Transpfalz - Tag 1. In der Drachenhöhle, oder: Von Bad Dürkheim nach Esthal


Publiziert von Nik Brückner , 12. Dezember 2019 um 13:55.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:22 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 850 m
Strecke:30km
Unterkunftmöglichkeiten:Siehe Text

Naja, Transpfalz.... Die gesamte Pfalz ist größer (und auch ein wenig langweiliger) als diese Durchquerung des Pfälzerwalds, die ich vor einigen Jahren unternommen habe. Dabei ging es aber immerhin durch den ganzen Pfälzerwald, in drei Tagen von Bad Dürkheim nach Rodalben. Rodalben deshalb, weil Primasens nun wirklich nicht der attraktivste Zielort ist, und es andererseits auf die paar Meter auch nicht wirklich mehr ankommt. Rodalben passt schon.

Man kann ja viele solcher Transen machen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Berühmt sind natürlich die Transalps, quer oder längs, auch die Landesdurchquerungen sind beliebt, seltener aber sind so Mittelgebirgsdurchquerungen wie z. B. die des Odenwalds oder eben die des Pfälzerwalds. Diese unternahm ich
mit meiner Wanderfreundin Mirja, mit der ich unter anderem auch auf diesem 3000er war.

Am ersten Tag sollte es von Bad Dürkheim nach Esthal gehen, am zweiten Tag von Esthal nach Hofstätten, und am dritten dann von Hofstätten nach Rodalben. Die Details folgen sogleich. Hier erst noch einmal die Daten für den gesamten Dreitager:

Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2450 m
Abstieg: 2200 m
Strecke: 78km




Tag 1: Bad Dürkheim - Esthal

Recht früh am Morgen hopsten wir in mein Auto, ließen uns von Breznev Fun Clubs Album "L'Onda Vertebrata: Lost + Found Vol. 1" einstimmen, und fuhren los. Start der Tour war, wie gesagt, in Bad Dürkheim (132 m), am dortigen Bahnhof. Wir wanderten durch die Stadt nach Westen, und bald führte uns der Blaue Balken nach Grethen (135 m), einem hübschen Vorort, der westlich von Dürkheim malerisch in ein steiles Tal eingebettet liegt. Der Blaue Balken führt in den kleinen Ortskern, an der hübschen Dorfkirche vorbei, und von dort aus über einen romantischen Serpentinenweg, der von ersten Felsen gesäumt ist, hinauf zur Klosterruine Limburg an der Haardt (260 m).

Das Kloster Limburg ist eine ehemalige Benediktinerabtei, die vom 11. Jahrhundert bis zur Reformation bestand. Sie zählt zu den größten und bedeutendsten Denkmälern der frühsalischen Baukunst.

An der Stelle des Klosters befand sich einst eine keltische Höhensiedlung. Im 9. Jahrhundert legten dann die Salier hier eine Burg an, von der aus sie das Isenachtal kontrollierten (die militärische Funktion dieser Burg übernahm später die unweit errichtete Hardenburg). Ab 1025 wurde die Limburg dann zum Hauskloster der Salier umgebaut. Als erster Baumeister ist der Benediktiner Gumbert überliefert, der 1035 auch für kurze Zeit als dritter Abt amtierte, und dessen Grabplatte erhalten ist.


Eine erste Weihe (dreier Altäre in der Krypta) in Anwesenheit Kaiser Konrads II. ist für 1035 überliefert, die Weihe der gesamten Kirche erfolgte 1042. Bis 1056 wurden hier die Reichskleinodien aufbewahrt, später machten sie auch auf der Burg Trifels bei Annweiler Station.

Unter Abt Einhard II., der ab 1060 auch Bischof von Speyer war, wurde Limburg dem Bistum Speyer unterstellt, und Einhard ließ den Klosterschatz nach Speyer abtransportieren. Als das Kloster 1120 wieder unabhängig wurde, wurden seine materiellen Verluste aber nicht zurückerstattet. Auch später hatte das Kloster immer wieder unter Verlusten zu leiden. 1206 oder 1237 wurden die Grafen von Leiningen als Nachfolger der ausgestorbenen Salier Schutzvögte des Klosters. Sie nutzten diese Stellung, um in den 1220er Jahren auf Klosterbesitz ihre Hardenburg zu errichten. 1364 und 1376 wurde das Kloster dann in den leiningischen Fehden stark beschädigt. 1470/71 kam es im Zuge einer Erbauseinandersetzung im Haus Leiningen zu einem Krieg, in dem Leiningische Truppen das Kloster plünderten. Doch der Pfälzische Kurfürst trug den Sieg davon, und die Leininger mussten ihm die Vogtei über das Kloster abtreten. Das führte zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Leiningern und dem Kloster, die ihren Höhepunkt 1504 erreichten, als Graf Emich IX. das Kloster niederbrannte.

Kloster Limburg wurde nur teilweise wieder aufgebaut, und 1525 im Bauernkrieg erneut zerstört. Damals lebten kaum mehr als 10 Mönche auf dem Berg, deshalb wurde im Anschluss nur noch der Chor der Klosterkirche wiederhergestellt, der für den Gottesdienst ausreichte. Dabei wurden die gotischen Fenster eingebaut, die Mauerhöhe reduziert, und ein Gewölbe eingefügt. Das Kirchenschiff aber blieb Ruine. Der Verfall setzte sich im Zuge der Reformation fort, als Kurfürst Ottheinrich 1556 den römisch-katholischen Gottesdienst verbot, und die Aufnahme neuer Mönche untersagte.

Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs versuchte die katholische Seite, das Klosters wieder an sich zu bringen, und 1621 konnte ein neuer Abt ernannt werden. Weil aber die lutherischen Schweden in der Folge die Oberhand gewannen, wurde er wieder vertrieben. Erst 1645 wurde der Abt vom bischöflichen Generalvikar in Speyer wieder eingesetzt, allerdings fiel die Abtei im Zuge des Westfälischen Friedens erneut an die Kurpfalz, und der Abt wurde erneut vertrieben. Die Anlage wurde danach als Steinbruch genutzt.

Im 19. Jahrhundert kaufte die Stadt Dürkheim die Ruine, und ließ auf dem Berg einen romantischen Landschaftsgarten anlegen, in den die Klosteranlage einbezogen war. Im Zuge dessen wurden auch erste Erhaltungsmaßnahmen ergriffen.


Rundgang

Die Kirche ist von beachtlichen Ausmaßen: Ohne Vorhalle 73 Meter lang, und mit Querhaus 38 Meter breit; Vierung, Querhausarme und Chor beschreiben im Grundriss jeweils ein Quadrat von 12 Metern Seitenlänge. Und sie ist vergleichsweise gut erhalten: Die Umfassungsmauern stehen noch bis zur Höhe der Mauerkrone. Die Kirche ist eine dreischiffige romanische Säulen­basilika mit quadratischem Chor. Unter dem Chor liegt die rekonstruierte Krypta. Sie bezieht Mauerwerk mit ein, das aus der älteren, salischen Burg stammt.

Die Langhausarkaden und die darüber liegenden Wände sind eingestürzt. Allerdings hat man einige der Säulen wieder aufgerichtet, und weitere Stellen, an denen Säulen standen, durch Bäume markiert. Das trägt heute ungemein zur Atmosphäre der Ruine bei.

Wie der Westteil der romanischen Anlage ausgesehen haben mag, ist heute nicht mehr bekannt: Es gibt aber eine Reihe von Rekonstruktionsvorschlägen: Einige nehmen eine Dreiturmfassade, andere eine Doppelturmfassade an. Und Georg Dehio hat eine Vorhalle mit Paradies vermutet.

Der romanische Südwestturm stürzte im 13. Jahrhundert ein. Der heutige Turm ist ein Wiederaufbau des 14. Jahrhunderts in gotischen Formen. Der Turm ist zu besichtigen. Im dritten Obergeschoss befindet sich ein Relief, eine Stiftergruppe mit Kaiser Konrad II. und einem Modell der Klosterkirche.

Auch von den anderen ehemaligen Klostergebäuden ist einiges erhalten: die gotischen Reste des Kreuzgangs, des Kapitelsaals und des Winterrefektoriums stehen noch, außerdem das Sommerrefektorium im Stil der Renaissance, und unter der modernen Betondecke ein historisches Kellergewölbe.



Sagen und Geschichten

Die Klosterruine ist von mehreren Sagen umwoben. Einer Erzählung zufolge soll Kaiser Konrad II. persönlich an ein und demselben Tag sowohl den Grundstein des Klosters wie auch den des Kaiserdoms zu Speyer gelegt haben. Und tatsächlich besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Gebäuden: Die Eckabschlüsse von Querhaus und Chor der Limburger Kirche sind mit Ornamenten verziert, die sich in der Krypta des Speyerer Doms wiederfinden.

Beim Bau soll allerdings auch der Teufel seine Finger im Spiel gehabt haben: „Als das Kloster Limburg errichtet wurde, missbrauchten die Mönche den Teufel als Bauhelfer. Sie hatten ihm weisgemacht, ein Wirtshaus bauen zu wollen, und ihn auf diese Weise bewogen, die riesigen Steinquader aufeinanderzutürmen. Erst als nach Fertigstellung der Anlage die Glocken zur feierlichen Weihe der Basilika riefen, bemerkte der Teufel den Betrug. Voller Grimm wollte er auf dem gegenüberliegenden Berg den gewaltigen Felsblock ergreifen und auf das neue Kloster schleudern. Doch Gott beschützte die Mönche, der Stein wurde weich wie Butter. Da setzte sich der Teufel darauf, und sein Hintern, seine Füße und sein Schwanz hinterließen Abdrücke, die noch bis zum heutigen Tag sichtbar sind...“ Nämlich am Teufelsstein, gegenüber auf der anderen Talseite.

Aber es gibt auch andere Geschichten rund um das Kloster. Eine davon stammt von niemand geringerem als von James Fenimore Cooper, dem Autor des „Lederstrumpf“. Der bereiste 1831 die Pfalz, und beschrieb in seiner Novelle „The Heidenmauer“ (auf deutsch „Die Heidenmauer oder Die Benediktiner“ die Zerstörung des Klosters Limburg.


Das Kloster sollte man sich unbedingt ansehen. Es ist eines der größten und bedeutendsten Denkmäler der salischen Baukunst in Deutschland und eignet sich zudem perfekt als Pausenort: Im ehemaligen Kreuzgang befindet sich einer der im Pfälzer Wald äußerst dünn gesäten schönen Biergärten. Die Atmosphäre hier ist unvergleichlich - und es gibt dankenswerterweise mal nicht nur Saumagen und die Sieben Schnitzel - eine Seltenheit im wanderkulinarisch eher unterentwickelten Pfälzerwald.

Nach der Besichtigung blieben wir dem Blauen Balken noch ein kurzes Stück treu. Er führte uns auf der Höhe des Bergrückens entlang der Zufahrtsstraße des Klosters zu einem kleinen Wanderparkplatz, wo wir nun endgültig den Wald - und den Schwarzen Punkt betraten. Es ging hinüber zum Wanderparkplatz An den drei Eichen, wobei wir die Schneckennudel links liegen ließen (der Aussichtspunkt heißt eigentlich "Zeppelinturm", aber unter diesem Namen kennt den hier wirklich niemand).

An den drei Eichen (253 m) zweigten wir auf den Gelb-Roten Weg, der in der Folge die Südhänge des Bretterkopfs quert, hinüber zum Sattel an der Dicken Eiche (388 m). Auch hier nahmen wir den Gelb-Roten Weg.

Hier oben, heute mitten im Nirgendwo, standen einst drei Jagdschlösschen, oder besser: Jagdhäuser, die ziemlich ungewöhnliche Namen trugen: Murrmirnichtviel, Kehrdichannichts und Schaudichnichtum. Die drei wollten wir natürlich besuchen!

Gleich beim ersten muss man Acht geben. Murrmirnichtviel wird von einigen Karten nämlich für den Namen eines Bergs, genauer gesagt einer Schulter des Dreispitz gehalten. Tatsächlich handelt es sich aber um die Ruine eines Jagdhauses.

Von Murrmirnichtviel, einem Jagdschlösschen, das sogar einen Wachturm besaß, ist nicht mehr viel erhalten. Es gehörte den Grafen von Leiningen.

Einst befand sich an dieser Stelle wohl eine
Straßenstation der Römer (in der Nähe wurden römische Gräber entdeckt). 1534 wurde ein Wachturm erwähnt, der damals als „Klause“ bezeichnet wurde, er wurde wohl im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Vermutlich war es Johann Friedrich von Leiningen (1661–1722), der den Turm zur Grenzsicherung seines Jagdreviers wieder aufbaute. Später entstand hier ein barockes Jagdschlösschen. Bereits 1781 wurden Jagdhaus und Wachturm allerdings als Ruine ("Friedrichsburg") bezeichnet, und spätestens 1793, als die Französische Revolution auch auf die linksrheinischen deutschen Gebiete übergegriffen hatte, brannte die Anlage endgültig nieder. 1988/89 wurden die spärlichen Mauerreste, die nur noch aus Teilen der Außenwand mit Fensteransätzen und dem Turmstumpf bestehen, freigelegt und gesichert.

Der Name
"Murrmirnichtviel", der erstmals 1797 auf einer Landkarte erscheint, ist angelehnt an den des benachbarten Jagdschlosses Kehrdichannichts, und wurde möglicherweise vom Volksmund gebildet. Im Hinblick auf die Streitigkeiten zwischen Leiningen und Kurpfalz um die Grenzen der Jagdreviere war „Murr mir nicht viel!“ vermutlich als Warnung gedacht: „Füg dich ohne Murren (in das Verbot, mein Jagdrevier zu betreten)!“

Vom ersten der drei Jagdschlösschen sind es nur wenige Schritte nach Westen, dann steht man an einem Gebäude mitten im Wald: Kehrdichannichts (427 m).

Dieses Gebäude steht, im Gegensatz zu Murrmirnichtviel, noch aufrecht. An derselben Stelle stand vermutlich schon im 16. Jahrhundert ein älteres, einfacheres Gebäude, das dem Adel als Jagdstützpunkt diente und wohl dem Pfälzischen Erbfolgekrieg zum Opfer fiel. Jedenfalls wurde 1588 wurde für diesen Bezirk eine Wildhege erwähnt. Der Name "Kehrdichannichts" erschien dann 1651, war aber bezogen auf die Hochebene, auf der das Jagdschloss heute steht. Später muss der Name für das Schloss übernommen worden sein.

Zur Entstehung dieses Namens gibt es eine Sage: Während der Graf in der Gegend auf der Jagd war, kam ein Bediensteter zu ihm, um ihn vor den durch den Wald streifenden französischen Truppen zu warnen. Der Graf soll die Mahnung mit den Worten abgetan haben: „Kehr dich an nichts!“

Wie dem auch sei, 1707 ließ Graf Johann Friedrich von Leiningen auf dieser Hochebene eine hölzerne Jagdhütte errichten, in unmittelbarer Nähe des kurpfälzischen Jagdreviers. Man wollte wohl die Reviernachbarn im Auge behalten. Das heutige Jagdschlösschen wurde dann zwischen 1717 und 1722 erbaut. Erst Johann Friedrichs Sohn Friedrich Magnus konnte die Anlage vollenden. Im Zuge des Übergreifens der Französischen Revolution auf die Pfalz scheint das Jagdschloss 1793 niedergebrannt worden zu sein.

Das einst zweistöckige Gebäude wurde 1816 einstöckig wiederaufgebaut und diente bis 1891 als Forsthaus. Dann sollte es abgerissen werden, was aber verhindert werden konnte. Seit 1927 ist Kehrdichannichts wieder Forsthaus; bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde im Gebäude auch eine Gaststätte betrieben.

Aus den großen Tagen von
Kehrdichannichts ist noch so einiges zu sehen. Darunter ein Relief von Graf Friedrich Magnus, ein Brunnen, der einst mit Wasserspielen ausgestattet war, und zwei steinerne Löwen, die den Eingang bewachen.

Folgt man von Kehrdichannichts aus dem gelben Plus nach Südwesten, gelangt man nach gut zwei Kilometern nach Schaudichnichtum (480 m).

Auch das Jagdhaus "Schaudichnichtum"  war eine Jagdunterkunft des Adels. Wie Murrmirnichtviel ist auch Schaudichnichtum heute eine Ruine, nur noch geringe Grundmauerreste und ein Gedenkstein sind erhalten.

Das Jagdhaus wurde vermutlich 1730 für den Freiherrn Jakob Tillmann von Hallberg aus Fußgönheim errichtet, der das dazugehörige Revier vom Kurfürsten gepachtet hatte. Die Zerstörung erfolgte, wie bei Murrmirnichtviel, wohl 1793, im Zuge der Französischen Revolution.

Der ursprüngliche Name des Jagdhauses ist nicht mehr bekannt. Die örtliche Bevölkerung gab der Ruine im 19. Jh. einen neuen Namen, der an die bereits existierenden Namen der Nachbarhäuser Kehrdichannichts und Murrmirnichtviel angelehnt war, und so entstand „Schaudichnichtum“.


Das Gelbe Plus führt noch um den Becherskopf herum, und dann hinunter zu einem breiten Holzabfuhrweg. Hier verließen wir die Markierung, und wandten uns auf diesem breiten Weg nach rechts. 500 Meter weiter befindet sich der Jagdstein (430 m). Dort stießen wir wieder auf Gelb-Rot, das von Murrmirnichtviel herüberkommt, und wir nahmen diese Route wieder auf. Der schöne Weg führt hinunter ins Dreibrunnental, und von dort aus steil hinauf zum Drachenfels. Auf den letzten Metern zum Gipfel zweigten wir auf den Blauen Balken ab.

Der Drachenfels (571 m) ist der höchste Gipfel weit und breit, interessanter ist aber, dass sein felsiges Gipfelplateau einst befestigt war. Reste eines Doppelwalls stammen wohl aus dem 3. Jahrhundert, ein weiterer Wall ist eventuell sogar noch älter.

Sandstein hat hier ein etwa 12,5 Hektar großes Gipfelplateau herausgebildet, das an vielen Stellen mit senkrechten Felswänden ins Tal abfällt. Unterhalb des Südostfelsens befinden sich zwei Höhlungen: die „Drachenkammer“ und die „Drachenhöhle“, auch "Durchblickkammer" genannt, weil sie einen Durchgang durch den gesamten Südostfelsen ermöglicht. Die namen stammen aus dem 19. Jahrhundert, und stammen aus der Zeit der Nibelungenlied-Rezeption. Davor hieß der Berg einfach "Hoher Berg".

Im Westteil des Plateaus finden sich spärliche Reste einer Befestigung: der ehemalige Ringwall ist nur noch schwach am Waldboden erkennbar. Aus welcher Zeit sie stammt, und wann sie errichtet wurde, ist nicht genau bekannt. Eine Burg im eigentlichen Sinne hat hier aber nie gestanden. Vielmehr wurde
, ähnlich wie am Odilienberg, die natürliche Felsbarriere an denjenigen Stellen, an denen sie einen Zugang von unten ermöglichte, mit einem Wall aus Steinen verschlossen. Wer die Anlage, die einst das gesamte Plateau umfasste, errichtet hat, muss, wie gesagt, offen bleiben. Sowohl die Römer als auch die Kelten sind als Erbauer ins Spiel gebracht worden. Der Archäologe Kreckel, der etliche Ausgrabungen aus dieser Zeit in der Gegend leitete (u. a. an der Limburg und am Kriemhildenstuhl), ist der Meinung, die Anlage sei als Fliehburg von den Kelten errichtet worden. Dafür spricht unter anderem die die Nähe zum Donnersberg, auf dem sich eine große keltische Siedlung befunden hatte. Vielleicht haben die Römer die Anlage später übernommen. (Das in der Nähe befindliche Lambertskreuz war womöglich ursprünglich eine alte römisches Wegmarkierung gewesen, an der Heerstraße von Bad Dürkheim nach Zweibrücken). Die Anlage wurde vermutlich mit dem EInfall der Alemannen 352 n. Chr. aufgegeben.

Das Gipfelplateau wurde 1972 unter Naturschutz gestellt.


Wir genossen natürlich die Aussicht! Vom sogenannten Westfelsen (540 m) im Nordwesten sind im Norden der Donnersberg, im Nordwesten die Gipfel des Hunsrücks und im Westen die Stadt Kaiserslautern zu sehen. Und vom Süd(ost)felsen aus kann man nach Süden schauen. Logisch, irgendwie.

Wir verließen den Drachenfels, und folgten dem Blauen Balken hinunter zur Kreuzung Sieben Wege (424 m). Hier wechselten wir auf den Roten Balken, der uns zur Lambertskreuzhütte (462 m) brachte.

Lambertskreuz ist der Name eines Wegkreuzes auf einem Bergsattel zwischen Salweidenkopf und Weisenberg. Die 462 Meter hoch gelegene, alte Wegkreuzung wurde nach dem Steinkreuz benannt, das hier steht, und seinen Namen dem heiligen Lambertus verdankt, einem Bischof von Maastricht, der um 705 ermordet wurde. Das Kreuzes wurde 1280 erstmals erwähnt, und ist damit das älteste erhaltene Steinkreuz der Pfalz.

1905 gruben Mitglieder des Pfälzerwald-Vereins das zerbrochene Steinkreuz aus, und fügten die Teile wieder zusammen. Danach entstand eine Unterkunftshütte daneben, die nach dem Steinkreuz "Lambertskreuzhütte" genannt wurde. Die Hütte ist laut Inschrift am Eingang die älteste Wanderhütte des PWV.


Wir wählten hier den Grün-Weißen Weg, und wanderten nun hinunter nach Neidenfels, nicht ohne zuvor die Ruine Neidenfels (250 m) zu besichtigen, die hoch über dem Ort auf einem Felssporn thront.

Neidenfels wurde um 1330 durch Pfalzgraf Rudolf II. errichtet, als Ersatz der zu klein gewordenen Burg Lichtenstein auf dem Nachbarberg. Lehensleute waren neben den Herren von Lichtenstein unter anderem auch die Landschaden von Steinach, die Edlen von Steinhausen und die Angellocher. Dieter II. Landschad von Steinach investierte 400 Gulden in den Ausbau der Burg.

Die Burg wurde 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieg von Franzosen gesprengt. Im 18. Jahrhundert ließ ein Forstmeister mit Steinen der Burg Weinbergterrassen anlegen - der Erfolg blieb jedoch aus. 1935 nahm die Gemeinde die Burg als Schenkung an, und begann mit Erhaltungsmaßnahmen.

Die Ruine wird, wie es sich gehört, von Sagen umweht...:

Einst bewohnten zwei Brüder die benachbarten Burgen, die sich zunächst recht gut verstanden. Doch nach einiger Zeit wurde der Besitzer der jüngeren Burg auf seinen Bruder neidisch, und nach und nach entwickelte sich Missgunst und Hass. Doch der neidische Bruder scheute einen offenen Zweikampf, und ermordete den Beistzer Lichtensteins hinterhältig mit einem Pfeil, den er durchs offene Fenster schoss. So kam die Burg Neidenfels zu ihrem Namen. Lichtenstein aber verfiel.

Viele Jahrhunderte später, als Neidenfels schon eine Ruine war, war der Platz der Bevölkerung unheimlich, und man mied das düstere Gemäuer. Eines Abends führten zwei junge Hirten, Brüder, ihre Ziegen auf die Weide unter der Burg. Als die Glocken läuteten, wollten die beiden ihre Herde zusammentreiben, und nach Hause ins Dorf ziehen. Doch die beiden bemerkten, dass ihre wertvollsten Ziegen fehlten. Daraufhin wagte sich einer der Hirten durch das Gestrüpp hinauf zur Burg. An einem Felsspalt begegnete ihm eine weiße Frau. Sie konnte ihm zwar die verlorengegangenen Ziegen nicht weisen, füllte dafür aber seine Tasche mit etwas Schwerem. Dabei mahnte sie ihn, erst zu Hause nachzusehen, was es sei, das er da in seiner Tasche trug.

Als der Hirte wieder auf seinen Bruder traf, und ihm von der unheimlichen Begegnung berichtete, wollte dieser unbedingt wissen, was sich in der Tasche befand. Doch sein Bruder wehrte sich, und zeigte es ihm nicht. Nun wurde der Bruder erst recht neugierig, und griff in die Tasche. Er förderte einen Teil des Inhaltes zutage - und war enttäuscht: es handelte sich bloß um Ziegenmist. Sein Bruder aber war klüger: Er wartete, bis er zu Hause ankam, wie es ihm die Weiße Frau geheißen hatte. Dort holte er den Rest aus seiner Tasche, und sah ihn sich an. Es war Gold.


Wir stiegen nun hinunter nach Neidenfels (186 m), und blieben auch dort der Grün-Weißen Markierung treu. Sie führt von hier aus noch gut sechs Kilometer nach Westen, hinüber zum Ort Esthal, der in etwa 360 Metern Höhe auf einer weiten Ebene gelegen ist. Dort bezogen wir unsere Unterkunft - nicht ahnend, dass wir in ganz Esthal nichts zu essen kriegen würden...

Keine gute Nachricht, nach 30 Kilometern Fußmarsch! Und die letzten, von Neidenfels herüber, mit dem Anstieg nach Esthal hinauf, waren besonders anstrengend gewesen. Aber die eine Gastwirtschaft hatte Ruhetag, die andere war wegen eines Todesfalls geschlossen - also was tun? Wir besprachen uns mit unseren Gastgebern, die uns sofort bereitwillig aufhalfen: Sie holten alles aus ihrer Vorratskammer, was diese hergab, und so genossen wir, im Garten, in der Sonne, ein herrliches Abendessen mit Pfälzer Spezialitäten! Besser konnte es uns gar nicht gehen!

Oder? Doch! Denn plötzlich hörte ich ein Klingeln von der Straße.... Ein Eiswagen! Dass es so etwas noch gab! Und hier, mitten im Pfälzer Wald! Ich holte mein Geld, stürmte los, um den Wagen noch zu erwischen, bevor er weiterfuhr, und besorgte uns zwei riesige Eisbecher, die wr dann ebenso gemütlich wie genüsslich in der Abendsonne verspeisten. Was für ein wunderbarer Abschluss eines langen Wandertages!



...und am nächsten Tag führte uns unser Weg von Esthal nach Hofstätten.

Tourengänger: Nik Brückner


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