Überschreitung des Hochwannigs auf luftigen Graten
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Der Hochwannig (oder kurz Wannig, für die, die nur wenig Zeit haben), südöstlicher Ausläufer der Mieminger Kette, entsendet zwei lange Fels- und Grasgrate nach Nordosten, die mit ihren teils senkrechten Wänden ein bis zu 700 Meter tief eingeschnittetes Tal umfangen. Man kann auf diesen Graten das Tal komplett umrunden und dabei den Gipfel überschreiten.
Seit ein paar Jahren will ich das schon machen. 2014 war's, da bin ich an einem Regentag über die alte Salzstraße und die Via Claudia am Fernpass gewandert, da rückte der Wannig zum ersten Mal in mein Blickfeld. Nun ist eine liebe Freundin von mir auf dem Testival in GAP, was läge also näher, als dort hinunterzubrausen, die Runde zu gehen, und mich abends mit ihr und ihren Freunden im Biergarten zu treffen!
Far Corners "Risk" eingelegt. Los ging's in Biberwier an der Marienbergbahn (1012m).
Man liest hier immer so apologetische Sätze, die in die Richtung gehen: Ich hab halt die Bahn genommen, weil's an dem Tag so heiß war. - Geschenkt, Leute, ich hab die Bahn genommen, weil sie da war.
Und so baumelte ich hinauf zur Bergstation auf 1665m, wo meine Tour begann.
Und da ist zunächst einmal einiges zu klären. Ich hatte Nics Tourenbeschreibung dabei, und verstand erst einmal nur Bahnhof. Musste ich hinauf ins Marienbergjoch? Gibt's von dort tatsächlich einen Weg zum Berglesboden?
Zweimal nein. Man folgt an der Bergstation der Beschilderung "Nassereither Alm"/"Alpgrat". Auf dem Fahrweg bergab Richtung Sunnalm, dann am nächsten Abzweig links, wieder Richtung "Nassereither Alm"/"Alpgrat". Wenn der Weg über den Alpgrat rechts talwärts abzweigt (1615m), hält man sich geradeaus und bald bergauf Richtung Nassereither Alm. Der Wanderweg führt in der Folge einen Trichter hinauf zu einer Schulter im Nordostgrat des Wannigs namens Berglesboden (1865m), die als Hochweide genutzt wird.
Bergstation Marienbergbahn - Berglesboden: Markierter Wanderweg, T1 - T2, 45 Minuten
Hier verlässt man den Wanderweg und der weglose Teil der Tour beginnt. Man steigt nun auf spärlichen Trittspuren links eines Latschenfelds hinauf zu einem schon vom Berglesboden auf zu sehenden felsigen Kopf oben am Grat. Das wird nie übermäßig steil, oben ist aber ein wenig Vorsicht geboten, denn der Fels ist brüchig. Es finden sich aber immer wieder gute, breite Bänder, auf denen man gehen kann. Es dauert eine halbe Stunde, schlimmer als T4 wird's nicht.
Oben angekommen, ist der Grat zunächst ein breiter, gemächlicher Grasrücken, nur spärlich bewachsen mit ein paar Latschen, die man ohne weiteres umgehen kann. Weiter oben bleiben die Latschen dann zurück, der Rücken wird schmaler und bald stellen sich dem Wanderer die ersten beiden Felszacken entgegen. Diese umgeht man links, nicht allzu tief unten, denn schon hinter dem zweiten Zacken geht es über einen gut zu begehenden Grashang wieder hinauf zum Grat.
Schon im Aufstieg lässt sich der erste einer Reihe großer roter Punkte ausmachen, halb links auf einem bauchigen Felsen unterhalb des nächsten Gratkopfs. Man quert unterhalb des Punktlfelsens nach links und gelangt dabei in Fels und Schotter. Jetzt geht's richtig los.
Bevor's losgeht: Es gibt übrigens gerade im unteren Teil des Grats noch mehrere Abstiegsmöglichkeiten, sowohl nach rechts wie nach links (kürzer). Nur falls jemand mal eine brauchen sollte.
Nach der Querung befindet man sich in der linken Flanke, wo man zunächst auch bleibt. Nach ein paar leichten Gehmetern folgt man den Punkten erneut nach links, aus einer kurzen Graspassage wieder hinein in den Fels. Hier kann man weiter oben am Grat weitere Punkte erkennen, zunächst kraxelt man aber rechts hinauf zur Grathöhe, bevor es dann knapp unterhalb dieser zu den Punkten weitergeht, die man von unten gesehen hatte.
Dann geht man eine Weile auf der Gratkante und passiert dabei einige bizarre Zacken und Türme. Die Punkte leiten einen sicher durch dieses Gelände. Bald findet man sich wieder links der Kante wieder. Es folgt ein Schrofenabstieg und eine Querung in eine steile Rinne, durch die man die Grathöhe wieder gewinnt.
Nun wechselt die Route das einzige Mal in die rechte Flanke. Man steigt hier im vorübergehend einfacheren Wandergelände über Gras (und daher kurz unmarkiert) mehrere Aufschwünge hinauf. Dann geht es an die Gipfelwand heran.
Spätestens hier gilt es, ein Stangerl ganz oben am Vorgipfel ins Auge zu fassen (das aber schon lange zu sehen gewesen wäre). Knapp links des Stangerls endet der anspruchsvolle Teil des Aufstiegs. Um dorthin zu gelangen, wandert man nun an die Gipfelwand heran, bis zu einem Geröll- und Schutthang, der von dort oben herunterreicht. Den Hang hinauf und unter einem Felsriegel kurz nach links aufwärts zu einem gut sichtbaren roten Pfeil. Diesem kurz nach rechts folgen zu einer Platte, die auf guten Tritten an einem kleinen Riss problemlos überwunden wird. Nun an die wild zerrissene Felswand oberhalb heran, einigen Steinmännern folgend (Punkte gibt's hier keine mehr) in eine wenig ausgeprägte, wilde, kurze Rinne, und durch sie hinauf und hinaus in einfaches Wandergelände.
Rechts steht, nur wenige Meter oberhalb, das Orientierungsstangerl. Nun nicht zu diesem, sondern geradeaus über Wegspuren im Schutt zu einer Wetterstation und von dort aus weiter zum höchsten Punkt des Hochwannigs (2493m), bzw. zum Kreuz, das etwas unterhalb steht.
Berglesboden - Hochwannig: weglos über (mäßig steiles) Gras, dann gut markierte Felskletterei, T5/II und leichter, 2h
Gerade wollte ich den herrlichen Rundblick genießen, natürlich zur Zugspitze mit dem berühmten Jubiläumsgrat, zur Sonnenspitze und zur Hohen Munde, weiter zum Großvenediger, zum Hohen Riffler und zum Olperer, im Süden zu Schrankogel, Wildspitze, Kuchenspitze und Patteriol, zu einem anderen Hohen Riffler, zur Parseierspitze, zur Vorderseespitze, zum Hohen Licht und dem Krottenkopf, zum Nebelhorn und zum Großen Daumen, rüber zur Loreahütte, zur Steinmandlspitze und zum Roten Stein, zum Thaneller, zur Gehrenspitze, zur Gartner Wand, zum Säuling, zum Danielgrat mit dem Daniel, zu Schellschlicht und Friederspitz, da -
"Servus Nik!"
Wos! Wer bist Du denn?
Stellt sich heraus, dass es sich bei den beiden Damen, auf die ich natürlich zielsicher zugesteuert war, um Guatzle und ihre Freundin Susi handelte! Guatzle und ich kannten uns schon aus unseren Hikr-Postfächern, drum war's eine große Freude, sie endlich mal persönlich kennenzulernen. Nicht weniger enchantiert war ich von Susi, und so kamen wir schnell ins Schwatzen - über Hikrs, komische Hikrs, wilde Touren, und natürlich über die Berge! Insbesondere hatte es mein Bericht von meiner Aufstiegsroute den beiden angetan, und am Funkeln in Guatzles Augen wurde bald klar: die beiden würden dort hinuntersteigen, wo ich heraufgekommen war. Ich gab den beiden den Ausdruck der Tourenbeschreibung der kneewoman, den ich im Rucksack hatte, und wir verließen den Gipfel in entgegengesetzten Richtungen.
Für mich ging's nun an die Überschreitung sämtlicher Spitzen an dem zweiten Nordostgrat des Hochwannigs, der dem ersten genau gegenüberliegt und mit diesem parallel verläuft. Um die Nomenklatur will ich nicht streiten, jedem, der nur auf eine Wanderkarte schaut, dürfte meine Route sofort klar werden: Ich stieg ein Stück auf dem Wanderweg ab, bis dieser sich in die stets gut zu begehende rechte Flanke wendet und sich ein begehbarer Grat ausbildet. Auf diesem stieg ich nun, wie es immer so schön heißt, über alles rüber. Das sind im Detail P. 2400 (2400m), Handschuhspitze P. 2397 (2397m), Handschuhspitze P. 2349 (2349m) und Handschuhspitze P. 2319 (2319m) - letztere ist die mit dem Kreuz.
Zu dieser Überschreitung ist nicht viel zu sagen. Es gibt keine ausgeprägten Schlüsselstellen, man kann ohne Weiteres alles auf der Kante gehen - mehr oder weniger. Die Kante ist links meist senkrecht, dort geht's dann bis zu 500 Meter haltlos in die Tiefe. Rechts ist sie ein meist nur mäßig geneigter Schrofenhang, in dem man ggf. gruselige Stellen umgehen kann. Geht man alles in harter Konsequenz auf der Kante, reicht das an einigen schmalen Stellen in den T5-Bereich hinein, auch einige schotterübersäte Abstiege sind nicht ohne. Wer aber ein bisschen Bequemlichkeit im Leib hat, wählt für solche Abstiege lieber den Grasrücken daneben. Tut man dies, gelangt man hin und wieder doch mal auf den Wanderweg. Solange man sich darüber bewegt, muss man das die gesamte Zeit über mit größter Vorsicht tun, der Schotter hier hat eine große Vorliebe für die Schwerkraft, und will schon ins Tal, wenn man ihn nur anschaut. Deshalb gilt es, den Wanderweg immer im Blick zu haben, falls dort unten jemand läuft.
Diese Gratüberschreitung ist schön, vor allem wegen der schwindelerregenden Tiefblicke nach links (und der Aussicht auf Guatzle und Susi, falls sie gerade drüben am andern Grat herumturnen), den meisten dürfte allerdings der abundzue Blick vom Wanderweg aus genügen. Essenziell ist die Gratüberschreitung sicher nicht - nur halt konsequent, weil sie sich an diesem Berg so schön anbietet.
Hochwannig - Handschuhspitze P. 2319, kurz auf dem markierten Wanderweg, dann weglose Gratüberschreitung, T4 1,5h
An der Handschuhspitze P. 2319 hab' ich dann ein letztes Mal gepaust, dann bin ich - nun endgültig auf dem Wanderweg, ins Marienbergjoch abgestiegen. Zieht sich nochmal. Ist aber recht schön, wenn man die Serpentinen einer großen Schutthalde mal hinter sich gelassen hat. Unten geht's zwischen Latschen und Schafen hindurch zum Marienbergjoch (1789m), wo man (eigentlich kurz davor) auf den Fahrweg trifft, der von der Bergstation heraufkommt. Auf diesem wanderte ich nun an der Bergstation (1665m) hinunter zur Sunnalm (1620m), wo ich noch einkehren wollte.
Handschuhspitze P. 2319 - Sunnalm: markierter Wanderweg, T3, und Fahrweg, T1, 45 Minuten
Und ich hatte richtig getimt: Guatzle und Susi kamen genau zum gleichen Zeitpunkt am Abzweig oberhalb der Alm an. Natürlich kehrten wir zusammen ein, ließen uns Radler, Aperols und Supperl schmecken und simpelten über die eben begangenen Grate fach. Wichtigste Erkenntnis: Im Abstieg sind kaum Punkte zu sehen. Dann ging's, nachdem wir eine kurze Regnung unterm Sunnenschirm verpasst hatten, wieder hinauf zur Bergstation (1665m)
Wir gondelten dann hinunter, aber nur bis zur Mittelstation (1158m). Die beiden Mädels hatten ausgecheckt, dass man mit der Liftkarte von hier aus auch die Sommerrodelbahn benutzen kann. Also rauf auf einen Rodel und ab ins Tal! Sommer ist ja. Und so sausten wir drei munter hinunter, immer nur aufs Notwendigste drauf bedacht, dass es uns nicht aushebt...
Unten auf dem Parkplatz haben wir uns dann verabschiedet. Macht's gut Ihr beiden, war ein toller Tag! Habt schöne Touren - und vielleicht gehen wir ja auch mal zur Abwechslung was in der gleichen Richtung. Würde mich freuen!
Fazit:
Ganz wunderbare Tour, die dank Marienbergbahn leicht zu erreichen, schnell zu gehen und daher ohne Weiteres noch an einem An- oder Abreisetag zu machen ist. Wenn man den ersten Grat im Aufstieg geht, wie ich es gemacht habe, gibt es dank der Markierungspunkte auch kaum Orientierungsschwierigkeiten, am zweiten Grat ohnehin nicht.
Es braucht trotzdem einiges an Erfahrung in so einem Gelände, insbesondere was das Klettern im brüchigen Fels angeht. Die Kletterei geht dafür nicht über einen IIer hinaus.
Ausrüstung:
C-Schuhe. Stecken, Helm
Und dann?
Neue Freunde - alte Freunde. Am Abend bin ich noch nach GAP rübergegondelt, und hab mich mit Nicole und ihren Freunden im Biergarten getroffen. Schön war's - satt bin ich aber nicht geworden... Musste noch was nachschieben, wenn die Überschreitung der Hohen Munde am nächsten Tag klappen sollte.
Seit ein paar Jahren will ich das schon machen. 2014 war's, da bin ich an einem Regentag über die alte Salzstraße und die Via Claudia am Fernpass gewandert, da rückte der Wannig zum ersten Mal in mein Blickfeld. Nun ist eine liebe Freundin von mir auf dem Testival in GAP, was läge also näher, als dort hinunterzubrausen, die Runde zu gehen, und mich abends mit ihr und ihren Freunden im Biergarten zu treffen!
Far Corners "Risk" eingelegt. Los ging's in Biberwier an der Marienbergbahn (1012m).
Man liest hier immer so apologetische Sätze, die in die Richtung gehen: Ich hab halt die Bahn genommen, weil's an dem Tag so heiß war. - Geschenkt, Leute, ich hab die Bahn genommen, weil sie da war.
Und so baumelte ich hinauf zur Bergstation auf 1665m, wo meine Tour begann.
Und da ist zunächst einmal einiges zu klären. Ich hatte Nics Tourenbeschreibung dabei, und verstand erst einmal nur Bahnhof. Musste ich hinauf ins Marienbergjoch? Gibt's von dort tatsächlich einen Weg zum Berglesboden?
Zweimal nein. Man folgt an der Bergstation der Beschilderung "Nassereither Alm"/"Alpgrat". Auf dem Fahrweg bergab Richtung Sunnalm, dann am nächsten Abzweig links, wieder Richtung "Nassereither Alm"/"Alpgrat". Wenn der Weg über den Alpgrat rechts talwärts abzweigt (1615m), hält man sich geradeaus und bald bergauf Richtung Nassereither Alm. Der Wanderweg führt in der Folge einen Trichter hinauf zu einer Schulter im Nordostgrat des Wannigs namens Berglesboden (1865m), die als Hochweide genutzt wird.
Bergstation Marienbergbahn - Berglesboden: Markierter Wanderweg, T1 - T2, 45 Minuten
Hier verlässt man den Wanderweg und der weglose Teil der Tour beginnt. Man steigt nun auf spärlichen Trittspuren links eines Latschenfelds hinauf zu einem schon vom Berglesboden auf zu sehenden felsigen Kopf oben am Grat. Das wird nie übermäßig steil, oben ist aber ein wenig Vorsicht geboten, denn der Fels ist brüchig. Es finden sich aber immer wieder gute, breite Bänder, auf denen man gehen kann. Es dauert eine halbe Stunde, schlimmer als T4 wird's nicht.
Oben angekommen, ist der Grat zunächst ein breiter, gemächlicher Grasrücken, nur spärlich bewachsen mit ein paar Latschen, die man ohne weiteres umgehen kann. Weiter oben bleiben die Latschen dann zurück, der Rücken wird schmaler und bald stellen sich dem Wanderer die ersten beiden Felszacken entgegen. Diese umgeht man links, nicht allzu tief unten, denn schon hinter dem zweiten Zacken geht es über einen gut zu begehenden Grashang wieder hinauf zum Grat.
Schon im Aufstieg lässt sich der erste einer Reihe großer roter Punkte ausmachen, halb links auf einem bauchigen Felsen unterhalb des nächsten Gratkopfs. Man quert unterhalb des Punktlfelsens nach links und gelangt dabei in Fels und Schotter. Jetzt geht's richtig los.
Bevor's losgeht: Es gibt übrigens gerade im unteren Teil des Grats noch mehrere Abstiegsmöglichkeiten, sowohl nach rechts wie nach links (kürzer). Nur falls jemand mal eine brauchen sollte.
Nach der Querung befindet man sich in der linken Flanke, wo man zunächst auch bleibt. Nach ein paar leichten Gehmetern folgt man den Punkten erneut nach links, aus einer kurzen Graspassage wieder hinein in den Fels. Hier kann man weiter oben am Grat weitere Punkte erkennen, zunächst kraxelt man aber rechts hinauf zur Grathöhe, bevor es dann knapp unterhalb dieser zu den Punkten weitergeht, die man von unten gesehen hatte.
Dann geht man eine Weile auf der Gratkante und passiert dabei einige bizarre Zacken und Türme. Die Punkte leiten einen sicher durch dieses Gelände. Bald findet man sich wieder links der Kante wieder. Es folgt ein Schrofenabstieg und eine Querung in eine steile Rinne, durch die man die Grathöhe wieder gewinnt.
Nun wechselt die Route das einzige Mal in die rechte Flanke. Man steigt hier im vorübergehend einfacheren Wandergelände über Gras (und daher kurz unmarkiert) mehrere Aufschwünge hinauf. Dann geht es an die Gipfelwand heran.
Spätestens hier gilt es, ein Stangerl ganz oben am Vorgipfel ins Auge zu fassen (das aber schon lange zu sehen gewesen wäre). Knapp links des Stangerls endet der anspruchsvolle Teil des Aufstiegs. Um dorthin zu gelangen, wandert man nun an die Gipfelwand heran, bis zu einem Geröll- und Schutthang, der von dort oben herunterreicht. Den Hang hinauf und unter einem Felsriegel kurz nach links aufwärts zu einem gut sichtbaren roten Pfeil. Diesem kurz nach rechts folgen zu einer Platte, die auf guten Tritten an einem kleinen Riss problemlos überwunden wird. Nun an die wild zerrissene Felswand oberhalb heran, einigen Steinmännern folgend (Punkte gibt's hier keine mehr) in eine wenig ausgeprägte, wilde, kurze Rinne, und durch sie hinauf und hinaus in einfaches Wandergelände.
Rechts steht, nur wenige Meter oberhalb, das Orientierungsstangerl. Nun nicht zu diesem, sondern geradeaus über Wegspuren im Schutt zu einer Wetterstation und von dort aus weiter zum höchsten Punkt des Hochwannigs (2493m), bzw. zum Kreuz, das etwas unterhalb steht.
Berglesboden - Hochwannig: weglos über (mäßig steiles) Gras, dann gut markierte Felskletterei, T5/II und leichter, 2h
Gerade wollte ich den herrlichen Rundblick genießen, natürlich zur Zugspitze mit dem berühmten Jubiläumsgrat, zur Sonnenspitze und zur Hohen Munde, weiter zum Großvenediger, zum Hohen Riffler und zum Olperer, im Süden zu Schrankogel, Wildspitze, Kuchenspitze und Patteriol, zu einem anderen Hohen Riffler, zur Parseierspitze, zur Vorderseespitze, zum Hohen Licht und dem Krottenkopf, zum Nebelhorn und zum Großen Daumen, rüber zur Loreahütte, zur Steinmandlspitze und zum Roten Stein, zum Thaneller, zur Gehrenspitze, zur Gartner Wand, zum Säuling, zum Danielgrat mit dem Daniel, zu Schellschlicht und Friederspitz, da -
"Servus Nik!"
Wos! Wer bist Du denn?
Stellt sich heraus, dass es sich bei den beiden Damen, auf die ich natürlich zielsicher zugesteuert war, um Guatzle und ihre Freundin Susi handelte! Guatzle und ich kannten uns schon aus unseren Hikr-Postfächern, drum war's eine große Freude, sie endlich mal persönlich kennenzulernen. Nicht weniger enchantiert war ich von Susi, und so kamen wir schnell ins Schwatzen - über Hikrs, komische Hikrs, wilde Touren, und natürlich über die Berge! Insbesondere hatte es mein Bericht von meiner Aufstiegsroute den beiden angetan, und am Funkeln in Guatzles Augen wurde bald klar: die beiden würden dort hinuntersteigen, wo ich heraufgekommen war. Ich gab den beiden den Ausdruck der Tourenbeschreibung der kneewoman, den ich im Rucksack hatte, und wir verließen den Gipfel in entgegengesetzten Richtungen.
Für mich ging's nun an die Überschreitung sämtlicher Spitzen an dem zweiten Nordostgrat des Hochwannigs, der dem ersten genau gegenüberliegt und mit diesem parallel verläuft. Um die Nomenklatur will ich nicht streiten, jedem, der nur auf eine Wanderkarte schaut, dürfte meine Route sofort klar werden: Ich stieg ein Stück auf dem Wanderweg ab, bis dieser sich in die stets gut zu begehende rechte Flanke wendet und sich ein begehbarer Grat ausbildet. Auf diesem stieg ich nun, wie es immer so schön heißt, über alles rüber. Das sind im Detail P. 2400 (2400m), Handschuhspitze P. 2397 (2397m), Handschuhspitze P. 2349 (2349m) und Handschuhspitze P. 2319 (2319m) - letztere ist die mit dem Kreuz.
Zu dieser Überschreitung ist nicht viel zu sagen. Es gibt keine ausgeprägten Schlüsselstellen, man kann ohne Weiteres alles auf der Kante gehen - mehr oder weniger. Die Kante ist links meist senkrecht, dort geht's dann bis zu 500 Meter haltlos in die Tiefe. Rechts ist sie ein meist nur mäßig geneigter Schrofenhang, in dem man ggf. gruselige Stellen umgehen kann. Geht man alles in harter Konsequenz auf der Kante, reicht das an einigen schmalen Stellen in den T5-Bereich hinein, auch einige schotterübersäte Abstiege sind nicht ohne. Wer aber ein bisschen Bequemlichkeit im Leib hat, wählt für solche Abstiege lieber den Grasrücken daneben. Tut man dies, gelangt man hin und wieder doch mal auf den Wanderweg. Solange man sich darüber bewegt, muss man das die gesamte Zeit über mit größter Vorsicht tun, der Schotter hier hat eine große Vorliebe für die Schwerkraft, und will schon ins Tal, wenn man ihn nur anschaut. Deshalb gilt es, den Wanderweg immer im Blick zu haben, falls dort unten jemand läuft.
Diese Gratüberschreitung ist schön, vor allem wegen der schwindelerregenden Tiefblicke nach links (und der Aussicht auf Guatzle und Susi, falls sie gerade drüben am andern Grat herumturnen), den meisten dürfte allerdings der abundzue Blick vom Wanderweg aus genügen. Essenziell ist die Gratüberschreitung sicher nicht - nur halt konsequent, weil sie sich an diesem Berg so schön anbietet.
Hochwannig - Handschuhspitze P. 2319, kurz auf dem markierten Wanderweg, dann weglose Gratüberschreitung, T4 1,5h
An der Handschuhspitze P. 2319 hab' ich dann ein letztes Mal gepaust, dann bin ich - nun endgültig auf dem Wanderweg, ins Marienbergjoch abgestiegen. Zieht sich nochmal. Ist aber recht schön, wenn man die Serpentinen einer großen Schutthalde mal hinter sich gelassen hat. Unten geht's zwischen Latschen und Schafen hindurch zum Marienbergjoch (1789m), wo man (eigentlich kurz davor) auf den Fahrweg trifft, der von der Bergstation heraufkommt. Auf diesem wanderte ich nun an der Bergstation (1665m) hinunter zur Sunnalm (1620m), wo ich noch einkehren wollte.
Handschuhspitze P. 2319 - Sunnalm: markierter Wanderweg, T3, und Fahrweg, T1, 45 Minuten
Und ich hatte richtig getimt: Guatzle und Susi kamen genau zum gleichen Zeitpunkt am Abzweig oberhalb der Alm an. Natürlich kehrten wir zusammen ein, ließen uns Radler, Aperols und Supperl schmecken und simpelten über die eben begangenen Grate fach. Wichtigste Erkenntnis: Im Abstieg sind kaum Punkte zu sehen. Dann ging's, nachdem wir eine kurze Regnung unterm Sunnenschirm verpasst hatten, wieder hinauf zur Bergstation (1665m)
Wir gondelten dann hinunter, aber nur bis zur Mittelstation (1158m). Die beiden Mädels hatten ausgecheckt, dass man mit der Liftkarte von hier aus auch die Sommerrodelbahn benutzen kann. Also rauf auf einen Rodel und ab ins Tal! Sommer ist ja. Und so sausten wir drei munter hinunter, immer nur aufs Notwendigste drauf bedacht, dass es uns nicht aushebt...
Unten auf dem Parkplatz haben wir uns dann verabschiedet. Macht's gut Ihr beiden, war ein toller Tag! Habt schöne Touren - und vielleicht gehen wir ja auch mal zur Abwechslung was in der gleichen Richtung. Würde mich freuen!
Fazit:
Ganz wunderbare Tour, die dank Marienbergbahn leicht zu erreichen, schnell zu gehen und daher ohne Weiteres noch an einem An- oder Abreisetag zu machen ist. Wenn man den ersten Grat im Aufstieg geht, wie ich es gemacht habe, gibt es dank der Markierungspunkte auch kaum Orientierungsschwierigkeiten, am zweiten Grat ohnehin nicht.
Es braucht trotzdem einiges an Erfahrung in so einem Gelände, insbesondere was das Klettern im brüchigen Fels angeht. Die Kletterei geht dafür nicht über einen IIer hinaus.
Ausrüstung:
C-Schuhe. Stecken, Helm
Und dann?
Neue Freunde - alte Freunde. Am Abend bin ich noch nach GAP rübergegondelt, und hab mich mit Nicole und ihren Freunden im Biergarten getroffen. Schön war's - satt bin ich aber nicht geworden... Musste noch was nachschieben, wenn die Überschreitung der Hohen Munde am nächsten Tag klappen sollte.
Tourengänger:
Nik Brückner

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