Aus dem Trettachtal auf den Vorderen Wildgundkopf


Publiziert von Nik Brückner , 31. Juli 2018 um 15:20.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:28 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:10km

Vor Jahren war ich mal über den gesamten Himmelschrofenzug zum Waltenberger Haus gegangen, und hatte mich dabei gefragt, wie wohl der Weg von der Truppersoybrücke im Trettachtal herauf zur Hinteren Ringersgundalpe wäre. Einen Tag nach der Höfatsüberschreitung wollte ich das mal ausprobieren.

Eigentlich war geplant, aufs Rappenköpfle zu steigen, einen bösen Graszahn hinterm Rappensee. Doch meine zwei Wetterapps sagten mir Regnung bzw. Gewitter für 17 und/oder für 14 Uhr voraus, und so plante ich nachts noch um. Was Leichtes war angezeigt, was mit Rückzugsmöglichkeit. Meine Idee: Aus dem Tal über die Hinteren Ringersgundalpe auf den Vorderen Wildgundkopf, eventuell das Wurmloch am Hinteren Wildgundkopf auschecken (vielleicht führt's ja in den Delta-Quadranten?), dann von dort über die Vordere Ringersgundalpe am Himmelschrofen runter zum Renksteg. Im Falle eines Wettersturzes könnte ich über meinen Anstiegsweg wieder absteigen.

Zu diesem Anstieg gibt es bis dato nur eine Beschreibung von Kauk0r, eine ziemlich gute dazu, allerdings hat er nur sieben Fotos dazu gepostet. Da insbesondere der Einsteig in die Route unten im Tal schwer zu finden ist, poste ich diesen Tourenbericht, wie gewohnt mit ordentlich Bildern.



Ich stimmte mich ein mit Koenjihyakkeis "DHORIMVISKHA". parkte noch einmal auf meinem kostenlosen Geheimparkplatz in Oberstdorf, und stieg in den Bergsteigerbus Richtung Spielmannsau. Und ich stieg noch einmal an der Bushalte Grischdlesee aus. Der See ist hier gut ausgeschildert, und nach wenigen Minuten kam ich am Christlessee (925 m) vorbei. Das dortige Hotel rechts liegenlassend (und mich fragend, was ich unter "Selfness" zu verstehen hätte), wanderte ich auf dem E5 weiter ins Tal hinein.

Der E5! Schöne Erinnerungen!

Kurz bevor es über die Trettach geht, stößt der breite Fahrweg auf einen ebensolchen, den Uferweg. Nun nicht über die Brücke (das ist die Truppersoybrücke, 949m), sondern auf dem rechten Uferweg bleibend weiter bis zum spitzwinkligen Südende einer Wiese, wo ein Rücken vom Himmelschrofenzug herunterkommt.

Der Steig beginnt auf der anderen Seite der Wiese. Sein Einstieg befindet sich aber in übermannshohem Gebüsch, und ist daher nicht leicht zu erkennen. Also rechts vom Weg ab, ein paar Meter über die hier schmale Wiese, und hinein ins Gebüsch. Ist man dort angelangt, kann man schon Trittspuren erkennen, kurz danach findet man sich dann auf einem überraschend guten Weg wieder, der nun ohne weitere Routenfindungsschwierigkeiten den Hang hinaufführt.

Es geht zunächst direkt hinauf durch den Wald, erst weiter oben beginnen dann angenehmere Kehren. An einer Lawinenbahn steht ein Jägerstand, an dem ich kurz pauste. Dann zieht der Weg nach links auf einen Absatz im Wald, und von dort aus weiter oben wieder nach rechts. Dort wird das Gelände lichter, und der Untergrund steinig. Es eröffnen sich schöne Ausblicke hinter zum Kratzer, hinüber zum Fürschießer und zum Kreuzeck, sowie nach Gerstruben und zur Höfats. Allerdings ist es hier auch passagenweise ein wenig ausgesetzt, weil der Weg durch recht steiles Gelände führt.

Wenn der Berg sich zurücklehnt, und die ehemaligen Weideflächen beginnen, dominiert das Gras, und der Steig ist zunehmend zugewachsen. Man muss gut aufpassen, die Querung nach Norden genau zu verfolgen. Man gelangt dann an einigen letzten Bäumen an eine Gabelung. Hier geht es nach rechts zur Vorderen Ringersgundalpe (und fallsenfalls zum Himmelschrofenkreuz), nach links hinauf in den Ringersgund, das zwischen Klupper und Vorderem Wildgundkopf eingelagerte Kar (Allgäuerisch: "Gund").

Den Weg hinauf ins Kar kann man ein Weilchen noch ganz gut verfolgen, weil die Geländekante, die für ihn einst angelegt wurde, noch da ist. Er führt schräg links hinauf, zackt auf einem Hügel dann nach rechts, und verliert sich in der Folge in der Nähe der ruinösen Hinteren Ringersgundalpe (1581m). Hier richtete ich mir ein Rucksackdepot ein.

Die Ruine ist ein guter Orientierungspunkt: Man steuert in Verlängerung der Längsseite der Mauern auf eine Grasrinne vor dem Vorderen Wildgundkopf zu. In freier Routenwahl geht es in die Grasrinne (ca. 1685m) hinein. An ihrem unteren Ende sind rechts rote Punkte zu erkennen, diese führen weiter bis auf den Vorderen Wildgundkopf.

Ist man aus der Rinne heraus, geht es nun in unangenehmes Blockwerk hinein. Hier verliert sich der Steig erneut, man kann aber gut den roten Punkten folgen. Außerdem ist er in dem nun folgenden Geröllfeld klar erkennbar. Auf ihm wird das Geröll gequert, dann geht es über Schrofen (eine Stelle II-, Stellen I) steil hinauf zum Nordostgrat. Der Grat wird dann zunächst in seine Südseite kurz verlassen, dann aber geht es direkt am Grat luftig hinauf in eine kleine Wanne unmittelbar vor dem Gipfelkreuz des Vorderen Wildgundkopfs (1936m).

Truppersoybrücke - Vorderer Wildgundkopf: Almweg, kurz weglos, T3/, eine Stelle II-, 2 Stunden


Kurz vor dem Gipfel begann es, zu regnen und zu winden. Das Wetter kam von Nordwesten, und war deshalb bis kurz unterm Grat des Himmelschrofenzugs nicht zu sehen. Ich ignorierte die Rundsicht (Trettachspitze, Hochfrottspitze, Bockkarkopf, Hohes Licht. Rotgundspitze, Linkerskopf, Biberkopf, Schafalpenköpfe, Elfer, Widderstein, Hammerspitzen, Ifen, Fellhorn, Nagelfluhkette, Grünten, Rubihorn, Nebelhorn, Schattenberggrat, der Grat vom Nebelhorn zum Großen Daumen, der Grat vom Zeiger zum Laufbacher Eck, der Rauhenhalsgrat, Höfats, Kegelköpfe, die Wilden, Rauheck, Kreuzeck, Fürschießer, Krottenkopf), kehrte sofort um und stieg schnell, aber umsichtig ab, um auf den bald glitschigen Steinen nicht auszurutschen. Als ich an meinem Rucksackdepot angekommen war, war der Rucksack schon nass...

Zwei Wanderer, die hinter mir waren, waren schon im Geröllfeld umgedreht und versuchten ihr Glück offenbar beim Neuen Hüttl unterhalb des Kesselgrats. Eine größere Gruppe stieg vor mir ins Trettachtal ab, die holte ich aber erst unten im Gasthof ein.

Da meine Runde über den Himmelschrofen nun ins Wasser gefallen war, stieg ich auf meinem Anstiegsweg wieder hinunter. Vorsichtig, denn die Felsen waren mittlerweile klitsch- und glitschnass. Etwa eine Dreiviertelstunde nachdem ich mein Rucksackdepot im Ringersgund aufgelöst hatte, war ich wieder an der Truppersoybrücke (949m).

Schade! Aber ich hatte den Weg ausgecheckt, den ich auschecken wollten, und hatte sogar noch einen Gipfel erreicht. Bassd!


Fazit

Schöne kleine Tour gewesen. Der Weg hinauf zum Ringersgund ist weitaus besser als erwartet. Erst oben im im Gras des Hinteren Ringersgunds braucht es einen guten Orientierungssinn. Im Grunde führt aber, abgesehen von dieser Passage, fast durchgehend ein guter, zumeist deutlich sichtbarer und ab dem Ringersgund mit roten Punkten markierter Steig vom Tal bis hinauf zum Gipfel. Die Kraxeleien halten sich dabei in Grenzen. Bei Nässe lieber nicht machen.

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»