Vom Hexen- zum Wildweibchenstein - Boulderwandern im Odenwald IV
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Unter anderem stieß ich in dem Buch auf die Boulder-Region an der Neunkircher Höhe, in deren Nähe wir bei Tour II schon gekommen waren. Gleich mehrere Sektionen gibt es dort. Die sollte man doch eigentlich ebenfels zu einer schönen Boulderwanderrunde verbinden können?
Neunkirchen gilt als höchstgelegener Ort im Odenwald. Nur die Einwohner der Häuser auf der Tromm sehen das ein bisschen anders. Weil es dort oben einfach keine neun Kirchen geben will, geht der Name auf die neue Kirche in Neunkirchen zurück. Immerhin ist der Ort 1347 als "ze Nuwenkirchen" erstbelegt.
Es ging nun erst einmal südwärts hinauf zur L3399, über sie hinüber und drüben bei der ersten Möglichkeit nach links. Ein hübscher Weg führt am Waldrand entlang nach Osten, kurz über eine Lichtung und drüben in den Wald hinein. Einen von Neunkirchen heraufkommenden Weg überquerten wir, nahmen an einer Gabelung gleich darauf den Weg rechts hinauf, und verließen diesen schnell, um den ersten Granitfelsen zu folgen. Von Fels zu Fels ging es kraxelnd weiter, bis wir eine gut gestufte, aber moosige Rampe (II) hinaufkletterten. Oben querten wir den Wanderweg zu den nächsten Felsen, einer kurzen blockigen Rippe im Wald (I), an deren Ende wir rechts zum Weg hinüberwanderten. Wir folgten ihm kurz bergab, bogen dann aber gleich links auf den Nachbarweg hinüber, der uns an einem Hüttl vorbei hinauf zum Radarturm Neunkircher Höhe (592m) brachte.
Weithin sichtbar: die 1962 erbaute SRE-M-Anlage auf dem Radarturm MSSR (Monopulse Secondary Surveillance Radar) Neunkircher Höhe. Keine Ahnung, was das bedeutet, mir auch egal. Im Prinzip: bundesweit sechs Anlagen gibt's, jede hat einen Erfassungsradius von etwa 145 nautischen Meilen (268,5 km). Weil's im Odenwald so nass ist, vermutlich. Jedenfalls dient die Anlage zur Überwachung des südwestdeutschen Luftraums. Früher mal war sie mit Personal der Deutschen Flugsicherung besetzt. Ende der 1990er Jahre wurde sie auf unbemannten Betrieb umgestellt. Sie übermittelt ihre Daten zur DFS nach Langen und über eine Erdleitung (!) an die Kontrollzentralen in Karlsruhe und Maastricht.
Dann ging's hinunter zur Zufahrtsstraße, die wir querten, um im Hang unterhalb wieder nach Süden zu wandern. Hier passiert man die nächsten Felsen (I, II), oberhalb der Lauterquelle (553 m) erstreckt sich sogar ein Felsenmeer, allerdings recht unattraktiv im dichten Wald.
Wir liefen weiter zum Hexenstein (524 m) und auf dem Hexenweg weiter Richtung Süden bis zu einer engen Kurve. Hier ziehen sich mehrere Felsrippen den Bergrücken herauf. Wir kletterten eine ab, und eine andere hinauf. Das hatte, immerhin, eine IIIer-Stelle zu bieten. Na, optional natürlich.
Wieder am Weg, wanderten wir dann noch hinauf zum Gipfel der Neunkircher Höhe (605 m) - man will sich ja nicht lumpen lassen.
Die Neunkircher Höhe ist (nach dem rund 34 Kilometer entfernten Katzenbuckel) immerhin der zweithöchste Berg des Odenwalds. Sie bildet einen etwa 2 Kilometer langen, bewaldeten Bergrücken.
Auf dem Gipfel wurde 1888 ein 24 m hoher, hölzerner Aussichtsturm erbaut, der 1904 in einer Sturmnacht umgerissen wurde. Nachfolgebau ist der bis heute dort stehende, fünfgeschossige, 34 Meter hohe, zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm I. Kaiserturm genannte...
...Kaiserturm. Im Turm befindet sich "die höchste Wirtschaft des Odenwalds". Zu deren Öffnungszeiten (am Wochenende) kann der Kaiserturm auch bestiegen werden.
Von der Aussichtsplattform fällt der Blick im Norden hinüber zu Taunus, mit Rossert, Kleinem Feldberg, Feldberg und Altkönig. Richtung Osten fällt der Höhenzug dann über Klingenkopf und Roßkopf, Dachskopf und Steinkopf ab.
Und davor im Odenwald: der Krehberg mit seinen Ausläufern Kesselberg, Knörschhügel und Knodener Kopf.
Dahinter erstrecken sich die Berge des Pfälzerwalds am Hori, beginnend im Süden mit der Hohen Derst und dem Hohenberg, dann folgen die markanten Berge am Eingang des Queichtals und um Annweiler, Dann folgen der Ludwigsturm, Kalmit und Hohe Loog, der Weinbiet, der Peterskopf bei Bad Dürkheim, und ziemlich genau im Westen der Donnersberg. Es schließen sich die Hügel des Rheinhessens (mit dem prominenten Rotenfels), des Soonwalds und die Höhen des Hunsrücks an.
Wieder davor, weil im Odenwald und sehr viel näher, zeigen sich der Melibokus und der Felsberg, im Nordwesten der lange Langenberg.
Wir wanderten in südlicher Richtung vom Gipfel hinunter, bogen am ersten Querweg links ab und passierten ein Schild. Etwa 100 Meter weiter zweigt ein unscheinbarer, unmarkierter Weg rechts ab, den wir nahmen. Er führt ca. 60, 80 Höhenmeter hinunter zu einem breiten Weg in der Nähe der großen Eleonorenklinik.
Der Weg endet an diesem breiten Querweg, der hinter und über der Klinik im Wald verläuft. Auf ihm wanderten wir nun weiter, bis wir hinter der Klinik waren. Dort bogen wir links hinauf zu den Gebäuden der lokalen Wasserversorgung. Östlich davon warteten die nächsten Felsen auf uns. Wir turnten ein bisschen herum, kletterten erneut eine Rippe hinunter und eine hinauf (II), und wanderten schließlich hinauf zum breiten Weinweg, einem Waldweg, der beim Parkplatz Weinweg (528 m) die L 3399 quert.
Wir folgten dem Weinweg Richtung Nordosten, bis zur großen Lichtung an der Germannshöhe (517 m), die ich von einer anderen Tour bereits kannte. Hier bogen wir vom Weinweg auf einem breiten Weg links hinunter, gleich wieder rechts, und wanderten nun in nördlicher Richtung weiter bergab, bis wir rechts vor uns die nächsten Felsen sahen. Die wir allerdings kaum bekraxeln konnten, waren sie doch über und über mit Brombeerranken bewachsen.
Wieder zurück auf der Lichtung, überquerten wir diese in östlicher Richtung und folgten dem markierten Wanderweg, der drüben im Wald bergab führt. An einer markanten Kreuzung ging's nach rechts (Süden), zu einer weiteren kleinen Felsrippe, die ohne große Probleme überklettert werden kann (I). Weglos im Wald ging's dann hinunter zum breiten Waldweg, der von der Freiheit heraufkommt. Auf diesem wanderten wir hinauf zum Wildweibchenstein (421 m).
Der Wildweibchenstein ist eine weitere Felsformation aus Granitblöcken, die sich im Wald den steilen Hang hinunterzieht. Ihr Name leitet sich von einer Sage ab, die sich um diese Steine rankt.
Die Sage erzählt von zwei Frauen, die in einer Öffnung zwischen den Felsen als "wilde Weibchen“ hausten. Sie saßen oft vor oder auf den Steinen, kämmten sich ihr langes Haar und waren in den Dörfern in der Umgebung dafür bekannt, dass sie den Menschen in vielerlei Weise halfen. So zeigten sie ihnen Heilpflanzen, brachten geraubte Wäschestücke zurück, nahmen bösen Rabenmüttern die vernachlässigten Kinder weg und machten sogar den Bräuten zu ihren Hochzeiten Geschenke.
Wenn es im Herbst dunkel und kalt wurde, wurden sie regelmäßig von den Reitern des Wilden Heeres in Angst und Schrecken versetzt. Da kam eines Tages der Pfarrherr von Neunkirchen, Rudolf von Rodenstein, und schlug eigenhändig ein Kreuz in den größten der Felsen, um die wilden Weibchen durch dieses Zeichen vor den Heimsuchungen des Geisterheeres zu schützen. Die beiden Frauen boten ihm zum Dank ein Kraut an, welches ewige Jugend verleihe, was der Pfarrer aber aus Gottesfurcht ablehnte. Daraufhin beschenkten sie ihn mit Gold und Silber, das er an die Armen seiner Gemeinde verschenkte.
Interessant dabei: Drüben bei Lützelbach, gar nicht weit weg, gibt es das Wildfrauhaus, von dem eine ganz ähnliche Sage erzählt.
Die wilden Weibchen sind heute Namensgeberinnen für einen Literaturpreis, der jährlich von der Gemeinde Reichelsheim im Rahmen der Märchen- und Sagentage verliehen wird. Er würdigt Persönlichkeiten, die sich in besondere Weise mit dem Thema Märchen und Sagen beschäftigt haben. Darunter sind bekannte Namen wie Otfried Preußler, Cornelia Funke, Paul Maar, Christine Nöstlinger und Heinz Rölleke.
Die längste Felspassage unserer Tour! Wir kletterten die Felsen hinunter und darunter den ganzen Felshang ab (III und leichter, je nach Routenwahl), bis wir unten den nächsten breiten Waldweg erreichten. Dieser brachte uns in nordöstlicher Richtung zunächst zum Fallenden Bach (360 m).
Wie der Name schon sagt: ein Wasserfall. Hier fällt einer der Quellbäche des Eberbaches über fünf, sechs Meter hohe Granitfelsen. Klein, aber ein Od. Kein Wunder, schließlich sind wir im Odenwald.
Nicht weit dahinter stehen die beeindruckenden Reste der Burg Rodenstein (322 m).
Eine Hangburg. Nicht gerade günstig. Wie der Name andeutet, wurde hier Wald gerodet, und die Burg in das kleine Tal vorgeschoben. Typisch für solche Rodungsburgen ist der Hof unterhalb der Burg (das heutige Restaurant Hofgut Rodenstein), dem die wenigen Felder und Wiesen im Tal als Nutzfläche zur Verfügung standen.
Zurück zu der Burganlage. Sie gehörte den Herren von Crumbach und Rodenstein, deren Stammsitz sich im nahegelegenen Fränkisch-Crumbach befand. Sie wurde um 1240 als Trutzburg gegen das ca. vier Kilometer entfernte Schloss Reichenberg errichtet (das man bei der Anfahrt auch passiert).
1346 verkaufte Erkenger von Rodenstein die Hälfte seines Anteils am Haus Rodenstein an Graf Wilhelm II. von Katzenelnbogen. 1433 erwarb Philipp I. von Katzenelnbogen weitere Anteile. 1436 belehnte dann Graf Johann IV. von Katzenelnbogen den Edlen Hans mit der Hälfte der Burg. Mit dem Aussterben der Katzenelnbogener im Jahr 1479 fielen deren Besitzungen schließlich an die hessischen Landgrafen.
Trotz ihrer ungünstigen Lage wurde die Burg nicht durch kriegerische Ereignisse zerstört. Eine Skizze aus dem Jahr 1634 zeigt sie noch in intaktem Zustand. Damals wurde sie von Adam von Rodenstein und seiner Familie bewohnt. Doch die starben 1635 an der Pest, und danach war die Burg nicht mehr bewohnt. Schließlich begann man damit, die Steine der Burg als Baumaterial zu verwenden. Granit aus der Gegend, als Baumaterial durchwaus wertvoll.
Zehn Jahre später hatte sich dadurch ein Rechtsstreit entwickelt, in dessen Verlauf sich der letzte Rodensteiner, Georg Friedrich, sogar an Kaiser Leopold wandte. Anschließende Versuche zur Wiederherstellung der Burg blieben allerdings erfolglos, und nach dem Aussterben der Rodensteiner 1671 wurde sie endgültig zum Steinbruch. So entstand etwa der Adelshof der Freiherren von Pretlack (das heutige Rathaus) in Fränkisch-Crumbach aus Steinen der Burg Rodenstein.
Bei der Burg Rodenstein handelt es sich also um eine typische Hangburg. Eine Ecke und drei Türme der Ringmauer wurden gegen den Berghang gerichtet. Innerhalb dieser Ringmauer befindet sich die Kernanlage, ein rechteckiger Bau. In dessen Nordecke befand sich einst der erste Palas. Ein zweiter wurde im 14. Jahrhundert hinzugefügt, so dass die Kernburg am Ende ziemlich dicht bebaut war. Einen Bergfried gab es nicht.
An der Außenseite des westlichsten Turms, "Mühlturm" genannt, ist ein zugemauertes Tor zu erkennen. Hier befand sich offenbar der ursprüngliche Zugang. Später wurde dieser von der Bergseite zur Talseite versetzt, wo sich heute die Toranlage befindet. Weitere Teile der Ringmauer und ein Zwinger im Süden der Anlage wurden im 16. Jahrhundert ergänzt.
Nach den Abbrucharbeiten, die bis ins 19. Jahrhundert andauerten, wurde die Ruine im 20. Jahrhundert gesichert und in ihren jetzigen Zustand versetzt.
In der und um die Burg herum stehen kleine Tafeln mit OR-Codes darauf. Sie gehören zum "Pfad der Sagen".
Der "Pfad der Sagen" führt zu mehreren Stationen an den Wanderwegen zwischen der Laudenauer "Freiheit" und dem Ortskern von Fränkisch-Crumbach. Dort stehen bebilderte Tafeln, an denen Rodenstein-Sagen und damit verbundene Themen per QR-Code abgerufen werden können. Der QR-Code ist mit einem Audio-Guide verbunden, von dem der Wanderer die Informationen mit dem Handy anhören kann.
Auch mit der Burg Rodenstein, ihren Bewohnern und der benachbarten Burg Schnellerts sind Sagen verknüpft. Es sind annähernd dreißig Sagen, die sich um die Burg und die Rodensteiner Ritter ranken, oder um einen Schatz in der Burgruine. Am bekanntesten dürfte die Sage vom Rodensteiner sein:
Der kampflustige Rodensteiner Ritter zog einst zu einem Turnier nach Heidelberg. Dort traf er die schöne Maria, in die er sich sofort verliebte. Auch sie war dem Rodensteiner zugeneigt, und so heirateten die beiden, und zogen auf seine Burg.
Lange Jahre lebten die beiden glücklich und in Frieden auf Burg Rodenstein. Eines Tages jedoch geriet der Rodensteiner mit einem Nachbarn in Streit. Und er glaubte, diesen nun in einem Krieg ausfechten zu müssen. Seine Frau jedoch, die zu der Zeit schwanger war, flehte ihn an, nicht in die Schlacht zu ziehen, denn sie fürchtete um sein Leben. Als sie ihn festhielt, um ihn am Gehen zu hindern, stieß er sie jedoch hart von sich. Dabei fiel sie unglücklich, schlug sich den Kopf an einem harten Stein und starb, zusammen mit ihrem ungeborenen Kind.
In der folgenden Nacht erschien sie ihrem Mann als weiße Frau im Traum und verfluchte ihn: Von nun an war er dazu verdammt, aus seinem Grab zu steigen, mit dem Wilden Heer durch die Gegend zu ziehen und die Menschen vor Kriegsausbrüchen zu warnen - aber auch um den Frieden anzukündigen.
Diese Rolle oblag in früheren Versionen der Sage dem "Schnellerts-Geist", der in einer Ruine auf dem einige Kilometer entfernten Schnellertsberg hauste. Dieser zog zu Beginn von Kriegen mit seinem Wilden Heer durchs Kainsbachtal nach Brensbach und über Fränkisch-Crumbach zur Burg Rodenstein. Bei Kriegsende ritt er mit seinem Wilden Heer dieselbe Strecke zurück. Erst später, nach dem Aussterben der Rodensteiner Familie und dem Zerfall ihrer Burg, wurde der Rodensteiner mit der Geistererscheinung in Verbindung gebracht und verschmolz schließlich mit dem Schnellerts-Geist.
Das Wilde Heer wurde angeblich 1914 zum letzten Mal gehört, manche berichten aber noch bis heute von Männergeschrei, Hufgeklapper, Büchsenknallen, Kettenrasseln und Hundegebell, die in dunklen, nebligen Nächten zu hören sein sollen....
Man kann diese Sage seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nachweisen. Sie ist verwandt mit den Gespenstererzählungen von der Wilden Jagd, die es auch in vielen anderen Gegenden gibt. Interessant an der Odenwälder Variante ist, dass, als im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts immer mehr Leute behaupteten, das Geisterheer beobachtet zu haben, der Graf von Erbach die Aussagen dieser angeblichen Zeugen protokollieren ließ ("Reichenberger Protokolle", 1742–1748). Als diese bekannt wurden, steigerte dies den Bekanntheitsgrad der Sage in ganz Deutschland, und Dichter wie August Friedrich Ernst Langbein, Joseph Victor von Scheffel und Werner Bergengruen verfassten ihre Varianten der Sage in literarischen Werken.
Wir suchten uns durchs Wegegewirr oberhalb der Burg. Unsere Route entpuppte sich bald als Mountainbikestrecke. Na, was soll's, es waren keine Mountainbiker unterwegs, denen wir in die Quere hätten kommen können. Wir folgten den Steilkurven der Strecke in westlicher Richtung bergauf. Querwege ignorierten wir, bis es auf etwa 425 Metern Höhe hincht mehr anders ging: Eine Felsgruppe lockte uns - enttäuschte aber gleich darauf, denn groß ist sie nicht (I). Hier endet die Mountainbikestrecke, der Querweg führt zunächst nach rechts, dann scharf links zu breiten Wegen. Auf ihnen kurz rechts und wieder links, das ist wieder der Weinweg.
Nur ein paar Schritte weiter in südlicher Richtung verließen wir ihn erneut, diesmal in westlicher Richtung. Ein unmarkierter Weg führt hinaus in Ginstergelände. Bei der ersten Kreuzung links, und wir waren auf der altbekannten Route unterwegs, die uns zur Hexeneiche (470 m) brachte, die wir kürzlich schon einmal besucht hatten. Damals von unten, kletternd, diesmal von oben, wandernd.
Eine herrliche Stelle im Wald, wo ein paar Eichen auf einer Felskanzel stehen. Wenn auch ohne Aussicht. Im Mittelalter haben angeblich Hexen hier heroben an der großen Eiche ihr Unwesen getrieben, aber erstens ist die Eiche viel jünger, zweitens stammt der Hexenwahn nicht aus dem Mittelalter und drittens, nun ja, gibt es keine Hexen. Aber eine hübsche Geschichte ist es doch.
...plus,

Vom Weg aus hat man dabei einen herrlichen Blick nach Nordosten, Richtung Groß-Umstadt. Unterwegs überquert man das Wasser, das weiter oben im Ort aus einer heiligen Quelle fließt. Karl Bader (in dem Band "Hessische Sagen", Darmstadt 1912, nach "Sagen und Geschichten aus dem Odenwald" zusammengetragen von Walter Albach unter Mitarbeit von Albert Allgöwer) erzählt die Geschichte so:
"Ums Jahr 284 nach der Geburt Jesu Christi, als Diokletian römischer Kaiser war und die hiesige Gegend noch zum römischen Reiche gehörte, damals soll, so erzählt man, ein Einsiedler in hiesige Gegend gekommen sein und hier ein Ruheplätzchen gefunden haben.
Da, wo jetzt schmuck und frisch das Pfarrhaus steht, erbaute sich der Eremit eine Waldhütte, eine Klause. Daneben sprudelte eine klare Quelle aus dem Felsgestein und bot kräftigen Trunk für den einsamen Waldbewohner, der sich aus Wurzeln und Kräutern eine naturkräftige Nahrung bereitete.
Seine sonderbare Lebensweise, die bald in der näheren und weiteren Umgebung bekannt wurde, noch mehr aber die wunderbaren Heilungen, welche der Einsiedler durch dieses Quellwasser an Kranken und Leidenden verrichtete, zogen die Menschen heran und veranlaßten neue Ansiedler, sich hier niederzulassen.
Die Quelle wurde drei Meter tief mit Quadersteinen ausgelegt und wegen des Volkszulaufes mit einer Mauer und einem Gitter umgeben, damit keine Entweihung durch Frevler und Verunreinigungen durch Regenwasser stattfinden konnten. Bald erhob sich über dieser Quelle eine Kapelle, worin alsdann das Wort vom Kreuze gepredigt wurde.
Der Zudrang der Gläubigen wurde aber noch größer, als zwei arabische Ärzte, Cosmas und Damian, hierherkamen und noch merkwürdigere Heilungen mit dem Wasser vornahmen. Aus der Kapelle wurde dann durch einen Anbau eine stattliche Kirche, welche den beiden genannten Ärzten gewidmet wurde. Diese Schutzheiligen erlitten um das Jahr 288 den Märtyrertod."
An der Kirche beendeten wir schließlich diese vierte und letzte Boulderwanderung im Odenwald.
Die Boulderwandertouren im Überblick:
- Proos Noja! Guz Nois! - Boulderwandern im Odenwald I
- Zum Spitzen Stein! - Boulderwandern im Odenwald II
- Zwischen Heuneburg und Wildfrauhaus - Boulderwandern im Odenwald III
- Vom Hexenstein zum Wildweibchenstein - Boulderwandern im Odenwald IV
Eine kleine Bemerkung noch dazu: Es mag auf den Fotos so wirken, als sei der Odenwald bzw. diese Region des Odenwalds ein Boulder-Eldorado. Das ist nicht wirklich so. Mit klassischen Boulderregionen (Fontainebleau u. ä.) ist das nicht zu vergleichen.

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