eine tiefe, schmale Schlucht... Dann geht es über steiles Gras weiter, wobei "Gras" eigentlich zuviel gesagt ist. Tatsächlich hält man sich hier nur an ein paar dürftigen Kräutlein fest. Der nun folgende Abstieg ist der wirklich gruselige: An sich auch nicht schwer, ist er nochmal deutlich schmaler. Sehr brünstig, der Brunstgrat!

Danach sind die ausgesetzten Gratpassagen überwunden, und es geht einen einfachen Grashang hinauf in die Scharte. Von dort aus kann man (fast) das gesamte Ausstiegsgelände einsehen: Man quert hinüber in einen Gras-Schrofenhang, steigt, grob gesagt, nach rechts oben und dann wieder nach links. Von der Scharte aus konnten wir tief unter uns, bei einem Schneerest, zwei rote Punkte bemerken. In dem Gras-Schrofengelände befindet sich also eine markierte (aber nicht ausgeschilderte oder auf Karten ausgewiesene) Route, auf die man nun, nach der Scharte, stößt.

Wir querten also hinüber ins grasige Gelände und entdecken dort sogar so etwas wie einen Weg (man sieht ihn eigentlich schon von der Scharte aus). Dem folgten wir nach rechts ansteigend. Tief unter uns gähnte die Rinne, durch die der markierte Aufstieg heraufkommt. An einer Felsstufe, schon ein Stück weiter oben, fanden wir "unsere" erste Markierung. Wir waren offenbar richtig!

Weiter oben geht es kurz nach links, hinein in eine kurze Rinne. An ihrem Ende weist ein roter Pfeil nach rechts. Folgt man diesem, geht es in mehr oder weniger freier Routenwahl durch herrliche Schrofen den Ausstiegshang hinauf. Es wird nochmal steil, aber dann neigt sich der Hang zurück, und man kommt zwischen den beiden Gipfeln des Säulings am Gipfelgrat heraus. Rechts befindet sich der höhere von beiden (2047m), den steuerten wir zwecks Pause an.

Kleiner Säuling (1895m) - Säuling (2047m): weglos, Gratkletterei, dann Schrofenhang, T5/I-II, 45 Minuten


Ein herrlicher Anstieg! Für mich die erste Tour der Saison, und eine würdige Auftakttour! Gerade der Ausstiegshang hat mir viel Spaß gemacht, der hätte noch ein paar hundert Höhenmeter weitergehen können. 16 Uhr am Säuling - wir haben uns gemütlich in die Sonne gelegt und erstmal ausgiebig genossen.

Also, was hammer da? In unmittelbarer Nähe der Branderschrofen mit dem Dreimännlgrat. Dahinter Geiselstein und Gumpenkarspitze und der schöne Gabelschrofen sowie Hochplatte und Straußberg.
 
Weiter geht's mit der Kreuzspitze und dem Kreuzspitzl, und mit den Geierköpfen. Dahinter folgt der der Wetterstein: die Alpspitze, Jubi und natürlich die Zugspitze. Davor sind die Waxensteine zu sehen.
 
Dann folgen die Mieminger, mit der Hochwand, der Sonnenspitze, den Griesspitzen und dem Hochwannig als Westpfeiler. Davor erstreckt sich der Daniel mit dem langen Danielgrat, dahinter die Gartnerwand. Im Süden sind die 4 Ws zu erkennnen: Wildspitze, Watzespitze, Weißkugel und Weißseespitze. Näher der Rote Stein, die Heiterwand und der Thaneller.
 
Dahinter erheben sich die Große Schlenkerspitze, Parseierspitze, Freispitze, Hoher Riffler und Vorderseespitze. Davor ist die Elmer Kreuzspitze zu erkennen. In den Allgäuern schließlich folgen Hohes Licht, Krottenkopf, Mädelegabel, Hochvogel, Widderstein, Leilach und die Gehrenspitze mit ihrem herrlichen Ostgrat. Köllenspitze und Gimpel schließen sich an. Der Blick ist wirklich großartig!


Auf dem Normalweg ging es dann hinunter zum Säulinghaus (1694m, steil und abgeschmirgelt, bei Nässe ist das nicht ungefährlich) und weiter bergab zum Auto.

Säuling (2047) - Parkplatz (884m): Wanderwege, bis T3, 1,5 Stunden


Fazit:

Tolle Tour, die man auch mal schnell an einem Nachmittag gehen kann. Über den Gamssteig sicher noch schöner.

Und am nächsten Tag waren wir wieder unterwegs. Da ging's auf ungewöhnlicher Route zum Lumberger Grat.

Tourengänger: Nik Brückner, yuki


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 12. April 2017 um 15:09
Klasse Tour! Schade dass ich keine Zeit hatte. Muss ich demnächst nachholen.

VG Nico

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. April 2017 um 15:15
Hi Nico!

Ja, ist wirklich schade, ich hätt' Dich gern kennengelernt. Aber auch von unserer Seite lief es nicht wie geplant: Wir mussten unsere Sonntagstour spontan umwerfen, weil ein Pass noch Wintersperre hatte. Hätten wir das eher gewusst, hätten wir den Sams und den Sonntag tauschen können, dann hätt es geklappt mit uns. Schade! Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Grußerl,

Nik

yuki hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. April 2017 um 15:24
Servus Nico,

die taugt Dir ganz bestimmt.

Auf schöne gemeinsame Touren demnächst!

Griaßle
Syoko


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