Neckarsteig 1: Heidelberg - Hirschhorn


Publiziert von Nik Brückner , 8. April 2015 um 11:26.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum: 3 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1390 m
Abstieg: 1470 m
Strecke:38,1km

Ostern!

Vier freie Tage!

Was macht man da? Einen Viertager. Und wenn grad keiner zur Hand ist? Dann packt man eben einen Achttager in vier Tage. Aus Träningsgründen mit einem 15-Kilo-Rucksack auf dem Rücken.



Der Neckarsteig!

Daten laut Website: Strecke: 127,8 km, Aufstieg: 4020 m, Abstieg: 4015 m, Etappen: 8, Zeitbedarf: 50:04.

127 Kilometer? Das könnt gehen, in vier Tagen. Zumindest (nicht: zumindestens!) ausprobieren kann man's ja mal.

Ich fasse mich hier kurz, die Beschreibungen sind auf der Neckarsteig-Website nachzulesen, und der Weg ist super markiert (lediglich an zwei, drei Stellen könnt' es etwas besser sein: Der Abstieg nach Gemünd etwa, oder um Mosbach herum. Ansonsten ist die Route auch ohne Karte jederzeit gut zu finden).


Am ersten Tag wollte ich Teil eins und zwei der ersten mit der gesamten zweiten Etappe zu einer langen Tour von 38,1 Kilometern und 1390 Aufstiegshöhenmetern kombinieren. Am zweiten Tag hatte ich abends nämlich etwas vor, deshalb würde ich an diesem Tag nicht so lange unterwegs sein können. Also lieber am ersten ordentlich reinhauen! Um mich zu pushen, legte ich im Auto Ashbys fantastisches Album "Fragmental" auf.


Start in Heidelberg: 8:55 Uhr

Losgez um 8:55 Uhr am Heidelberger Schloss. Von dort führt die unglaubliche Himmelsleiter mit ihren ca. 1200 Sandsteinstufen hinauf zum Königstuhl. Sie überwindet dabei von der Stadt aus 432 Höhenmeter.

Königstuhl: 9:20 Uhr

Nachdem ich die Aussicht über das Rheintal genossen hatte, bin ich weiter in den Wald gewandert. Der Weg schlägt hier ein paar Haken, um dem breiten Holzabfuhrweg Richtung Hohler Kästenbaum auszuweichen. Hier bekommt man schon einen ersten Eindruck von einem der wichtigsten Charakteristika der Route: vom Hakenschlagen.

Leider lässt der Neckarsteig dabei das schöne Felsenmeer aus, das man ohne weiteres in die Strecke hätte einbinden können.

Es geht also zum Hohlen Kästenbaum und dahinter weiter auf der Höhe. Und wieder schlägt der Weg Haken: von der Stelle aus, an der man zum ersten Mal Neckargemünd sieht, im Grunde schon direkt über dem Ort, sind es noch geschlagene eineinhalb Stunden, bevor man endlich das sehenswerte Städtchen betritt.

Es ist zwar schön, dass einem auf diese Weise lange Ortsdurchschreitungen erspart werden, aber nicht immer stehen die langen Umwege in einem vernünftigen Verhältnis dazu. Insbesondere dann nicht, wenn man ein schönes Örtchen umläuft.

Neckargemünd: 11:30 Uhr

In Neckargemünd geht es aber in Ordnung. Der Umweg ist schön, es geht sogar bei Gnomen vorbei, und so lohnen sich die Wege rund um die Stadt. Schade nur, dass man nicht durch die Altstadt geleitet wird. Wer nicht weiß, was er hier verpasst, weiß nicht, dass er hier was verpasst.

Interessant ist vor allem die Reichsburg Reichenstein:

Die Reichsburg Reichenstein ist wohl Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet worden. Sie diente dem Schutz des Reichsterritoriums gegenüber dem Wittelsbacher Territorium rings um Heidelberg. Die Burg wird nur von 1292 bis 1355 urkundlich erwähnt, danach hat sie vermutlich gegenüber der nahen Bergfeste Dilsberg rasch an Bedeutung eingebüßt. Spätestens ab dem 15. Jahrhundert verfiel sie und wurde in der Folge fast vollständig abgetragen.

Der Burghügel erfuhr zudem im 19. und 20. Jahrhundert mehrere tiefgreifende Veränderungen:  Viele Teile des heute sichtbaren Mauerwerks wurden erst im 19. Jahrhundert als Stützmauern für dort befindliche Gärten errichtet, zahlreiche Bau- und Restaurierungsmaßnahmen, die Terrassierung des Geländes in den 1930er Jahren und zuletzt die Sprengung eines Teils des Burgplateaus zum Bau eines Wasserspeichers 1989 sorgten für eine nachhaltige Veränderung des Burggeländes. So sind nur sehr wenige der heute sichtbaren Mauerreste tatsächlich Überreste der Burg. Lediglich im Süden der Anlage hat sich originales Mauerwerk erhalten, das als Schildmauer zum Bergrücken hin gedeutet wird. Von den Innenbauten der Burg ist nichts erhalten.


Der Steig führt nun am Bahnhof vorbei hinauf in eine Siedlung, und dort in den Wald hinauf. Von einem Pavillon aus hat man eine schöne Aussicht auf den Neckar, dann geht  es noch weiter rauf. Sinnlos? Nur scheinbar: Denn der Abstieg ins Tal vor Dilsberg ist wunderschön und entschädigt für die vielen Höhenmeter.

Leider führt der Neckarsteig dann nicht über die Lochmühle und die schönen Streuobstwiesen direkt auf den Dilsberg mit seiner Bergfestung, vielmehr weicht er nach rechts in den Wald aus, von wo aus man auf langweiligen Holzabfuhrwegen in das moderne Dilsberg und durch es hindurch wandert.

Schade! Hier hätte es eine weitaus schönere Variante gegeben.

Dilsberg: 12:55 Uhr

Dilsberg ist eine hochmittelalterliche Bergfeste, aus der sich nach und nach der Ort Dilsberg entwickelt hat. Ein Vorgängerbau der heutigen Bergfeste wurde zwischen 1150 und 1200 angelegt. Um 1300 ging die Burg in das Eigentum der Kurpfalz über, unter deren Regie die Burg ab den 1330er Jahren umfangreich umgebaut wurde. Besser so, denn im Dreißigjährigen Krieg zählte der Dilsberg zu den am heftigsten umkämpften Festungen. 1622 wurde die Anlage vom Feldherrn Tilly besetzt. 1633 eroberten schließlich die Schweden die Festung. Trotz der gewaltsamen Besitzerwechsel wurde die Anlage selbst dabei nicht zerstört. Nach mehreren Umnutzungen und Restaurierungen wird die Anlage heute touristisch genutzt.

Erhalten ist heute noch ein Kellergewölbe des Palas, ein sechseckiger Treppenturm und ein Teil der 16 Meter hohen Ringmauer, die früher die ganze Hauptburg umgab.
Von den äußeren Verteidigungsanlagen sind die Stadtmauer und ein Stadttor erhalten.

In Dilsberg habe ich dann gepaust. Um halb zwei ging's weiter, zunächst steil und felsig hinunter zum Neckar, den man auf einer Schleuse überquert. Es geht hinüber nach Neckarsteinach mit seinen berühmten vier Burgen.

Leider umgeht der Neckarsteig hier den nächsten schönen Ortskern. Liegt es am Deutschen Wanderverein, der seine Gütesiegel an ein No-Asphalt-Dogma knüpft? So ein Pech aber auch, dass die Neckartaler die Straßen in ihren Örtchen geteert haben.... Allerdings ist die Wahl in Neckarsteinach tatsächlich schwierig, denn schließlich soll der Neckarsteig ja auch mal direkt am Fluss entlang führen. Ich hatte sogar besonderes Glück: Hochwasser! Und so durfte ich nicht nur am Neckar entlang, sondern sogar im Neckar wandern!

Neckarsteinach: 14:00 Uhr

Von einem Wanderparkplatz aus geht es hinauf auf den Bergrücken, auf dem die vier Steinacher Burgen stehen: Vorderburg, Mittelburg, Hinterburg/Alt Schadeck und die Burg, die ihrer Lage gemäß Schwalbennest genannt wird.

Die Burgen wurden zwischen 1100 und 1230 von den Landschad von Steinach teils als Wormser bzw. Speyrer Lehen, teils als Allodialbesitz erbaut und befanden sich im späten Mittelalter meist im Besitz ständig wechselnder Adelsfamilien. Im 16. Jahrhundert gelangten sie wieder alle in den Besitz der Landschad, nach deren Aussterben 1653 in den Besitz einer Linie derer von Metternich, nach deren Aussterben 1753 in die Hand der Bistümer Worms und Speyer und im Zuge der Mediatisierung 1803 an das Land Hessen, das die Burgen in der Folge teils an Privat verkaufte.

Auf der anderen Seite des Bergrückens geht es in einem großen Haken wieder hinunter nach Neckarsteinach. Man läuft durch eine Siedlung und lang hinauf auf den Darsberg. Es ging, langsam, aber es ging...

Der Aufstieg ist wirklich schön. Auf dem Darsberg wird's dann allerdings sehr langweilig. Abgesehen vom Aussichtspunkt Goetheblick passiert nun bis Hirschhorn gar nichts mehr. Der Neckarsteig verläuft auf faden, breiten Holzabfuhrwegen bis nach Hirschhorn. Das Rote Bild, Grenzzeichen zwischen dem ehemaligen Kloster Schönau und Hirschhorn, ist eines der wenigen kleinen Highlights.

Nach Hirschhorn hinunter führt ein breiter Forstweg in endlosen Serpentinen.

Hirschhorn 17:00 Uhr

Erst die Altstadt dieses schönen Städtchens entschädigt für die faden Stunden seit dem Darsberg. Leider habe ich davon an diesem Tag nichts mehr gesehen, weil mein Zug kam, und ich ja in Heidelberg noch ein paar Meter zurück zum Auto vor mir hatte: Vom Bahnhof Altstadt (Karlstorbahnhof) weitere 2 Kilometer und 130Hm, also etwa eine halbe Stunde. In den Angaben zur Tour habe ich die aber nicht mitgezählt.

Am folgenden Tag ging's dann weiter von Hirschhorn nach Zwingenberg.

Tourengänger: Nik Brückner


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