Lange und einsame Nachmittagsrunde in den Tannheimer Bergen


Publiziert von maxl , 30. Juni 2016 um 14:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:22 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im südlichen Engetal großer kostenpflichtiger Wanderparkplatz nördlich der Häuser von Lumber
Unterkunftmöglichkeiten:Mit kleinem Umweg die Kissinger Hütte

Vormittags in der Uni - nachmittags am Berg...... so kann man's doch wirklich aushalten. Zumal es diesen einen Tag ausnahmsweise mal stabile Verhältnisse hat, das ist diesen Sommer bis dato keine Selbstverständlichkeit! Randbedingungen, die alles in allem geradezu schreien nach einer flexibel ausdehnbaren Tour richtung Sonnenuntergang. Die eigentlich überlaufenen Tannheimer Alpen taugen dazu erstaunlich gut: denn zum ersten strebt die lärmende Touristenschar aus welchen Gründen auch immer schon am frühen Nachmittag den Weg in's Tal an, zum zweiten finden sich auch in den Tannheimer Bergen zahlreiche kaum erschlossene und deshalb sehr ruhig gebliebene Gipfel. Wir peilen also eine Runde in den nördlichen Ausläufern dieser Gebirgsgruppe an.

Los geht's am gebührenpflichtigen Parkplatz in Lumberg - wie viel dieser kostet, kann ich nicht angeben, denn zwei Wandergefährtinnen auf der Abfahrt schenken uns ihr Ticket mit dem Kommentar "eine gute Tat am Tag" - schee! Vom Parkplatz aus geht's ein paar Meter bergan auf eine Forststraße, die man ein bisschen in den Westhang hinein verfolgt. Auf einer Art Wanderautobahn kann man dann die Schleifen abkürzen - bis zur Weggabelung kommen uns sage und schreibe 14 (!) Partien vom Aggenstein entgegen - in 2omin (!!)..... Naja. Wir biegen also rechts auf den Pfad richtung Sebenalpe ab. Dieser führt schön schattig in einen Kessel hinein und am Seebach entlang, an dem man sich zuweilen schön erfrischen kann. Schließlich gelangen wir auf eine grasige Hochfläche und halten uns rechts in den Kessel hinein, der von unseren späteren Gipfelzielen umrahmt wird - die Vorfreude auf die Überschreitung steigt nun gehörig an.

An der Sebenalpe also verlassen wir nun endlich die markierten Wege und schlagen uns in's Gelände. Um unseren ersten Gipfel, den Seichenkopf, zu erreichen, spazieren wir von den Alphütten richtung Südwesten in einen kleinen sumpfigen Kessel. Den Sumpf umgeht man günstig auf der Nordseite, danach steht man vor den steilen Ost-Aufschwüngen des Seichenkopfs. Im Norden gehen diese in ziemlich steile Abbrüche über, also queren wir mit kaum Latschenkontakt noch ein wenig gen Süden, wo die Flanke abzuflachen scheint. Und so ist's dann auch: durch schöne Grasgassen steigen wir gut gestuft (T3+ max.) zur Grathöhe hinauf. Dortselbst angekommen baut sich auch schon der überlatschte Seichenkopf auf, den zu erreichen es wegen dem dichten Gestrüpp schier unmöglich erscheint. Doch es ist eine durchgehende Latschengasse freigeschnitten, welch Luxus. Meist geht sie auf der Grathöhe entlang, im Zweifel halte man sich auf der Ostseite. Nur einmal muss auf guten Tritten eine sauber abschüssige Rinne gequert werden, das geht aber auch (T3+). Am Schluss führt noch ein kleiner Schrofenhang hinauf zum aussichtsreichen und erstaunlich lohnenden Gipfel. Gute 2h Aufstiegszeit bis hier....

Nach der obligaten Gipfelpause steigen wir durch die Latschengassen wieder zurück und verfolgen nun weiter den Lumberger Grat. Das gestaltet sich alles in allem als traumhafter Spaziergang mir besten Ausblicken (fast überall T2). Jeden Gupf im Grat mitzunehmen dürfte anstrengend sein, man kann aber immer schön in der sanften Nordflanke ohne viel Höhenverlust queren. Schließlich kommen wir am Wanderweg raus, der über den Sefensattel führt. Von diesem aus leitet eine kleine Pfadspur gen Sefenspitze: zunächst durch die Latschen, am Ende sogar über eine kleine felsige Gratschneide geht's auf den schmucklosen Gipfel. Eine gute halbe Stunde ist für die Überschreitung zu veranschlagen.

Der direkte Übergang vom der Sefenspitze zur Sebenspitze nun ist mit diversen Hindernissen versehen. Direkt an der Sefenspitze versperren Latschen einen direkten Abstieg in den Sattel, jenseitig ist ein sauber steiler Aufschwung zu überwinden. So richtig wichtig ist das aber nicht, schließlich führt eine breite Wanderautobahn direkt unterhalb des Gipfelkörpers der Sebenspitze entlang. Wir beschließen also, den Übergang dort zu umgehen, steigen in den Sefensattel hinab und mit Höhenverlust zurück zur Sebenalpe. Von dort machen wir die verlorene Höhe wieder wett und steigen gemütlich hinauf in's Vilser Jöchl. Hier steigt Andrea gleich weiter zum Brentenjoch, unserer konsensuell beschlossenen Sonnenuntergang-Betrachtungs-Loge, ich schaue noch auf die Sebenspitze hinauf. Für den nordseitigen Anstieg quere man zunächst ohne große Höhendifferenz auf Pfadspuren in die Nordflanke, bis die Latschen am Gratrücken oben sich zurücklehnen. Dort, wo der Pfad unvermittelt aufhört, kann man in beliebiger Routenführung nach oben steigen. In den Geröllrinnen zwischen den steilen, dichten Grashängen findet sich sogar hier und da ein bestätigendes Stoamanndl. Das letzte Stück lässt sich gut auf dem Grat zurücklegen, alles in allem halten sich die Schwierigkeiten in doch sehr engen Grenzen, mühsam ist's halt, gerade im Hochsommer, wo alles sprießt (T3+). Dafür bekommt man auch einen ziemlich exklusiven Tannheimer Gipfel mit nagelneuem GK und klasse Aussicht - trotz leicht geringerer Höhe deutlich besser als auf der benachbarten Sefenspitze. Ein sympathischer Berg! Eine gute Stunde brauchts auf diesem Wege von der Sefenspitze hinüber.

Sodala, Endspurt also. Weglos eile ich wieder in das Vilser Jöchl retour, oben wartet schließlich schon Andrea. Der letzte 3oohm-Anstieg zum Brentenjoch ist zwar einfach (T2), aber nochmal ein saftiger Konditionstest, den ich mit letzten Kräften bestehe. Vielleicht wären ein paar Kalorien zwischendurch hilfreich gewesen, naja.... Trotzdem komme ich ziemlich pünktlich an (3/4h ab Seben), um eine wunderschöne Abendstimmung genießen zu können. Solche Momente bleiben einfach hängen.

Als sich die Sonne langsam aber sicher dem Horizont entgegenmüht, machen wir uns auf den Weg, und zwar ebenden richtung Sonnenuntergang. Wir steigen den hier und da etwas rumpeligen Pfad die Westseite des Brentenjochs richtung Kissinger Hütte hinab. Gerade im unteren Bereich müssen einige etwas abschüssige Stellen gequert werden, hier und da wird's auch mal schön steil (gerade T3). Im letzten Licht kommen wir vor dem letzten Aufschwung zur Kissinger Hütte raus und haben somit wieder die allseits gewohnten Tannheimer Breitwanderpisten unter unseren Hufen. Diese kann man auch in der Dunkelheit risikoarm verfolgen, was wir dann auch tun. In aller Seelenruhe - notgedrungen aufgrund mangelnder Form meinerseits - stapfen wir den breiten Weg entlang der Materialseilbahn hinab und stoßen an dem Fahrweg im Tal wieder auf unseren Aufstiegsweg. Anderthalb Stunden Abstiegszeit sind realistisch, um wieder nach Lumberg zurückzukommen. In pechschwarzer Nacht fahren wir also wieder in die Metropole zurück, wieder mal um ein paar tolle Eindrücke reicher....!


Tourengänger: andl, maxl


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Kommentare (4)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 30. Juni 2016 um 16:24
Schöne Runde.
Abends sind die Berge einfach am schönsten.
VG Andy

Landler hat gesagt:
Gesendet am 1. Juli 2016 um 08:19
Sehr schöne Bilder. Abendtouren sind zurzeit auch meins. Hab da ja sozusagen "Heimvorteil".
Gruß aus Tirol

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Juli 2016 um 15:19
dank Euch!
Wie gesagt: Während der ersten 2omin sind uns 14 Partien entgegengekommen. Abends dann nur noch ein Bergläufer und ein Sonnenuntergangsgenießer, so lässt sich's deutlich besser aushalten!!:)

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2019 um 20:39
Das Tagesticket am Lumberger P/Kissinger Hütte kostet 4 Euro.

Wer es kostenlos mag, - oder keine 4 Eruro in klein dabei hat so wie ich - fährt in Lumberg etwas weiter (Hotel Bergblick)


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