Zahn bassd aa!


Publiziert von Nik Brückner , 6. Juni 2020 um 15:44. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:30 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:10km
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche im Tal

Erstmal:

Heit kimmt der Hans zu mir,
g'freit si die Lies.
Ober aber über Oberammergau
oder aber über Unterammergau
oder aber überhaupts net kimmt,
dees is net g'wiess.
   

Aaaaaaaaaaaaaaah! Das ist er, der Killerohrwurm. Vier geschlagene - nein, nicht Stunden - Tage lang hatte ich den im Ohr! Aaaaaaaaaaaaaah!


Warum fahr ich auch nach Oberammergau!

Nun, in's Allgäu wollte ich nicht. Ich hatte mich dort 2019 so richtig ausgetobt, und nun wirklich alles gemacht, was da geil ist. Außerdem hatte ich den zu erwartenden Ansturm erwartet, der nach dem Corona-Lockdown Bayerns dort zu erwarten war, und der denn auch erwartungsgemäß eintraf. Also ab in die Ammergauer.

Ich kam übrigens über Unterammergau...


'S Yukerl und ich wollten mal wieder zusammen gehen. Was mammer? Kuchelberggrat? Klammspitzen? Hm? Yuki schlug den Zahn vor. Zahn bassd aa! Und so fuhr ich, Hakens neues Album "Virus" (nicht fragen) im Player, - yep - über Unterammergau nach Oberammergau und traf sie dort - nope, nicht auf dem Schützenfest, sondern - auf dem Parkplatz am Friedhof (840m). Und siehe da, wer trudelt da ein? Den kennen wir doch? Ist das nicht der Nyn? Es ist der Nyn!

Die Welt ist klein. Servus Nyn! Ersma Abstand halten. Wie bist Du gekommen? Über Oberammergau! Geh sag! Gibt's ja nicht. Was hast vor? Auf den Kofel wirst nicht wollen. Was? Doch? Und dann auf den Zahn! Na, was sollst auch anderes wollen, auf diesem Parkplatz. Sehr geil! Gehmer doch einfach, nein, nicht zusammen, denn das dürfen wir nicht. Aber hintereinander her, in der Nähe, mit Abstand. Hier sind die Corona-Regelungen des DAV. An die wollen wir uns halten.

Wir wanderten in den Wald hinein, und unterm Kofel rechts, um den Normalweg zu meiden. Noch vor der Lourdes-Grotte führt links, dort wo sich der Wald (sturmbedingt?) ein wenig lichtet, ein unbezeichneter Steig hinauf. Er wird von Kletterern genutzt, die es hier auf der Schattseite kühl haben wollen. Dieser Steig führt in vielen Serpentinen hinauf zu einer kleinen Schulter des Kofels, zwischen Kofelgipfel und Kofelsattel. Dabei passiert man eine kleine Höhle, und eine Felsstufe muss, mit Hilfe von Ketten, überwunden werden. Über ein leichtes T3 geht's aber auch an dieser Stelle nicht hinaus. Nur ein wenig ausgesetzt ist's im oberen Teil. Der Kofel halt.

Nach einem Päuschen auf der Schulter eroberten wir dann noch den Gipfel - wenn er schon mal da ist. Yuki ging's über den Grat, ich nahm den seilversicherten Normalweg. Beides schön. In wenigen Minuten ist man oben auf dem Kofel (1342 m).

Parkplatz am Friedhof  - Kofel: unmarkierter Weg, teils kettenversichert, T3 (waren da Einserstellen?!?), 1:15


Man ist auch in wenigen Minuten wieder herunten, denn auf dem Kofel herrscht großer Andrang, und Masken hat auch keiner auf - aber hey, Corona, das wird ja von 5G-Masten gemacht, und hier steht schließlich keiner.  Wir stiegen wieder hinunter zu der Schulter, und dort auf dem Normalweg weiter hinab in den Kofelsattel. Unten am Fuß des Steilstücks drängten sich schon die Leute, direkt an der Wand, Steinschlag wird offenbar auch von 5G-Masten gemacht, und auf einen höflichen Hinweis bekamen wir ein ebenso höfliches "Dankeschön" - aber keinerlei sonstige Reaktion. Schnell weg.

Kofel - Kofelsattel: markierter, klettersteigartig versicherter Wanderweg, T3, 15 Minuten


Im Kofelsattel (1215 m) hat man zwei Möglichkeiten: man kann entweder weiter absteigen (links), oder auf dem Königssteig Richtung Kolbensattel wandern (rechts).  Wir entschieden uns daher für die dritte Möglichkeit: einen unbezeichneten Steig, der halbrechts im Hang des Vorderen Rappenkopfs zu einer Lichtung hinaufführt. Dieser Steig ist auf manchen Karten eingezeichnet, auf der (für dieses Gebiet ungewohnt mäßigen) AV-Karte leider nicht.

Auf der Lichtung verkümmert der Steig zu einer Pfadspur, die über die Lichtung nach links kurvt, bis sie den Rücken des Bergs erreicht. Diesem folgt man nun nach rechts hinauf.

Die Pfadspur ist im zunehmend steilen Wald abnehmend leicht zu erkennen. Aber wer richtig ist, kann sie schon noch identifizieren. In steilem Gelände zickzackt sie hinauf, wendet sich kurz unter dem Gipfel des Vorderen Rappenkopfs in die linke Flanke, und ist dort wieder deutlich zu sehen. Der Vordere Rappenkopf (1408 m) ist schließlich für Ortsfremde wie uns kaum eindeutig zu identifizieren, er ist ebenso wie der hintere, der Brunnberg und die Zähne einfach eine kleine Erhebung auf dem ständig auf und ab schwingenden Grat. Auslassungen sind daher erlaubt.

Es geht in der Folge auf dem bewaldeten und zumeist gemütlich breiten Grat weiter. Technische Schwierigkeiten bereiten dem Begeher vor allem umgestürzte Bäume, davon gibt es aber derzeit nicht allzuviele, so dass wir schnell vorankamen. Spannend war vor allem eine Stelle, an der man zuerst unter einem Baumstamm hindurchkriechen musste, und dann über den nächsten hinübersteigen - ein mächtiges Trumm, das in perfekter Balance auf dem hier schmalen Grat lag. Trittsicherheit und Balance - jetzt wissen wir, warum die im Gebirge verlangt werden!

Eine Steilstufe im lichteren, grasigen Wald ist schnell überwunden, danach wird der Waldgrat kurz schmaler, und bald steht man, auf einer Lichtung in 1450 Metern Höhe, vor dem Karl-Geisenhof-Haus (ca. 1450m), einen kleinen zusammengezimmerten Unterstand. Hier pausten wir mal kurz, bevor es uns zu kalt wurde, und wir weiterzogen. Nächste Station: Der Brunnberg.

Der Wald lichtet sich nun zusehends, und die Wegspur führt durchs noch recht schüttere Gras hinauf auf den felsigen Gipfel des Brunnbergs (1529 m). Inzwischen ist es so kalt, dass sogar die Enziane zumachen.

Vom Gipfel aus hat man eine nette Sicht auf die Klammspitzen mit Sefelwand und Brunnenkopf davor, hinunter ins Graswangtal, nach Ettal, und zurück Richtung Oberammergau und Kofel. Und auch Unterammergau ist zu sehen!

Ein direkter Abstieg ist nicht möglich, und so verlässt man den Felsgipfel nach rechts. Das Pfaderl führt über eine kurze Grasschneide, und quert daraufhin ausgesetzt eine Felswand. Die nächste baumfreie Erhebung wird dann links umgangen. Bald sind die ersten, östlichen Zähne zu erkennen, die man auf einer weiteren schmalen Grasschneide erreicht. Diese ersten Zähne können oben überklettert oder rechts auf guten Trittspuren umgangen werden. Ein Spreizschritt hilft dabei über eine steile Lücke. Dann steht man wieder im Gras, und steigt nun steil hinab in die Lücke vor einem markanten, bekreuzigten Zahn. Dieser wird entweder links ausgesetzt oder rechts easy umgangen. Der Zahn ist von der Rückseite leicht zu ersteigen (kurz II+).

Weiter geht's in der rechten Flanke, in die man nun des Öfteren ausweicht. Auch vor einer weiteren senkrechten Stufe führt die Spur schräg nach rechts hinauf, wo man ein Stückerl Viehzaun übersteigen muss. Die folgende Passage kann man wieder direkt am Grat gehen, oder rechts in steilem, teils unangenehmem Grasgelände umgehen. Ein weiterer bekreuzigter Turm, in der Nordflanke, macht dabei einen eleganten Eindruck.

In der nächsten Lücke ist dann für den Alltagskraxler nichts mehr zu holen. Der Westgipfel der Zähne wird von hinten erstiegen. Dazu steigt man über mäßig steiles Gras zu dem hier deutlich zu erkennenden Wanderweg hinunter, und folgt diesem nach Westen, bis er kurz die Grathöhe erreicht. Dort verlässt man den Wanderweg, und wendet sich nach links. Ein kleines, meist gut zu erkennendes Pfaderl führt dort am Grat und in der rechten (südlichen) Flanke, recht ausgesetzt, hinauf zum Zahn Westgipfel (1611 m).

Kofelsattel - Zahn Westgipfel: unmarkierte Wegspuren, T4+, optionale Kletterstellen II, 2:30


Erstmal umsehen! Da ist im Osten die Benediktenwand, das Estergebirge, gegenüber Notkarspitze und Kieneckspitz, dahinter der Wetterstein mit Alpspitze, Jubi und Zugspitze, näher der lange Grat zwischen Friederspitz und Kreuzspitzl, Kuchelberggrat und Kreuzspitze, dahinter der Hochvogel, die Leilach, näher Hochplatte, Krähe und Gabelschrofen, und im Westen die Klammspitzen mit Sefelwand und Brunnenkopf davor.

Hier war auch Nyn wieder in unserer Nähe, und wir quatschten ein bissl hin und her. Zwei Einheimische sahen noch vorbei, mieden den Gipfel aber, den wir besetzt hielten. Dann wurde es uns zu kalt, und wir stiegen ab, zurück zu der Stelle, an der der Wanderweg kurz die Grathöhe erreicht. Von hier aus ging's dann zurück nach Oberammergau. Die Kolbensattelalm mieden wir ebenso wie die Wege, die auf halber Höhe den Hang querten. Es ging stracks hinunter zu dem breiten Talweg, auf dem wir nun Richtung Oberammergau wanderten. Nach der schönen Kolbenalm (1040 m) nahmen wir den Grottenweg nach rechts, und gelangten vorbei an der Lourdesgrotte (863 m) zurück zum Parkplatz am Friedhof (840 m).

Zahn Westgipfel - Oberammergau: unmarkierte Wegspur, T3, dann markierte Wanderwege, T2, 1:15h



Fazit:

Lustiger, rustikaler Gratspaziergang in äußerst abwechslungsreichem Gelände. Die Klettereinlagen sind sämtlich optional, da ein gutes, unbezeichnetes Pfaderl den gesamten Grat entlangführt. Alles in allem eine schöne, stille Tour in unmittelbarer Nähe des durchtouristisierten "Familienfreizeitgebiets am Kolben". Wie großartig, die Tour mit netten Leuten gehen zu können - auch wenn der Abstand natürlich stets gewahrt bleiben muss.


....und am nächsten Tag ging's dann weiter zum Kuchelberggrat!

Tourengänger: Nik Brückner, yuki


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