Auf Traumgraten zum Winterelfer


Publiziert von Nik Brückner , 7. November 2016 um 12:31. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:30 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:15km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Kleinwalsertal/Mittelberg zum Schwendle/Bergheim Moser. Dort kann man parken.
Unterkunftmöglichkeiten:Viele im schönen Kleinwalsertal.

Der Winterelfer? Ist doch bloß 'ne Graterhebung im Ostgrat des Elfers! Kein selbstständiger Gipfel, lediglich ein Skitourenziel-Ersatz, weil der Elfer im Winter nicht geht. Klingt uninteressant? Denkste! Denn zum Winterelfer führen zwei der großartigsten Grasgrate der Allgäuer Alpen! Der Ostgrat und der Südgrat.


An einem fantastischen Herbsttag legten Yuki und ich los, "Warm spaced blue" von den Ingranaggi Della Valle im Player. Schon am Vortag war ich zu zweit gewesen, da hatte ich mit dem Löwensteiner das unglaubliche Derraköpfle überschritten - jetzt musste der Winterelfer zeigen, ob er diese lebensumkrempelnde Erfahrung würde toppen können.

Der Hinweg ist simpel: Vom Schwendle/Bergheim Moser (1201m) (wo man für's Parken zahlen muss, nicht vergessen!) geht's auf dem Wanderweg das Wildental hinter und hinauf zur Hinteren Wildenalpe (1777m).

Bergheim Moser - Hintere Wildenalpe: 1,5h, Wanderweg, T2


Hier pausten wir erstmal ein halbes Stünderl ab, dann ging es vom Weg ab und den Ostgrat hinauf. Der besteht hier zunächst aus ein paar Wiesengupfen. Bald wird es jedoch schmaler und die Route steilt ordentlich auf. In der Folge bleibt es grasiges Gehgelände, es ist aber steil bis ordentlich steil. Eine Passage ist nicht besonders gut gestuft, hier und an felsigen Stellen geht es schon mal gen T5, über weite Strecken ist die Route aber leichter. Den mentalen Anspruch kann man erhöhen, wenn man weiter rechts geht, dort geht es nämlich durchwegs senkrecht hinunter. Wer nicht so gerne auspsycht wie wir, hält sich dort, wo das Herz schlägt. Das ist bissl vergleichbar mit dem Ostgrat der Oberlahmsspitze, wer den kennt.

In etwa 2190 Metern Höhe wird der Grat vorübergehend flacher und schwingt für zwei-, dreihundert Meter nach rechts aus. Dann geht es wieder steil über ein paar letzte Stufen zum Gipfel - das Winterelfers, wohlgemerkt. Ein Übergang zum Elfer ist möglich, aber wackel- und glibbrig. Wie man hört (und im Gipfelbuch liest), gibt es Freaks, die das machen. Respekt!

Hintere Wildenalpe - Winterelfer: 1,5h, Grasgrat, bis T5


Bis hierher hatten wir uns so richtig gomüütlich Zeit gelassen. Auch auf dem Gipfel haben wir erstmal heimelig herumgepaust. Und die Aussicht genossen. Na, die halbe jedenfalls. Immerhin verstellt die Kette vom Zwölfer über den Elfer zum Liechelkopf in unmittelbarer Nähe jeden Blick nach Westen oder Süden.

Na, der Ifen ist zu sehen, der Grünten, Rubihorn, Nebelhorn und, ziemlich genau im Nordosten, der Große Daumen. Rechts daneben: Geißhorn, Rauhhorn und Kugelhorn, davor der Schattenberggrat, davor die Hammerspitzen. Am Horizont folgen Rote Flüh, Köllenspitze und Gehrenspitze, davor sind das Laufbacher Eck zu sehen, die Rotköpfe und der Schneck. Davor dann der Rauhenhalsgrat mit der Höfats, davor wiederum der Himmelschrofenzug. Der Hochvogel – natürlich. Davor: Großer Wilder, Hinterer Wilder und Kleiner Wilder.

Weiter rechts kann man über die Schafalpenköpfe hinweg ein paar schöne Gipfel entdecken: Das Rauheck und das Kreuzeck zum Beispiel, die Gipfel der Hornbachkette, den Fürschießer, den Krottenkopf und die Gabelzinken: Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze. Es folgen die Gipfel am Heilbronner Weg. Davor Linkerskopf, Rotgundspitze, Hochgundspitze, Rappenseekopf und Hochrappenkopf. Daran schließt sich der Grat zum Biberkopf an, hinter dem ein paar bekannte Lechtaler hervorlugen: die Freispitze zum Beispiel, die Parseierspitze oder die Wetterspitze. Rechts vom Biberkopf ist dann der Hohe Riffler im Verwall die prominenteste Berggestalt. Schön hier! Fast eine Stunde haben wir oben verbracht, bevor es wieder talwärts ging.

Der landschaftlich schönste Abstieg erfolgt über den Südgrat, der über die gesamte Strecke etwas schwieriger ist als der Ostgrat: schmaler, kraxeliger und, vor allem im unteren Teil, steiler. So richtig T6 wird es aber auch hier nicht, und auch in echte IIer-Stellen kommt man nicht. Dafür ist das Wandern auf dem schmalen Mäuerchen hinunter zu einem Gratzacken unvergleichlich schön. Und der Abstieg von diesem Zacken hat es nochmal in sich: bis hinunter auf den Karboden bewegt man sich in anspruchsvollem Gelände. Wem das zu gruselig ist, der kann zuvor immer wieder nach links aussteigen; dort, wo im Winter die Skiroute heraufkommt, ist das Gelände gängiger.

Es mag schwerere, ausgesetztere Grate in den Allgäuern geben, auf prominentere, exponiertere Gipfel - schönere Routen gibt es in dieser Gegend allerdings nur wenige. Die Tour zum Winterelfer über Ost- und Südgrat ist landschaftlich wahrlich grandios!

Aus dem Kar wandert man dann - weiterhin weglos - ostwärts hinaus. Auch hier gibt es immer wieder Steilstufen, doch bei geschickter Wegführung geht es über T4 nicht hinaus. Am Ende folgt man dem Bach, bis man südlich der Hinteren Wildenalpe auf den Wanderweg stößt, der von der Mindelheimer Hütte herunterkommt.

Winterelfer- Hintere Wildenalpe: 1,5h, Grasgrat, etwas schwerer als der Aufstieg


An der Hinteren Wildenalpe (1777m) war's noch schön. Ein fantastischer Herbsttag! Und so entschieden wir, noch bissl was dranzuhängen. Da wir den Höhenweg zur Inneren Kuhgehrenalpe beide noch nicht kannten, beschlossen wir, den zu nehmen. Ein wunderbarer Panoweg, sogar mit kurzen kraxeligen Einserstellen. Leider war's ab der Vorderen Wildenalpe (1650m) nicht mehr allzu super ausgeschildert. Na, man findet sich schon zurecht. In stetigem Auf und Ab geht es an der Wannenalpe (1821m) vorbei hinaus auf eine natürliche Aussichtskanzel, auf der das Hüttl der Inneren Kuhgehrenalpe (1673m) steht.

Hinteren Wildenalpe - Inneren Kuhgehrenalpe: 1:40h, Wanderweg, T3/I


Von der Inneren Kuhgehrenalpe geht es dann auf einem netten Wegerl hinunter zum Bergheim Moser (1201m), wo das Kloine Auto auf uns wartete.

Innere Kuhgehrenalpe - Bergheim Moser: 40 Minuten, Wanderweg, T2


Fazit:

Die Tour ist landschaftlich fantastisch und gar nicht so schwierig. Andersherum ist sie etwas leichter und vermutlich sogar noch schöner. Ein aufschlussreiches Foto gibt's hier.


Ausrüstung:

C-Schuhe, ggf. Stecken, Handschuhe, denn stellenweise hat's Disteln.


Yuki und ich ließen die Tour standesgemäß in der Cantina Vertical ausklingen - mit einer heißen Schoko - denn sobald die Sonne weg ist... Tja, und weil's so schön war, sind wir die nächste Tour auch gleich zusammen gegangen. Da stand uns ein echtes Experiment ins Haus...

Tourengänger: Nik Brückner, yuki


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2016 um 12:53
Eine nette Tour habt ihr beiden da unternommen! Die Allgäuer Grasgrate schauen wirklich interessant aus. Werd nächstes Jahr wohl auch mal wieder öfter ins Allgäu schauen müssen, um den einen oder anderen "Klassiker" zu begehen. Meist erweist sich das Gelände vor Ort ja als wesentlich einfacher als auf den Fotos. Kleine Höfats, Schneck & Co. stehen jedenfalls weit oben auf der Liste.

VG Nico

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 13:56
Hiho Nico!

Danke, das war wirklich ne fantastische Tour! Ja klar, auf Bildern sieht natürlich alles schöner aus, schließlich sortieren wir die langweiligen Fotos ja raus.

Grüßle,

Nik


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