Klettersteig in Schriesheim und weiter zum Weißen Stein


Publiziert von Nik Brückner , 2. Januar 2014 um 12:21.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:30 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:15km

Die letzten schönen Herbsttage Ende Oktober: Da heißt es meinen Vater geschnappt, Mike Keneallys "You Must Be This Tall" in den Player geschoben, und raus, raus raus!

Also rüber nach Schriesheim, wo es in einem ehemaligen Steinbruch einen kleinen Klettersteig gibt. Wenn Zeit und Wetter passen, kann man den in eine längere Tour über den Weißen Stein einbauen. Wir haben nur den Nachmittag, also los!



Wir parken mal wieder an der Strahlenburg (185m).

Um 1235 begann Conrad I. von Strahlenberg mit dem Bau der Strahlenburg. Aus dieser Zeit sind noch der ursprünglich 30 Meter hohe Bergfried und der innere Teil der Anlage erhalten. Der Palas dürfte im 14. Jahrhundert errichtet worden sein: 1329 veranlassten Zahlungsschwierigkeiten die Strahlenberger, ihre Burg an Hartmut von Cronberg zu verpfänden. Dieser veranlasste in der Folge umfangreiche Ausbaumaßnahmen. 1468 kamen dann die Veldenzer in den Besitz der Burg.
 
Wann genau die Strahlenburg zerstört wurde, ist bisher ungeklärt. Zwei Ereignisse kommen in Frage: Das eine ist eine Belagerung 1470, im Zuge einer Fehde zwischen Ludwig von Veldenz und dem Kurfürsten, deren Hintergrund die Weißenburger Fehde zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Kurfürsten war. Die Strahlenburg wurde nach acht Tagen eingenommen, ihre Besatzung, 19 Edle und 30 Fußknechte, gefangen genommen oder gleich ertränkt. Daraufhin wurde die Burg in Brand gesteckt. Möglicherweise wurde die Burg aber auch erst um 1504, während des Landshuter Erbfolgekriegs durch hessische Truppen in Brand gesetzt.
 
1733 wurde die Ruine freigegeben, ihre Steine durften zum Bau von Weinbergsmauern verwendet werden. Die Grafen von Oberndorff sicherten ab 1784 die Reste gegen weiteren Verfall. Erhalten sind heute der 27 Meter hohe Bergfried (kann wegen baulicher Mängel nicht bestiegen werden) und der rechteckige Palas, der allerdings entkernt wurde. Am Palas haben sich drei frühgotische Fenster erhalten. Eine fünfeckige Ringmauer umschließt die Anlage. Darin befindet sich heute der Burggasthof Strahlenburg.


Von der Burg aus geht es Richtung Steinbruch einen felsigen Pfad geradewegs den Berg hinauf. Oben ist der Klettersteig dann angeschrieben. Man folgt einem breiten Waldweg nach rechts bis links aufsteigend der Weg ins Rund des Steinbruchs abzweigt.

Der Steinbruch Schriesheim trägt nach einer früheren Betreibergesellschaft auch den Namen "Steinbruch Edelstein". Schon im 19. Jahrhundert wurde hier in Schriesheim Sandstein abgebaut, in den 1880er Jahren begann dann der Quarzporphyrabbau am Ölberg (heute sagt man Rhyolith). Dieses Gestein entstand hier vor etwa 290 Millionen Jahren, als es in der Region noch regen Vulkanismus gab. Die Porphyrschicht am Odenwaldrand ist bis zu 150 Meter mächtig. Das Material wird zum Beispiel für die Schotterherstellung verwendet wird.

Ein zunächst eröffneter kleiner Bruch an der Odenwaldseite des Ölbergs konnte wirtschaftlich nicht bestehen, 1899 gründeten dann zwei Mannheimer Architekten die Porphyrwerk Edelstein GmbH. Das Unternehmen begann mit dem Porphyrabbau am westlichen Ölberghang, man errichtete ein Schotterwerk an der Bergstraße und eine Drahtseilbahn, die den Steinbruch mit dem Werk verband.

Ab 1906 war das Werk an die Güterbahn von Schriesheim über Dossenheim zum Güterbahnhof Heidelberg angeschlossen, was den Abtransport des Ryoliths sehr verbesserte. Dies markierte den Beginn einer wirtschaftlichen Blütezeit. 1913 bauten fast 100 Beschäftigte rund 88.000 Kubikmeter Gestein ab. Im Gegensatz zu den Steinbrüchen der Nachbargemeinde Dossenheimer geriet der Schriesheimer Betrieb aber schon in den späten 1920er wieder in wirtschaftliche Schwierigkeiten.


Landschaft- und Naturschützer traten schon früh auf den Plan, weil sich der Steinbruch so nah an der Bergkuppe befand. Als dann 1919 bedingt durch Sprengungsarbeiten ein Schriesheimer Wahrzeichen zerstört wurde, die Felsgruppe "Edelstein", war der Porphyrbruch endgültig umstritten. Als die Firma, die sich nach dieser Felsgruppe nannte, sie bei Sprengarbeiten im Steinbruch zerstörte, war das sicherlich kein gutes Omen: In den 1950er Jahren begann man mit Modernisierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen im Steinbruch. Die Betriebe an der Bergstraße sahen sich allerdings trotzdem zunehmend mit Finanzproblemen konfrontiert. 1967 gab es dann einen Großbrand im Schotterwerk. Danach wurde der Betrieb hier eingestellt.

Das Gelände entwickelte sich danach zu einem der bedeutendsten Klettergebiete der Region. Heute gibt es hier über 200 Kletterrouten der Schwierigkeitsgrade III bis X, die vor allem Sportkletterer anziehen. Und einen Klettersteig, der über drei der fünf Stufen des Steinbruchs hinaufführt.


Im Steinbruch angekommen wird das Gelände flach. Man erreicht eine Infotafel, hinter der man an die Felswand der ersten Stufe herantritt. Der Weg führt weiter nach links an der Wand entlang. Dort, wo er endet, beginnt der Klettersteig.


Der Klettersteig

Bei den herrlichen Bedingungen ist der Klettersteig ein einziges Vergnügen:
Erste Stufe/erster Abschnitt:

Alter Zustieg, links: Über felsiges Gehgelände geht es steil an den Felsen heran. Ein Baum rechts und eine Metallklammer links helfen über ein senkrechtes Wandl. Oben quert man dann ein paar Schritte nach links, wobei schmale Tritte helfen, die ein schräger Riss bietet. Danach geht es schon hinaus.

Neuer Zustieg, rechts: Klammern und Seilversicherungen helfen über eine senkrechte Wand hinauf zum ersten Absatz.

Zweite Stufe/Abschnitte zwei und drei
Auf der ersten Stufe angekommen hat man nun die Wahl: Über Blöcke hinauf zu einer Reihe von Klammern, die senkrecht hinauf zu zwei Leitern führen, oder, schwieriger, etwa 50 Meter nach rechts und dort mit Hilfe von deutlich weniger Eisen hinauf. Wer eine Aversion gegen zu viel Eisen hat, wird sicherlich die zweite Variante wählen. Hier geht es mit Hilfe einer Klammer auf einen Absatz und von dort über weitere drei Klammern weiter aufwärts. Bei Ausstieg muss man etwas aufpassen, weil Schotter die letzten Schritte etwas rutschig macht.

Dritte Stufe/Abschnitt vier
Die dritte und letzte Wandstufe wird dann über einen Schotterkegel erreicht, der direkt gegenüber dem Ausstieg der Leitervariante zu sehen ist. Wer diese Stufe über die zweite Variante erreicht hat, muss vom Ausstieg ein Stück nach links zurückgehen.

Der Schotterkegel führt hinauf an die Felswand, die deutlich zerklüfteter ist als die beiden unteren. Man steigt über und zwischen Zacken hinauf zum letzten Absatz des Klettersteigs. Von hier aus kann man nun weglos an einer geeigneten Stelle aus dem Steinbruch hinaus steigen.


Der Weiterweg

Oben angekommen, halten wir uns auf dem Wanderweg S(chriesheim) 4 nach rechts und wandern hinauf zum Gipfel des Ölbergs (440m). Zur Oberkante des Steinbruchs sind es hier nur wenige Schritte: Sie reicht bis hinauf zum Gipfel.

Der Tiefblick reicht von der Gipfelhöhe (440 m) über fünf Abbausohlen bis hinunter auf die unterste Ebene auf etwa 340 Metern. Der Blick reicht darüber hinaus über die weite Ebene des Rheins bis hinüber zum Pfälzerwald: Von der Hohen Derst im Südwesten, über Hohenberg, Ludwigsturm, Kalmit und Hohe Loog weiter zum Weinbiet, zum Peterskopf im Westen und weiter zum Donnersberg. Im Norden sind dann der Feldberg und der Altkönig im Taunus zu sehen, sowie der Melibokus im Odenwald.

Dahinter geht's weiter bis zu einer Stelle, an der wir auf ein gelbes X stoßen. Dieses bringt uns nun in eineinhalb Stunden zum Weißen Stein (548m).

Der Weiße Stein ist einer der höchsten Gipfel im Odenwald. Ein 23 m hoher Aussichtsturm, der 1906 von Mitgliedern des Odenwaldklubs errichtet wurde und heute unter Denkmalschutz steht, ermöglicht weite Rundblicke ins Land. Hier hat man nochmal eine schöne Aussicht, vor allem hinüber Richtung Westen: Der Blick schweift über die weite Oberrheinische Tiefebene, mit ihren prominenten Städten Mannheim und Ludwigshafen. Dahinter zeigen sich der Donnersberg, der Peterskopf bei Bad Dürkheim, die Kalmit, und weiter im Süden die Berge am Eingang des Queichtals und um Annweiler.

Zu seinem Fuß befindet sich das Wandergasthaus Weißer Stein mit seinem Biergarten.


Da wir nur einen halben Tag zur Verfügung haben, steigen wir vom Gipfel über den X-Weg ab (man kann eine größere Runde über den Heidelberger Heiligenberg einschlagen) und dann über verschiedene Wege und Weglein relativ direkt Richtung Dossenheim. Die spärlichen Reste der Kronenburg (ca. 300m) konnten wir allerdings nicht links liegenlassen.

Die dürftigen Überreste der Burganlage liegen in etwa 300 Metern Höhe auf einem Bergsporn, der das Mühltal zerteilt. Im Tal südlich verläuft ein alter Weg ins Neckar- und Steinachtal. Urkundliche Erwähnungen sind nicht überliefert, die Vermutung, es handle sich um einen Vorgänger der Schauenburg, kann deshalb nicht belegt werden.
 
Die Gesamtanlage besteht aus mehreren Burgen. Es wird vermutet, dass sie im Frühmittelalter gegründet worden war, und später in eine Adelsburg umgebaut wurde. Funde lassen auf das 11. oder frühe 12. Jahrhundert schließen.

Der Name "Kronenburg" ist eine Fehlzuschreibung. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage mit den Herren von Kronenburg in Verbindung gebracht, die jedoch erst Besitz bei Dossenheim erwarben, als die Burg längst verfallen war. 
 
 
Von den Bauwerken hat sich kaum etwas erhalten, vor allem die eindeutig künstlichen Geländeformen lassen den Burgstall als solchen erkennen: eine in sich gegliederte Burg bzw. eine aus mehreren Einzelburgen bestehende, dreigliedrige Anlage, jeweils mit Halsgräben getrennt.

Insgesamt hatte die Anlage die Maße 220 × 60 Meter, also eine Fläche von ca. 1,3 ha. Die beiden Teilburgen auf dem polygonalen Plateau weisen Durchmesser von jeweils etwa vierzig Metern auf. Zwischen den beiden Burgen gefundene Mauerreste werden als Vorburg interpretiert. 
 
Wir betraten zuerst die Ostburg.

Die Ostburg ist vom Sattel durch zwei Wälle und einen tiefen Halsgraben getrennt. Im Norden und Westen ist sie von einem kleinen Wall umgeben (im Süden durch einen Forstweg überbaut). Davon sind nur noch Schuttwälle vorhanden. Auf dem Plateau selbst sind im Westen die Grundrisse eines Rundbaus zu erahnen, die eines weiteren Gebäudes sowie eine Grube. Im Süden, auf einer etwa einen Meter tiefer gelegenen Terrasse, finden sich zahlreiche Ziegelscherben, Reste einer möglichen Bedachung. 
 
Etwa 30 Meter weiter stand die Westburg. Sie war komplett von einem Graben umgeben, der im Osten noch am besten sichtbar ist. Der Verlauf der polygonalen inneren Ringmauer ist ebenfalls noch deutlich sichtbar. Möglicherweise war die Westburg nahezu komplett bebaut: Im westlichen Bereich des Burgplateaus sind zwei Eckmauern eines Gebäudes sichtbar, dass aus mindestens zwei Räumen bestanden haben muss. Der westlichste Gebäudeteil muss sich an die Ringmauer angelehnt haben. Zum Halsgraben hin finden sich Reste einer weiteren Bebauung.
 
Es wird angenommen, dass sich zwischen Ost- und Westburg ein Zwinger befand. Vage zu erkennen ist noch die Ummauerung des gesamten mittleren Teils. Ob hier eine separate Anlage bestand oder nur ein befestigter Zwischenteil, ist nicht klar.


Danach ging es dann runter in den Ort (153m) und auf dem Blütenweg durch die Weinberghänge zurück zur Strahlenburg.

P. S.: Mehr zum Klettersteig Schriesheim findet sich hier.

Tourengänger: Nik Brückner, H. Brückner


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