Am Berg der (Un)Sinne: Walmendinger Horn Ost- und Nordgrat


Publiziert von Nik Brückner , 7. August 2017 um 15:50.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 2 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:3km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Walmendingerhorn-Bahn zum Berg der Sinne!
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Walmendingerhorn-Bahn vom Berg der Sinne!
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche im Tal

Der Westgrat des Walmendinger Horns dürfte wohl der am häufigsten begangene Grat am "Walmi" sein. Der Nordgrat dagegen ist vielen sicherlich unbekannt. Zu unrecht! Denn für Steilgrasfans bietet er eine spannende und anspruchsvolle, wenn auch kurze Kraxelei.

Dieser Sommer ist wie verhext. Wer immer noch nicht verstanden hat, dass der Klimawandel real ist, der sollte sich mal ins Gebirge stellen. Dort dreht sich das Wetter ständig um sich selbst. Schwierige Touren gehen zum Teil schon seit Wochen nicht, weil ständig irgendwo ein Gewitter lauert - wenn nicht noch was Schlimmeres. Die Österreicher können gerade - mal wieder - ein Lied davon singen. Wenn ihnen nach Singen zumute wäre...

Zwei Tage zuvor war es immerhin möglich gewesen, das Rubihorn in Form einer Steilgrastour zu besteigen, an diesem Tag war ich mir dagegen nicht sicher, was ich würde machen können. Ab Mittag war eine nennenswerte Regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt, bis dahin dürfte es einigermaßen trocken sein. Einigermaßen - soweit man das bei einem grasig-moosigen Nordgrat halt sagen kann. Ging schon. War nass, aber ging. Einigermaßen.



Also! Der Nordgrat des Walmendinger Horns. Ab nach Walmending (?!?), mit "Io Sono Nato Libero" von Banco del Mutuo Soccorso im Player. Dann baumelten die Waldelfe und ich mit der Seilbahn auf den Berg, bestiegen mit vielen Wandertouristen den Gipfel, und ich besah mir von oben die steile Route, nicht ohne Warnungen von den Umstehenden, mich nicht so weit vorzuwagen. Das Gras, oder besser, das Kraut war einigermaßen trocken und schien mir mit vertretbarem Risiko begehbar. Und so ließ ich die Waldelfe am Gipfel zurück, und machte mich auf den Weg.

Da ich den Wanderweg nicht so interessant fand, und ich den Ostgrat nicht kannte, wählte ich diesen für meinen Abstieg. Bergfreund Löwensteiner ist das mal im Aufstieg gegangen, und hatte die Route langweilig gefunden - Recht hat er. Aber für einen schnellen Abstieg Richtung Walmendingeralp/Nordgrat kam er mir gerade recht. Der Ostgrat, nicht der Löwensteiner.

Es geht direkt vom Gipfel über steiles Gras hinunter, und dann immer an der Kante entlang. Bäumchen werden rechts umgangen, eine kurze plattige Felsstelle wird direkt auf der Kante genommen. Vor einem weich-bröseligen Abbruch (oder weiter oben schon, je nach Lust) kann mann dann über steiles Gras rechts hinunter zum Weg steigen. Wer weiter am Ostgrat bleibt, hat später dichte Erlen zu gewärtigen...

Ich stieg dann auf dem Wanderweg Richtung Walmendingeralp ab, bis der Weideboden nordöstlich des Gipfels so wenig genigt ist, dass man ihn bequem begehen kann, und querte hinüber zum Nordgrat. Hier gelangte ich an einen Weidezaun, dem ich bergauf folgte. Der Grat ist hier noch ein bequemer Grasrücken, und man wandert einfach den Zaun entlang hinauf.

Wenn der Zaun vor einem Erlenriegel nach links knickt, geht man weiter geradeaus. Ein schmaler Durchlass durch das Gebüsch ist kurz, und ohne Schwierigkeiten zu passieren. Oben geht es, immer noch mäßig steil, durch hohes Gras weiter. Ein paar Bäume passiert man links, dann geht es heran an den ersten steilen Aufschwung. Er läuft oben in eine Grasrinne aus, die ich ansteuerte. In ihr und auf der im Aufstiegssinnn rechten Begrenzungsrippe ging es hinauf.

Oben angelangt, wir es nur kurz flacher, dann steigt man in etwas weniger übersichtlichem Gelände im Zickzack weiter. Bald ist kurz das Gipfelkreuz zu sehen. In dieser Passage wandert man über einen schmalen, aber unproblematischen Grasgrat. Auf dem Grat an den Gipfelaufbau heran, dabei kurz über eine sehr schmale und mit Bäumchen bestandene Schneide. Diese kann man mit beherztem Griff in die Bäume (Handschuhe!) überwinden.

Es folgt der Schlussanstieg durch einigermaßen unübersichtliches Gelände. Ein Durchlass ist allerdings immer schnell gefunden. Es geht eigentlich immer in Gratnähe im Zickzack hinauf. Dabei wird es nochmal ordentlich steil - und leider gern auch ziemlich nass. Vorsicht!

Eine letzte Felsmauer kann links umgangen werden, dann gelangt man an der Bank auf den Gipfel, oder man quert rechts unter der Mauer Richtung Kreuz (meine Variante). Beim Ausstieg aus der Route sorgt man dann für ein großes Hallo...

Walmendinger Horn - Ostgrat und Nordgrat: T5/I, 50 Minuten

Oben beobachteten wir den Durchzug einer Schüttung auf der anderen Talseite und genossen ansonsten den Rundblick: Das Grünhorn markiert die westliche Richtung. Dahinter lugt die Kanisfluh hervor, dann der Diedamskopf mit seinem scharfen Nordostgrat.

Den Nordwesten beherrscht der mächtige
Ifen, daneben sieht man schön den Gottesacker. Dann weitet sich der Blicks übers Tal. Der Grünten ist zu sehen, mit dem hübschen Burgberger Hörnle, der Iseler, dann Entschenkopf, Rubihorn, Großer Daumen, Nebelhorn, Rauhhorn, Schochen, Schneck, Höfats, Großer Wilder und Hochvogel. Weiter geht's mit Rauheck und Kreuzeck. Davor: Fellhorn, Kanzelwand und die Hammerspitzen.

Dann folgt der Allgäuer Hauptkamm, mit der Trettachspitze, der Mädelegabel, der Hochfrottspitze und dem Hohen Licht. Davor die Kette mit Elfer und Liechelkopf.

Den Süden markiert der mächtige
Widderstein, direkt davor der Kleine Widderstein und davor widderum der Bärenkopf. Dahinter der schöne Grat zu Heiterberg. Dahinter erheben sich Mohnenfluh, Braunarlspitze und die Rote Wand.

Weiter geht's im Südwesten mit der Hochkünzelspitze und dem Zitterklapfen. Davor: Die Güntlespitze und die Üntschenspitze. Davor: das Derraköpfle und die Unspitze. Die Rundsicht schließt, schließlich
, mit dem Grünhorn.


Danach befüllten wir uns mit Kaffee und Aperol und baumelten wieder zu Tal.


Fazit:

Der Ostgrat mag uninteressant sein, der Nordgrat bietet dafür eine überraschend schöne Steilgras- und Steilmoosroute. In Verbindung mit dem Westgrat (und womöglich mit dem Heuberggrat) sicherlich die spannendste Tour am Walmendinger Horn.

Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken. Ein Pickel ist vielleicht kein Fehler. Zumindest dürfte seine Dabeihabung am Gipfel für Aufsehen sorgen.


...und vielen Dank an die Waldelfe für's Warten! Die mutige Elfe wurde dafür am nächsten Tag mit dem Schattenberggrat belohnt.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt: Wetter
Gesendet am 7. August 2017 um 16:10
Ja das liebe Wetter... Echt bescheiden dieses Jahr. Wenn man Zeit hätte, regnet's meistens. Hat man wie heute keine Zeit, hat's AKW...So ein Mist! Naja, ab Samstag schaut's ganz gut aus. :-) Hoffen wir es...

Gruß Nico

Nik Brückner hat gesagt: RE:Wetter
Gesendet am 7. August 2017 um 21:20
Hi Nico!

AKW ist ne Akute KewitterWarnung? Die braucht's eigentlichon gar nicht mehr, gell - kommt eh jeden Tag, regelmäßig, wie das Murmeltier. Aber es wird noch, ich zähle drauf. Ich will noch ein paar Dinger drehen, bevor der Sommer Mitte November langsam zuende geht! Und dann mammer auf jeden Fall mal was zusammen, da bin ich sicher.

Gruß,

Nik


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