Vor ein paar Jahren lupfte dann die Enkelin der Vorbesitzer die weißen Laken, um nachzusehen, was da wohl drunter wäre. Und sie entdeckte ein Schmuckstück: Die Originaleinrichtung aus den 70ern! Nun wird das Hotel Stück für Stück, Zimmer für Zimmer renoviert und wiederbelebt. Man schläft in Bungalows, hat dort Telefone mit Wählscheiben am Bett, schwimmt in einem Pool, der von Figuren umstellt ist, die man eigentlich nie wieder sehen wollte, und sitzt in riesigen braunen Lederkautschen vor braun-orange-weißen Vorhängen: Alle Möbel, die Tapeten und die Accessoires blieben erhalten, selbstverständlich renoviert und upgedatet, aber die Atmo der Zeit (damals nannte man sowas Flair) blieb erhalten.
Wenn man im Odenwald unterwex ist, hat man eigentlich sowieso überall das Gefühl, 30 Jahre in der Zeit zurückgereist zu sein - aber das hier ist etwas ganz anderes! Das Hotel ist heute entsprechend Ziel von 70er-Nerds, von Foto- und Filmteams - aber auch von ganz normalen Gästen und von Hikrn! Mich hat es umgehauen! Würde schwer werden, am nächsten Tag von hier weg nach Wörth am Main zu laufen!
Service:
Die Webseite vom Limesweg (der sich - Obacht - aber nicht immer so genau an die Limeslinie hält, wie wir das getan haben).
Odenwaldlimes III - Hesselbach - Vielbrunn, oder: aus der Antike in die 70er
Der Limes ist eine alte römisch-germanische Grenze. Sie wurde unter den Kaisern Domitian, Traian und Hadrian eingerichtet und ausgebaut und war zwischen 110/115 n. Chr. und 155/160 n. Chr. etwa ein halbes Jahrhundert lang in Betrieb, bis man die Grenze ca. 20 Kilometer weiter nach Osten verschob. in dieser Zeit wurden zunächst Holztürme und ein Verbindungsweg gebaut, später kam ein Palisadenzaun hinzu und die Holztürme wurden durch Steintürme ersetzt. Schließlich wurde noch ein Graben angelegt - und das über hunderte Kilometer! Dazu kam etwa alle fünf Kilometer ein Kastell, im Odenwald sind das Kleinkastelle, Numeruskastelle und Kohortenkastelle.
Nachdem ich am ersten und am zweiten Tag meiner Tour entlang dem (nicht: des) Odenwaldlimes zusammen mit
Verzasca unterwex war, laufe ich an diesem Morgen allein von Hesselbach nach Vielbrunn los. Wie an den letzten beiden Tagen geht es auch heute von Turmstelle zu Turmstelle und von Kastell zu Kastell, immer der Linie des Odenwälder Limes entlang. Für die Wegfindung benutzte ich wieder die üblichen Wanderkarten sowie das Buch "Der Odenwaldlimes" von Egon Schallmayer.
Mein erster Weg führt mich aber nach Hesselbach (485 m) hinein.
Dort befindet sich ein altes Quellheiligtum, das sogar einst von einer Kirche überbaut war. Hierher führten aus der Umgebung zahlreiche Ottilienwallfahrten. Nach dem Rundgang durch das nette und sehr schön gelegene Örtchen ging es jetzt aber los.Immerhin hatte ich dem Exträjmjürgen vor seiner Weiterreise in die Schweiz versprochen, exträjm zu gehen -...
Zunächst führte mich mein Weg hinaus zum Numeruskastell Hesselbach (490 m).
Hier wurde nicht nur das Mauerwerk des Steinturms mannshoch wiederhergestellt und konserviert, es lassen sich auch einige Steinlagen des Holzturmsockels besichtigen. Zudem hat man in der Nähe einige Meter der Limespalisade rekonsturiert - und prompt dabei herausgefunden, dass diese wohl alle 15 bis 20 Jahre erneuert werden musste. So schnell verrottet das Holz im Boden.
Der Limeswanderweg folgt nun im Grunde bis Vielbrunn der Hohen Straße. Das ist zwar anstrengend, weil man dabei naturgemäß viel Teer unter den Füßen hat, aber auch interessant, immerhin bewegt man sich auf historischem Boden, und zwar gleich auf dem mehrerer Epochen.
Hier verläuft nämlich auch noch die Alte Landwehr, eine mittelalterliche Grenzanlage zwischen der Grafschaft Erbach und dem Kurfürstentum Mainz. Sie besteht aus einem Doppelgraben, der einst auf seinem Mittelrücken eine dichte Dornenhecke trug. Dessen Pflege war Frondienst der Erbacher Landbevölkerung.
Limeslinie, Hohe Straße und Alte Landwehr verlaufen auf den folgenden Kilometern parallel, aufeinander, oder kreuzen sich in sehr spitzen Winkeln. Das variiert abhängig von der oft geringen Breite des Geländes.
Der Limeswanderweg führt, wie gesagt, der Hohen Straße entlang.
Das kommt einem auf die Dauer etwas lieblos vor, vor allem im Vergleich mit den vielen Abschnitten nördlich von Eulbach (siehe auch Etappe IV), wo man sich viel Mühe gegeben hat, parallel zur Straße einen schönen Pfad anzulegen. Der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Turmstellen, die abseits der Hohen Straße liegen, nicht von dieser ausgewiesen sind.
Wo sich WP 10/29 "Im unteren Seeschlag" (507 m) genau befindet, konnte ich anhand meines unverzichtbaren Buches "Der Odenwaldlimes" von Egon Schallmayer nur erraten, bei WP 10/27 "Im Gescheid" (530 m) wundert man sich gar sehr, denn der Abstecher dorthin ist nicht ausgeschildert, an der Turmstelle selbst stehen dann aber aufwändig gemachte Infotafeln.
Seltsam. Man merkt, dass der Limeswanderweg mit recht unterschiedlichem Enthusiasmus angelegt wurde.
WP 10/28 "Im oberen Seeschlag" (530 m) ist aber ebensowenig zu verfehlen wie WP 10/26 "Im Sack" (510 m), wo die Hohe Straße nach Nordwesten abknickt. Bald darauf steht man vor den Ruinen von Numeruskastell (527m) und Römerbad Würzberg (527 m).
Beides ist sehr gut erhalten, und man hat sich viel Mühe gegeben, das Areal parkähnlich herzurichten. Wer mag, kann sich auf den vielen Tafeln ausgiebig informieren, und es hat sogar ein Hüttchen für Schlechtwetterwanderer. Das brauchte ich zum Glück nicht, der Regen (und mit ihm der Hagel) waren in der ersten Nacht schon aus dem Odenwald abgezogen.
Noch interessanter ist das gut erhaltene Kastellbad. Es zeigt den typischen Grundriss und ist so restauriert, dass man einen guten Eindruck von den Räumlichkeiten bekommt. Das Bad war verputzt und ausgemalt und verfügte über Wasserhähne mit fließendem Kalt- und Warmwasser sowie gläserne Fenster.
Auch ein Kastellvicus wurde bei Nachuntersuchungen in den 1930er-Jahren nachgewiesen
Hier um Würzberg herum hat man sich viel Mühe mit dem Limesweg gegeben. So wird WP 10/25 "Auf dem Roten Buckel" (540 m) nicht etwa ausgelassen, der Wanderweg führt eigens von der hohen Straße weg und hinüber zu der gut erhaltenen Turmstelle.
Zurück auf der Hohen Straße umwandert man nun Würzberg, immer in der Nähe des Limesverlaufs. Nördlich des Orts tritt die Straße, die hier K45 heißt, in den Wald ein. Im spitzen Winkel einer Abzweigung nach Mangelsbach liegen die beiden Turmstellen von WP 10/22 "Am Vogelherdschlag" (530 m). Hier kann man durch ein Tor das Gelände des Eulbacher Wildparks betreten. Die Hohe Straße ist hier ein Waldweg, der wieder schnurgerade nach Norden führt. Auf der ersten Lichtung rechter Hand befindet sich unter einer romantischen Baumgruppe der Hügel von WP 10/21 "In der Heumatte" (510 m).
Man verlässt den eingezäunten Bereich in der Nähe einer Waldgaststätte, vor der es sich schön sitzen lässt. Daran an schließt sich ein großer Parkplatz, dahinter befinden - befanden sich einst die Ruinen des Numeruskastells Eulbach (514 m).
Das Kastell Eulbach befindet sich in einem Waldstück unmittelbar nördlich des Parkplatzes. Quer durch das Bodendenkmal führt die Bundesstraße 47. Hier im dicht wuchernden Wald ist nur noch wenig zu sehen, aber ein paar Infotafeln machen pflichtschuldig auf die Kastellstelle aufmerksam.
Das Kastell Eulbach wird, wie die anderen auch, von der trajanischen Zeit an bis spätestens 159 genutzt worden sein und hat in dieser Zeit mindestens zwei Bauphasen vom Holz-Erde-Kastell bis zum Steinkastell durchlaufen. Es misst ca. 72 mal 80 Meter, was einer Innenfläche von rund 5500 Quadratmetern entspricht. Mit seiner Prätorialfront war das Kastell nach Osten, zu dem in etwa 80 Metern Entfernung vorbeilaufenden Limes hin ausgerichtet. Die Wehrmauer war aus weißem Sandstein ausgeführt. Vor der Wehrmauer wurde das Lager von einem Graben umzogen, auf der Lagerinnenseite befand sich hinter der Wehrmauer ein rund fünf Meter breiter Wall, der den Wehrgang trug.
Bei der namentlich nicht bekannten Besatzung dürfte es sich um einen Numerus, eine Auxiliartruppen-Einheit von etwa 160 Mann Stärke gehandelt haben.
Auf der anderen Seite der B47 befindet sich der Eingang zum Eulbacher Park (530 m).
Dabei handelt es sich um eben jenen englischen Garten, den Graf Franz I. zu Erbach-Erbach im 18. Jahrhundert anlegen ließ. Hier befinden sich einige Reste von Limesanlagen und, verteilt über den Park, viele römische Einzelfunde. Man sieht (damals natürlich nicht korrekt) rekonstruierte Toranlagen der Kastelle Würzberg und Eulbach, den wieder aufgemauerten Sockel von WP 10/22 "Am Vogelherdschlag", Mittelpfosten von Wachttürmen und Inschriftensteine. Wichtig zu wissen: Graf Franz I. war zwar sehr interessiert, hatte aber keine Ahnung, was er da vor sich hatte. Die vielen Hügel in seinem Wald etwa hielt er für Grabstätten - auch wenn er dort wohl kaum menschliche Überreste entdeckt haben dürfte. Und so ließ er im wiedererrichteten WP 10/22 Steine in der Art von Grabsteinen aufstellen.
Der Englische Garten Eulbach ist aber auch aus vielen anderen Gründen interessant: Der Park ist ein wunderbares Beispiel frühromantischer Gartenarchitektur. Sogar die künstliche Ruine fehlt nicht!
Wieder draußen, wanderte ich an der B47 entlang zurück zum Numeruskastell Eulbach (514 m).
Wo mich dann die größte Überraschung der Tour erwartete: Das "Parkhotel 1970"!
Mir war das Zimmer vom Verkehrsbüro in Michelstadt vermittelt worden, deshalb hatte ich keine Ahnung davon, was mich hier erwartete: Ein Hotel, das wie mit einer Zeitmaschine aus den frühen Siebzigern in unsere Gegenwart katapultiert scheint. Schon von außen ist das Gebäude unmissverständlich retro, aber eben nicht retro, sondern absolut original. Das Hotel, in den Siebzigern sehr gehoben und sicherlich von all den haarigen, schlaghosigen Leuten frequentiert, die man jetzt im Kopf hat, wurde 1993 quasi eingemottet. Mobiliar und die Ausstattung blieben über zwei Jahrzehnte ungenutzt, aber erhalten, gehegt und gepflegt.
Nachdem ich am ersten und am zweiten Tag meiner Tour entlang dem (nicht: des) Odenwaldlimes zusammen mit

Mein erster Weg führt mich aber nach Hesselbach (485 m) hinein.
Dort befindet sich ein altes Quellheiligtum, das sogar einst von einer Kirche überbaut war. Hierher führten aus der Umgebung zahlreiche Ottilienwallfahrten. Nach dem Rundgang durch das nette und sehr schön gelegene Örtchen ging es jetzt aber los.Immerhin hatte ich dem Exträjmjürgen vor seiner Weiterreise in die Schweiz versprochen, exträjm zu gehen -...
Zunächst führte mich mein Weg hinaus zum Numeruskastell Hesselbach (490 m).
Das ehemalige Kastell Hesselbach liegt am nordöstlichen Ortsrand auf einem als Wiesenfläche genutzten, nicht überbauten Gelände. Die Konturen der Anlage zeichnen sich deutlich im Gelände ab.
Hesselbach ist eines der am besten erforschte Militärlager des Odenwaldlimes, vor allem, weil im Unterschied zu anderen Odenwaldkastellen die Innenbebauung umfassend erschlossen werden konnte.
Das gesamte Kastellgelände nahm eine Fläche von rund 6000 Quadratmetern ein. Es gab drei Umwehrungen (vor 130, 115/130 bis 145 und vor 165). Die verschiedenen Mauern lagen dabei nahezu übereinander. Während dieser ganzen Zeit war die Porta praetoria immer zum Limes hin ausgerichtet, der das Kastell in nur etwa 150 Meter Entfernung östlich passierte.
Die Innenbauten bestanden aus dem zentralen Stabsgebäude (Principia), vier Mannschaftsbaracken mit den Stuben (Contubernia), der Kommandeurswohnung (Praetorium) sowie Magazinen und Ställen. Alle Bauten bestanden aus Holz. Hier war ein Numerus, ein taktisch selbständiger Verband stationiert, mit einer Besatzungsstärke von ungefähr 160 Mann.
Die Konturen der Kastellumwehrung sind Wiesengelände noch heute gut zu erkennen, die moderne Wegführung läuft außen um das Kastell herum. Eine Schautafel mit Erläuterungen ist im Norden des Kastells zu finden.
Weiter geht's!
Hier befindet man sich hier auf der Hohen Straße, einem uralten Höhenweg, der sicher letztlich auf den römischen Weg zurückgeht, mit dem man einst hinter dem Palisadenzaun die Wachtposten und die Kastelle miteinander verbunden hat.
Ich bleibe jedoch zunächst westlich der uralten Straße, die hier nur ein etwas breiterer Fahrradweg ist, und halte auf den Wachtposten 10/30 "In den Vogelbaumhecken" (495 m) zu, eine der am besten erhaltenen Turmstellen des Odenwaldlimes.
Hier befindet man sich hier auf der Hohen Straße, einem uralten Höhenweg, der sicher letztlich auf den römischen Weg zurückgeht, mit dem man einst hinter dem Palisadenzaun die Wachtposten und die Kastelle miteinander verbunden hat.
Ich bleibe jedoch zunächst westlich der uralten Straße, die hier nur ein etwas breiterer Fahrradweg ist, und halte auf den Wachtposten 10/30 "In den Vogelbaumhecken" (495 m) zu, eine der am besten erhaltenen Turmstellen des Odenwaldlimes.
Der Limeswanderweg folgt nun im Grunde bis Vielbrunn der Hohen Straße. Das ist zwar anstrengend, weil man dabei naturgemäß viel Teer unter den Füßen hat, aber auch interessant, immerhin bewegt man sich auf historischem Boden, und zwar gleich auf dem mehrerer Epochen.
Hier verläuft nämlich auch noch die Alte Landwehr, eine mittelalterliche Grenzanlage zwischen der Grafschaft Erbach und dem Kurfürstentum Mainz. Sie besteht aus einem Doppelgraben, der einst auf seinem Mittelrücken eine dichte Dornenhecke trug. Dessen Pflege war Frondienst der Erbacher Landbevölkerung.
Limeslinie, Hohe Straße und Alte Landwehr verlaufen auf den folgenden Kilometern parallel, aufeinander, oder kreuzen sich in sehr spitzen Winkeln. Das variiert abhängig von der oft geringen Breite des Geländes.
Der Limeswanderweg führt, wie gesagt, der Hohen Straße entlang.
Das kommt einem auf die Dauer etwas lieblos vor, vor allem im Vergleich mit den vielen Abschnitten nördlich von Eulbach (siehe auch Etappe IV), wo man sich viel Mühe gegeben hat, parallel zur Straße einen schönen Pfad anzulegen. Der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Turmstellen, die abseits der Hohen Straße liegen, nicht von dieser ausgewiesen sind.
Wo sich WP 10/29 "Im unteren Seeschlag" (507 m) genau befindet, konnte ich anhand meines unverzichtbaren Buches "Der Odenwaldlimes" von Egon Schallmayer nur erraten, bei WP 10/27 "Im Gescheid" (530 m) wundert man sich gar sehr, denn der Abstecher dorthin ist nicht ausgeschildert, an der Turmstelle selbst stehen dann aber aufwändig gemachte Infotafeln.
Seltsam. Man merkt, dass der Limeswanderweg mit recht unterschiedlichem Enthusiasmus angelegt wurde.
WP 10/28 "Im oberen Seeschlag" (530 m) ist aber ebensowenig zu verfehlen wie WP 10/26 "Im Sack" (510 m), wo die Hohe Straße nach Nordwesten abknickt. Bald darauf steht man vor den Ruinen von Numeruskastell (527m) und Römerbad Würzberg (527 m).
Beides ist sehr gut erhalten, und man hat sich viel Mühe gegeben, das Areal parkähnlich herzurichten. Wer mag, kann sich auf den vielen Tafeln ausgiebig informieren, und es hat sogar ein Hüttchen für Schlechtwetterwanderer. Das brauchte ich zum Glück nicht, der Regen (und mit ihm der Hagel) waren in der ersten Nacht schon aus dem Odenwald abgezogen.
Das Kastell Würzberg (auch gern "Hainhäusel" oder "Hainhaus" genannt) war ein weiteres Numeruskastell. Davon ist zwar nur noch ein Wall zu sehen, Würzberg gilt dennoch als eines der am besten erhaltenen Numeruskastelle des Odenwaldlimes.
Das Kastellgelände erstreckt sich über eine Fläche von rund 6.000 Quadratmetern und entspricht mit ca. 74 mal 81 Metern der typischen Größe eines Odenwälder Numeruskastells. Die abgerundeten Ecken der Mauer waren nicht mit Wehrtürmen versehen, die Tore vermutlich schon, analog dem Hesselbacher Kastell. Vor der Umwehrung lag ein rund sechs Meter breiter Graben, im Kastellinneren gab es einen Wall, der den Wehrgang trug. Die Umwehrung war mit insgesamt vier Zugängen ausgestattet, das Haupttor war zum Limes hin ausgerichtet. Die rückwärtige Porta decumana war wohl nur eine kleine Schlupfpforte, die vermutlich in der ersten Bauphase benutzt und später zugemauert worden war. Wer ein Tor der Anlage sehen will, der muss, wie ich, zum Englischen Garten in Eulberg weitergehen, dorthin wurde es im 18. Jahrhundert verbracht.
Durch die Untersuchungen von 1963 konnten vier Bauphasen festgestellt werden. Zuerst wurde in trajanischer Zeit ein Holz-Erde-Lager errichtet. In hadrianischer Zeit, also zwischen 117 und 138 n. Chr., trat an die Stelle der hölzernen Umwehrung eine doppelte Trockenmauer. Zwischen 140 und 150 n. Chr. wurde dieses durch eine Steinmauer ersetzt. Schließlich wurde das Kastell (wie der gesamte Odenwaldlimes) mit der Vorverlegung des Limes bis spätestens 159 n. Chr. aufgegeben. Damit ergibt sich dieselbe Abfolge, wie sie für alle Kastelle des Odenwaldlimes typisch ist.
Spuren von Innenbauten konnten nur rudimentär ermittelt werden. Sie dürften zu allen Bauphasen Fachwerkbauten gewesen sein. Über den hier stationierten Numerus, eine etwa 160 Mann starke Auxiliartruppen-Einheit, ist nichts bekannt. Vielleicht handelte es sich dabei um die Vexillatio der Cohors XXIII volontariorum civicum Romanorum.
Auch ein Kastellvicus wurde bei Nachuntersuchungen in den 1930er-Jahren nachgewiesen
Zurück auf der Hohen Straße umwandert man nun Würzberg, immer in der Nähe des Limesverlaufs. Nördlich des Orts tritt die Straße, die hier K45 heißt, in den Wald ein. Im spitzen Winkel einer Abzweigung nach Mangelsbach liegen die beiden Turmstellen von WP 10/22 "Am Vogelherdschlag" (530 m). Hier kann man durch ein Tor das Gelände des Eulbacher Wildparks betreten. Die Hohe Straße ist hier ein Waldweg, der wieder schnurgerade nach Norden führt. Auf der ersten Lichtung rechter Hand befindet sich unter einer romantischen Baumgruppe der Hügel von WP 10/21 "In der Heumatte" (510 m).
Man verlässt den eingezäunten Bereich in der Nähe einer Waldgaststätte, vor der es sich schön sitzen lässt. Daran an schließt sich ein großer Parkplatz, dahinter befinden - befanden sich einst die Ruinen des Numeruskastells Eulbach (514 m).
Das Kastell Eulbach befindet sich in einem Waldstück unmittelbar nördlich des Parkplatzes. Quer durch das Bodendenkmal führt die Bundesstraße 47. Hier im dicht wuchernden Wald ist nur noch wenig zu sehen, aber ein paar Infotafeln machen pflichtschuldig auf die Kastellstelle aufmerksam.
Das Kastell Eulbach wird, wie die anderen auch, von der trajanischen Zeit an bis spätestens 159 genutzt worden sein und hat in dieser Zeit mindestens zwei Bauphasen vom Holz-Erde-Kastell bis zum Steinkastell durchlaufen. Es misst ca. 72 mal 80 Meter, was einer Innenfläche von rund 5500 Quadratmetern entspricht. Mit seiner Prätorialfront war das Kastell nach Osten, zu dem in etwa 80 Metern Entfernung vorbeilaufenden Limes hin ausgerichtet. Die Wehrmauer war aus weißem Sandstein ausgeführt. Vor der Wehrmauer wurde das Lager von einem Graben umzogen, auf der Lagerinnenseite befand sich hinter der Wehrmauer ein rund fünf Meter breiter Wall, der den Wehrgang trug.
Bei der namentlich nicht bekannten Besatzung dürfte es sich um einen Numerus, eine Auxiliartruppen-Einheit von etwa 160 Mann Stärke gehandelt haben.
Nach der Vorverlegung des Limes um das Jahr 159 und der damit verbundenen Auflassung des Lagers war das Kastell noch lange als Ruine sichtbar. Es wird Anfang des 9. und noch einmal im 11. Jahrhundert sogar urkundlich erwähnt. Später entstand in diesem Bereich das Dorf Eulbach, das aber während des Dreißigjährigen Krieges vernichtet worden ist.
1806 wurde das Kastell dann bei landwirtschaftlichen Arbeiten wiederentdeckt und im Auftrag des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach (1754–1823) untersucht und freigelegt. Selbst zu dieser Zeit waren noch ein bis zwei Steinlagen des Mauerwerks vorhanden. Damals wurden Baureste und sonstige Funde (darunter die Porta praetoria) abgetragen und in den unmittelbar benachbarten Eulbacher Park gebracht, der zu jener Zeit angelegt wurde. Dort wurden sie, na, im Stile der Zeit rekonstruiert bzw. fanden, zusammen mit Funden aus anderen Odenwälder Limeskastellen, als Spolien der Landschaftsarchitektur Verwendung. Sie können dort noch heute besichtigt werden.
1806 wurde das Kastell dann bei landwirtschaftlichen Arbeiten wiederentdeckt und im Auftrag des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach (1754–1823) untersucht und freigelegt. Selbst zu dieser Zeit waren noch ein bis zwei Steinlagen des Mauerwerks vorhanden. Damals wurden Baureste und sonstige Funde (darunter die Porta praetoria) abgetragen und in den unmittelbar benachbarten Eulbacher Park gebracht, der zu jener Zeit angelegt wurde. Dort wurden sie, na, im Stile der Zeit rekonstruiert bzw. fanden, zusammen mit Funden aus anderen Odenwälder Limeskastellen, als Spolien der Landschaftsarchitektur Verwendung. Sie können dort noch heute besichtigt werden.
Auf der anderen Seite der B47 befindet sich der Eingang zum Eulbacher Park (530 m).
Dabei handelt es sich um eben jenen englischen Garten, den Graf Franz I. zu Erbach-Erbach im 18. Jahrhundert anlegen ließ. Hier befinden sich einige Reste von Limesanlagen und, verteilt über den Park, viele römische Einzelfunde. Man sieht (damals natürlich nicht korrekt) rekonstruierte Toranlagen der Kastelle Würzberg und Eulbach, den wieder aufgemauerten Sockel von WP 10/22 "Am Vogelherdschlag", Mittelpfosten von Wachttürmen und Inschriftensteine. Wichtig zu wissen: Graf Franz I. war zwar sehr interessiert, hatte aber keine Ahnung, was er da vor sich hatte. Die vielen Hügel in seinem Wald etwa hielt er für Grabstätten - auch wenn er dort wohl kaum menschliche Überreste entdeckt haben dürfte. Und so ließ er im wiedererrichteten WP 10/22 Steine in der Art von Grabsteinen aufstellen.
Der Englische Garten Eulbach ist aber auch aus vielen anderen Gründen interessant: Der Park ist ein wunderbares Beispiel frühromantischer Gartenarchitektur. Sogar die künstliche Ruine fehlt nicht!
Wieder draußen, wanderte ich an der B47 entlang zurück zum Numeruskastell Eulbach (514 m).
Die nächsten beiden Turmstellen, WP 10/20 und WP 10/19 musste ich auslassen, weil sie im eingezäunten Bereich des Eulbacher Parks liegen und dort von Bisons bewacht werden.
Die Hohe Straße (hier die L3349) lässt der Wanderweg dankenswerterweise links liegen und man quert auf breiten geraden Holzabfuhrwegen, aber auch auf schmalen Pfaden nordöstlich in den Wald zwischen Eulbach und Vielbrunn hinein. Hier hat man sich mit dem Limeswanderweg große Mühe gegeben. Immer in der Nähe der Hohen Straße führt er nur, wenn es unvermeidlich ist, auf breiten Waldstraßen. Öfter ist man auf eigens angelegten Weglein unterwex, die einen an den Türmen WP 10/18 "Im Strichherrnwald" (480 m) und WP 10/17 "In der Heumatten" (485 m) vorbei hinunter ins schön gelegene Vielbrunn (430 m) führen.
Die Hohe Straße (hier die L3349) lässt der Wanderweg dankenswerterweise links liegen und man quert auf breiten geraden Holzabfuhrwegen, aber auch auf schmalen Pfaden nordöstlich in den Wald zwischen Eulbach und Vielbrunn hinein. Hier hat man sich mit dem Limeswanderweg große Mühe gegeben. Immer in der Nähe der Hohen Straße führt er nur, wenn es unvermeidlich ist, auf breiten Waldstraßen. Öfter ist man auf eigens angelegten Weglein unterwex, die einen an den Türmen WP 10/18 "Im Strichherrnwald" (480 m) und WP 10/17 "In der Heumatten" (485 m) vorbei hinunter ins schön gelegene Vielbrunn (430 m) führen.
Mir war das Zimmer vom Verkehrsbüro in Michelstadt vermittelt worden, deshalb hatte ich keine Ahnung davon, was mich hier erwartete: Ein Hotel, das wie mit einer Zeitmaschine aus den frühen Siebzigern in unsere Gegenwart katapultiert scheint. Schon von außen ist das Gebäude unmissverständlich retro, aber eben nicht retro, sondern absolut original. Das Hotel, in den Siebzigern sehr gehoben und sicherlich von all den haarigen, schlaghosigen Leuten frequentiert, die man jetzt im Kopf hat, wurde 1993 quasi eingemottet. Mobiliar und die Ausstattung blieben über zwei Jahrzehnte ungenutzt, aber erhalten, gehegt und gepflegt.
Tourengänger:
Nik Brückner

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