Herbst und lost (and found) places am Weinbiet


Publiziert von Nik Brückner , 16. Oktober 2023 um 19:02. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:15 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:16 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Straße Im Meisental zum Wanderparkplatz Meisental

Veronika, der Herbst ist da! Die Kelter harrt des Weiheines. Oder besser: Haardt, wie man es hier buchstabiert, aber dazu gleich mehr. Also: Herbst, Temperatursturz (von 27° auf 12° in zwei Tagen!), schöne Farben, schöne Tourenidee, raus, raus, raus!


Und so fuhren die Waldelfe und ich nach Neustadt an der Weinstraße, im Player "Final Pitch" von Arch Echo. Auf der Straße Im Meisental geht's hinauf zum Wanderparkplatz Meisental (246 m).


Uuuuund losgez! Zuerst einmal die Straße Im Meisental grad wieder runter, bis die Eckstraße abrechtst. Dieser hinterher, und gleich wieder rechts, in den Haardter Treppenweg. Und ebendie, Treppen nämlich, geht es gleich rechts hinaufig, zu den Dr.-Welsch-Terrassen (201 m).

Erstes Highlight! Der etwa 12.000 Qümm große, mediterran gestaltete Park ist nach Theodor Welsch (1842–1909) benannt, einem protestantischen Pfarrer der Gemeinde Haardt, der ihn sich einst als privaten Garten angelegt hat. Welsch vermachte die Anlage später der Stadt Neustadt, um sicherzustellen, dass sie dauerhaft erhalten bleibe. In der Folgezeit wurde das Areal zu einem öffentlichen Park umgestaltet. 1931 kam ein Kriegerdenkmal hinzu, das an die Gefallenen des ersten Weltkriegs erinnert. Heute gibt es im Park außerdem einen Goldfischteich, einen Kakteengarten und einen Trinkwasser­brunnen. All das steht unter Denkmalschutz.

Unmittelbar westlich und südwestlich ziehen sich Weinberge am Haardtrand hoch, dahinter steigt die Haardt auf, das östliche Randgebirge des Pfälzerwalds. Dort geht's jetzt hin. Dazu in südwestlicher Richtung aus dem Park hinaus und nochmal kürzlich auf den Haardter Treppenweg. Rechts oben ist schon ein kleiner Tempietto zu erkennen, zu dem bald ein Weinbergweg hinaufrechtst. Es ist der Deidesheimer-Tempel (221 m).

Der Tempel heißt Deidesheimer-Tempel (und nicht Deidesheimer Tempel), weil er nach Friedrich Deidesheimer (1804 - 1876) benannt ist (und nicht nach dem Ort Deidesheim). Deidesheimer war ein Kaufmann und Weingutbesitzer aus - nope, falsch gedacht, aus - Neustadt. Während einer seiner Geschäftsreisen kam er nach München und besuchte dort den Englischen Garten. Dabei gefiel ihm der Rundtempel "Monopteros" so gut, dass er beschloss, zuhause in seinem Weinberg einen ähnlichen Tempel zu errichten. Das geschah dann 1853/54.

Die Verbindung nach Bayern hört damit aber nicht auf. Man erzählt sich hier, dass Deidesheimer während seiner Amtszeit als Bürgermeister, Maximilian II. und Ludwig I. von Bayern in seinem Tempel empfangen hat.


Hinter dem Tempelchen führt ein Weinbergweg nach Norden. Kurz in diese Richtung, dann bei der ersten Möglichkeit nach links. Ein umzäuntes Gelände am Waldrand wird links umgangen, dann führt ein unmarkierter Pfad unmittelbar am Zaun entlang in den Wald hinein.

Im Wald dann gleich links, hinauf zu einem breiten Weg. Man erreicht ihn an einer Stelle, an der ein zweiter Weg abzweigt. Auf dem oberen der beiden Wege geht es nun nach links, hinauf zur Scheffelwarte (264 m).

Hier steht ein pseudogotisches Denkmal, das zu Ehren des Dichters und Schriftstellers Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) errichtet und am 17. Mai 1928 eingeweiht wurde. Scheffel! Dem sind wir doch neulich schon begegnet, auf dem Staffelberg, als Dichter des Frankenlieds. Viele deutsche Regionalhymnen gehen auf ihn zurück. Ausgerechnet das Pfälzer Lied allerdings nicht, sein Text stammt von Eduard Jost.

Die Scheffelwarte zeigt das Antlitz des Dichters sowie zwei weitere Bildnisse: links Franz Huber (1852-1927), Architekt des unweit gelegenen Haardter Schlössels, und rechts Eduard Witter (1824-1912), ein Neustädter Buchhändler und Inhaber einer Weinkellerei.

Dabei stehen die Worte: "und nähert sich solch einem Schoppen mein Herz, dann überwallt´s/ S´ist halt ein verflucht feiner Tropfen, ich segne die Hügel der Pfalz" - die Zeilen stammen aus Scheffels Gedicht "Der Fünfundsechziger".


Hier im Hang muss man nun ein wenig 8 geben. Es gibt viele Wege und Weglein. Man bleibt in der Folge am besten einfach weiter auf dem Weg, auf dem man zur Scheffelwarte heraufgekommen war, und folgt diesem weiter nach Südwesten. Bald entdeckt man rechts oberhalb die erste Ruine des Tages: Es sind die Reste der St.-Josephs-Kapelle (297 m).

Auf einer künstlich angelegten, fast 25 Meter langen und zehn Meter breiten Hangterrasse wurde die Kapelle in den 30er-Jahren des 18. Jahrhunderts erbaut. Bauherr war der Pater Joseph Scherer von Hohencreutzberg, ein früh erblindeter Sohn einer einflussreichen und wohlhabenden Neustädter Familie. Die Weihe erfolgte 1736.

Zum Jahreswechsel 1793/94 wurde das Gebäude im Zuge des Kirchensturms von französischen Revolutionstruppen zerstört. Die Trümmer wurden später zur Weiterverwendung als Baumaterial abtransportiert. Mit dem Beginn des Tourismus gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Josephskapelle dann aber zu einem beliebten romantischen Ausflugsziel. Später geriet sie wieder in Vergessenheit. 2008 wurde die Kapelle schließlich in die Denkmaltopographie des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen.

Es handelte sich um einen Saalbau mit kurzem, nahezu quadratischem Schiff und zwei Jochen, Kreuzgrat- oder Kreuzrippengewölben sowie zwei Fenstern pro Joch in der ungewöhnlichen Form gleichseitiger Dreiecke. Von all dem sind heute allerdings nur noch die stark überwucherten Grundmauern zu erkennen.


Der Weiterweg führt nun hinter der Kapelle gnadenlos den Berg hinauf, Rechts- und Linksabzweige werden ignoriert. Bald gelangt man zum Bergstein (394 m).

Die Felsgruppe "Bergstein" liegt auf etwa 394 Metern Höhe auf einem Ausläufer des Weinbiet-Massivs. Hoch über dem Tal des Speyerbachs bietet er eine schöne Aussicht auf Neustadt. Der Bergstein ist als Naturdenkmal ausgewiesen. Und auch für mich persönlich hat er große Bedeutung: es war hier, wo ich Judith7 zum ersten Mal von meiner Idee berichtete, die Alpen von Wien nach Monaco zu durchqueren. 

Um den Bergstein herum sollte man auf flache Felsen achten. Dort ist so einiges eingemeißelt. Einfache Namen und Daten von Besuchern, aber auch Steinmetzwerkzeug, Wappen und sogar eine Engelsfigur.


Die Wege führen von hier aus nun nach Nordwesten. Wer sich an Abzweigen immer links hält, gelangt bald in die Südflanke des Weinbiets, wo sich der Weg nun zu den Hohfelsen hinunterneigt, einer Felsrippe, über die man bald zur Ruine der Wolfsburg (271 m) hinuntersteigt.

Die Burgruine liegt auf einem Felsvorsprung etwa 130 Meter über dem Tal des Speyerbachs. Die Wolfsburg wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Pfalzgraf Ludwig dem Kelheimer zum Schutz der Straßenverbindung nach Kaiserslautern erbaut. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1255 als "Castrum Volfperg". Die Burg diente damals Albrecht von Lichtenstein als Wohnsitz, der sie von Kurfürst Ludwig dem Strengen zum Lehen erhalten hatte.

Bis 1423 diente die Burg den Statthaltern der pfälzischen Kurfürsten als Wohnsitz. Zusammen mit den nahegelegenen Burgen Frankenstein und Hardenburg leistete sie einen wertvollen Beitrag zur Verteidigung der pfalzgräflichen Gebiete. Da die kurfürstlichen Beamten der Residenzpflicht auf der Wolfsburg unterlagen, erhielten sie als Gegenleistung für das Bewahren der Festung Geldzahlungen, dazu Wein, Korn (also Korn, nicht Korn), das Jagdrecht im kurfürstlichen Wald und die Erlaubnis, bei Bedarf im Wald Bauholz zum Unterhalt der Burg zu schlagen.

Während des Bauernkriegs 1525 wurde die Burg innerhalb kurzer Zeit zweimal erobert und geplündert. Danach wurde sie wieder aufgebaut. Den Dreißigjährigen Krieg überstand sie jedoch nicht.


Die Anlage ist etwa 140 Meter lang und 30 Meter breit. Das Gelände fällt nach drei Seiten steil ab. Gegen den Berghang wurde die Burg durch einen in den Fels gehauenen Halsgraben getrennt und mit einer dahinter errichteten Schildmauer geschützt. Die Felsplattform hinter dieser Mauer war einst mit Buckelquadern ummantelt und trug einen viereckigen Bergfried, der heute völlig verschwunden ist. Der Schildmauer vorgelagert war eine Zwingermauer, die die gesamte Hauptburg und die tiefer gelegene Vorburg umfing. Den Zugang zum Zwinger gewährte ein nordöstlich gelegener Torbau. Auch dieser ist heute nicht mehr vorhanden.

Im Bereich der Kernburg dominiert heute neben der Schildmauer die Ruine des quer zur Längsrichtung errichteten Palas, mit den Aufenthaltsräumen für Gäste niederen Standes und das Wachpersonal.

Oh, und eine Burgschänke gibt's. Sie ist geöffnet, wenn auf der Burg die Fahne weht.


Und nach der Besichtigung der Burg geht's nun gerade wieder zurück zu den Hohfelsen, nun auf deren anderer Seite hinauf. Dort, wo sich der Weg wieder in die Flanke des Weinbiets wendet, bleiben wir auf dem Bergsporn und steigen auf einem kaum erkennbaren, aber gut begehbaren Pfad weiter hinauf, stets der Bergkante folgend. Dabei werden zwei breite Waldwege überquert, bis von rechts ein deutlicher Pfad herüberkommt. Auf diesem kurz nach links zu einer Gabelung, und hier nach rechts weiter, in Fortsetzung der groben Richtung (nordöstlich). Man gelangt an eine Wegspinne auf der Höhe, wo links der Weinbiet ausgeschildert ist ("1,2 Kilometer"). Weil wir breite Wege aber meiden wollen, wandern wir hier zunächst noch geradeaus weiter, bis zur nächsten Wegkreuzung, und nehmen erst da den schmalen Pfad, der links hinauf zum Gipfel des Weinbiets (553 m) führt.

Höchster Punkt unserer Tour! Aber es geht noch höher: Auf dem Gipfel steht nämlich der Weinbietturm. Der 22 Meter hohe Aussichtsturm aus rotem Sandstein wurde zwischen 1870 und 1874 errichtet, und bietet ein tolles Panorama:

Der Blick fällt zuerst auf die gegenüberliegenden Gipfel des Odenwalds: Langenberg, Melibokus, Felsberg, die ziemlich genau den Nordosten markieren. Dann folgen der Knodener Kopf, die Neunkircher Höhe und das Buch. Die Tromm ist zu sehen, der Hardberg, der Katzenbuckel und davor der Weiße Stein, der Heiligenberg und der Königstuhl bei Heidelberg.

Dann wird die Landschaft flach, bis sich die Höhen des Nordschwarzwalds erheben: Hohloh, Mehliskopf, Hornisgrinde, davor Merkur und Battert.

Viel näher: die Kuppen des Pfälzerwalds: die Hohe Loog und die Kalmit, Herrrmannskopf, Stoppelkopf, der Drachenfels im Nordwesten, und schließlich 
Donnersberg, Peterskopf und Eckkopf.

Im April 1952 wurde im Turm eine Station des Deutschen Wetterdienstes eingerichtet, die seit 2004 vollautomatisch betrieben wird. Seit 1964 wurde der Turm auch als Sendeturm genutzt, allerdings ist die Leistungsfähigkeit wegen der geringen Höhe eingeschränkt.

Direkt neben dem Aussichtsturm steht das Weinbiethaus (552 m).

Die Ortsgruppe Gimmeldingen des Pfälzerwald-Vereins errichtete 1910 eine erste hölzerne Hütte als Waldschänke. Ab 1926 entstand an ihrer Stelle ein Steingebäude. 1960 und 1966 wurde das Haus um eine neue Küche, Toilettenanlagen und einen zusätzlichen Gastraum erweitert.

2014/15 wurde das Gebäude erneut renoviert und erweitert. Seither stehen 270 Sitzplätze zur Verfügung, zu denen noch mehr als 150 unter den Bäumen im Außenbereich hinzukommen. Und an schönen Wochenendtagen sind die auch alle besetzt...


Man könnte hier gemütlich abpausen, wir sind aber keine Fans der Pfälzerwaldhütten, und ziehen gleich weiter. Der Weg führt nordwärts, parallel zur Zufahrtsstraße, und erreicht diese nach ihrer scharfen Rechtskurve. Nun auf der Straße kurz hinauf zu ebendieser Rechtskurve, die am Weinbietkreisel (487 m) in nördlicher Richtung verlassen wird. An der nächsten Gabelung kann man frei entscheiden, ob man ein Küppel rechts oder links umgehen möchte, beide Wege führen auf der anderen Seite wieder zusammen. Es geht kurz nach Westen, zu einer nächsten Gabelung. Hier nun auf jeden Fall nach rechts.

Weiter vorn wird ein breiter Weg überquert, dann macht der Pfad eine Serpentine nach rechts und führt hinunter zur Wendeplatte eines weiteren breiten Wegs. Von hier an führt er nun als schöner, schmaler Pfad durch die Nordosthänge des Weinbiets.

Nun folgt eine rätselhafte Stelle: Der Pfad endet mit einem kurzen Abstieg zu einem breiten Waldweg. In unserer Karte war hier aber eine Fortsetzung des Pfads eingetragen, hinauf zu dem nächsthöher verlaufenden Waldweg. Diese Fortsetzung gibt es aber nicht (mehr), und so stiegen wir weglos den Hang hinauf. Das ist harmlos, aber komisch.

Auf diesem breiten Weg ging es nun in südlicher Richtung weiter. Bald wendet sich der Weg nach links und führt zu einer Dreiteilung. Der rechte, obere Weg ist ein markierter Wanderpfad. Auf diesem ging es nun weiter. Er führt zu einer Gabelung, an der wir wieder den oberen Weg wählen, der weiter nach Süden führt. Und auch dieser schwenkt bald nach links. Auf einem östlichen Weinbiet-Ausläufer landet man dann an einer Wegkreuzung. Hier geht's links ab, und nun immer stur dem Bergrücken folgend, nahezu linealgerade bergab. Bis man zum nächsten Highlight des Tages kommt: zur Heidenburg (303 m).

Das älteste Kulturdenkmal an diesem Tag - und das mit einigem Abstand. Die Anlage stammt vermutlich aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, also aus karolingischer Zeit. Angeblich wurde sie im Jahr 843 unter Ludwig dem Deutschen, einem Enkel Karls des Großen, errichtet - aber was heißt schon angeblich. Sie diente jedenpfalz als Fliehburg - vom Bergsporn aus bot sich ein weiter Blick hinaus in die 200 Meter tiefer gelegene Rheinebene.

Die 140 Meter lange und 50 Meter breite Anlage wurde von einem ovalen Ringwall umfangen, der über 300 Meter Umfang besaß. Innerhalb stand ein quadratischer Wohnturm. Von alldem sind nur noch wenige Reste und Geländespuren sichtbar; Überbleibsel weiterer Gebäude lassen sich allenfalls erahnen. Vor allem an der zum Weinbietgipfel hin gelegenen westlichen Pforte sind noch Trockenmauerreste einer Torgasse und Fundamentsteine des Tors selbst erkennbar.

Wie die Geschichte der Heidenburg endete, ob durch Zerstörung oder Verfall, ist nicht bekannt. Sie geriet sehr bald in Vergessenheit. So auch ihr eigentlicher Name - wenn sie denn je einen besaß. Ihr heutiger Name stammt aus der Neuzeit, als man die Anlage - fälschlich - den Kelten zuschrieb. Die waren allerdings zur Bauzeit längst im Dunkel der Geschichte verschwunden.


Hier an der Heidenburg beginnt ein Panoramaweg, der den schönen Namen "Kaiserweg" trägt. Auf dem geht es nun weiter. Er umrundet einen großen Steinbruch und führt danach, immer in gleichbleibender Höhe, zum Wilhelmsplatz/Oskar-Wiedemann-Blick (264 m).

Der Wilhelmsplatz ist einer der vielen Waldfestplätze im Pfälzerwald. Dieser wurde 1886 angelegt, etwa 150 Höhenmeter über Neustadt. Damals wurden drei Terrassen angelegt. Die oberste ist mit einer Freilichtbühne versehen, die ihrerseits eine kleine Terrasse auf der Terrasse darstellt. Auf der mittleren befindet sich ein 1912 errichteter Gedenkstein für Kaiser Wilhelm I. Auf der unteren Terrasse steht eine Schutzhütte, der "Oskar-Wiedemann-Blick".

Und weiter geht's auf dem Kaiserweg, noch ein gutes Stück, bis zum ersten Linksabzweig. Hier verließen wir den Panoramaweg hangabwärts und betraten die ehemaligen Wolf´schen Anlagen.

Die Geschichte dieser alten Parkanlage reicht bis ins Jahr 1822 zurück, als der Bankier Georg Friedrich Grohe-Henrich das Anwesen erwarb. Nach der Heirat seiner Tochter Maria Luise mit dem Wachenheimer Gutsbesitzer Ludwig Heinrich Wolf 1837 erhielt das Waldstück dann die Bezeichnung "Wolf'sche Anlagen", als die neuen Besitzer die Fläche zu einem Landschaftspark nach englischen Vorbild umgestalteten.

1882 wechselten die Besitzer, und der Park ging in das Eigentum von Albert Julius Anton Bürklin (1844-1924) über. Ab diesem Zeitpunkt blieb der Waldpark vermutlich sich selbst überlassen.


Der Park ist heute weitgehend verfallen. Von Gebäuden stehen nur mehr die Grundmauern, von Statuen nur noch die Sockel, und ein künstlich angelegter See ist heute ausgetrocknet. Die Grundstruktur der in den Hang gebauten Parkanlage mit ihren unregelmäßig verlaufenden Wegen, den zahllosen Sandsteintreppen und den mächtigen Stützmauern ist aber immer noch gut erkennbar. Auch die Podeste, auf denen wohl so manche Blaskapelle zum sonntäglichen Frühschoppen aufspielte, sind noch zu erkennen.

Die ersten Baulichkeiten, auf die man stößt, sind die Reste des Schweizerhauses (264 m).

Um 1900 wurde ein Gebäude errichtet, das zuvor als Ausstellungs-Pavillon genutzt worden war. Dabei handelte es sich um einen zweigeschossigen Holzbau in Blockbohlen-Leichtbauweise, das frontseitig eine Veranda und einen Balkon besaß. Ein ähnliches Gebäude steht heute noch in Freiburg im Breisgau.

Dieses "Schweizerhaus" ließ Albert Bürklin, dem damals der unterhalb des Landschaftsparks gelegene Sommersitz gehörte, an den Haardtrand transferieren. Zum neuen Standort des Hauses wurde eine bereits um 1840 angelegte Aussichtsterrasse, die noch Johann Ludwig Wolf hatte bauen lassen.


Das Schweizerhaus diente zunächst Bürklin als Sommerhaus. Während des zweiten Weltkrieges wurde es angeblich als Militärunterkunft und Flakstellung genutzt. Später wurden dort Bernhardiner gezüchtet und 1951 kurzzeitig das "Café Schweizerhaus" betrieben. 1962 fiel das Gebäude dann einem Brand zum Opfer, es wurde bis auf die Mauern des Unterlüftungskellers zerstört.

Wir folgten nun den alten Wegen hinunter bis zur Lindenterrasse (228 m).

Die größte noch sichtbare Freifläche des Parks. Hier befand sich einst ein künstlicher Wasserfall, der nachts sogar beleuchtet werden konnte. Die groben Felsbrocken, aus den er errichtet wurde, sind heute noch zu sehen. Gleiches gilt für die alte Wasserleitung, die den Wasserfall speiste, sie schaut oberhalb aus dem Waldboden.

Eine mit neun quadratischen kleinen Metallplatten versehene Bodenplatte wurde einst zum Kegeln genutzt. In weiterer Umgebung sind zudem ein Eiskeller, eine Grotte mit Sitznische und ein in den Weg verbauter Wasserbehälter zu entdecken.


Und noch ein bisschen weiter oben findet sich auf einer Lichtung die Ruine einer Einsiedelei (276 m).

Die Einsiedelei wurde um 1840 errichtet. Dabei handelte es sich um ein annähernd quadratisches Gebäude aus Trockenmauerwerk. Der Anlass ist nicht mehr bekannt, ein Einsiedler hat hier jedenpfalz nie gelebt. Obwohl - Überlieferungen schildern die Innenausstattung, zu der ein Bett, eine Betbank, ein Tisch und ein Stuhl gehörten. Darauf soll eine Strohpuppe in Mönchsgestalt gesessen haben, die sich vor dem Besucher verbeugte, sobald dieser auf ein Bodenbrett trat und einen entsprechenden Zug- und Hebelmechanismus in Gang setzte... Seht guter Tüp, dieser Wolf!

Südlich der Einsiedelei befindet sich noch ein künstlicher See (259 m), der heute allerdings verlandet ist. Lediglich eine zierliche Brücke zeugt noch von ihm. Ein Stück weiter unten gelangt man dann durch ein altes schmiedeeisernes Tor auf einen besseren Weg hinaus. Und auf diesem geht es nun in westlicher Richtung zurück zum Wanderparkplatz Meisental (246 m).


Fazit:

Herrliche Runde mit überraschend vielen kulturhistorischen Highlights. Von den Parks wussten die Waldelfe und ich nichts, deswegen haben die uns am meisten überrascht. Aber auch die Burgruinen und der Aussichtsturm auf dem Weinbiet sind natürlich Höhepunkte dieser Tour. Und nicht zuletzt die vielen hübschen Weglein durch herrliche Wälder und über wilde Felsen.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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