Auf des Monsters Spuren über die felsigen Höhen des Frankensteinmassivs


Publiziert von Nik Brückner , 3. Januar 2024 um 19:34.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:28 Dezember 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:18,5 Kilometer

Das Frankensteinmassiv ist ein zirka fünfeinhalb Kilometer langer bewaldeter Höhenzug bei Seeheim und Eberstadt, der sich über der Bergstraße erhebt und mit seinen mehr als 400 Metern hohen Gipfeln einen Eckpfeiler des nordwestlichen Odenwalds bildet. Es erstreckt sich in nord-südlicher Richtung und wird im Norden durch die Kohlberge, im Süden durch das Elsbachtal begrenzt. Hier erhebt sich die mächtige Burg Frankenstein, die angeblich Mary Shelley zu ihrem Roman inspiriert hat....

Diesen Höhenzug, den ich noch nicht kannte, wollte ich in einer einzigen, langen Wanderung erkunden, nachdem ich am Vortag mit der Waldelfe und ihrem Bruder eher ein kurzes Ründl gedreht hatte. Dabei wollte ich an allen Highlights vorbeikommen, Felsen, Burgen und Gipfel besuchen, und auch die südlich benachbarte Burg Tannenberg noch besuchen. Und so dübelte ich eines trüben, aber zumindest trockenen Dezembertages nach Seeheim. Das mit dem Kreis. Im Player: "The Fox & The Bird" von Ok Goodnight. 


Vom Wanderparkplatz (177 m) im Elsbachtal aus ging es zunächst einmal parallel zur Straße ins Tal hinein. Kurz vor dem Waldrand, beim ersten Rechtsabzweig, bog ich dann in ein Tälchen hinein und wanderte hinauf zur Sophienhütte (282 m), einer Schutzhütte, die ein wenig östlich eines Bergsattels steht. Von dort aus sind es dann nur noch wenige Meter bergan zu meinem ersten Tagesziel, der Ruine Tannenberg (322 m).

Tannenberg wurde wohl ab 1210 von Kuno von Münzenberg und seinem Sohn Ulrich auf Grundbesitz des Klosters Lorsch errichtet, um das südliche Amtsgebiet der Familie zu sichern. Die Burg könnte aber auch bereits Anfang des 12. Jahrhunderts auf einer noch älteren Befestigung erbaut worden sein. Urkundlich wurde sie jedenfalls erstmals im Jahr 1239.

Mit dem Tod Ulrichs II. durch Erbschaft zu 5/6 an Philipp von Falkenstein und danach an seine Tochter Guda und ihren Mann Konrad VI. von Bickenbach. Das restliche Sechstel erhielt Reinhard I. von Hanau. Dadurch war sie zu einer Ganerbenburg geworden, deren Anteile sich im Laufe der Zeit immer weiter aufteilten. Schon 1382 sind insgesamt siebzehn Ganerben benannt. Diese lebten aber zumeist nicht auf der Burg, sondern ließen sich durch ihre Burgmannen vertreten.


Einer der Besitzer war 1379 Graf Wilhelm II. von Katzenelnbogen, Gründungsmitglied des im gleichen Jahr gegründeten Löwenbunds. Zu diesem Bund gehörte auch Johann von Cronberg. Nach heftigen Fehden der Cronberger mit der Stadt Frankfurt verlegte Ende des 14. Jahrhunderts Hartmut der Jüngere von Cronberg seinen Wohnsitz auf die Tannenburg. Von da an wurde sie zu einem Raubritternest.

1398 vereinigten sich die rheinischen Kurfürsten mit den Städten am Rhein und in der Wetterau zu einer Erneuerung des Landfriedens auf zehn Jahre. Dem Bündnis hatten die Cronberger nichts entgegenzusetzen. Im Juni und Juli 1399 wurde die Burg belagert und erobert. Den Ausschlag gab die Frankfurter Büchse, eine rund 3,5 Tonnen schwere Steinbüchse, die von 20 Pferden gezogen werden musste und die Basaltkugeln mit einem Durchmesser von 62 bis 68 cm und einer Masse von 500 bis 550 kg verschießen konnte.


Die Burg Tannenberg war damit eine der ersten deutschen Burgen, die durch Feuerwaffen zerstört wurde. Sie wurde nicht wieder aufgebaut und diente der Bevölkerung der umliegenden Orte später als Steinbruch.


Tannenberg war eine kleine ovale Gipfelburg mit offenem Zwinger und Bergfried. Die Lage am Westrand des Odenwaldes ermöglichte die Sicht ins Rheintal, die umliegenden Täler und zu benachbarten Burgen. Die Anlage war umgeben von Wall und Graben. Der Zugang war durch eine Zugbrücke und zwei Tore gesichert. Der Palas an der gefährdeten Ostseite war zudem durch eine starke Schildmauer geschützt. Im 14. Jh. wurde sie an der West- und Nordseite durch eine Vorburg mit Mauer und Turm erweitert, in der sich Wohn-, Vorrats- und Stallgebäude befanden. Eine weitere Vorburg wurde an der Ostseite begonnen, blieb aber unvollendet.

Die Ausstattung mit Flachglasfenstern, gotischen Kachelöfen und verzierten Bodenfliesen war vergleichsweise komfortabel. Die Wasserversorgung war durch eine Zisterne mit Kiesfilteranlage und durch eine Quelle in der Nähe der Burg sichergestellt.

Heute sind noch Teile der Ring-, Zwinger- und Vorburgmauern, Gebäudefundamente mit Mauer- und Kellerresten und der Stumpf des Bergfrieds erhalten. Der Heimat- und Verschönerungsverein Seeheim legt seit einigen Jahren die Burgmauern frei und erhält mit großem Aufwand die Gesamtanlage.



Nach der Besichtigung folgte ich einem schmalen, hübschen Pfad, der nordwärts über den Bergrücken führt. Er biegt irgendwann links hinunter und führt in der Nähe der Straße Lufthansaring zu den Fünfschwesternlinden (228 m).

Im Jahre 1765 weilte Erbprinzessin Karoline von Hessen, die spätere "Große Landgräfin'' (1721-1774), mit ihren fünf Töchtern in Seeheim und begegnete bei einem Spaziergang über den Kreuzberg unter einer mächtigen Linde einer Wahrsagerin, der "klugen Frau von Seeheim", und forderte sie im Scherz auf, ihnen die Zukunft zu weissagen. Sie soll den fünf Prinzessinnen fünf Kronen prophezeit haben, was dann auch tatsächlich eintraf: Karoline wurde Landgräfin von Hessen-Homburg, Friederike Königin von Preußen, Amalie Markgräfin von Baden, Wilhelmine Zarin von Russland und Luise Herzogin von Weimar.

Die alte Linde wurde später vom Blitz zerstört. Schon seit weit über 100 Jahren wurden hier als Erinnerung an diese Begebenheit Linden gepflanzt.



Ich überquerte den Lufthansaring und wanderte weiter bergab. An einem Pavillon erreichte ich einen kleinen Park, weiter unten kam ich dann nach Seeheim (130m). Den Kreis hab' ich dort nicht gesehen, ich blieb aber auch nicht lange. Auf der Ober-Beerbacher Straße verließ ich den Ort ostwärts.

Direkt am Ortsrand wanderte ich eine kleine Straße links hinauf, die ich nach einer Felswand gleich verließ. Ein schmaler Wanderpfad brachte mich unmittelbar oberhalb des Seeheimer Schlosses zu einer Wiese, die ich nordwärts ansteigend überquerte. Am Waldrand ging's dann linkswärts weiter, Richtung Norden. Kurz nach einem Schutzhüttl betrat ich wieder den Wald.

Hier nahm ich dann den untersten von zwei Wegen, die nach Norden führen. Einen dritten, der links talwärts abbiegt, ignorierte ich. Auf meinem Weg wanderte ich nun etwa 800 Meter weiter, bis rechts ein Pfad hinaufführt. Meine App weist diesen (und zahllose andere Pfade an diesem Berg) als Wanderweg aus, im Gelände bemerkt man dann aber, dass es sich hier um Mountainbikerouten handelt.

Na, solang keiner kommt! Manche Medien versuchen ja, einen Krieg zwischen Wanderern und Mountainbikern heraufzubeschwören, im Gelände hab' ich dergleichen aber noch nie erlebt. Im Gegenteil. ich komme gut mit den Radlern aus, und die hoffentlich auch mit mir.


Auf diesem schönen, felsigen Pfad wanderte ich nun den Berg hinauf. Dabei überquerte ich den Herrnweg. Weiter oben erreichte ich den 18-Minuten-Weg, auf dem ich ein kurzes Stück nach rechts lief, bis sich mein Pfad über die nächste Felsrippe hinauf fortsetzte. Ich überquerte einen weiteren Waldweg, dann erreichte ich über flacheres Gelände den Bergrücken.

Auf der nächsten Felskuppe links (nördlich) steht die kleine Franz-Bingel-Hütte (420 m), unweit befindet sich einer der höchsten Punkte des Frankensteinmassivs, der Felsgipfel Langenberg (421 m). Ich verließ den Weg, folgte diesen Felsen und langte bald an einem alten Steinbruch (408 m) ein, in dem sich inzwischen ein hübscher See angesammelt hat. Ich stieg die nassen, moosigen Felsen hinunter und langte wieder auf einem Weg an.

Ich blieb in der Folge auf der linken Seite des Bergrückens (es gibt mehrere Möglichkeiten) und langte bald, einen Barfußpfad (387 m) passierend, am Waldsportplatz Burg Frankenstein (380 m) an.

An dessen Westseite führt ein Pfad steil hinunter zu einer engen Kehre der Zufahrtsstraße der Burg Frankenstein. Hier musste ich ein bisschen suchen, mein Pfad berührte die Kehre an ihrer Außenseite und führt hier steil und zugewuchert geradewegs weiter hinunter.

Am ersten Querweg unterhalb der Straße angekommen, bog ich rechts ab, und wanderte weiter Richtung Norden. Ich blieb auf diesem Weg, der in der Folge in zwei Täler hinein- und aus ihnen wieder hinauskurvt. Im ersten wird dabei ein breiter Waldweg überquert.

Irgendwann erreichte ich erneut die Zufahrtsstraße und überquerte auch diese. An der nächsten Gabelung hielt ich mich rechts und wanderte wieder hinauf zum Bergrücken.

Auch dieser Hang ist von Mountainbikespuren zerfurcht. Ich wählte eine nahe am Rücken und folgte ihr bergab bis zum nächsten Querweg, einem breiten Waldweg, dem ich nun nach rechts folgte. Dieser führt bald tief in ein Tal hinein und drüben wieder hinaus. Auf den nächsten Mountainbikespuren stieg ich hinauf zum Hauptrücken des Frankensteinmassivs und stieß dort auf die Himmelsleiter.

Der steile Anstieg aus der Mordach nach Süden wird "Himmelsleiter" genannt und führt zu einem ersten, unbenannten Gipfelpunkt (342 m) des Frankensteinmassivs. Rund 900 Meter weiter südlich folgt dann der Schloßberg (370 m), der die Burg Frankenstein trägt. 


Ich nahm also den "Himmelsleiter" genannten Weg, der geradewegs dem Bergrücken folgend zur Burg Frankenstein (370 m) führt.

Die Burg Frankenstein steht auf einem 370 Meter hohen, felsigen Gipfel des nach ihr benannten Massivs. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahre 1252 in einer Urkunde Konrads II. Reiz von Breuberg und seiner Ehefrau Elisabeth. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass die Burg zu dieser Zeit bereits stand. Ihre genaue Entstehungszeit ist also unbekannt. Die meisten Historiker gehen aber von ca. 1240 aus.

Das Adelsgeschlecht derer von Frankenstein entstand durch die Heirat von Konrad und Elisabeth. Die Frankensteiner stellten in der Folge die Herren mehrerer Orte in der Umgebung.

Spätestens 1292 erklärten sich die Frankensteiner zu Burgmannen der Grafen von Katzenelnbogen. Im Zuge dessen räumten sie diesen unbeschränkten Zutritt zur Burg und Unterstützung im Kriegsfall ein. Zu einem solchen Fall kam es aber nie, die Burg ist nie belagert worden. 1402 wurde Frankenstein dann Reichslehen und damit unabhängig von den Grafen von Katzenelnbogen.


Als sich bereits zuvor, im 14. Jahrhundert, das Frankensteiner Geschlecht in zwei Linien spaltete, wurde Frankenstein zur Ganerbenburg. Andauernde rechtliche Auseinandersetzungen zwischen den beiden Linien waren die Folge. Um 1400 wurde die zu klein gewordene Burg dann um eine große Vorburg erweitert und dabei modernisiert. 

Auch das 16. Jahrhundert war durch eine rege Bautätigkeit geprägt. Die Anlage erreichte damals ihre heutigen Ausmaße. Gleichzeitig verschärften sich aber auch die Konflikte der Frankensteiner mit den hessischen Landgrafen. Besonders der Versuch der Frankensteiner, am katholischen Glauben festzuhalten, sorgte für Ärger. Auch gab es Streitigkeiten um das Zehntrecht über das reichsunmittelbare Dorf Nieder-Beerbach. Die Frankensteiner strengten deshalb zahlreiche Rechtsstreite vor dem Reichskammergericht an. Letztlich mussten die Frankensteiner aber die Oberherrschaft Hessen-Darmstadts über ihr Territorium akzeptieren. Schließlich verkaufte man 1662 Burg und Territorium für 109.000 Gulden an Hessen-Darmstadt, und die Herren von Frankenstein zogen sich nach Ullstadt in Franken zurück, wo ihre Nachfahren bis heute leben.
 
Dem Landgrafen aber war es weniger um die Burg als um den Territorialbesitz gegangen. Daher verfiel die Burg in den folgenden Jahren zusehends. Bis zum 18. Jahrhundert diente sie noch als Invalidenhaus und als Zufluchtsort in Kriegszeiten, bald darauf sorgten aber aufkommende Gerüchte von verborgenen Schätzen für erhebliche Zerstörungen in der Vorburg. Und auch die Kernburg blieb nicht verschont, als die Ehefrau des damaligen Burgverwalters alles zu Geld machte, was nicht niet- und nagelfest war. Zu allem Übel nutzen auch noch die Bauern der Nachbardörfer die Burg als billigen Steinbruch, bis irgendwann kaum mehr ein Stein auf dem anderen lag.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Großherzog Ludwig III. die Burg dann im Zuge der Burgenromantik wieder restaurieren. Dabei ging man jedoch sehr rücksichtslos vor und zerstörte mehr als man aufbaute. Unter anderem erhielt der Torturm ein Stockwerk zu viel, und setzte dem inneren Wohnturm eine Turmhaube auf, die dieser im Mittelalter nie gehabt hatte.

Im 20. Jahrhundert schließlich wurde die Burg ein beliebtes Ausflugsziel. Das hatte zur Folge, dass man in den 1960ern ein grauenvolles Restaurantgebäude auf dem Gelände errichtete.


Die Burganlage ist heute in verschiedene Abschnitte gegliedert, die aus verschiedenen Epochen stammen. Die Kernburg im Süden, von dicken Mauern mit Zinnen und Wehrgängen geschützt, ist der älteste Bereich. Hier gruppierten sich in Fachwerkbauweise erstellte Wirtschafts- und Wohngebäude um einen engen Hof. Weil die Außenmauern dieser Häuser gleichzeitig auch die Außenmauern der Burg waren, mussten sie sehr dick sein.

Der Torturm war lange Zeit er Haupteingang zur Burg. Bevor sie um die Vorburg erweitert wurde, befand sich vor dem Torturm ein Graben mit Zugbrücke. Dieser ist heute zugeschüttet. Im Torturm sind allerdings noch die Rollen und die Auflagesteine der Zugbrücke zu erkennen. Zum besseren Schutz des Zwingers wurde später eine weitere Ringmauer gebaut. Und im Süden der Burg sind heute noch die Halsgräben zu erkennen. 

Um Platz zu gewinnen, wurde die Kernburg später um eine Vorburg erweitert, die ebenfalls von einer Mauer umgeben ist. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Anlage dann erneut umgebaut und erweitert, bis sie ihre endgültige Form bekam. Außer einer 1474 errichteten Kapelle steht aber heute im Bereich der Vorburg nichts mehr aufrecht.

Schließlich wurde zur gefährdeten Südseite hin noch ein Batterieturm errichtet, der zur Burg hin offen ist, um einen potentiellen Feind, wenn er den Turm eingenommen hätte, vom Burgareal aus weiterhin unter Beschuss nehmen zu können.


Uuuuund es gibt eine Sage!

In grauer Vorzeit soll ein grausiger Lindwurm das nahe bei der Burg gelegene Dorf Nieder-Beerbach terrorisiert haben. Nur durch das saftige Fleisch blutjunger Mädchen habe er sich besänftigen lassen. (Erst) Als eines Tages die heimliche Geliebte Anne-Marie des edlen Ritters Georg dem Lindwurm geopfert werden sollte, hatte dieser genug davon, und entschloss sich, das Scheusal zu bekämpfen. Nach langem, harten Kampf tötete er den Lindwurm schließlich in einem nahegelegenen Steinbruch. Allerdings spritzte ihm der Drache im Todeskampf ein tödliches Gift ins Bein, worauf der Ritter zusammen mit dem Lindwurm starb. Die arme Maid Anne-Marie aber blieb in ihrem Gram alleine zurück...
 
In der Nähe des besagten Steinbruchs erinnert heute ein steinerner Lindwurm an diese Sage. Sie beruht auf Georg von Frankenstein, der 1531 hier gestorben ist - allerdings sicherlich nicht am Gift eine Drachen. Die Sage ist später entstanden, und beruht vermutlich auf dem viel älteren Motiv seines Namenspatrons, des Heiligen Georg, der üblicherweise mit einem Drachen kämpfend dargestellt wird.


Jetzt aber: Frankensteins Monster!

Ihre Berühmtheit verdankt die Burg Frankenstein der Geschichte, dass sie als Inspiration und Namensgeber für Mary Shelleys Buch "Frankenstein oder der moderne Prometheus" gedient habe. Eine Verbindung Shelleys mit der Burg wird allerdings angezweifelt. Die Burg (oder überhaupt eine Burg) wird im Roman nicht erwähnt, die Geschichte spielt (unter anderem) in Ingolstadt, und Viktor Frankenstein stammt aus der Schweiz. Da das Ehepaar Shelley auf einer Reise nach Genf aber durch das Rheintal kam, wird gern vermutet, dass die Schriftstellerin den Namen der Burg hörte und für ihr Buch übernahm.


Die Burg war leider zu, als ich kam, deshalb wanderte ich unverrichteter Besichtigung weiter zum Parkplatz der Burg Frankenstein (376 m), über die Straße und dem Rücken folgend wieder hinauf zum Waldsportplatz (380 m). Am Barfußpfad (387 m) hielt ich mich dann links, um zum Magnetstein (403 m) zu gelangen, einem weiteren Gipfel des Frankensteinmassivs.

Einige Felsen hier sind stark magnetisch, was auf Blitzeinschläge zurückgeführt wird, da sich das Gestein ansonsten nicht von dem im unterhalb gelegenen Serpentin-Bruch unterscheidet. Durch die Blitze bildete sich ein Stromfluss im Gestein und es erhitzte sich über seine Curie-Temperatur von 570 °C. Bei der Abkühlung wurde das aktuelle Magnetfeld eingefroren. Man findet hier verschiedene verkippte Feldrichtungen. Dabei kann die Kompassnadel um bis zu 30° abgelenkt werden. Hangabwärts nimmt der Magnetismus der Felsen stetig ab.

Die Magnetsteine sind seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts als geologisches Naturdenkmal geschützt. Obwohl es verboten ist, Teile davon abzuschlagen, sind einige der Felsen durch Mineraliensammler seit 1925 um ein Drittel kleiner geworden.

 
Der Magnetismus soll durch Hexen entstanden sein. Deshalb gibt es auch eine Sage zum Magnetberg:
 
Der Berg soll nach dem Brocken der zweitgrößte Hexenkultplatz Deutschlands sein. Die Geschichte hat sich aber wohl erst in den letzten Jahrzehnten jemand ausgedacht, denn in den zeitgenössischen Dokumenten der Hexenverfolgungen in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt spielt der Ilbes-Berg keine Rolle. (Damals galt Griesheim als Haupttreffpunkt der Hexen.)

 
Ich wanderte nun weiter nach Süden, wo sich der Pfad bald in den felsigen linken Berghang wendet. Hier geht's vorbei am Brohmfels (388 m).

Die bis zu acht Meter hohen Wände am Brohmfels werden als Kletterfelsen genutzt. Das Anbringen neuer Sicherungen ist hier untersagt.


Der herrliche Pfad führt weiter durch die felsigen Osthänge des Langenbergs und erreicht erst südlich des Gipfels wieder die Höhe. Dort befindet sich eine Wegspinne. Ich nahm den Weg, der stracks weiter gen Süden verläuft, umrundete eine weitere Kuppe und überquerte dahinter einen breiten Waldweg. Weiter unten kam dann ein Weg von rechts zu mir herauf. Ein Stück weiter südlich hängen an einem Baum kopierte und laminierte Ausdrucke, die über den Standort des ehemaligen Elisabethenturms (367 m) informieren.

Bei der südlichsten Felsengruppe auf dem Frankensteinmassiv gab es vor einigen Jahrzehnten, als die Gipfelkuppen noch weitgehend unbewaldet waren, einen hölzernen Aussichtsturm.


Ich bog hier links ab auf einen Pfad, der sich bald als weiterer Mounteinbiketrail entpuppte. Hier gibt es mehrere Abzweige, alle führen irgendwann hinunter auf den Nieder-Beerbacher-Weg, einen breiten Waldweg, von dem aus es nun (entgegen den Behauptungen meiner Wanderapp) nicht mehr weiter talwärts geht. Und so wanderte ich nun auf diesem Weg rechts hinunter zur Ernst-Ludwigs-Hütte (256 m) auf der Karlshöhe, die bei der nächsten Wegspinne steht. Hier nahm ich den Weg, der weiter nach Süden verläuft, über eine letzte Kuppe hinüber. Er endet am oberen Rand eines alten Steinbruchs. Hier wandte ich mich nach rechts, stieß alsbald auf den Kaiserweg, und wanderte auf diesem das letzte Stück hinunter zum Wanderparkplatz (177 m).


Fazit:

Schöne, überraschend felsige Runde über den ersten Bergrücken des Odenwalds. Die zwei Burgen sind ein Highlight, oder wären es, im Falle der Burg Frankenstein, wenn diese geöffnet gewesen wäre. Toll sind auch der kleine Steinbruch mit dem See und die Magnetsteine (Kompass mitbringen!). Hier bestätigt sich der alte Alchimistenspruch "Hierdehier de mit Maknede".


...und weil mich die Bickenbacher interessiert haben, bin ich noch zwei mal in die gleiche Gegend gefahren. Einmal zum Hieligenberg und zur Burg Jossa, und einmal um
eine Runde vom Auerbacher Schloss zum Alsbacher Schloss und über Jossa und den Melibokus wieder zurück zugehen.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (5)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2024 um 08:50
Und konntest du den Seeheimer Kreis etwas wiederbeleben? Oder ist konservativ gestimmte Sozialdemokratie eh nimmer gefragt?

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2024 um 18:43
Ich binne im Kreis gelaufen. Quasi. Popasi.

derMainzer hat gesagt: 2024
Gesendet am 4. Januar 2024 um 11:20
Griaß Eich,

ein gutes Neues Jahr 2024 wünsche ich euch beiden und allen anderen hier im Forum.

Schöne erfolgreiche Bergtouren, vor allem Gesundheit und kommt weider heil zurück.

@ Nik Brückner:

Großartige Wanderungen, die du da im Odenwald unternimmst. Wenn ich irgendwann mein Zelt wieder im Rhein Main Gebiet aufschlagen werde, kann ich auf deine Touren zurückgreifen. Vielen Dank dafür. Hatte gar nicht gewusst, was es dort so alles zu erkunden gibt.

@ Schubi:

Nein, der Seeheimer Kreis scheint wohl noch immer aktiv zu sein. Die konservativ gestimmte Sozialdemokratie unter Gerhard Schröder hat zu der Agenda 2010 geführt und mit 12 € Mindestlohn kannst du Ballungszentren, u.a. in München jedenfalls nicht mehr leben. Es heißt auch jetzt Sozialpädagogen Partei und nicht mehr Sozialdemokratische Partei. Eine richtige Arbeitnehmervertretung gibt es im Bundestag eh nicht mehr.

Pfiats Eich,
derMainzer


Nik Brückner hat gesagt: RE:2024
Gesendet am 4. Januar 2024 um 12:44
Mainzer! Herzlichen Dank! Dir auch ein tolles neues Jahr! Freut mich sehr, dass du mit meinen Berichten etwas anfangen kannst.

Herzlichen Gruß,

Nik

Schubi hat gesagt: RE:2024
Gesendet am 4. Januar 2024 um 20:00
Servus Mainzer.
In Helmut Schmidts Ära war dieser Kreis für's Land positiver wirkend als später in Schröders Zeit. Schröder war unterm Strich ein Lobbyismus-Opfer, er wollt halt gern von Vorstandsvorsitzenden beachtet werden.
Arbeitnehmervertretung gibt's leider abnehmend im Bundestag, aber gleichfalls stark zurückgehend in Unternehmen, wo keiner mehr im Betriebsrat mitschaffen oder einen solchen initiieren will.
Grüßla, Frank




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