Hochvogel 2592m und Kreuzspitze 2367m Herbstsolo
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Der Erste-Hilfe-Kurs endet am frühen Nachmittag, das Wetter bleibt schön und bald steht der nächste Schnee an. Also nichts wie los zum Hochvogel, den ich schon seit vielen Jahren auf dem Zettel habe. Das überzählige Gepäck gebe ich im Giebelhaus ab – und schon geht‘s los hinauf zum Prinz-Luitpold-Haus, das schon geschlossen haben soll. Ich nehme so viel Verpflegung mit, dass ich drei Tage gut versorgt wäre – bis ein Bergfreund auch in die Gegend kommt. Allerdings sagt der Wetterbericht für den übernächsten Tag schon stärkeren Schneefall bis 1000m hinab vorher. Da möchte ich nicht mehr in einem Winterraum auf 1800m hocken.
Später Anstieg vom Prinz-Luitpold-Haus T2, 800Hm, 2h
Kurz nach 16 Uhr laufe ich im Bärgündeletal einwärts auf der Straße bis zum Abzweig hinab über den gleichnamigen Bach. Da das Tageslicht bald schwindet, spute ich mich ziemlich. Vorbei an den geschlossenen Bärgündele Alpen unterschreite ich die angegebenen Wegzeiten deutlich, da ich die Gegend noch gar nicht kenne und nicht ins Dunkel geraten möchte. Auf dem letzten Schlussanstieg schalte ich mangels Training einen Gang hinunter. Nur zwei Bergläufer kommen mir entgegen, ansonsten hält sich keiner aus touristischen Gründen hier oben mehr auf. An der Hütte brennt Licht, es wird tagsüber noch gebaut.
Gegen 18 Uhr erreiche ich den offenen Winterraum, der sehr ordentlich ist. Auspacken, einrichten, Feuer machen, bevor es dunkel wird. Es gibt sogar elektrisches Licht – welch Luxus!
Draußen genieße ich noch etwas die Stille und das letzte schicke Abendlicht.
Hochvogel Gipfelanstieg T4+, 800Hm, 3h
Am nächsten Morgen kurz nach 7 Uhr verlasse ich die gemütliche Bleibe und wandere auf schönem Bergweg hinauf Richtung Balkenscharte. Schnee und Eis auf dem Weg finde ich ab etwa 2000m im Kar vor. Einer Querung folgt ein steilerer Anstieg, der am Schluss mit etwas Metall entschärft ist.
Um 8:40 Uhr erreiche ich die Scharte, in der ich den oberen Anstieg zum Hochvogel einsehen kann und nehme mir deshalb Zeit zu frühstücken und die Stille zu genießen.
Anschließend geht‘s über den Kamm nach Süden vorbei an der Kreuzspitze und dahinter hinab in eine weitere Scharte, bevor der Anstieg zum Gipfel folgt. Auch vorher gab es schon einige ziemlich vereiste Stellen, dass ich mit Steigeisen wesentlich mehr Sicherheit gehabt hätte. Allerdings...Fahrradkette – die sind beim Gepäck im Tal geblieben. Zum Glück gibt es einige Drahtseile, die ich sonst nicht immer besonders mag. Bei der westseitigen Umgehung des riesigen Gendarmen ist ein etwas negatives, ansteigendes Band ("Schnur" lt. Fabse_94) sogar mit Wassereis überzogen – unterbrochen von kurzen trockenen Stellen, in die ich gerade so meine Schuhe setzen kann. Aber alles halb so wild, denn auch hier hält eine Hand die Sicherung fest. Um 10 Uhr steige ich auf das breite Gipfelplateau aus – und staune wieder über den gigantischen Rundblick. Ein wirklich prominenter Gipfel!
Abstieg vom Hochvogel zur Kreuzspitze T4+, 50Hm, 1h
Hinab gehe ich sehr bedachtsam und ruhig. Inzwischen habe ich entschieden heute gleich wieder abzusteigen und auf die niedriger gelegene Schwarzenberghütte auf der anderen Talseite zu wechseln. Doch zunächst Konzentration für den Abstieg!
Kurz nach der tiefen Scharte begegnen mir zwei junge Damen, die von mir die Aufstiegsverhältnisse wissen wollen. Ich rate ihnen wegen des Eises vorsichtshalber ab, sie gehen dennoch.
Die Kreuzspitze nehme ich noch schnell mit. Deren weitgehend südlich ausgerichteter Anstieg liegt trocken da und wurde fast durchwegs mit Drahtseil verbastelt – sie bietet u.a. einen besonders schönen Blick ins Bärgündeletal. 11:30 Uhr.
Abstieg ins Tal und Anstieg zur Schwarzenberghütte T3, 300Hm, 3h
Danach steige ich wieder ab in Richtung Balkenscharte und verlasse den Kamm wieder auf der Aufstiegsroute. Unterwegs begegne ich noch einem jungen Mann in kurzen Hosen. Er sei aus dem Tal aufgestiegen und ob es noch weit zum Hochvogel sei. Nach kurzem Plausch und Erfolgswünschen verfolge ich weiter meine Route. Ihm riet ich nicht explizit vom Hochvogel ab, weil er viel zurückhaltender und vorsichtig wirkte. Er schaue, wie weit er käme.
Um 12:30 Uhr erreiche ich das PLH wieder, räume noch den Rest auf, fege den Boden des schmucken Winterraum und verlasse 40min später die Anhöhe, auf der die Hütte steht.
Der weitere Abstieg erfolgt wiederum sehr gemächlich auf der Aufstiegsroute vom Vortag bei strahlendem Herbstwetter. Kurz nach der Bärgündelealpe bleibe ich einmal kurz zu lange auf dem größeren Karrenweg, bemerke das bald, kehre um und finde den Abzweig auf kleinem Pfad hinunter zum Bach. Kurze Zeit später erreiche ich den Talboden, gehe zum Giebelhaus, hole dort mein Gepäck und pausiere ausgiebig. 15:30 Uhr. Auf der Schwarzenberghütte reservieren konnte ich bereits im Tagesverlauf.
Später sortiere ich meine Ausrüstung etwas um, lasse die große Tasche erneut am Giebel zurück und gehe dennoch erneut mit relativ schwerem Gepäck los hinauf zur Schwarzenberghütte. Natürlich hält sich die Lust auf diesen Anstieg sehr in Grenzen nach der Tour. Die rund 300Hm und kaum 5km sind jedoch sehr gemütlich zu absolvieren – nur auf Fahrwegen und in ausnehmend schöner Landschaft. Besonders direkt um die Hütte herum gefällt es mir sehr mit alten verstreuten Obstbäumen auf saftigen Wiesen und tollen Blicken hinüber zum Giebel.
So werde ich die nächsten zwei Tage bei schlechteren Verhältnissen (Neuschnee) hier verbringen und gespannt sein, welche Touren hier überhaupt noch möglich sein werden.

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