Vom Zindlenspitz über den Redertengrat zum Redertenstock


Publiziert von Nik Brückner , 21. Juni 2023 um 09:07.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:13 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:16 Kilometer

So! Nun also alles wieder rauf. Am Vortag war ich vom Schiberg bis zum Rossalpelispitz gegangen, jetzt wollte ich am benachbarten Zindlenspitz weitermachen. Also wieder ab ins Wägital, mit "Ecco l'impero dei doppi sensi" von Homunculus Res im Player, und den Boliden auf der Parkmöglichkeit am Wägitalersee - Ziggen (922 m) abgestellt.


Ich wanderte diesmal den breiten Weg zum Aberliboden (1108 m) hinauf, hielt mich oben gleich links, und folgte immer dem Wanderweg hinauf nach Hohfläschen. Vorbei an der Hohfläschenhütte (1368 m), den Hütten bei Pt. 1473, bis auf etwa 1600 Metern Höhe der Steig zum Zindlenspitz rechts abzweigt.

Der Weiterweg ist einfach, und trotzdem blauweiß markiert. Eine kurze felsige Stelle dürfte da zur Rechtfertigung herhalten müssen, so richtig anspruchsvoll ist die aber nicht. Da habe ich auf blauweißen Wegen schon ganz andere Sachen erlebt. Und so ging es ohne weitere Vorkommnisse hinauf in die Rossalpelifurggel (1902 m).

Ziggen - Rossalpelifurggel: markierte Wanderwege, T3 und leichter, 2h


Von hier aus war ich am Vortag abgestiegen, in nicht ganz zwei Stunden hinunter zum See. Nun hatte ich im Aufstieg kaum länger gebraucht. Ich war also gut drauf, und sah einem fantastischen Tag entgegen!

Aus der Furggel stieg ich auf den Grat hinauf und folgt diesem bis zu einem ersten, mit einer Kette gesicherten Felsaufschwung. Darüber geht es nochmal auf ein Köpfl, und dann zügig und fast eben zum Gipfelaufbau des Zindlenspitz. Der wird allerdings nicht direkt erstiegen, sondern zunächst einmal auf seiner Ostseite umgangen. Hier kommt kurz Druesbergband-Feeling auf. Schließlich folgt man der Südostkante zum Gipfel des Zindlenspitz (2098 m).

Rossalpelifurggel - Zindlenspitz: markierte Wanderwege, T4/I (eine Stelle), sonst leichter, 30 Minuten


Heute war die Rundsicht deutlich besser als am Vortag. Der Speer war zu sehen, die Churfirsten, Sichelchamm, Gamsberg und Alvier, Mürtschenstock und Fronalpstock, und im Südosten der herrliche Grat vom Wiggis zum Schijen. Dahinter erhebt sich der mächtige Glärnisch. Im Süden der Redertenstock, der an diesem Tag ja noch auf meinem Programm stand, direkt daneben der Mutteristock, und daran anschließend der lange Grat vom Druesberg über den Mieserenstock, den Fläschenspitz und den Gantspitz bis hin zum Diethelm. Im Westen zeigten sich schließlich die Mythen und der Pilatus.

Nachdem ich die Aussicht genossen hatte (die heute deutlich besser war als am Vortag), machte ich mich an das Herzstück meiner Tour: Den Redertengrat. Ich stieg also in südlicher Richtung wieder ab, und verließ bei Pt. 1979 den Wanderweg. Von hier aus ging es nun immer an der Gratkante entlang.

Die anspruchsvollste Stelle kommt gleich am Anfang: Es geht einen steilen Kopf hinauf, und kurz vor dem höchsten Punkt über einen Weidezaun. Obacht, nicht dass man sich was aufreißt.

Der Weiterweg bleibt dann für etwa zwei Stunden allerdings recht ereignislos. Schwierige Stellen gibt es keine, Klettern muss man auch nicht, stattdessen folgt gemütliches Wandern zwischen Karrenfeldern (rechts) und dem gähnenden Abgrund (links). Der Grat ist dabei stets breit und gemächlich, ausgesetzt wird es nicht.

Spektakulär sind dafür die Ausblicke: auf den herrlichen Grat vom Wiggis zum Schijen, auf den Glärnisch, auf den einen oder anderen Steinbock, der es sich an einer absolut irren Stelle gemütlich gemacht hatte, und nicht zuletzt auf das einsame Gletscherhorn, das sich, wenn ich recht informiert bin, bis heute erfolgreich gegen eine Behikrung wehrt. Delta hat es ja mal versucht, aber wenn der es nicht schafft, wer dann?

Ich nahm unterwegs nicht jede Erhebung mit, überschritt aber immerhin den Lachenstock (2027 m) sowie die Punkte 2081 m und 2214 m, die auch als Haupt- und Südgipfel (2214 m) des Redertengrats gezählt werden. Wirklich bemerken tut man das vor Ort nicht, Gipfelerlebnisse stellen sich keine ein.

Zindlenspitz - Redertengrat Südgipfel: Weglose Gratwanderung (teils Spuren), T3 und leichter, 2h


Nach und nach näherte ich mich dem Redertenstock, den ich zum Abschluss noch besteigen wollte.

Dabei kam mir zugute, dass Uli_CH einige Tage zuvor hier in seine Bergsaison gestartet war, und seine Eindrücke in diesem Tourenbericht gepostet hatte. Ebenso hilfreich: Roalds Topo. Danke euch!

An sich ist die Wegführung aber auch klar, jedenfalls dann, wenn man stets dem Weg des geringsten Widerstands folgt: Ich querte zunächst ein Schneefeld am Fuss des Gipfelaufbaus, und hielt mich in dem Schrofengelände darüber dann tendenziell eher links. Weiter oben dann lief ich vollends auf dem Grat hinauf. Wenn sich die ersten ernstzunehmenden Felsen in den Weg stellen, geht's weg vom Grat in die linke Flanke, wo man unter einer markanten gelben Felswand recht ausgesetzt quert. An sich okay, ist diese Querung (und alles, was bis zum Gipfel hinauf noch folgt) von losem Schotter übersät und dadurch recht unangenehm zu gehen.

Danach hat man zwei Möglichkeiten: Gleich nach der Felswand rechts hinauf in eine Rinne, oder ein paar Schritte weiter deren linke Begrenzungsrippe hinauf. Ich nahm im Aufstieg die Rinne. Die sieht auf meinen Fotos super aus, ist aber ebenfalls voller Schutt und recht unschön zu begehen (II). Helm aufsetzen! Ich stieß mir hier den Kopf. An einem markanten Türml stieg ich links hinaus und stand vor dem letzten Wegabschnitt zum Redertenstock: In der linken Flanke geht es weiter, zunächst über feinen Rollsplitt, dann übers Gras weiter. Unterhalb bricht der Hang senkrecht ins Bodenlose. Instinktiv hielt ich mich daher rechts an der Felswand, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte: Hier ist das Gelände schwieriger (T4 und höher) als wenn man mutig gleich frei die Flanke hinaufgeht.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Ein paar Platten noch, aber unschwierig, dann steht man oben am Redertenstock (2295 m).

Sicht hatte ich keine, unsympathisch war mir der Berg eh, also bin ich gleich wieder runter. Diesmal, wie gesagt, in gerader Linie durch den Hang, das war besser (T3). Als ich am Türml ankam, schaute ich mir die Rinne von oben an, verwarf das, und stieg die für meine Begriffe deutlich besser begehbare Begrenzungsrippe hinunter. Unten querte ich unter der gelben Wand, wanderte den Grat abwärts und kam über das Schneefeld wieder in leichtes Gelände.

Redertenstock: weglos, unmarkiert, T5 und II in der Rinne, sonst leichter, 30 Minuten


Von hier aus wandte ich mich ziemlich genau nach Westen. Über Wiesen und letzte Schneefelder ging es abwärts. Ich fand Pt. 2044m (2044 m), dank meiner Wanderapp, denn bemerken tut man den nicht, und lief weiter unten dann auf die Rettungsstation des SAC Zindelspitz (1888 m) zu. Danach zielte ich zwischen Lauibüel und Lufthütte, was mir auch ziemlich gut gelang. Der gesamte Abstieg war eigentlich unproblematisch, und das trotz immer wieder durchziehender Wolken, lediglich ausgerechnet die letzten 150, 2000 Meter vor dem schon von oben zu erkennenden Schild (Rederten, 1511 m) erforderten noch ein bisschen Kraft.

Redertengrat Südgipfel - Rederten: weglos über Matten, T2, 1h


Wieder am Weg, war der Abstieg dann aber vollends unproblematisch. Weiter ging's zur Lufthütte (1431 m), wo ich mich verlief (das gehört nach Ausweis der Spuren hier aber wohl dazu), dann weiter durch den herrlichen Schlunenwald und über's Schwandli hinunter bis Hinter Bruch (919 m). Wo mir nichts anderes übrigblieb, als die letzten eineinhalb Kilometer zum Ziggen (922 m) auf der Straße zurückzulegen.

Rederten - Ziggen: markierte Wanderwege, T2, 1h


Fazit:

Ich mag Karst. Für mich war's eine wunderbare Gratwanderung, mit den schönen Zindlenspitz als Bonus. Der Redertenstock und ich werden aber keine Freunde mehr. Ich kann sowas zwar, aber wenn man sich währenddessen fragt, warum man das macht, dann lässt man's besser. Wenn ich wenigstens eine Aussicht gehabt hätte! Aber die ist mir verwehrt geblieben.


Ausrüstung:
 
C-Schuhe, Stecken, Helm am Redertenstock, unbedingt. Ich hab mir zwei Mal den Kopf gestoßen.


...und am nächsten Tag ging es dann auch für mich ins Mouthatal, zu einer extrem steilen Tour und einer
gut versteckten Höhle.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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miCHi_79 hat gesagt:
Gesendet am 21. Juni 2023 um 12:48
Komisch, dass du den Redertenstock nicht magst, nach dem ich dein Bericht von Mürli-Loch gelesen haben. Ich mag den Redertenstock, auch wenn der Spass relativ kurz ist. Der Weg eher rechts von Rippe hoch, durch das Türmli ist einfacher zu begehen, als es aussieht. Steil aber immer gut gestuft.
Gruss Michi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juni 2023 um 13:02
Na, soooo schlimm war's auch nicht. Aber das schotterige Gerutsche.... - nää, das ist einfach nicht meins. Lieber grünes Gras oder fester Kalk!

Na, vielleicht war's auch der Mangel an Aussicht. Grauer Nebel trägt ja bekanntlich nicht dazu bei, die Stimmung zu heben.

Herzlichen Gruß,

Nik

miCHi_79 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juni 2023 um 20:10
Ja die Aussicht macht viel aus. Ich habe den Redertenstock gar nicht als schottiges Gerutsche in Erinnerung... muss wieder mal hin ;-)
Gruss Michi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juni 2023 um 08:28
Musste mal wieder rauf. Ich wünsch Dir ne bessere Aussicht, als ich sie hatte!

Herzlichen Gruß,

Nik


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