7 -oder mehr- auf einen Streich - 1x rund um die Sebenalpe


Publiziert von Nyn , 30. September 2019 um 21:49.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:29 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:ca 15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A7 bis Nesselwang-Pfronten-Engetal-Lumberg oder (Bad Hindelang)-Oberjoch-Grän-Lumberg oder Reutte/Tirol-Gaichtpass-Tannheimer Tal-Grän-Lumberg

Wenn man Tannheimer Tal hört, dann denkt man sonst eher an (zu) viele Menschen. Dank der Bergbahnen, Hütten, meist moderaten Höhenunterschieden Tal/Berg und einem sehr gut ausgebauten Wegenetz gibt es eine erkleckliche Anzahl an Kletter-, Wander- und Überschreitungsmöglichkeiten jeglicher Länge und Schwierigkeit.
Dass es nur wenige 100m neben vielbegangen Übergängen (Sefensattel oo) und Bergen auch stille und weglose Schmankerl gibt, mag man kaum glauben. Meine gratentlange Runde über ~7 Gipfel ist so ein kleiner Schwabenstreich.

Ich habe dabei die folgende Runde ausgeknobelt, wie sie von etlichen hikr schon ähnlich oder fast gleich begangen und ebenso toll davon berichtet und bebildert wurde. Ich schildere hier trotzdem gerne meine Eindrücke und Ergänzungen.

-Lumberg (AP)
Parken kann ich kostenlos beim Hotel Bergblick oder am Tal-P der Kissinger Hütte (beschildert, 4 Euro pro Tag)

-Sebenalpe
Zuerst wandere ich flach auf einem Fahrweg, da röhrt morgens schon ein Hirsch, bald rechterhand auf Steig eine Forststraße mehrfach kreuzend hinan, dann durch Wald und an einem Bach entlang zu schönem Wiesengrund, der links oberhalb fast waagrecht zur Alpe gequert wird. (Gamswildrudel auf der Wiese)

-Seichenkopf
Den besteige ich mehr oder weniger direkt ab dem kleinen Seelein (n. umgehen). Weglos westlich über Schotter, Steilgras und einige Schrofen bis die Flanke ungangbar wird. Hier oben bin ich rechts heraus Richtung Seichenköpfle, das ich aber nicht betrat, ich komme ca. 20 hm oberhalb am Seichenkopf-Nordgrat heraus. Die am höchsten und besten die Richtung haltende Latschengasse geht leider nicht ohne Probleme durch und noch weiter rechts? Komme ich nicht hin, kann ich nicht einsehen, geht also auch nicht. Trotz Studium von unten ist an der Passage jetzt Latschendickicht und steile Kletterei an den Ästen entlang der zwischenzeitlich fast senkrechten feuchten Dreckrinne (kurz um II-, wenn man das überhaupt bewerten kann(?)) nicht zu vermeiden. Ohne die Latschenäste wäre das jedoch nicht machbar  - trotzdem um die 50m ziemlich üble Plackerei. 
(Das ist für mich eher ein BÄH-Auftakt!..aber nun, schön, das ich es überhaupt hinaufschaffe! Deutlich einfacher ist es, wenn man sich ab Flankenbeginn sw hält und den Grat s. des Seichenkopfs ansteuert, vgl. z.B. den Bericht von maxl und mein Bild am Ende)

-Lumberger Grat
Dieser ist aussichtsreich und schön, mehr oder weniger eben, nur am Anfang sind einige Latschen etwas störend, wo ich die richtigen Gassen erwischen muss. Einige im Mittelsteil stark  be"latschte" Passagen umgehe ich vorteilhaft nördlich, meist sind einige Wegspuren vorhanden. Schöner Tiefblick ins Tannheimer Tal und auf die Sebenspitze gegenüber.

-Sefenspitze
Davor kreuzt der megabegangene touristenvolle Wanderweg vom Füssner Jöchle (Bergbahn) zum Vilser Jöchle den Sefensattel -KUTURSCHOCK- Maaasssen von Wanderen.... zum Glück bin ich da bald wieder weg!
Zum
unbekreuzten Hochpunkt selbst führen Steigspuren, niemand ist da oben außer mir, tolle Aussicht!

-Sebenspitze (Aufstieg oben kurz I oder I+, sehr schön)
Ich steige von der Sefenspitze nördlich gratentlang den Latschen der steilen grasigen Ostflanke entlang ab (ca T4-). NICHT bei Nässe! Die Einsattelung zwischen Sefenspitze und Sebenspitze ist offenbar nicht benannt. Ich übersteige 2x einen stacheldrahtigen Weidezaun, dann mache ich eine ausgiebige Pause.
Ab Sättelchen führen nun schwache Steigspuren westlich um den ersten Aufschwung herum und leiten in die große, fast direkt vom Gipfel herabstreichende schrofige rinnenartige SW-Flanke, die ich bis zum obersten SSW-Grat verfolge. Hier erklettere ich eine kurze felsige Rissrinne direkt hinauf zum Gipfelkreuz.

-Sebenkopf
Der sieht von der Sebenspitze her hammermäßig schwer aus, löst sich aber beim Näherkommen ziemlich gut auf. Vom Gipfel der Sebenspitze steige ich zuerst über Gras nördlich ab, dann (hoffentlich durch die richtigen Latschengassen? JA!) zum östlichen Rand der Sebenspitze Nordflanke, die immer steiler nach Osten abbricht. Ich schwindele mich zwischen Latschen und Abgrund den Verbindungsgrat tiefer, oben erst noch rechts davon, unten dann links.
Den scharfen tiefsten Verbindungsgrat mit einigen Türmchen umgehe ich nordseitig wenig unterhalb der Grathöhe auf meist gut gestuftem Steilgras. Die schwerste Stelle dabei ist eine ca 10m breite Platte, die ich leicht ansteigend queren muss (II-, bei Nässe sehr heikel!; im Abstieg, also beim Rückweg, fand ich die Stelle etwas unangenehmer). Dann leichter zum kleinen Gipfel mit Kreuz und Buch.

-Vilser Jöchl
Beim Rückweg bin ich nicht mehr ganz hoch zur Sebenspitze, sondern traversiere etwa auf der Höhenlinie 1870m zum Anstiegsweg zur Sebenspitze, der parallel zum Sebenspitze NW-Grat vom Vilser Jöchl her verläuft. Zuerst mehrere Möglichkeiten. Ich folge dürftigen Spuren durch Latschengasssen, dann einigen Steinmännle, die sich dann wieder im Gras verlieren. (etwas erschwerte Orientierung, wenn man von oben kommt)

-Brentenjoch
Vielbegangen und leicht. Ich bin zwar etwas müde, habe aber noch genug Zeit und nach einer längeren Pause oberhalb des Vilser Jöchl mache ich mich beherzt an das "Bonusprogramm". Da ich inzwischen etwas "später " dran bin, ist der große Schwung an Berggängern schon wieder weg und ich begegne nur noch wenigen absteigenden Kollegen. Technisch völlig problemlos, aber konditionell bin ich ab da gut gefordert. Der starke Wind ist mir sogar willkommen und hält mich wach. Am Gipfel bin ich fast alleine.

-Rossberg
Ein vermeintlich kurzer Abstecher ab Brentenjoch, mit einem spektakulären (unbenannten, aber höher als der Rossberg) Zwischengipfel, dessen Steilabbruch ich vor Ort an der SSO-Ecke relativ leicht überlisten kann (I, ausgesetzt!). Ansonsten immer gratentlang oder wenig daneben steige ich auf recht deutlichen Steigspuren zum Gipfel des Rossberg mit Kreuz. Tolle Ausblicke ins Vilser Tal und die Füssener Seenplatte sind mein Lohn.

-Zurück zum Brentenjoch
Der senkrechte Abbruch am Zwischengipfel fällt mir im Aufstieg etwas leichter, die letzten Meter Gegenanstieg saugen mir die Muskeln aber so was von leer, dass ich froh bin, endlich oben zu sein. Das langsam abendliche Licht malt dafür tolle Kontraste.

-Vilser Jöchle-Sebenalpe-Lumberg
Das erst Stück ab Jöchle ist steil, dann folge ich entspannter dem Aufstiegsweg. Mit einigen Trink- und Gamsfotografierpausen geht es hinab zum AP. Kurz vor Lumberg verabschiedet mich der röhrende Hirsch von heute morgen.

Fazit:
Vielfältig kombinierbare, erweiterbare oder kürzbare Runde um die Sebenalpe. An den Graten überwiegend weglos mit erstaunlich wenig Publikum. (An der Sefenspitze traf ich 1 Person, am Aufstieg zum Brentenjoch 2 oder 3, oben am Brentenjoch 2, beim Abstieg vom Brentenjoch noch ein Pärchen)
Mal mehr, mal weniger Steigspuren, einige Latschengassen sind Sackgassen, viele winden sich. Den Seichenkopf besser via Südgrat. Der direktere Anstieg (wie ich) von Osten/Nordosten ist im oberen Teil außerordentlich mühsam!
Wenige Kletterstellen bis kaum II, dafür viel (Steil-)Gras, Schrofen und Latschen. Das Brentenjoch ist ein leichter und sehr lohnender Aussichtsgipfel. Mit Pausen und Fotografieren war ich 12 h unterwegs.

Tourengänger: Nyn


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Kommentare (2)


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Ray hat gesagt: Verpasst...
Gesendet am 1. Oktober 2019 um 17:56
Haben wir uns wohl knapp verpasst, war auch am Sonntag auf Sefenspitze-Sebenspitze-Sebenkopf.
Einfach immer wieder eine tolle Runde :)

Nyn hat gesagt: RE:Verpasst...
Gesendet am 1. Oktober 2019 um 19:11
Am Gipfel des Seichenkopfs habe ich einen Bergsteiger gesehen, der am Lumberger Grat lief. Und als ich dann später selber am Lumberger war, war derselbe am Sattele vor der Sebenspitze. Ziemlich sicher warst du das dann!
Ja, eine prächtige Runde!


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