Seichenkopf von Westen über Felsengesicht und Gipfelrinne, Lumberger Grat und Sebenspitze
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Der Lumberger Grat wird normalerweise von der Nordseite aus erreicht. Man steigt von der Sebenalpe aus weglos über die Hänge hinauf und wandert dann auf dem Grat Richtung Sefensattel, wahlweise mit Abstecher zum Seichenkopf, oder ohne. Yuki und ich hatten eine andere Idee: Wie wäre es, direkt von Westen auf den Seichenkopf zu steigen und dann den Grat von Ost nach West zu überschreiten, vom Seichenkopf zum Sefensattel? Der Aufstieg: Voraussichtlich eine rustikale Angelegenheit, kombiniert aus Steilwald, Steilgras, Latschenkampf und Fels. Ginge das?
Es geht! Und es hat einen Riesenspaß gemacht!
Rustikal war es allerdings schon...
Am Vortag waren wir auf dem Brunstgrat unterwegs gewesen, nun ging's ins Tannheimer Tal, "The Slow Rust Of Forgotten Machinery" von The Tangent im Player. Vom Parkplatz der Kissinger Hütte (1180m) bei Grän aus kann man den Lumbi mit dem Seichenkopf gut einsehen. Es gibt eine schöne Grasrinne rechts, die für einen Anstieg sicher prima geeignet ist - über die kommt man allerdings nicht direkt zum Seichenkopf. Weiter links ist das Gelände wilder und unübersichtlicher, unmöglich sieht das Ganze aber nicht aus. Ausprobieren!
Wir gingen zunächst hinauf zum Wanderweg Richtung Aggenstein/Sebenalpe. Das übliche Generve mit den (mittlerweile nicht mehr ganz so) neuen AV-Karten: Der ausgeschilderte Anstieg ist nicht auf der Karte zu sehen. Stattdessen ist auf der Karte der Fahrweg markiert - der für uns allerdings auch nicht ganz unwichtig war. Dieser Fahrweg führt nämlich von der Stelle ab, an der ihn die Wanderwege verlassen haben, noch weiter im Wald hinauf, bis zu einer Stelle, an der er sich teilt (auch die nicht in der Karte). Hier zweigten wir links ab, besser ist es, rechts weiter zu gehen. Der rechte Ast des Fahrwegs endet südlich eines abgeholzten Buckels. Man hält sich an dessen Südseite und wandert geradeaus den Hang hinauf.
Wir kamen von der andern Seite, über den Buckel, stiegen auf dessen Südseite ein wenig ab und hielten uns dann links, den Hang hinauf. Über Gras ging es bergan, bis zu einer Stelle rechts von uns, an der weiter unten eine Anpflanzung jüngerer Bäume steht, weiter oben alter Wald. Zwischen beiden querten wir annähernd waagrecht noch ein Stück weiter nach rechts, bis wir bei einer sanft ausgeprägten Rippe den eigentlichen Anstieg in Angriff nahmen.
Bald gelangten wir in eine Rinne, in der wir gut voran kamen. An einer Engstelle zwischen zwei Wandln (auf der linken steht in roter Farbe ein Datum, irgendwas mit '88), wo ein Gamsweg die Rinne quert, entschieden wir, diese nach rechts zu verlassen. Den Hang hinauf hatten wir zwei Gämsen ausgemacht, und da wollten wir nicht im Kanonenrohr bleiben. Die rechte Begrenzungsrippe ist gut zu begehen, nicht allzu steil, tolle Grastritte, und wir gelangten schnell höher.
Bleibt man im Gras, drängt einen die Steilwiese in ihrem oberen Teil ein wenig nach links. Dann beginnen die Latschen. Ein Blick nach links: dort befindet sich eine recht steile Grasrinne, die bald endet, ein Blick nach rechts war auch nicht ergiebig. Also durchbrachen wir auf weiteren Gamsspuren ein paar Latschen, und kamen direkt an einer Felsrippe heraus, die rechts von uns vom Gipfel herunterkam. Hier war das Gelände freier und wir kamen links der Felsrippe auf Schneeresten gut voran. Irgendwann wurde dann der Latschengürtel über uns derart undurchdringlich, dass wir wieder ausweichen mussten. Allerdings ist man an dieser Stelle schon kurz unter dem felsigen Gipfelaufbau. Wir überstiegen die Felsrippe nach rechts, drüben war das Gelände freier und viel besser gangbar. Wir querten hinüber zu einer tief eingeschnittenen, schotterigen Rinne, die uns zu heikel war, und blieben diesseits, wo es in freierem Gelände unter den Gipfelfelsen hinaufging. Zwischen Fels und Latschen ging es prima weiter. Eine steile Passage brachte uns auf ein schotteriges Band mit der markanten Nase des Felsengesichts, auf dem wir nach rechts querten. Danach ging es den Hang weiter hinauf: Rechts Latschen, links Fels, die logische Route führt mittendurch. Oben stehen ein paar rötliche Bäume, auf die hält man zu. Dort erfolgt die letzte Rechtsquerung: Es geht um eine Felsmauer herum, entweder ganz unten, auf weichem, erdig-schotterigem Untergrund, oder weiter oben, schon im Fels, an einer Latsche unter einem Überhang. Dann standen wir am unteren Ende der Gipfelrinne - ohne es zu wissen. Das Gelände ist hier unübersichtlich, so dass man lediglich ahnen kann, schon weit oben zu sein. Der Anstieg in der Rinne ist einfach: Eine vergnügliche Felskletterei, I-II, in weitgehend gutem Fels, leider mit einigem Schotter drauf. Obacht geben!
Am Ausgang der Rinne hat man es dann geschafft: Man steht schon über dem Lumberger Grat, unmittelbar unter dem Gipfel des Seichenkopfs. Am Grat angekommen, geht es nur ein paar Meter links den Hang hinauf zum Gipfel des Seichenkopfs (1864m).
Großartig! Das hat echt Spaß gemacht!
Parkplatz (1180m) - Seichenkopf (1864m): Unten Wanderwege, dann weglos, T5/I-II, 2,5 Stunden
Wir haben ausgiebig gepaust, und uns dann an die Überschreitung des Lumberger Grats gemacht. Die einzelnen Gipfelchen und Gupfelchen am Lumbi konnten wir nicht unterscheiden (immerhin heißt es "Grat" und nicht "Spitze" oder so), es geht einfach über alles drüber. Möglich wird das durch schmale Durchschlupfe zwischen Latschen und Felsen, der Lumbi wird schließlich an und zu begangen. Wo man nicht direkt oben rüberkommt, weicht die Route in die linke Flanke aus. Als wir gingen, lag noch ordentlich Schnee, und wie es irgendwie immer läuft, zögerten auch wir wieder zu lange, die Gamaschen anzuziehen... Naja, egal, die Socken trocknen wieder. Aber die Überschreitung vom Seichenkopf zum Sefensattel (1890m) dauerte dadurch über eineinhalb Stunden, das geht im Sommer sicher viel schneller.
Seichenkopf (1864m) - Sefensattel (1890m): Wegspuren, weicher Schnee, T3, 1,5 Stunden
Mich hatte vom Lumbi aus die schöne Sebenspitze aufgereizt, und wir besprachen, ob wir die noch dranhängen sollten. Yuki verzichtete, wegen Kopfschmerzen und weil sie dort schon oben gewesen war. Also verabredeten wir uns an der Sebenalpe, stiegen auf dem Weg ein Stück in dieser Richtung ab, dann machte ich mich an den Aufstieg. Zunächst ging es einen aperen Wiesenhang hinauf zu dem fast waagrechten Verbindungsgrat zwischen Sefenspitze und Sebenspitze (herrje! Wer hat denn diesen Bergen so ähnliche Namen gegeben!). Auf diesem ging es dann an die Sebenspitze heran. Dort, wo der Grat aufsteilt, entdeckt man links in der Westflanke Trittspuren. Auf diesen querte ich hinein in das Gelände zwischen dem Hauptgipfel und einer nach Süden vorgeschobenen Schulter. Hier steht man unter drei Rinnen. Vermnutlich ist es egal, in welcher man aufsteigt, alle drei sind schöne Schrofenrinnen. Ich entschied mich für die mittlere, und gelangte schnell und einfach (I) hinauf in die Scharte zwischen Schulter und Gipfel, von wo aus man schon das kleine Gipfelkreuz sehen kann. Der Gipfelaufbau besteht auf dieser Seite aus ziemlich großen Felssplittern, und man muss gut achtgeben, an welchen man sich festhält. In einer Rinne geht es aber gut, und über eine IIer-Stufe geht es hinaus auf den Gipfel der Sebenspitze (1935m).
Sefensattel (1890m) - Sebenspitze (1935m): weglos, T4/I, 30 Minuten
Der Gipfel ist eine Überraschung: Nach Westen und Süden ein markanter, scharfer Felszacken, ist der Berg nach Norden ein gemütliches Wiesendach. Auf diesem würde ich nun wieder absteigen. Aber zuerst wollte ich - zumindest kurz - die Rundsicht genießen:
Da geht's im Norden los, mit dem nahen Brentenjoch. Dahinter das flache Bayern. Im Osten schauen ein paar Ammergauer herüber: Branderschrofen, Geiselstein, Gabelschrofen, Krähe, Hochplatte, Hoher Straußberg, Säuling, Kreuzspitz und die Geierköpfe. Dann schiebt sich wieder ein nähergelegener Gipfel ins Bild: die Große Schlicke. Weiter hinten sind mit der Alpspitze und der Zugspitze ein paar richtig prominente Gipfel zu sehen. Dann geht's im Südosten weiter mit der Gehrenspitze, der Köllenspitze, dem Gimpel und der Roten Flüh.
Danach bilden die Lechtaler Alpen den Horizont: die Heiterwand, die Knittelkarspitze, die Große Schlenkerspitze, die Elmer Kreuzspitze, die Pfeilspitze. Davor, genau im Süden, die Krinnenspitze und der Rücken zum Litnisschrofen. Davor, ganz nah, erstreckt sich der Lumberger Grat. Hinter all dem lugt die Parseierspitze hervor.
Prominent wirkt von hier aus dann die Lailachspitze, Von dort aus markiert die Hornbachkette den Horizont. Davor erstreckt sich der schöne Gratrücken von Sulzspitze bis zum Neunerköpfle.
Im Südwesten dominiert der Hochvogel, davor ist die Rote Spitze zu sehen. Ganz hinten zeigen sich Hohes Licht, Mädelegabel, Großer Wilder, Biberkopf und Schneck.
Ins Auge fallen dann als nächstes das nähergelegene Kugelhorn, das Rauhhorn und das Gaishorn. Es folgen Rohnenspitze, Ponten, B'schiesser und der nahe Kühgundkopf, dahinter zeigen sich der Große Daumen und der Ifen. Dann tröpfeln die Alpen im Westen mit der Nagelfluhkette, dem Einstein und dem Grünten nach und nach aus. Die markante Erhebung im Nordwesten ist natürlich der Aggenstein.
Über das Wiesendach stieg ich nun ab, immer nah am Nordwestgrat, um Schneefelder zu umgehen. Dabei kam ich mehrfach noch in T5/IIer-Gelände, das ist für Sommerbegeher aber irrelevant.
Ich hatte mir vom Lumbi aus ein Wiesen-S zum Abstieg ausgesucht. Den Einstieg findet man leicht, eine markante Lücke im Grat, in der eine breite Wiese nach unten führt. Gelangt man weiter unten in die Nähe der Bäume, muss man aufpassen, weit genug wieder nach links zu schwenken, sonst landet man im Wald und weiter unten in dichtem Latschengestrüpp. Das Wiesen-S leitet einen aber durch eine letzte Steilstufe und danach wieder einfach hinunter zum Weg. Ein paar Meter weiter wartete Yuki an der Sebenalpe (1650m).
Sebenspitze - Sebenalpe: weglos, T4 (vermeidbare T5/IIer-Stellen am Grat), 30 Minuten
Hier machten wir es uns in der warmen Frühlingssonne gemütlich und diskutierten den gegenwärtigen Geisteszustand unserer Gesellschaft, bevor wir uns an den Abstieg machten.
Sebenalpe (1650m) - Parkplatz Kissinger Hütte (1180m): Wanderwege, T2, 45 Minuten
Fazit:
Eine Portion alpinistischen Humor und Spaß am rustikalen Gelände vorausgesetzt eine großartige Tour! Yuki und ich hatten jedenfalls großen Spaß. Dass der Anstieg übers Seichenköpfle auch nett ist, haben wir erst hinterher aus dem Bericht von Andy erfahren. Macht aber nix.
Es geht! Und es hat einen Riesenspaß gemacht!
Rustikal war es allerdings schon...
Am Vortag waren wir auf dem Brunstgrat unterwegs gewesen, nun ging's ins Tannheimer Tal, "The Slow Rust Of Forgotten Machinery" von The Tangent im Player. Vom Parkplatz der Kissinger Hütte (1180m) bei Grän aus kann man den Lumbi mit dem Seichenkopf gut einsehen. Es gibt eine schöne Grasrinne rechts, die für einen Anstieg sicher prima geeignet ist - über die kommt man allerdings nicht direkt zum Seichenkopf. Weiter links ist das Gelände wilder und unübersichtlicher, unmöglich sieht das Ganze aber nicht aus. Ausprobieren!
Wir gingen zunächst hinauf zum Wanderweg Richtung Aggenstein/Sebenalpe. Das übliche Generve mit den (mittlerweile nicht mehr ganz so) neuen AV-Karten: Der ausgeschilderte Anstieg ist nicht auf der Karte zu sehen. Stattdessen ist auf der Karte der Fahrweg markiert - der für uns allerdings auch nicht ganz unwichtig war. Dieser Fahrweg führt nämlich von der Stelle ab, an der ihn die Wanderwege verlassen haben, noch weiter im Wald hinauf, bis zu einer Stelle, an der er sich teilt (auch die nicht in der Karte). Hier zweigten wir links ab, besser ist es, rechts weiter zu gehen. Der rechte Ast des Fahrwegs endet südlich eines abgeholzten Buckels. Man hält sich an dessen Südseite und wandert geradeaus den Hang hinauf.
Wir kamen von der andern Seite, über den Buckel, stiegen auf dessen Südseite ein wenig ab und hielten uns dann links, den Hang hinauf. Über Gras ging es bergan, bis zu einer Stelle rechts von uns, an der weiter unten eine Anpflanzung jüngerer Bäume steht, weiter oben alter Wald. Zwischen beiden querten wir annähernd waagrecht noch ein Stück weiter nach rechts, bis wir bei einer sanft ausgeprägten Rippe den eigentlichen Anstieg in Angriff nahmen.
Bald gelangten wir in eine Rinne, in der wir gut voran kamen. An einer Engstelle zwischen zwei Wandln (auf der linken steht in roter Farbe ein Datum, irgendwas mit '88), wo ein Gamsweg die Rinne quert, entschieden wir, diese nach rechts zu verlassen. Den Hang hinauf hatten wir zwei Gämsen ausgemacht, und da wollten wir nicht im Kanonenrohr bleiben. Die rechte Begrenzungsrippe ist gut zu begehen, nicht allzu steil, tolle Grastritte, und wir gelangten schnell höher.
Bleibt man im Gras, drängt einen die Steilwiese in ihrem oberen Teil ein wenig nach links. Dann beginnen die Latschen. Ein Blick nach links: dort befindet sich eine recht steile Grasrinne, die bald endet, ein Blick nach rechts war auch nicht ergiebig. Also durchbrachen wir auf weiteren Gamsspuren ein paar Latschen, und kamen direkt an einer Felsrippe heraus, die rechts von uns vom Gipfel herunterkam. Hier war das Gelände freier und wir kamen links der Felsrippe auf Schneeresten gut voran. Irgendwann wurde dann der Latschengürtel über uns derart undurchdringlich, dass wir wieder ausweichen mussten. Allerdings ist man an dieser Stelle schon kurz unter dem felsigen Gipfelaufbau. Wir überstiegen die Felsrippe nach rechts, drüben war das Gelände freier und viel besser gangbar. Wir querten hinüber zu einer tief eingeschnittenen, schotterigen Rinne, die uns zu heikel war, und blieben diesseits, wo es in freierem Gelände unter den Gipfelfelsen hinaufging. Zwischen Fels und Latschen ging es prima weiter. Eine steile Passage brachte uns auf ein schotteriges Band mit der markanten Nase des Felsengesichts, auf dem wir nach rechts querten. Danach ging es den Hang weiter hinauf: Rechts Latschen, links Fels, die logische Route führt mittendurch. Oben stehen ein paar rötliche Bäume, auf die hält man zu. Dort erfolgt die letzte Rechtsquerung: Es geht um eine Felsmauer herum, entweder ganz unten, auf weichem, erdig-schotterigem Untergrund, oder weiter oben, schon im Fels, an einer Latsche unter einem Überhang. Dann standen wir am unteren Ende der Gipfelrinne - ohne es zu wissen. Das Gelände ist hier unübersichtlich, so dass man lediglich ahnen kann, schon weit oben zu sein. Der Anstieg in der Rinne ist einfach: Eine vergnügliche Felskletterei, I-II, in weitgehend gutem Fels, leider mit einigem Schotter drauf. Obacht geben!
Am Ausgang der Rinne hat man es dann geschafft: Man steht schon über dem Lumberger Grat, unmittelbar unter dem Gipfel des Seichenkopfs. Am Grat angekommen, geht es nur ein paar Meter links den Hang hinauf zum Gipfel des Seichenkopfs (1864m).
Großartig! Das hat echt Spaß gemacht!
Parkplatz (1180m) - Seichenkopf (1864m): Unten Wanderwege, dann weglos, T5/I-II, 2,5 Stunden
Wir haben ausgiebig gepaust, und uns dann an die Überschreitung des Lumberger Grats gemacht. Die einzelnen Gipfelchen und Gupfelchen am Lumbi konnten wir nicht unterscheiden (immerhin heißt es "Grat" und nicht "Spitze" oder so), es geht einfach über alles drüber. Möglich wird das durch schmale Durchschlupfe zwischen Latschen und Felsen, der Lumbi wird schließlich an und zu begangen. Wo man nicht direkt oben rüberkommt, weicht die Route in die linke Flanke aus. Als wir gingen, lag noch ordentlich Schnee, und wie es irgendwie immer läuft, zögerten auch wir wieder zu lange, die Gamaschen anzuziehen... Naja, egal, die Socken trocknen wieder. Aber die Überschreitung vom Seichenkopf zum Sefensattel (1890m) dauerte dadurch über eineinhalb Stunden, das geht im Sommer sicher viel schneller.
Seichenkopf (1864m) - Sefensattel (1890m): Wegspuren, weicher Schnee, T3, 1,5 Stunden
Mich hatte vom Lumbi aus die schöne Sebenspitze aufgereizt, und wir besprachen, ob wir die noch dranhängen sollten. Yuki verzichtete, wegen Kopfschmerzen und weil sie dort schon oben gewesen war. Also verabredeten wir uns an der Sebenalpe, stiegen auf dem Weg ein Stück in dieser Richtung ab, dann machte ich mich an den Aufstieg. Zunächst ging es einen aperen Wiesenhang hinauf zu dem fast waagrechten Verbindungsgrat zwischen Sefenspitze und Sebenspitze (herrje! Wer hat denn diesen Bergen so ähnliche Namen gegeben!). Auf diesem ging es dann an die Sebenspitze heran. Dort, wo der Grat aufsteilt, entdeckt man links in der Westflanke Trittspuren. Auf diesen querte ich hinein in das Gelände zwischen dem Hauptgipfel und einer nach Süden vorgeschobenen Schulter. Hier steht man unter drei Rinnen. Vermnutlich ist es egal, in welcher man aufsteigt, alle drei sind schöne Schrofenrinnen. Ich entschied mich für die mittlere, und gelangte schnell und einfach (I) hinauf in die Scharte zwischen Schulter und Gipfel, von wo aus man schon das kleine Gipfelkreuz sehen kann. Der Gipfelaufbau besteht auf dieser Seite aus ziemlich großen Felssplittern, und man muss gut achtgeben, an welchen man sich festhält. In einer Rinne geht es aber gut, und über eine IIer-Stufe geht es hinaus auf den Gipfel der Sebenspitze (1935m).
Sefensattel (1890m) - Sebenspitze (1935m): weglos, T4/I, 30 Minuten
Der Gipfel ist eine Überraschung: Nach Westen und Süden ein markanter, scharfer Felszacken, ist der Berg nach Norden ein gemütliches Wiesendach. Auf diesem würde ich nun wieder absteigen. Aber zuerst wollte ich - zumindest kurz - die Rundsicht genießen:
Da geht's im Norden los, mit dem nahen Brentenjoch. Dahinter das flache Bayern. Im Osten schauen ein paar Ammergauer herüber: Branderschrofen, Geiselstein, Gabelschrofen, Krähe, Hochplatte, Hoher Straußberg, Säuling, Kreuzspitz und die Geierköpfe. Dann schiebt sich wieder ein nähergelegener Gipfel ins Bild: die Große Schlicke. Weiter hinten sind mit der Alpspitze und der Zugspitze ein paar richtig prominente Gipfel zu sehen. Dann geht's im Südosten weiter mit der Gehrenspitze, der Köllenspitze, dem Gimpel und der Roten Flüh.
Danach bilden die Lechtaler Alpen den Horizont: die Heiterwand, die Knittelkarspitze, die Große Schlenkerspitze, die Elmer Kreuzspitze, die Pfeilspitze. Davor, genau im Süden, die Krinnenspitze und der Rücken zum Litnisschrofen. Davor, ganz nah, erstreckt sich der Lumberger Grat. Hinter all dem lugt die Parseierspitze hervor.
Prominent wirkt von hier aus dann die Lailachspitze, Von dort aus markiert die Hornbachkette den Horizont. Davor erstreckt sich der schöne Gratrücken von Sulzspitze bis zum Neunerköpfle.
Im Südwesten dominiert der Hochvogel, davor ist die Rote Spitze zu sehen. Ganz hinten zeigen sich Hohes Licht, Mädelegabel, Großer Wilder, Biberkopf und Schneck.
Ins Auge fallen dann als nächstes das nähergelegene Kugelhorn, das Rauhhorn und das Gaishorn. Es folgen Rohnenspitze, Ponten, B'schiesser und der nahe Kühgundkopf, dahinter zeigen sich der Große Daumen und der Ifen. Dann tröpfeln die Alpen im Westen mit der Nagelfluhkette, dem Einstein und dem Grünten nach und nach aus. Die markante Erhebung im Nordwesten ist natürlich der Aggenstein.
Über das Wiesendach stieg ich nun ab, immer nah am Nordwestgrat, um Schneefelder zu umgehen. Dabei kam ich mehrfach noch in T5/IIer-Gelände, das ist für Sommerbegeher aber irrelevant.
Ich hatte mir vom Lumbi aus ein Wiesen-S zum Abstieg ausgesucht. Den Einstieg findet man leicht, eine markante Lücke im Grat, in der eine breite Wiese nach unten führt. Gelangt man weiter unten in die Nähe der Bäume, muss man aufpassen, weit genug wieder nach links zu schwenken, sonst landet man im Wald und weiter unten in dichtem Latschengestrüpp. Das Wiesen-S leitet einen aber durch eine letzte Steilstufe und danach wieder einfach hinunter zum Weg. Ein paar Meter weiter wartete Yuki an der Sebenalpe (1650m).
Sebenspitze - Sebenalpe: weglos, T4 (vermeidbare T5/IIer-Stellen am Grat), 30 Minuten
Hier machten wir es uns in der warmen Frühlingssonne gemütlich und diskutierten den gegenwärtigen Geisteszustand unserer Gesellschaft, bevor wir uns an den Abstieg machten.
Sebenalpe (1650m) - Parkplatz Kissinger Hütte (1180m): Wanderwege, T2, 45 Minuten
Fazit:
Eine Portion alpinistischen Humor und Spaß am rustikalen Gelände vorausgesetzt eine großartige Tour! Yuki und ich hatten jedenfalls großen Spaß. Dass der Anstieg übers Seichenköpfle auch nett ist, haben wir erst hinterher aus dem Bericht von Andy erfahren. Macht aber nix.
Tourengänger:
Nik Brückner,
yuki


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