Chammhalden, Girenspitz NE-Grat


Publiziert von maenzgi , 16. November 2020 um 22:31.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:15 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AR   CH-SG   CH-AI 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Schwägalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW bis Schwägalp

Einleitung:
 
Alle guten Dinge sind bekanntlich drei. Deshalb wollte ich auch noch den 3en Girenspitz in der Alpstein/Toggenburgregion abhaken. Diesen hatte ich letztes Mal mit S. verpasst, weil wir in der Chammhaldenroute bei der Querung zu weit nach rechts stiegen und so in schweres Gelände kamen. S. war deshalb auf dem Hühnerbergsattel psychisch ko, weshalb wir auf weitere Experimente verzichteten. Nun möchte ich also auch diesen nachholen.

Nach meinen 1800hm am Montag, den 300hm am Mittwoch und den 1800m gestern, wollte ich es heute etwas ruhiger angehen. Da mich Schneejogi nach einem Bild vom Säntis befragte, aufgrund meiner Tour vom Montag, fragte ich nun zurück ob er Einsicht in die Chammhaldenroute gehabt hatte. Hatte er jedoch nur im Dunkeln. Da auf Gipfelbuch.ch ein Eintrag stand, bei welchem von einer Wächte die Rede war, war ich mir meines Planes nicht ganz sicher. Deshalb nahm ich den Feldstecher mit um die Route von unten zu studieren. Beim Einstieg in den Fels befand sich bereits eine 6er Gruppe. Also sollte es gehen, sofern mir diese nicht entgegenkommen würde.

Der Plan war via Chammhalden und Girenspitz auf den Säntis und relaxend mit der Gondel zurück ins Tal. Es kam anders als gewünscht. Der Start auch heute wieder spät kurz vor 11 Uhr.
 
Routenbeschrieb:
 
Chammhaldenroute: T5 I 2h
 
Nach meiner Tour von gestern hatte ich heute Mühe in die Gänge zu kommen. Vom Parkplatz ging ich zuerst dem Wanderweg entlang, bevor ich über die Wiese querte zur Fahrstrasse und dort hinauf zum Kiesverlad. Der Abzweiger sieht man gut in der rechts Kurve. Nun geht es steil im Zickzack hoch zum Einstieg. Die Route schlängelt sich nun in regelmässigen Stufen nach oben. Sie ist immer gut gekennzeichnet und hat mittlerweilen eine gute Stufung drin. Den Weg sollte man so eigentlich nicht verpassen. Sobald wir die verschiedenen Stufen hinter uns hatten, folgte eine steilere Wiese, welche hoch zum Felsband führt. Dort musste ich dann erstmals dem Schnee etwas ausweichen. Vor dem Felsband gibt es dann nochmals 3 Schneefelder, welche durchstiegen werden. Stufung ist drin. Mind. Stöcke sind ratsam. Ich hatte alles dabei. Grödel, Steigeisen und Pickel, brauchte jedoch nicht.  Danach stieg ich ins Felsband ein. Anfangs schön gestuft und kaum ausgesetzt. Teilweise mit etwas Schnee. Der Schnee zum Glück Steinhart. Dies ändert sich, bei der Querung. Sie hat diverse Hacken, aber keine Seile. Die Querung ist schmal und ziemlich ausgesetzt, wenn man es sich nicht gewohnt ist, wird es einem spätestens hier warm ums Herz. Am Ende der Querung sah ich die Markierungen in der Rinne hoch ziehen. Wie konnte ich diese letztes Mal übersehen? Auf der Seite des Schneefeldes hoch. Am Ende des Schnees versorgte ich meine Stöcke etwas mühsam. Diese besser vor der Querung in den Rucksack packen. Denn die Hände sind nun wichtig bis die Rinne wieder flacher wird. Nun auf einfachem Weg in den Sattel hoch.
 
Girenspitz: T6 III, 30min
 
Vor dem Einstieg dann das grosse Wehrweisen. Was hat es mit der Wächte auf sich. So stieg ich 3-4x in den ersten Aufschwung ein, brach jedoch immer wieder ab. Dies dauerte sicher 30min bis ich mich entschloss es einfach zu wagen. Die Querung im ersten Aufschwung kam für mich nicht in Frage, denn überall hatte es kleine Schneeflecken. Deshalb entschied ich mich, an der Kante gerade hoch zu steigen. Dies geht erstaunlich gut. Kurz vor dem Ausstieg auf den Grat hat es jedoch eine kleine, senkrechte ca. 5m Wand. Diese zu überwinden verlangte mir alles ab. Eine III war es vermutlich, wenn nicht sogar höher, da hab ich wohl nicht die Ideallinie getroffen. Ich wagte es am Ende nur, weil es unterhalb dieser ein Plateau von 1m hatte. Phuuu hoffentlich kommen nicht noch mehr Überraschungen.  Kurz tief durchatmen. Den Grat in sich aufnehmen. Der Rest bis auf den Gipfel ging dann erstaunlich „einfach“. Mindestens vom Gefühl her. Die erste Stufe hatte mich dermassen gefordert. Nun geht es den Grat hoch. Vor dem Übergang zum nächsten Aufschwung  gerade hinaus gehen auf einem Felsband, hinein in den Schnee und hoch zur Stufe. Diese ging erstaunlich einfach (II). Ich dachte zuerst das sei die schwere Diagonale. Diese kam aber erst danach dran. Selbst die ausgesetzte Diagonale (II+) fühlte sich super an. Ein Sturz würde hier wohl erst weit unten am Fusse des Säntis enden mit dem Schnee. Der letzte Aufschwung dann auf der Ideallinie (I). Oben genoss ich dann die Ruhe und der Blick über den Appenzeller Alpstein, sowie hoch zum Säntis. Gefühlt geht es fast gerade hinüber.
 
Girenspitz-Grauchopf-Grenzchopf-Grüenhorn: T4+, 1h 45min
 
Nun entschied ich mich, heute nicht einfach still zu bleiben, sondern noch ein paar Gipfel mehr mitzunehmen. Deshalb auf dem Wanderweg runter zur Stütze zwei und dann alles mehr oder weniger den Graten entlang. Dies ist vor allem beim Grauchopf mühsam, da dieser immer wieder zerrissen ist mit Karstlöchern. Runter zur Tierwis musste ich dann aufpassen, keine Steine zu lösen. Ist der Weg doch stark belebt. Selbst um 15 Uhr Nachmittags. Nun einfach über den Grenzchopf und wieder runter zum Fusse des Grüenhorn. Diesen erkletterte ich im Mixedgelände an der Kante. Ich glaube ich war fertig, aber für mich fühlten sich vor allem die ersten 15m wie ein T5+ an. Danach wirds schnell einfacher. Nun hinten wieder runter.
 
Klunkerplatten-Tierwies-Schwägalp: T3+, 2h
 
Hier ist Schluss für mich. Noch kurz auf den Gipfel der Klunkerplatten zum Hallo sagen und auf dem Wanderweg zurück zur Tierwis. Hier ziehe ich mich nochmals um, damit der Abstieg genug warm ist. Denn die Knie schmerzen bereits ziemlich. Weshalb ich einen langsamen Abstieg plante. Von oben sehe ich, dass eine 5er Gruppe Fotos in die Wand macht. Deshalb schaue ich kurz nach dem Start in die Wand hoch. Dort steht er. Noch imposanter und grösser als am Vortag hier *Chammeggroute und weitere Gipfel, dafür etwas weiter oben. Vor allem beim Start nach der Tierwis ist grösste Vorsicht geboten. Die Schneetritte sind Spiegelglatt. Ich fiel zuerst beinahe ein paar Mal hin, bevor ich glaubte, dass ich ausweichen muss. Danach folgt ein langsamer Abstieg auf dem Wanderweg. Kurz vor einem grösseren Schneefeld in einer Kurve überholte ich locker eine 5er Gruppe. Diese war in Sneakers unterwegs und wirkte alles andere als sicher. Nachdem ich 50m von ihnen weg war. Kehrte ich nochmals und fragte ob sie Hilfe brauchen, ich hätte noch Pickel und anderes dabei. Sie meinte, nein nein, sie müssen nur langsam machen. So einfach können Menschen in Bergnot geraten. Danach folgt die lange Querung, bei welcher nochmals Schnee im Weg war. Diese Tritte hatten nun jedoch gutes Profil. So lief ich noch langsamer als vorher schon, damit ich sehen kann, wie sich die Gruppe schlägt, damit ich Notfalls helfen könnte. Als ich sah, dass alles gut ging, lief ich weiter. Beim letzten steilen Abstieg beim Kamin wartete ich dann unten nochmals etwas. Bis sie auch diese Stufe gemeistert hatten. Danach lief ich schnell hinunter, ich wollte noch ohne Stirnlampe durchkommen. Was gerade so ging. Die Gruppe hatte zum Glück Licht dabei. Selbst als ich 20min später abfuhr, befanden sie sich noch auf halber Höhe der einfachen Strecke runter zur Schwägalp.
 
Fazit:
 
Die Chammhaldenroute ist gut gestuft und eine gute Referenztour für T5 Touren. Den Girenspitz würde ich doch eher mit III bewerten im Vergleich zu anderen Touren. Der Fels meist etwas abwärts geschichtet. Bei Verhältnissen wie heute ist ein Ausweichen in III Stellen fast unmöglich. Die Tour sollte also auf keinen Fall unterschätzt werden. Im Fels muss man sich wohl fühlen. Die restlichen Gipfel sind dann alle gut zu gehen. Die grösste Gefahr ist wohl der Wanderweg darunter. Der Normalzustieg zum Säntis empfand ich als gar nicht so harmlos wie gedacht. Oft ist er relativ ausgesetzt. Schwindelfreiheit ist ein Muss. Zudem sollten gute Schuhe getragen werden. Sneakers haben dort nicht verloren.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (2)


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schneejogi hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 17. November 2020 um 07:46
Hoi maenzgi,

auch an dieser Stelle nochmal Glückwunsch zur Tour, hattest ja wirklich ein strammes Programm die letzten Tage - Respekt :) Und nochmal Danke fürs Foti, hat uns die Planung erleichtert!

Weiterhin gute Touren und starke Nerven für kommende IIIer Stellen :)

Grüße vom See
Johannes

maenzgi hat gesagt: RE:Glückwunsch
Gesendet am 17. November 2020 um 08:17
Danke dir herzlich und sehr gerne.

Jetzt muss ich meine Knie regenerieren, die haben leider oft keine Freude an solchen Touren, vor allem nicht an 2 Tagen hintereinander.

Danke dir ebenfalls. Bei Ideen nur melden:)

Gruss Manu


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