Das Rubihorn mal anders: Als Steilgrastour


Publiziert von Nik Brückner , 7. August 2017 um 13:53.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 800 m
Strecke:8km
Unterkunftmöglichkeiten:In Rubi, oder in Oberstdorf

Das Rubihorn? Dieser überlaufene Berg? Und als Steilgrastour? Das ist doch so ein Latschenkopf! Geht das?

Yep, das geht! Von Westen führt eine markante, von Oberstdorf aus gut zu erkennende Grasrippe hinauf. Über die lässt sich der Berg als Steilgrastour erklimmen. Bonus: Unten darf man durch einen wilden Bach, den Inneren Kehrgraben, bzw. die Bachtlrinne krabbeln. Eine reizvolle Tour!



Los ging's in Rubi (787m) - mal ehrlich, wo sonst, wenn man auf's Rubihorn will! Im Auto war - selbstverständlich! - dieses Lied gelaufen. Ich wanderte südöstlich aus dem Ort hinaus, dann kurz, der Fahrstraße folgend, nach Nordosten und an einer Pension wieder nach Südosten. Bald gelangt man in den Wald und es geht einen steilen breiten Waldweg hinauf in die Westhänge des Rubihorns. An einer Kreuzung hielt ich mich halblinks (nicht ganz links), den Berg weiter hinauf. Nach einem letzten kurzen Steilstück gelangte ich schließlich in etwa 1170 Metern Höhe auf den Wallrafweg (hierher auch von Reichenbach oder von Oberstdorf aus).

Etwa 200 Meter südlich dieser Stelle macht der Wallrafweg einen auffälligen Knick nach Osten (Pt. 1151m). Das ist die Stelle, an der er den Inneren Kehrgraben quert. Hier verlässt man den Weg.

Rubi - Pt. 1151m: Breite, aber steile Waldwege, T1, 40 Minuten


In der Folge geht es den Wasserlauf entlang bergauf. Die Orientierung ist entsprechend einfach: Immer im Bach weiter, an Gabelungen bleibt man links. Je steiler es wird, desto schwieriger werden die Stufen, die Kletterei bleibt aber kurz und immer im Einserbereich. Nass ist's halt stellenweise.

Bald gelangt man an eine hohe, senkrechte (teilweise sogar überhängende) Felswand, die von Oberstdorf aus gut zu sehen ist. Es gilt nun, diese links zu umgehen. Das habe ich ganz nah am Fels gemacht (Helm!), dort ist's am Einfachsten. Man kann schon vorher links hinaufsteigen, über Gras, aber das ist von Schotter übersät und ungut zu gehen. Und auch hier ist ein Helm anzuraten, denn im steilen Hang (und weiter oben ebenfalls) springen Gämsen herum.

Nun also links hinauf, und am Ende der Felswand gleich wieder rechts. Es gilt, über die Felswand zu gelangen. Das ist nochmal unangenehm, weil's steil ist, das Gras nicht wirklich in dicken Büscheln wächst, und auch hier wieder mit rutschigen Schotter übersät ist. Zudem gähnt rechts der Abgrund: Die erwähnte Felswand.

Bald steht man aber frei am Beginn des Grasrückens, wegen dem man gekommen ist, und nun geht es in weiterhin steilem, aber deutlich besser zu begehendem Gelände in freier Routenwahl hinauf. Wer aufmerksam schaut, entdeckt vielleicht noch rote Punkte (ich habe zwei gesehen), diese markierten einst einen Weg, von dem allerings nicht wirklich noch was übrig ist. Hier und da vermeint man noch, seine Reste zu erkennen - aber das können auch Tierspuren sein.

Gelangt man an einen kurzen Grasgrat auf halber Höhe, wendet man sich nach rechts, immer weiter hinauf. Es wird felsig, das kann man erklettern oder in einem nach rechts ausholenden Boden umgehen. Oben warten dann Latschen, die aber gute, breite Durchlässe bieten. Ein Latschenkrieg ist nicht zu befürchten.

Oben sind rechter Hand markante Felstürme zu sehen, an dieser Stelle queren manche Begeher offenbar nach rechts. Ich meinte allerdings, mich noch ein wenig links halten zu müssen, und ging nahe der Kante hinauf bis zu einer Felswand unter dem Westgrat. Mir schien die Route hier zu verlaufen, vermutlich waren's aber nur Tierspuren. Ich fand mich dann knapp unterhalb des Westgrats wieder, in einer Steilrinne, die oben mehrere Durchstiege zum Grat bot. Ich wählte den mittleren und gelangte ohne große Schwierigkeiten auf den Grat hinaus. Hier wandte ich mich nach rechts, überstieg eine kurze, luftige Zweierstelle, und befand mich bald in leichterem Gelände. Nach einem kurzen Abstieg ging es dann durch eine breite Latschengasse einfach hinauf zum bereits sichtbaren Gipfelkreuz des Rubihorns (1959m).

Pt. 1151m - Rubihorn: Felsiger Bachlauf, dann steiles Gras, am Ende kurze Kletterei am Grat, T4+/II (eine Stelle, umgehbar) 2 Stunden


Ich hatte Glück! nur zwei Einheimische heroben, die sich zudem bald verzogen. Ich hatte den Gipfel des Rubihorns für mich allein - mitten in der Urlaubszeit! Wann gibt's denn sowas mal! Und gleich schwiff mein Bilck ein-, zweimal in die Runde. Zunächst hinüber zum Nordwestgrat des Nebelhorns, den ich ein halbes Jahr zuvor begangen hatte, dann zum (Süd-)Westgrat, der das Nebelhorn mit dem Rubihorn verbindet. Darüber zeigt sich einiges an Prominenz: Der Hochvogel, der Schneck, der Große Wilde, aber auch der Schochen, die Jochspitze, das Rauheck und das Kreuzeck. Davor die Kleine und die große Höfats mit dem Rauhenhalsgrat.

Darüber wiederum ragen der Krottenkopf, die Öfnerspitze und die Krottenspitzen auf, davor
Fürschießer, Kegelkopf und Schattenberg. Dann fält der Blick ins Trettachtal. Darüber erheben sich der Kratzer, Mädelegabel, Trettachspitze, Hochfrottspitze und der Himmelschrofenzug, Das Hohe Licht ist zu sehen, dann Rotgundspitze und Linkerskopf, Rappenseekopf und Hochrappenkopf und dann der Biberkopf.

Weiter geht's mit den Schafalpenköpfen und den Hammerspitzen, dahinter lugen Liechelkopf und Elfer, Braunarlspitze und Widderstein hervor. 

Irgendwo im Südwesten ist dann die Schesaplana zu sehen, davor der Bärenkopf, der Heiterberg, die Güntlespitze, das Walmendinger Horn und der Heuberg. Dahinter zeigen sich die Hochkünzelspitze, die Niedere Künzel und der Zitterklapfen. Weiter geht's mit dem Grünhorn und dem Ifen, und auch der scharfe Torkopf ist zu sehen. Am Horzont zeigt sich der Alpstein mit Moor, Altmann und Säntis. Im Nordwesten schließlich schließen sich die Hörner und die Nagelfluhkette dem Rundblick an.

Auf der herübern Seite geht's weiter mit dem Grünten und dem hübschen Burgberger Hörnle, den Nordosten markiert der nahe Entschenkopf, und im Nordosten stellt sich die Wand vom Großen Daumen bis zum Nebelhorn in den Weg. Blick. Blickweg.


Dann machte ich mich an den Abstieg. Es ging auf dem Wanderweg über den Grat zum Niedereck (1862m) und von dort aus auf den schön anzusehenden, aber nervig zu begehenden Endlos-Serpentinen hinunter zur Station Seealpe der Nebelhornbahn (1265m).

Rubihorn - Station Seealpe: T2/I (kurze Stelle am Grat), 50 Minuten


Von dort bahnte ich hinunter nach Oberstdorf, wo ich von der lieben Waldelfe in Empfang genommen wurde. Unseren Nachmittag verbrachten wir dann im Oytal, bei Kässpatzen und Kaiserschmarrn, mit Schmetterlingen auf den Köpfen.


Fazit:

Schöne, kurze Steilgrastour. Man liest hin und wieder, dieser Anstieg sei die landschaftlich reizvollste Route auf's Rubihorn. Das stimmt nicht. Die landschaftlich reizvollste Route ist natürlich die über den Grat, sei es vom Entschenkopf herüber, oder vom nebelhorn herunter. Aber der Anstieg über die Westrippe ist nett, und allen zu empfehlen, denen sonst nichts mehr einfällt... ;o}


Ausrüstung:

Helm, Stecken, C-Schuhe

Zwei Tage später erkundete ich dann Ostgrat und Nordgrat am Walmendinger Horn.

Tourengänger: Nik Brückner


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