Auf den Hohen Nistler - ein weiteres Spaziertöürl an der Bergstraße, und Quentins dritte Wanderung


Publiziert von Nik Brückner , 30. September 2024 um 12:42. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:28 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:6,5 Kilometer

Ach, was hab ich an die Judith7 gedacht, neulich aufem Monviso! Die Bergdame! Mit der ich 2015 auf unserer Tour von Wien nach Monaco am Monviso vorbeigelaufen war. Mümmer gleiwas zusammen machen, mit der Bergdame. Und mit der Waldelfe! Und mim Quentin! Nur kurz musses sein, denn Quentin mag seinen Tag abwechslungsreich, und das Wetter schaut ein bissl unruhig aus der Wäsche.

So lang simmer gar net gmütlich zusammenxessen zuhaus, da ging's schon los. "Sommargryningsljus" von Kaipa im Player, simmer rüberkfahrn nach Handschuhsheim. Yep, das heißt wirklich so. Im Ort dann den Schildern Richtung Schützenhaus gfolgt, und hinein in das Tal, das wahlweise Höllenbach-, Hellenbach- oder Heilenbachtal heißt. Je nach Falschschreibung. Das Tal ist eng, und gegenverkehren sollte besser niemand, aber nur Mut...



...bei der Heilenbachgrillhütte gibt's einen Wanderparkplatz (214 m). Dort kann man wanderparken.

Darüber erhebt sich eine Felswand, Rest von Steinbrucharbeiten - und von Vulkantätigkeit. Glutflüssiges Magma bahnte sich vor 290 Millionen Jahren im Perm aus dem Erdinneren an Rissen und Spalten den Weg nach oben. Es legte sich in Form einer gewaltigen vulkanischen Glutwolke über die Landschaft. Aufgeschlossen sind diese erstarrten Lavamassen in Form von gleich mehreren Steinbrüchen entlang der Bergstraße, wie hier im ehemaligen Hellenbach-Steinbruch, am Auerstein oder auch in Schriesheim und Dossenheim.
 
Die Felswand besteht aus Rhyolith, der aufgrund seiner Hauptbestandteile (Quarz und Feldspat) auch als Quarzporphyr bezeichnet wird. Brüchiges Zeug, zum Klettern kaum geeignet. Die Abbauwände zeigen neben den vertikalen Erkaltungsstrukturen eine starke Zergliederung durch Klüfte, die durch den Einbruch des Oberrheingrabens bedingt sind. Die gelbliche Farbe ist auf die Eisen-Verwitterung nach der Freilegung des Materials zurückzuführen. Die schwarze Färbung entstand durch Mangananreicherungen an der Oberfläche oder in Spalten des Gesteins.
 
Der mehrmals aktivierte und reaktivierte Porphyrabbau wurde in den frühen 1960er Jahren endgültig eingestellt. Danach bekam das Gelände eine neue Funktion. Zunächst mit einer Grillhütte versehen und seit 2003 als Naturerlebnisanlage ausgebaut, bietet es vielfältige Erholungsmöglichkeiten und wird auch als Veranstaltungsort des städtischen Umweltbildungsprogramms "Natürlich Heidelberg" genutzt. In der offenen Felswand hat sich ein geschütztes Biotop entwickelt. Dort haben sich beispielsweise Mauereidechse und Heidevegetation angesiedelt.


Jetzt aber los! Lockere Ziegen, Judith!

Ersma ist die Route ganz einfach zu finden. Vom Gelände der Heilenbachgrillhütte (216 m) aus geht es stracks auf dem Talweg, dem Hellenbachtalweg hinauf. Ein herrlicher Weg, teils wunderschön umwachsen von Bäumen, Büschen, Bäumchen und Büschchen. Sogar einen kleinen Wasserfall gibt's. Das Wasserfällchen. Man wandert hinaufig bis zur Heilenbachhütte am Brunnen (319 m).

Ich vermute ja, dass die eigentlich Hellenbachhütte heißt, unmittlebar daneben befindet sich nämlich der Höllenbachbrunnen - aber es steht nun mal so drauf.
 
 
Nun über den breiten Buchbrunnenweg hinüber, halbrechts auf den bergannen Pfad (nicht ganz rechts auf den Buchbrunnenweg!). Der führt hinauf zum Schrägen Weg. Auf diesem nun links bergan, bis zu einer scharfen Rechtskurve, wo der Mittlere Nistlerweg links abzweigt. Hier blieben wir auf dem Schrägen Weg, rechts, und querten auch noch weiter oben den Oberen Rückenweg. Der Schräge Weg erreicht dann auf der Gewannhöhe den Bergrücken. Hier ist eine Wegkreuzung, wo wir auf den Rückenweg ablinksten, der von hier an dem Bergrücken aufwärts folgt.

Wo der Rückweg halbrechts in den Hang zweigt verließen wir ihn, und wanderten auf einem Pfad geradeaus weiter hinauf. Bald ist der Gedenkstein für einen Flugzeugabsturz im Jahr 1991 (484 m) erreicht. 

Am 22. Dezember 1991 stürzte bei schlechten Sichtverhältnissen eine DC-3 hier am Hohen Nistler ab. Zweck des Fluges waren Filmaufnahmen an Bord. Der Regisseur Martin Kirchberger, der mit einem Filmteam sowie Angehörigen und Freunden an Bord war, drehte die Satire "Bunkerlow". An der Mündung des Neckars in den Rhein in Mannheim verwechselte der Co-Pilot, abgelenkt durch Interviews, beide Flüsse und folgte nun in weniger als 500 Metern Höhe dem Lauf des Neckars Richtung Osten auf den Odenwald zu. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse streifte die Maschine bald einige Bäume und stieß um 11:37 Uhr gegen die Kuppe des Hohen Nistlers. Von den 32 Personen an Bord wurden 28 getötet, darunter der Filmemacher Martin Kirchberger, und vier weitere verletzt. Zum Gedenken an die Opfer wurde später am Unglücksort ein Gedenkstein aufgestellt. Die Inschrift lautet: „In Erinnerung an die Opfer des Flugungluecks“.

 
Unmittelbar dahinter betritt man den Gipfel des Hohen Nistlers (496 m).

Trotz seiner respektablen Höhe ein unscheinbarer Waldgipfel. Aussicht hat man keine. Aber man könnte von hier aus zum nahegelegenen Weißen Stein weiter wandern, wo es einen Aussichtsturm und ein Wandergasthaus hat.


Wir dagegen bogen links (westwärts) bergab. Bald zweigt scharf links der Obere Nistlerweg ab, den wir  aber ignorierten. Weiter vorn mussten wir dann Acht geben: Dort, wo unser Weg langsam nach Norden biegt, wo diese Biegung beginnt, führt nämlich links ein unmarkierter Serpentinenweg hinunter, den wir nehmen wollten. Auf diesem querten wir nun in einem langen, nicht unsteilen Abstieg den Mittleren Nistlerweg, den Buchbrunnenweg und den Unteren Neuwegsbergweg. Erst als der Untere Nistlerweg erricht war, beendeten wir unseren steilen Abstieg und folgten diesem westwärts (nach rechts ist das).

Bei einer etwas unübersichtlichen Wegspinne ist bald der Waldrand erreicht.

Von hier aus sind es nur wenige Minuten zur (allerdings recht dürftigen) Burgruine "Mauersechseck". Könnte man noch einbauen. Ist aber kaum was erhalten.


Hier kurz links, bergab auf den Wilde-Rott-Weg, der am Waldrand beim Sackgassenschild erneut linkswärts verlassen wird. Ein schmaler, verwinkelter Pfad führt nun zwischen hübschen, romantisch verwachsenen Berggärten hindurch. Wunderbarer Abschnitt hier nochmal. Man passiert unterwegs sogar Bilbos Hobbithöhle!

Kurz danach geht's dann nach links, und sogleich wieder rechts hinunter, an einigen Felsen vorbei zurück zum Wanderparkplatz (214 m).


...wo wir perfekt getimet mit den ersten Regentropfen in unser Autschgerl stiegen. So muss das sein.


Fazit:

Die Waldelfe und ich haben neulich schonmal so ein Spaziertöürl an der Bergstraße gemacht, und kurz darauf noch ein zweites, und waren überrascht gewesen, wie schön das war. Auch Quentins zweite Wanderung, durch die grünen Tunnels der Bergstraße, war so eine richtig schöne Kurztour gewesen. Sogar wilde Sachen kann man hier in der Gegend machen, im T5- und im T6-Bereich. Kurz: eine herrliche, abwechslungsreiche Region, in der viel möglich ist - und eben auch solche Kurztouren, am Feierabend oder in einer Schönwetterlücke bei wechselhaftem Wetter. Hat Spaß gemacht!

 

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7, Waldelfe


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»