Allgäuer Dreitager II: Von der Kemptner Hütte zum Prinz-Luitpold-Haus


Publiziert von Nik Brückner , 30. August 2013 um 15:20.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:21 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:18km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Oberstdorf aus mit dem Bergsteigerbus in die Spielmannsau und von dort aus in 3 Stunden zur Kemptener Hütte (umgekehrt 2 Stunden). Hierher auch über den Heilbronner Weg.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Hindelang oder Hinterstein aus mit dem Bus zum Giebelhaus und von dort aus in zweieinhalb Stunden zum Prinz-Luitpold-Haus (umgekehrt eineinhalb Stunden).
Unterkunftmöglichkeiten:Kemptener Hütte, Prinz-Luitpold-Haus
Kartennummer:AV-Karten 2/1 und 2/2 (Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost und West)

Eine ebenso suppere wie selten begangene Verlängerung des Heilbronner Weges entlang der Prominenzen des Allgäuer Hauptkamms ist der lange und daher mühsame, aber unschwierige, einsame und wunderschöne Verbindungsweg von der Kemptener Hütte zum Prinz-Luitpold-Haus. Wer diese Genusstour angehen will, braucht in erster Linie ordentlich Ausdauer, denn wir reden hier von einem Neunstünder. Entsprechend kommen dabei etliche Höhenmeter zusammen. Man wird dafür aber mit einem einmaligen Bergerlebnis belohnt.


Am Vortag waren wir, mein Vater und ich, auf den Krottenkopf gestiegen, danach hatten wir in der Kemptener Hütte (1844m) übernachtet. So richtig früh geht es dann los. Zunächst geht es auf dem E5 ein paar Minuten südwärts, dann biegt man ostwärts ab und umgeht nun in der Folge den gesamten hinteren Teil des Sperrbachtobels. Der schmale, weil wenig begangene Pfad quert immer leicht ansteigend die Hänge, in etwa einer, eineinhalb Stunden die etwa 350 Meter hinauf zum Fürschießersattel (2208m). Dort warnt ein Schild vor dem Versuch, nach Norden abzusteigen (das geht zwar trotzdem, man müsste dabei allerdings in höchst ausgesetztem T5-Gelände einen langen Grasgrat absteigen und dabei auch noch ein senkrechtes Wandl an einem felsigen Zacken (I) abklettern). Was sich aber lohnt, ist ein Abstecher zum von hier aus bereits sichtbaren, aussichtsreichen Grasgipfel des unschön benannten Fürschießers (2271m). Für den Hin- und Rückweg müsste man allerdings etwa 30 Minuten aufrechnen.

Vom Fürschießersattel geht es nun auf gutem Wanderweg aus dem gras hinaus über schotterige Felsen und drahtseilgesichert hinunter in das Kar Im Märzle, dessen Schotterhänge man nun zu queren hat. Eine halbe Stunde später gelangt man in das namenlose Joch (Pt. 2201), wo man wieder in Grasgelände kommt. Über schmale, aber nur passagenweise ausgesetzte Grasgrate nun in einer Dreiviertelstunde zum Kreuzeck (2376m). Da dieser Berg kein ordentliches Kreuz trägt, sondern nur einen profanen Grenzstein, muss man aufpassen, den Gipfel nicht zu verpassen. Der Wanderweg führt ostseitig an ihm vorbei.

Wer hier am Kreuzeck merkt, dass ihm die Zeit nicht reicht, könne nach Nordwesten unschwierig über den nicht gekennzeichneten, aber guten Steig am Bettlerrücken ins Traufbachtal und in die Spielmannsau (Bushaltestelle) absteigen. Der ausdauernde Wanderer wird aber sicherlich den Weiterweg über die Grasgrate zum Rauheck in Angriff nehmen.

Das Rauheck (2385m) ist nach weiteren 45 Minuten erreicht. Der höchste Punkt der Tour!

...und die Gelegenheit für einen Rundblick: Den Reigen eröffnet im Norden der Grat vom Nebelhorn zum Großen und zum Kleinen Daumen. Davor sind das Laufbacher Eck und der Schneck zu sehen. Dann dominieren die nahen Wilden mit dem Wildengrat den Horizont, der Grat, der sich bis zum Hochvogel hinüberzieht.

Danach öffnet sich der Blick, und ein paar Ammergauer sind zu sehen, mit den Geierköpfen, der Kreuzspitze und dem Danielgrat.
Davor erhebt sich der Thaneller.


Dahinter zeigt sich natürlich die unvermeidliche Zugspitze, gleich daneben rücken die Gipfel der Hornbachkette ins Blickfeld. Immerhin schauen die Steinkarspitze, die Leiterspitze und die Freispitze herüber, ziemlich genau im Süden auch noch die Holzgauer Wetterspitze.

Hier dominieren aber vor allem die die nahe gelegenene Marchspitze, der Krottenkopf, die Öfnerspitze und die Krottenspitzen den Horizont. Davor erhebt sich das Kreuzeck.

Genau im Südwesten stehen dann die Promis am Allgäuer Hauptkamm, das Hohe Licht, die Hochfrottspitze, die Mädelegabel und die Trettachspitze, ganz nah beieinander. Von der letzteren zieht sich der Himmelschrofenzug gen Norden, davor sind der Fürschießer und die Kegelköpfe zu sehen.

Der Horizont wird hier von
Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Widderstein, Elfer, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Säntis dominiert. Es folgt der Ifen und die lange Nagelfluhkette. Davor erhebt sich die schlanke Gestalt der Höfats. Jenseits davon staffeln sich der Schattenberggrat und der Grat, der das Rubihorn mit dem Nebelhorn verbindet. Damit schileßt sich der Kreis.


Hier, am höchsten Punkt des Tages, kann man sich nun nicht mehr wehren: Steil geht es die etwa 350 Hm nordwestlich hinunter zum unschön benannten Seichereck (2044m, Absteigsmöglichkeiten ins Oy- und ins Dietersbachtal). Von hier aus hat man einen ebenso eindrucksvollen wie aufschlussreichen Bilck in den östlichen (eigentlich ja südlichen) Anstiegsweg zur Höfats, die sich hier (wie von allen ihren Seiten) als nahezu absurd steile Mehrfachpyramide präsentiert. Vom Seichereck aus muss man dann noch einmal 200m steil abwärts zu den schön gelegenen Eisseen (1827m). Hier kann man eine Pause einlegen, es geht danach auch erstmal weitgehend horizontal weiter. Schöne Wiesenhänge unterhalb der Höllhörner und der beiden Wilden werden gequert, bis man auf der Wildenfeldhütte (1695m) anlangt (auch von hier aus könnte man nochmal ins Oytal absteigen).

Die 500 Hm im nach oben hin immer steiler werdenden Gras hinauf zum Himmelecksattel südseitig machen einem dann schon etwas zu schaffen. Doch oben im Himmelecksattel (2007m) wartet die große Enttäuschung der Tour: Hier muss man nochmal 400 Meter über die Weiden der Schönberghütte absteigen, bevor es von Pt. 1591, der Querung einer Rinne aus, zum letzten Mal bergauf geht. Etwa 250 Höhenmeter sind von dort aus bis zum Prinz-Luitpold-Haus (1846m) noch zu bewältigen.


Fazit

Diese Tour ist aufgrund ihrer Länge (und wohl auch wegen der langen Zustiegswege zu den beiden Hütten) selten begangen. Mehr als eine Handvoll Leute ist mir dort oben nie begegnet. Dennoch - und auch ein bisschen deshalb - gehört sie zu den schönsten Touren in den Allgäuer Alpen. Wer die Allgäuer kennen will, der sollte sie unbedingt einmal gemacht haben. Schon allein wegen der Aussicht auf eine Aussicht auf Steinböcke!

Tourengänger: Nik Brückner, H. Brückner


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