Großer Waxenstein und Riffelspitze


Publiziert von Nik Brückner , 28. August 2013 um 20:11.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:22 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:8,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkmöglichkeit in Hammersbach
Unterkunftmöglichkeiten:Höllentalangerhütte

Heid werd g'wax'lt!

Der Große Waxenstein ist eine schöne, ziemlich nervenaufreibende und einsame Tour direkt am Highway zur Zugspitze. Sitzt man abends in der Höllentalangerhütte am Tisch und gesteht ein, dass man den höchsten Berg Deutschlands mit Missachtung straft, erntet man ungläubige Gesichter, erwähnt man dann den Waxenstein, wissen die wenigsten noch, wovon man spricht.

Gut so! So hat der Waxensteinaspirant den Berg für sich allein - und so bleiben diesem beileibe nicht unschwierigen Berg all jene fern, die er überfordern würde. Schon der Anstieg zum Waxenstein erfordert absolut trittsicheres und schwindelfreies Gehen in äußerst ausgesetztem T6-Gelände, noch dazu auf spärlichen, wenn auch gut markierten Trittspuren. Ein Fehltritt lässt einen hier nicht bis zur nächsten Latsche rutschen, er endet vielmehr bis zu 900 Meter tiefer in der Leberknödelsuppe eines Gastes der Höllentalangerhütte - und der will die Suppe schließlich ungestört genießen.

Diese Tour ist also ausschließlich etwas für erfahrene Steilgrasgeher, die nicht dazu tendieren, leicht auszupsychen. Sie erfordert neben absoluter Sicherheit in bis zu 60 Grad steilem, extrem ausgesetztem Gelände (der Waxensteingipfel ist bei einem Höhenunterschied von 900 Metern gerade mal 800 Meter Luftlinie von der Höllentalangerhütte entfernt) mindestens 5 Stunden volle Konzentration.


Das wollte ich machen! Also ab nach Garmisch, im Auto lief Niacins neues Album "Krush" - das sorgte für gute Laune.


Der Anstieg beginnt an der Höllentalangerhütte. Man quert den Hammersbach unterhalb der Hütte, steigt hinauf zum Kapellchen und von dort nach links über Schutt hinauf zu einem großen roten "W" am Wandfuß. Ich bin so etwa gegen halb acht losgegangen, das reichte vollauf.

Am "W" geht es hinein in die Wand. Man quert hinüber zur Wasserversorgung der Hütte, die man rechts, also außen an der Waxensteinwand, umgeht. Wen hier der Mulm packt, der kehrt besser schleunigst um. Es wird nicht leichter. Nun geht es steil hinauf, immer abwechselnd über mal mehr, mal weniger schrofige Grashänge, durch felsige Rinnen (I), wieder über steile Grashänge, und durch die nächsten Rinnen (nie schwerer als I) empor. Durch dieses Gelände quert man an zwei Laubbäumen vorbei, die schon von der Hütte aus gut  zu sehen sind, nach rechts in die Wand hinauf. In etwas leichterem Gelände geht es einige Meter nach links, bevor es dann wieder weiter nach rechts hinüber in ein kleines Kesselchen geht. Dieses verlässt man über eine weitere steile und felsige Rinne, wonach man sich plötzlich in einer felsigen Szenerie wiederfindet. Man geht nun in etwas weniger ausgesetztem Gelände zielstrebig bergan, auf eine markante Mauer zu (die sich, nebenbei bemerkt, von der gegenüberliegenden Talseite als steile Rippe präsentiert). Vor der Mauer wendet man sich nach links, wo es über Schrofen und Schotter zum oberen Ansatz der Mauer hinaufgeht. Dort muss man nach einer Gedenktafel einige Meter hinaufklettern (I).

Zwei Stunden nach dem Aufbruch an der Höllentalangerhütte erreicht man nun ein winziges Kanzelchen am Schafsteig. Der Schafsteig zieht sich etwa 200 Meter unterhalb des Grates durch den gesamten Waxensteinkamm, von der Mittagscharte bis hinüber zum Wanderweg unterhelb der Riffelscharte. Das Kanzelchen scheint zwar ein wenig klein für eine Pause, dennoch sollte man sie hier einlegen, denn der Steig, dem man nun folgt, ist kaum weniger ausgesetzt als der Anstieg und bietet wenig Möglichkeiten, sich breit zu machen. Man quert nun, einer roten Markierung "GW" folgend, ca. 15 Minuten lang durch die steilen Grashänge nach links, über vier, fünf Rippen, hinüber zu der markanten, felsigen Waxensteinrinne. Ein verwaschenes "W" weist den Weg hinauf zum Großen Waxenstein. Hier am Einstieg in die Rinne könnte man nochmal ein Päuschen einlegen, ansonsten geht es nun durch die Rinne hinauf. Die Beschreibungen sind sich uneins, ob hier Kletterei im ersten oder im zweiten Grad gefragt ist. Ich würde meinen, dass sich die Schwierigkeiten auf den oberen ersten Grad beschränken. Sagen wir einfach I bis II. Voraussetzung ist, dass man immer schön in der Rinne bleibt und nicht versucht, steilere Stufen rechts oder links zu umgehen. So kann man sich immer gut in die Wände rechts und links hineinstemmen und kommt problemlos auch über die eine oder andere glattgeschliffene Stufe. Eine öfters beschriebene Schlüsselstelle im unteren Teil habe ich nicht bemerkt.

Etwa nach halber Strecke kann man die Rinne mal nach links in leichteres Gehgelände verlassen, sollte aber bald wieder hineinqueren, denn nun kommt schon der markante Zacken rechts der Rinne ins Blickfeld, hinter dem man sie verlässt. Es geht in steiles und schotteriges, aber einfaches Gehgelände hinein und über eine Gipfelrampe hinauf zum Kreuz (2277m).

Um 10.30 langte ich am Gipfel an. Ganz alleine war ich nicht. Ein anderer Waxler wartete schon auf mich. Wir schwatzen ein bisschen, ich machte die atemberaubenden Fotos, die man hier, hoch über dem Höllental und dem Eibsee schießen kann.

Der Blick fällt – natürlich – zuerst auf Alpspitze, Hochblassen, Jubiläumsgrat und Zugspitze. Rechts daneben fallen dann viel weiter entfernte Gipfel ins Auge: Freispitze, Vorderseespitze, Feuerspitze, Loreakopf, Namloser Wetterspitze. Es folgt die nahe Gartner Wand, die Steinmandlspitze und der Rote Stein, dabei die Bleisspitze, und dahinter die Elmer Kreuzspitze und dahinter wiederum das Hohe Licht.

Weiter geht's
mit dem Hochvogel in den Allgäuern, dem Daniel davor, dem langen Danielgrat und dem Thaneller. Dahinter zeigen sich Nebelhorn, Lailachspitze, Großer Daumen, Rauhhorn und Geißhorn, Köllenspitze und Gehrenspitze.

Weiter rechts in den Ammergauern zeigen sich der Säuling, die Geierköpfe, der Kreuzspitz und der Grat vom Kreuzspitzl zum Friederspitz.

Im Osten schließlich sind dann Wendelstein und Karwendel zu erkennen, davor erheben sich die Wettersteinwand und die Dreitorspitzen.



Und wieder runter. Die schotterige Rampe ist bergab unangenehmer als bergauf, dafür ist die Rinne im Abstieg einfacher. Schon nach kurzer Zeit steht man schon wieder auf dem Schafsteig.

Dieser ist mit dem Wort "Steig" nur sehr unzureichend beschrieben. Zudem kann ich mir kaum vorstellen, wie Schafe dort über Rippen und kleine Scharten steigen könnten. Tatsächlich handelt es sich hier um mal mehr, mal weniger deutliche Trittspuren, die sich durch die Wände des Waxensteinkammes ziehen. Wie der Weg entstanden ist, weiß ich nicht.

Am Ausstieg der Waxensteinrinne angekommen wendet man sich also auf dem Schafsteig nach rechts, geht aber nicht um die gleich anschließende Rippe herum, sondern steigt auf sie hinauf (I). In der Folge reiht sich nun Hangquerung an Hangquerung, immer im Wechsel mit dem Überklettern von kleinen, felsigen Rippen, die vom Kamm herunterziehen. Schwerer als I wird es aber auch hier nicht.

Wenn man sich der Riffelscharte nähert, senkt sich der Schafsteig spürbar ab. In das Schönangerkar muss man kräftig absteigen. Hier verliert sich der Weg im steilen Gras. Am besten man orientiert sich am drüben wieder besser erkennbaren Wegverlauf und steigt so weit ab, bis man die entsprechende Höhe erreicht hat. Dann quert man das Geröll und wandert nun auf dem Schafsteig hinüber zu dem vergleichsweise breiten Weg, der vom Höllental aus hinauf zur Riffelscharte führt. Etwa eineinhalb Stunden nach dem Gipfel des Waxensteins hat man das Ende des Schafsteigs erreicht.

Während einer kurzen Pause gegen halb eins beschloss ich, die Tour noch um die Südliche Riffelspitze zu erweitern. Es war ja noch früh am Tag. In der Riffelscharte (2163m) verabschiedete ich mich von meinem zeitweiligen Tourenpartner und stieg über den einfachen Weg hinauf zum Gipfel, den ich um 13.45 erreichte (2262m). Leider zog es sich zu diesem Zeitpunkt ein wenig zu, so dass ich keine Bilder vom gesamten Grat schießen konnte.

Der Abstieg von der Scharte ins Höllental ist dann nochmal ausgesetzt, aber gut ausgebaut und klettersteigartig gesichert, und somit einfach. Unter den schotterigen Serpentinen saß dann aber ein Bergwanderer und machte es sich mit seiner Jausen gemütlich! Ich stieg also mit äußerster Vorsicht ab, um ihm keine Steine auf den Kopf zu treten. Eine Warnung davor, dass Gottvertrauen allein im Gebirge nicht immer ausreicht, zog dann durch und ich überließ den Kollegen seinem Schicksal. Gegen 15.30 Uhr kam ich an der Hütte an, eine halbe Stunde später auch der vertrauensselige Wanderer. Die etwa 25 Gämsen hoch über ihm hatten ihn also verschont.


Fazit

Die Tour zum Großen Waxenstein ist ein echtes Highlight im Wetterstein. Wenn ich aber überlege, was die Tischnachbarn vom Vortag an diesem Tag gemacht haben, Leiter, Brett, Geröll, Gletscher, Klettersteig, dann muss ich sagen, dass die Tour zur Zugspitze aufgrund ihrer Vielseitigkeit sicherlich die buntere ist. Im Gegensatz zum Waxenstein kommt man bei der Zugspitze halt besser nicht oben am Gipfel an...

Ein Video, dass den Aufstieg zum Waxenstein und den Schafsteig zeigt, gibt's hier zu sehen.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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Nic hat gesagt: Schöne Tour!
Gesendet am 28. August 2013 um 23:13
Da werden Erinnerungen wach. War erst letztes Jahr oben. Gruß Nico

Nik Brückner hat gesagt: RE:Schöne Tour!
Gesendet am 30. August 2013 um 15:38
Wirklich spannende und einsame Runde im ansonsten ausgetretenen Höllental. Schön zu wissen, dass ab und zu jemand dort oben vorbeischaut.

Gruß,

Nik.

stefanl78 hat gesagt: RE:Schöne Tour!
Gesendet am 6. September 2017 um 19:10
Super Tour, ich bin dort mindestens drei mal im Jahr (meist Zwölferkopf, Gr. Waxenstein, Schönangerspitze, Riffelspitze).
Gruß Stefan

Nik Brückner hat gesagt: RE:Schöne Tour!
Gesendet am 7. September 2017 um 08:43
Hi Stefan!

Ja, ist ne wilde Tour. Im Nachhinein ist's schade, dass ich vom Schafsteig aus nicht noch mehr Gipfel bestiegen habe, das ist bei manchen ja gar nicht schwer. Kann man ja bei gelegenheit mal nachholen.

Gruß,

Nik


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