Alpstein +
46h, 45km, 5600hm das meiste mit Klettern und T5/T6
Beeindruckende Zahlen von keinem praktischen Sinn. Mir wurde gesagt, dass dieses Vorhaben in 2 Tagen ein zu hoch gegriffenes Ziel sei. Ich nahm es trotzdem in Angriff und ja, es hat geklappt. Und wie Ueli mal sehr schön gesagt hat: Ich bin mir der objektiven Belanglosigkeit meines subjektiven Erlebnis durchaus bewusst. Aber sich mit einem Ziel auseinanderzusetzten und das auch zu erreichen ist eine sehr grosse Befriedigung. Bevor ich nun ins Philosophische abschweife... Es war hart, aber ungemein aufregend, mit sehr vielen Höhen und Tiefen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Schon länger plante ich die gesamte West-Ost-Überquerung vom gesamten Alpstein. Das ich nicht den Normalweg nehmen wollte, war klar. Einzelne Abschnitte habe ich mir schon vorangig angeschaut. Viele Infos von Hikr-User bekommen, aber es blieben auch viele Fragen offen. Einige Gipfel musste ich auslassen aus verschiedenen Gründen.
Das Eindrücklichste war, wie bei meiner Churfirsten+ Tour, einen Tag oder in meinem Fall 2 Tage zu "erleben". Das klingt banal, ist es ja eigentlich auch. Aber die Intensität von zwei Sonnenaufgängen und zwei Sonnenuntergängen mit Nacht und Tag zu erleben ist phantastisch. Es ist etwas anderes in der Natur zu sein und die Nacht im Freien zu schlafen, als Nacht und Tag durch zulaufen. Das 24h Erlebnis ist viel Intensiver.
Am Tag vor der Tour frühstückte ich ausgiebig und schaute, dass ich von Mittwoch auf Donnerstag nicht zu viel schlief, so dass ich am Donnerstag Nachmittag noch ausgiebig schlafen konnte, und um gegen 19:00 Uhr mein zweites Frühstück mit Teigwaren zu mir nahm. Um 21:30 Uhr ging es los mit der letzten ÖV Verbindung Richtung Stein SG. mit Ankunft um 23:05 Uhr. Weiter ging es nach Neuenalpspitz in 80min in der kühlen Nacht mit Stirnlampe unter Sternenhimmel. Kurz vor dem Gipfel einfache Kraxelstellen T3+. Und immer wieder... Kühe - in der Nacht sind die richtig unheimlich. Schauder.
Weiter vom Gmeinenwiesspitz zum Windenpass auf den Lütispitz, über den sehr schönen Gratweg zwischen Legföhren und Felsbrocken - T3+. In der Nacht ist der Tiefblick bescheiden, aber mit meiner Stirnlampe konnte ich die Tiefe erahnen.
Lütispitz 1987m 03:20 Uhr
Dieser Abschnitt über den steilen und felsigen Nordostgrat hatte ich in umgekehrter Richtung schon mal gemacht. Im Dunkeln die halb ersichtliche Spur über das nasse Gras zum Grat. Der darauf folgende scharfe Grat wird am besten direkt auf der Schneide begangen. Dieser Abschnitt ist stellenweise sehr luftig, stellt aber für den geübten Berggänger kein wirkliches Hindernis dar (T5). Dennoch der erste anspruchsvolle Abschnitt aufgrund von Dunkelheit und nassem Gras.
Stöllen 1967m 05:00 Uhr
In der Nacht sieht man die alten Markierungen kaum. Immer noch im Dunkeln bewegte ich mich durch die schroffen Felsen. Ich nahm das zweite Kamin hoch mit leichter Kraxelei. Insgesamt aber T5 l. Einige Gipfel habe ich bestiegen und suchte das Gipfelbuch, welches ich dann auf dem Westgipfel fand. Der Weiterweg zum Schafwisspitz über den Grat ist einfach zu finden.
Schafwisspitz 1987m 05:50 Uhr
Auf dem Gipfel zeigt sich langsam die Sonne, die sich noch hinter dem Nebel über dem Säntis befindet. Noch ist es sehr kühl. Die Pause beschränkt sich auf das wesentliche. Mit der Helligkeit kommt auch der Morgentau. Meine Alpin-Schuhe hatten bei den letzten Bergtouren schon arg gelitten, so dass die Wasserdichtigkeit sehr zu wünschen lässt. So wurde das Laufen durch das zum Teil Hüfthohe sehr nasse Gras zu einer unangenehmen Angelegenheit in meinen Schuhen.
Schwarzchopf 1949m 06:40 Uhr
Guter beschrieb von ossi
Schwarzchopf Aufstieg T6 l:
Vom Schafwisspitz Sattel immer dem Grat entlang zum Schwarzchopf der immer schmaler wird, bis kleinere Kletterstellen kommen im brüchigem Fels. Ziemlich ausgesetzt und gegen den Schluss wieder einfacher. Gipfelgrat leider ohne Buch und Steinmann, dafür mit viel Gras und gutem Blick hinüber zu den senkrechten Wänden der Scherenspitzen.
Schwarzchopf Abstieg T6 sehr Grasig:
Salat, Gemüse, Gras, Alpenrosen, Brenneseln usw. Wer das alles im 80° steilen Hang geniessen möchte, ist da genau richtig. Einen Pickel ist da schon Pflicht. Wieder auf den Weideböden unterhalb des Schwarzchopfs angekommen, geht es zu der Scharte nördlich von Pt.1843, runter ins Couloir direkt Richtung Alp Schrenit. Die ersten steilen Meter heikel über nasses Gras, dann problemlos queren und hoch über Geröll in den Sattel zwischen Schwarzchopf-Gamschopf.
Überschreitung des westlichen Alpsteins von Stein zum Säntis. Guter Bericht von Alpin_Rise.
Gamschopf 1959m 08:50 Uhr
Guter beschrieb von marmotta
Gamschopf Aufstieg T6 ll, Einzelne kurze Stelle lll:
Aufstieg über steiles Geröll bis zum Sattel vom Schwarzchopf-Gamschopf. Ab da das kleine Kamin hoch. Ein neuerer Bolt weist den Weg. Vom Scherensattel gelangt man über Schrofen zu einer kurzen kaminartigen Rinne. Zum Teil sind neuere Bolts zu sehen, die einem den Weg weissen.
Die letzten Meter über Gras zum höchsten Punkt mit Gipfelsteinmann und Buch.
Gamschopf Aufstieg T6:
Der Abstieg ist nicht extrem steil, dennoch würde ich aufgrund des unangenehm langen Grases von einer Begehung bei Nässe abraten. Leider konnte ich es mir nicht aussuchen. Am besten zieht man nach dem Felsband nach Links zum NE-Grat und überquert (T6 ll) ausgesetzt mit Kletterpassagen oder umgeht (T6) die zwei Schichtköpfe nach Links. Eine Gemspur weisst den Weg. Der Abstieg sollte nicht unterschätzt werden.
Bei Lauchwis einfaches Gelände weiter auf den Stoss 2111m via Westgrat. Bei der steile Gras-Schrofenrinne war ich ohne Pickel unterwegs. Es kam wie es kommen musste, ich rutsche aus. Konnte mich aber nach gut 6 Meter wieder fangen. Kurzer Schreck mit viel Dreck an den Kleider nahm ich dann wieder meinen Pickel zur Hilfe.
Die letzten Meter durch einen Kamin (I) auf den kleinen Gipfel mit Blechfahne und Gipfelbuch.
Beim Stoss Sattel machte ich die erste längere Pause von 20min und trocknete meine Kleidung, speziell meine Socken, die total nass waren und nur so tropften.
Silberplattenchopf Überschreitung 2128m
Die Überschreitung der gesamten Köpfe habe ich ja schon mal gemacht. Die ersten drei sind sehr brüchig. Die anderen drei gehen einigermasen. Das Depot mit Seil und Klettergurt hatte ich bei der Einstiegsrinne gemacht. Es gibt 3 Abseilstellen, die zu meistern waren.
Silberplattenchopf Aufstieg T6 ll:
Die Rinne ist im oberen Teil mit einem Drahtseil versehen. Der Wirt von Tierwis sagte mir, er werde das Drahtseil noch verlängern bis nach unten, was ich nur befürworten kann. Das Kamin ist im oberen Teil sehr brüchig. Es ist nicht möglich da hochzuklettern ohne Steine zu lösen. Ab da geht es dem Grat mit Stein- und Grasmix hoch zur ersten Abseilstelle etwa 10 Meter in einen engen Sattel. Gleich rechts ausweichend in die eigentliche Kletterstelle der Südwand und sehr ausgesetzt den neuen Bolts entlang hoch zum 4ten Kopf.
Nach 2x etwa 15m abseilen, gelangt man auf einen sehr brüchigen Quergang. Diesem etwa 5 Meter entlang bis man zu einem auch sehr brüchigem Kamin/Scharte kommt. In diesem hoch (Achtung! wirklich sehr brüchig!) Im oberen Teil wird das Gestein um einiges besser. Der letzte Aufstieg zur Silberplatten via Westgrat Klettern lll in sehr guten Fels. Ein Genuss mit viel Tiefblick.
Auf der Silberplatten am 14.20 Uhr
Der Weiterweg ergibt sich aus dem Grat.
Der Abstieg vom Grenzchopf nahm ich in der direkten West-Ost Linie über roten sehr brüchigen Fels (T5 ll). Bei Tierwis sah ich die ersten Menschen und nahm eine Kaffee Pause von etwa 15min. Setzte beim Resti mein Seil und den Klettergurt als Depot, da ich dies nicht mehr brauche und nicht unnötig Gewicht schleppen wollte. Der Aufstieg zügig mit anderen Berggängern. Ein älterer Herr, ein Bergläufer in roter Jacke und ein Deutsches Pärchen, wo die Freundin sichtliche Probleme mit dem oberen Teil hatte, hoch zum Säntis (17.30 Uhr). Wasser auffüllen, Aussicht geniessen und weiter zum Rotsteinpass via Lisengrat. Beim Ausstieg sah ich zufällig eine alte Freundin, die auch zur Rotsteinhütte wollte. So gingen wir zusammen zur Hütte und ich entschied mich bei der Hütte zu bleiben, da der Weiterweg in der Nacht nicht optimal gewesen wäre. Die Kollegin meinte zwar ich sehe total kaputt aus, und ehrlich gesagt fühlte ich mich auch noch nach dem Essen wie gerädert. Nach einer guten und heissen Gulaschsuppe versuchte ich ein wenig Schlaf zu finden. Was aber kaum möglich war mit dem vielen Lärm der Schnarchenden und der Aufregung vom Tag. Um 04:00 Uhr ging es aber wieder voll motiviert und fit los zum Altmann (05:40 Uhr). Eigentlich wollte ich das Südkamin machen, aber in der Nacht da hoch?... Ich nahm also mit Stirnlampe den Normalweg und genoss auf dem Altmann den zweiten Sonnenaufgang.
Überquerung Westlicher Fälenturm, Schafbergturm Fälenschafberg. Guter Bericht von Ivo66
Westlicher Fälenturm 2224m 07:40 Uhr
Warum wird der formschöne und recht einfach erreichbarer Berg so selten bestiegen? Auf- und Abstieg dem Grat entlang vorbei an tiefen Karstlöchern in der stark bewachsenen Südflanke ausweichend und nach wenigen Minuten den Gipfel über das grosse Kamin. Oben habe ich mir von der Reco Tour ein Energie Drink deponiert. Herrliche Aussicht auf den Fählensee. Der Weiterweg über die Fählentürme lasse ich aus, da die mir einfach zu brüchig sind. Auch das Abklettern vom mittleren Turm im lll Grad ist mir zu riskant, auch wenn Urs meint das wäre "gut machbar".
Weiterweg via Löchlibetterweg über Schotter immer der Wand entlang. Habe neue Steinmänner gesetzt.
Getroffen habe ich salerion, der mir bei seiner Fototour entgegen kam.
Fälenschafbergturm 2128m 08:40 Uhr
Auf- und Abstieg T4+ l:
Der Kamin mit Geröll ist von weitem zu sehen. Der Auf- und Abstieg im Westkamin selbst ist einfach, sind mehrere Personen in der Rinne, ist infolge des vielen losen und grobblockigen Materials entsprechende Vorsicht geboten.
Fälenschafberg 2103m 09:30 Uhr
Aufstieg über den Grasgrat die Westseite hinauf zum Gipfel. Runter auf der Ostseite mit steilem Gras zum Schafbergsattel. Auch hier ist ein Pickel von Vorteil.
Den Nadelspitz lies ich aus. Aus drei Gründen: Erstens hatte ich den schon vor ein paar Tagen gemacht. Zweitens liegt er nicht in der Grat-Linie und drittens war ich einfach nicht mehr in der Verfassung noch einen T6 zu besteigen ;-)
Den Runterweg via Borsthalden kannte ich schon und so optimierte ich meine Route. Der erste Teil immer dem Weg entlang. Danach linkshaltend der Felswand entlang und wie Delta beschrieb dem steilen Grasband entlang runter. Die Borsthalden würde ich nur bei trockenen Verhältnissen, geübten Berggängern empfehlen, die über einen guten Routenspürsinn verfügen. Die Schwierigkeiten bewegt sich bei richtiger Routenwahl nie über T5.
Danach die Querung im Gras-mix-Schotter rauf zum Bötzelsattel.
Freiheit 2140m / Hundstein 2156m 12:20 Uhr
Freiheit Aufstieg T6 ll
Ich ging nicht via Widderalpsattel sondern gleich die steile Rinne hoch bei Pt.1850 zur Hundstein-Freiheit-Scharte. Steil über Gras mit Kontakt zu Steinböcken, die mich nur fragend und schnauben anschauten. Die Rinne ist als Alpinwanderweg markiert. In leichter Kletterei hinauf in den Sattel knapp 2050m. In der engen Scharte beginnt der Schlussaufstieg die rund 10 Meter hohe Felsstufe bis zur Abseilstelle und nochmals 10 Meter den roten Markierungen folgend. Am besten der schmale Rinne folgen. Auf dem vermeintlichen Gipfel, der bei mir im totalen Nebel hing. Leicht in die Nordflanke absteigend teils etwas exponiert auf den grasigen Gipfel.
Abstieg wieder über die gleiche Felswand und gleich beim Höll-Sattel hoch zum Hundstein. Die ersten 4 Meter Klettern im l Grat und weiter im Steilen Gras zuerst Links, danach Rechts haltend bis zum Weiss-Blau-Weissem Wanderweg der zum Hundsteingipfel führt. Leider ist immer noch der Nebel drin. Weitere Wanderer kamen von Bollenwees auf den Gipfel. Nach kurzer Pause machte ich mich Richtung Fählensee auf dem normalen Wanderweg auf. Im unteren Teil eine kurze T4 Stelle, ansonsten einfacher Bergwanderweg bis nach Bollenwees. Müde und immer noch mit Knieschmerzen, aber mit Vorfreunde sah ich schon von weitem Franzi mit ihrer roter Jacke warten (14.20 Uhr).
Franzi ist am morgen von Brühlisau aus gestartet und hat nach 2 Stunden leichter Wanderung in Bollenwees auf mich gewartet. Nach einer längeren Pause dort und feinen Sandwiches begannen wir gemeinsam den Aufstieg durch die Saxerlücke. Sehr viele Wanderer kamen uns auf dem schönen Höhenweg entgegen. Noch ein kleiner Abstecher auf die Stauberen Kanzel (17.20 Uhr) lies uns dem Gewussel entkommen. Der Weg ist gut zu finden und Drahtseile und eingeschlagene Metallstangen helfen die T5-Stellen zu meistern. Eigentlich wollten wir den Hohen Kasten auch nicht über den Normalweg besteigen, aber da wir ein wenig zu früh den Aufstieg im T5 Gelände wagten und oben feststellten, dass es nicht der richtige Entscheid war und das Ganze wieder runter mussten, entschieden wir kurz vor Sonnenuntergang den Normalweg zu wählen. Dafür eine Erstbegehung auf den Wenneligrat?
Die letzten Meter waren schwer, aber oben, am anderen Ende des Alpstein angekommen mit den letzten Sonnenstrahlen entschädigten mich für die letzten 2 Tage und die Gewissheit das die Tour geschafft war, war nun Tatsache. 21.30 Uhr fuhren wir mit den Gondel nach Brühlisau und weiter nach Hause.
Der Sonntag schliefen wir aus und genossen ausgiebig den Morgenbrunch zusammen bei schönem und warmen Wetter.
Das Durchhalten einer Monstertour ist Kopfsache. Das Problem war auch nicht die Kondition, denn ich habe viel trainiert, sondern die stetige Konzentration bei den vielen Schlüsselstellen. Ein falscher Ausrutscher und die Konsequenz wäre klar. Da würde auch mein Notfallset nix mehr nützen. Ein klares Ziel vor sich zu haben und daran zu glauben, dass man es erreichen will und kann, ist das Wichtigste. Eine gute Vorbereitung natürlich vorausgesetzt. Mein bewährter Hiker Sound half mir die Tour mental durchzustehen. Sowie viele Energie Riegel und Gels für den Energiebedarf. Mein Knie-Muskel spüre ich immer noch, aber das erachte ich als "normal".
Fazit:
Wiedermal ein Abenteuer mehr, das einem in Erinerung bleiben wird.
Beeindruckende Zahlen von keinem praktischen Sinn. Mir wurde gesagt, dass dieses Vorhaben in 2 Tagen ein zu hoch gegriffenes Ziel sei. Ich nahm es trotzdem in Angriff und ja, es hat geklappt. Und wie Ueli mal sehr schön gesagt hat: Ich bin mir der objektiven Belanglosigkeit meines subjektiven Erlebnis durchaus bewusst. Aber sich mit einem Ziel auseinanderzusetzten und das auch zu erreichen ist eine sehr grosse Befriedigung. Bevor ich nun ins Philosophische abschweife... Es war hart, aber ungemein aufregend, mit sehr vielen Höhen und Tiefen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Schon länger plante ich die gesamte West-Ost-Überquerung vom gesamten Alpstein. Das ich nicht den Normalweg nehmen wollte, war klar. Einzelne Abschnitte habe ich mir schon vorangig angeschaut. Viele Infos von Hikr-User bekommen, aber es blieben auch viele Fragen offen. Einige Gipfel musste ich auslassen aus verschiedenen Gründen.
Das Eindrücklichste war, wie bei meiner Churfirsten+ Tour, einen Tag oder in meinem Fall 2 Tage zu "erleben". Das klingt banal, ist es ja eigentlich auch. Aber die Intensität von zwei Sonnenaufgängen und zwei Sonnenuntergängen mit Nacht und Tag zu erleben ist phantastisch. Es ist etwas anderes in der Natur zu sein und die Nacht im Freien zu schlafen, als Nacht und Tag durch zulaufen. Das 24h Erlebnis ist viel Intensiver.
Am Tag vor der Tour frühstückte ich ausgiebig und schaute, dass ich von Mittwoch auf Donnerstag nicht zu viel schlief, so dass ich am Donnerstag Nachmittag noch ausgiebig schlafen konnte, und um gegen 19:00 Uhr mein zweites Frühstück mit Teigwaren zu mir nahm. Um 21:30 Uhr ging es los mit der letzten ÖV Verbindung Richtung Stein SG. mit Ankunft um 23:05 Uhr. Weiter ging es nach Neuenalpspitz in 80min in der kühlen Nacht mit Stirnlampe unter Sternenhimmel. Kurz vor dem Gipfel einfache Kraxelstellen T3+. Und immer wieder... Kühe - in der Nacht sind die richtig unheimlich. Schauder.
Weiter vom Gmeinenwiesspitz zum Windenpass auf den Lütispitz, über den sehr schönen Gratweg zwischen Legföhren und Felsbrocken - T3+. In der Nacht ist der Tiefblick bescheiden, aber mit meiner Stirnlampe konnte ich die Tiefe erahnen.
Lütispitz 1987m 03:20 Uhr
Dieser Abschnitt über den steilen und felsigen Nordostgrat hatte ich in umgekehrter Richtung schon mal gemacht. Im Dunkeln die halb ersichtliche Spur über das nasse Gras zum Grat. Der darauf folgende scharfe Grat wird am besten direkt auf der Schneide begangen. Dieser Abschnitt ist stellenweise sehr luftig, stellt aber für den geübten Berggänger kein wirkliches Hindernis dar (T5). Dennoch der erste anspruchsvolle Abschnitt aufgrund von Dunkelheit und nassem Gras.
Stöllen 1967m 05:00 Uhr
In der Nacht sieht man die alten Markierungen kaum. Immer noch im Dunkeln bewegte ich mich durch die schroffen Felsen. Ich nahm das zweite Kamin hoch mit leichter Kraxelei. Insgesamt aber T5 l. Einige Gipfel habe ich bestiegen und suchte das Gipfelbuch, welches ich dann auf dem Westgipfel fand. Der Weiterweg zum Schafwisspitz über den Grat ist einfach zu finden.
Schafwisspitz 1987m 05:50 Uhr
Auf dem Gipfel zeigt sich langsam die Sonne, die sich noch hinter dem Nebel über dem Säntis befindet. Noch ist es sehr kühl. Die Pause beschränkt sich auf das wesentliche. Mit der Helligkeit kommt auch der Morgentau. Meine Alpin-Schuhe hatten bei den letzten Bergtouren schon arg gelitten, so dass die Wasserdichtigkeit sehr zu wünschen lässt. So wurde das Laufen durch das zum Teil Hüfthohe sehr nasse Gras zu einer unangenehmen Angelegenheit in meinen Schuhen.
Schwarzchopf 1949m 06:40 Uhr
Guter beschrieb von ossi
Schwarzchopf Aufstieg T6 l:
Vom Schafwisspitz Sattel immer dem Grat entlang zum Schwarzchopf der immer schmaler wird, bis kleinere Kletterstellen kommen im brüchigem Fels. Ziemlich ausgesetzt und gegen den Schluss wieder einfacher. Gipfelgrat leider ohne Buch und Steinmann, dafür mit viel Gras und gutem Blick hinüber zu den senkrechten Wänden der Scherenspitzen.
Schwarzchopf Abstieg T6 sehr Grasig:
Salat, Gemüse, Gras, Alpenrosen, Brenneseln usw. Wer das alles im 80° steilen Hang geniessen möchte, ist da genau richtig. Einen Pickel ist da schon Pflicht. Wieder auf den Weideböden unterhalb des Schwarzchopfs angekommen, geht es zu der Scharte nördlich von Pt.1843, runter ins Couloir direkt Richtung Alp Schrenit. Die ersten steilen Meter heikel über nasses Gras, dann problemlos queren und hoch über Geröll in den Sattel zwischen Schwarzchopf-Gamschopf.
Überschreitung des westlichen Alpsteins von Stein zum Säntis. Guter Bericht von Alpin_Rise.
Gamschopf 1959m 08:50 Uhr
Guter beschrieb von marmotta
Gamschopf Aufstieg T6 ll, Einzelne kurze Stelle lll:
Aufstieg über steiles Geröll bis zum Sattel vom Schwarzchopf-Gamschopf. Ab da das kleine Kamin hoch. Ein neuerer Bolt weist den Weg. Vom Scherensattel gelangt man über Schrofen zu einer kurzen kaminartigen Rinne. Zum Teil sind neuere Bolts zu sehen, die einem den Weg weissen.
Die letzten Meter über Gras zum höchsten Punkt mit Gipfelsteinmann und Buch.
Gamschopf Aufstieg T6:
Der Abstieg ist nicht extrem steil, dennoch würde ich aufgrund des unangenehm langen Grases von einer Begehung bei Nässe abraten. Leider konnte ich es mir nicht aussuchen. Am besten zieht man nach dem Felsband nach Links zum NE-Grat und überquert (T6 ll) ausgesetzt mit Kletterpassagen oder umgeht (T6) die zwei Schichtköpfe nach Links. Eine Gemspur weisst den Weg. Der Abstieg sollte nicht unterschätzt werden.
Bei Lauchwis einfaches Gelände weiter auf den Stoss 2111m via Westgrat. Bei der steile Gras-Schrofenrinne war ich ohne Pickel unterwegs. Es kam wie es kommen musste, ich rutsche aus. Konnte mich aber nach gut 6 Meter wieder fangen. Kurzer Schreck mit viel Dreck an den Kleider nahm ich dann wieder meinen Pickel zur Hilfe.
Die letzten Meter durch einen Kamin (I) auf den kleinen Gipfel mit Blechfahne und Gipfelbuch.
Beim Stoss Sattel machte ich die erste längere Pause von 20min und trocknete meine Kleidung, speziell meine Socken, die total nass waren und nur so tropften.
Silberplattenchopf Überschreitung 2128m
Die Überschreitung der gesamten Köpfe habe ich ja schon mal gemacht. Die ersten drei sind sehr brüchig. Die anderen drei gehen einigermasen. Das Depot mit Seil und Klettergurt hatte ich bei der Einstiegsrinne gemacht. Es gibt 3 Abseilstellen, die zu meistern waren.
Silberplattenchopf Aufstieg T6 ll:
Die Rinne ist im oberen Teil mit einem Drahtseil versehen. Der Wirt von Tierwis sagte mir, er werde das Drahtseil noch verlängern bis nach unten, was ich nur befürworten kann. Das Kamin ist im oberen Teil sehr brüchig. Es ist nicht möglich da hochzuklettern ohne Steine zu lösen. Ab da geht es dem Grat mit Stein- und Grasmix hoch zur ersten Abseilstelle etwa 10 Meter in einen engen Sattel. Gleich rechts ausweichend in die eigentliche Kletterstelle der Südwand und sehr ausgesetzt den neuen Bolts entlang hoch zum 4ten Kopf.
Nach 2x etwa 15m abseilen, gelangt man auf einen sehr brüchigen Quergang. Diesem etwa 5 Meter entlang bis man zu einem auch sehr brüchigem Kamin/Scharte kommt. In diesem hoch (Achtung! wirklich sehr brüchig!) Im oberen Teil wird das Gestein um einiges besser. Der letzte Aufstieg zur Silberplatten via Westgrat Klettern lll in sehr guten Fels. Ein Genuss mit viel Tiefblick.
Auf der Silberplatten am 14.20 Uhr
Der Weiterweg ergibt sich aus dem Grat.
Der Abstieg vom Grenzchopf nahm ich in der direkten West-Ost Linie über roten sehr brüchigen Fels (T5 ll). Bei Tierwis sah ich die ersten Menschen und nahm eine Kaffee Pause von etwa 15min. Setzte beim Resti mein Seil und den Klettergurt als Depot, da ich dies nicht mehr brauche und nicht unnötig Gewicht schleppen wollte. Der Aufstieg zügig mit anderen Berggängern. Ein älterer Herr, ein Bergläufer in roter Jacke und ein Deutsches Pärchen, wo die Freundin sichtliche Probleme mit dem oberen Teil hatte, hoch zum Säntis (17.30 Uhr). Wasser auffüllen, Aussicht geniessen und weiter zum Rotsteinpass via Lisengrat. Beim Ausstieg sah ich zufällig eine alte Freundin, die auch zur Rotsteinhütte wollte. So gingen wir zusammen zur Hütte und ich entschied mich bei der Hütte zu bleiben, da der Weiterweg in der Nacht nicht optimal gewesen wäre. Die Kollegin meinte zwar ich sehe total kaputt aus, und ehrlich gesagt fühlte ich mich auch noch nach dem Essen wie gerädert. Nach einer guten und heissen Gulaschsuppe versuchte ich ein wenig Schlaf zu finden. Was aber kaum möglich war mit dem vielen Lärm der Schnarchenden und der Aufregung vom Tag. Um 04:00 Uhr ging es aber wieder voll motiviert und fit los zum Altmann (05:40 Uhr). Eigentlich wollte ich das Südkamin machen, aber in der Nacht da hoch?... Ich nahm also mit Stirnlampe den Normalweg und genoss auf dem Altmann den zweiten Sonnenaufgang.
Überquerung Westlicher Fälenturm, Schafbergturm Fälenschafberg. Guter Bericht von Ivo66
Westlicher Fälenturm 2224m 07:40 Uhr
Warum wird der formschöne und recht einfach erreichbarer Berg so selten bestiegen? Auf- und Abstieg dem Grat entlang vorbei an tiefen Karstlöchern in der stark bewachsenen Südflanke ausweichend und nach wenigen Minuten den Gipfel über das grosse Kamin. Oben habe ich mir von der Reco Tour ein Energie Drink deponiert. Herrliche Aussicht auf den Fählensee. Der Weiterweg über die Fählentürme lasse ich aus, da die mir einfach zu brüchig sind. Auch das Abklettern vom mittleren Turm im lll Grad ist mir zu riskant, auch wenn Urs meint das wäre "gut machbar".
Weiterweg via Löchlibetterweg über Schotter immer der Wand entlang. Habe neue Steinmänner gesetzt.
Getroffen habe ich salerion, der mir bei seiner Fototour entgegen kam.
Fälenschafbergturm 2128m 08:40 Uhr
Auf- und Abstieg T4+ l:
Der Kamin mit Geröll ist von weitem zu sehen. Der Auf- und Abstieg im Westkamin selbst ist einfach, sind mehrere Personen in der Rinne, ist infolge des vielen losen und grobblockigen Materials entsprechende Vorsicht geboten.
Fälenschafberg 2103m 09:30 Uhr
Aufstieg über den Grasgrat die Westseite hinauf zum Gipfel. Runter auf der Ostseite mit steilem Gras zum Schafbergsattel. Auch hier ist ein Pickel von Vorteil.
Den Nadelspitz lies ich aus. Aus drei Gründen: Erstens hatte ich den schon vor ein paar Tagen gemacht. Zweitens liegt er nicht in der Grat-Linie und drittens war ich einfach nicht mehr in der Verfassung noch einen T6 zu besteigen ;-)
Den Runterweg via Borsthalden kannte ich schon und so optimierte ich meine Route. Der erste Teil immer dem Weg entlang. Danach linkshaltend der Felswand entlang und wie Delta beschrieb dem steilen Grasband entlang runter. Die Borsthalden würde ich nur bei trockenen Verhältnissen, geübten Berggängern empfehlen, die über einen guten Routenspürsinn verfügen. Die Schwierigkeiten bewegt sich bei richtiger Routenwahl nie über T5.
Danach die Querung im Gras-mix-Schotter rauf zum Bötzelsattel.
Freiheit 2140m / Hundstein 2156m 12:20 Uhr
Freiheit Aufstieg T6 ll
Ich ging nicht via Widderalpsattel sondern gleich die steile Rinne hoch bei Pt.1850 zur Hundstein-Freiheit-Scharte. Steil über Gras mit Kontakt zu Steinböcken, die mich nur fragend und schnauben anschauten. Die Rinne ist als Alpinwanderweg markiert. In leichter Kletterei hinauf in den Sattel knapp 2050m. In der engen Scharte beginnt der Schlussaufstieg die rund 10 Meter hohe Felsstufe bis zur Abseilstelle und nochmals 10 Meter den roten Markierungen folgend. Am besten der schmale Rinne folgen. Auf dem vermeintlichen Gipfel, der bei mir im totalen Nebel hing. Leicht in die Nordflanke absteigend teils etwas exponiert auf den grasigen Gipfel.
Abstieg wieder über die gleiche Felswand und gleich beim Höll-Sattel hoch zum Hundstein. Die ersten 4 Meter Klettern im l Grat und weiter im Steilen Gras zuerst Links, danach Rechts haltend bis zum Weiss-Blau-Weissem Wanderweg der zum Hundsteingipfel führt. Leider ist immer noch der Nebel drin. Weitere Wanderer kamen von Bollenwees auf den Gipfel. Nach kurzer Pause machte ich mich Richtung Fählensee auf dem normalen Wanderweg auf. Im unteren Teil eine kurze T4 Stelle, ansonsten einfacher Bergwanderweg bis nach Bollenwees. Müde und immer noch mit Knieschmerzen, aber mit Vorfreunde sah ich schon von weitem Franzi mit ihrer roter Jacke warten (14.20 Uhr).
Franzi ist am morgen von Brühlisau aus gestartet und hat nach 2 Stunden leichter Wanderung in Bollenwees auf mich gewartet. Nach einer längeren Pause dort und feinen Sandwiches begannen wir gemeinsam den Aufstieg durch die Saxerlücke. Sehr viele Wanderer kamen uns auf dem schönen Höhenweg entgegen. Noch ein kleiner Abstecher auf die Stauberen Kanzel (17.20 Uhr) lies uns dem Gewussel entkommen. Der Weg ist gut zu finden und Drahtseile und eingeschlagene Metallstangen helfen die T5-Stellen zu meistern. Eigentlich wollten wir den Hohen Kasten auch nicht über den Normalweg besteigen, aber da wir ein wenig zu früh den Aufstieg im T5 Gelände wagten und oben feststellten, dass es nicht der richtige Entscheid war und das Ganze wieder runter mussten, entschieden wir kurz vor Sonnenuntergang den Normalweg zu wählen. Dafür eine Erstbegehung auf den Wenneligrat?
Die letzten Meter waren schwer, aber oben, am anderen Ende des Alpstein angekommen mit den letzten Sonnenstrahlen entschädigten mich für die letzten 2 Tage und die Gewissheit das die Tour geschafft war, war nun Tatsache. 21.30 Uhr fuhren wir mit den Gondel nach Brühlisau und weiter nach Hause.
Der Sonntag schliefen wir aus und genossen ausgiebig den Morgenbrunch zusammen bei schönem und warmen Wetter.
Das Durchhalten einer Monstertour ist Kopfsache. Das Problem war auch nicht die Kondition, denn ich habe viel trainiert, sondern die stetige Konzentration bei den vielen Schlüsselstellen. Ein falscher Ausrutscher und die Konsequenz wäre klar. Da würde auch mein Notfallset nix mehr nützen. Ein klares Ziel vor sich zu haben und daran zu glauben, dass man es erreichen will und kann, ist das Wichtigste. Eine gute Vorbereitung natürlich vorausgesetzt. Mein bewährter Hiker Sound half mir die Tour mental durchzustehen. Sowie viele Energie Riegel und Gels für den Energiebedarf. Mein Knie-Muskel spüre ich immer noch, aber das erachte ich als "normal".
Fazit:
Wiedermal ein Abenteuer mehr, das einem in Erinerung bleiben wird.
Hike partners:
tricky
Communities: Alleingänge/Solo, Monstertouren
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